Pressebereich - Deutsche Oper Berlin
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Oper in vier Akten >>> Dichtung von Francesco Maria Piave und Andrea Maffei nach William Shakespeare >>> In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 3 Stunden (inkl. einer Pause) >>> Premiere: 23. November 2024 >>> Weitere Vorstellungen: 27., 30. November; 4., 8. Dezember 2024; 11., 19. und 25. Januar 2025 >>> Mit freundlicher Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin e. V.
Mit MACBETH vertonte Giuseppe Verdi erstmals ein Drama Shakespeares und brachte damit eine der blutrünstigsten Geschichten überhaupt auf die Opernbühne. In bewährter Manier strafft Verdi
die Handlung, lässt schlagartige emotionale Umschwünge aufeinanderfolgen und intensiviert so
die dramatische Spannung. Es entsteht ein packender Sog, der die Figuren unaufhaltsam ihrem grausigen Ende entgegensteuern lässt. Im Schaffen des Komponisten bildet MACBETH einen entscheidenden Schritt in Richtung einer Neugestaltung der italienischen Oper, was sich noch deutlicher in der überarbeiteten Fassung von 1865 zeigt. Ergänzt werden die für Verdi üblichen tänzerischen Rhythmen und ausschweifenden Gesangslinien von einer minutiösen Ausarbeitung der Klangfarben, die der düsteren Handlung über nebulöse Weissagungen und brutale Machtkämpfe ihre einmalige Stimmung verleiht.
Als ein Experiment, das in beiden Fassungen für seine Zeit hochmodern war, bezeichnet Enrique Mazzola MACBETH. Der Musikdirektor der Lyric Opera Chicago und Erste Ständige Gastdirigent der Deutschen Oper Berlin begeisterte in den letzten Jahren das Publikum an der Bismarckstraße u. a. mit den Premieren von Verdis LES VÊPRES SICILIENNES und Donizettis ANNA BOLENA, die unter seiner musikalischen Leitung auf die Bühne kamen. Als einer der führenden Interpreten des Belcanto, aber auch der französischen Grand Opéra hat er an der Deutschen Oper Berlin einen ganzen Zyklus von Opern Giacomo Meyerbeers erarbeitet. Gerade erschien zudem der Mitschnitt der Vorstellungen von Massenets HÈRODIADE (Juni 2023) bei Naxos als CD. Unter seinem Dirigat sangen Etienne Dupuis (Hérode), Clémentine Margaine (Hérodiade), Nicole Car (Salomé) und Matthew Polenzani (Jean). Diese Saison widmet Mazzola sich der facettenreichen Klanggewalt des „Schottischen Stücks“.
Marie-Ève Signeyrole zählt zu den gefragtesten Regisseurinnen ihrer Generation. An der Deutschen Oper Berlin debütierte sie 2020 mit dem interdisziplinären Konzertprojekt BABY DOLL
zu Beethovens 7. Sinfonie. Vor zwei Jahren folgte in der Tischlerei, gemeinsam mit dem iranisch-französischen Komponisten Keyvan Chemirani, das Musiktheater NEGAR, das in Teheran spielt, von der Liebe zweier Menschen als lebensbedrohlichem Politikum handelt und in dem Kunst zum Mittel der Rebellion wird. Die Beschäftigung mit brandaktuellen Gesellschaftsthemen und eine unmittelbare, wirkungsvolle Bildsprache sind Markenzeichen der französischen Regisseurin. MACBETH bringt sie als Opern-Thriller auf die Bühne, angesiedelt in einer dystopischen nahen Zukunft eines von Krieg und Energiekrise zerrütteten Europas, in dem die Hexen als Strippenzieherinnen ihre wirtschaftlichen Interessen durch knallharte Manipulation umsetzen.
Das zwischen Tyrannei und Wahnvorstellung im Zentrum der Handlung stehende Herrscherpaar wird verkörpert von zwei aufstrebenden Stars der Opernwelt: Roman Burdenko, der in der Titelpartie zu erleben ist, hat sich in den letzten Jahren als einer der führenden Baritone im Verdi-Fach etabliert. Seit seinem Debüt an der Deutschen Oper Berlin 2016 als Renato in UN BALLO IN MASCHERA erntete er hier Beifall u. a. als Barnaba in LA GIOCONDA, Scarpia in TOSCA, Don Carlo di Vargas in LA FORZA DEL DESTINO und in der Titelpartie von RIGOLETTO.
Als Lady Macbeth präsentiert sich Felicia Moore, die seit ihrem Abschluss an der Julliard School in New York für Furore sorgt. Nach ersten Engagements und erfolgreichen Wettbewerben in den USA debütierte sie an der Metropolitan Opera in der Titelpartie von Schostakowitschs LADY MACBETH IN MZENSK. An der Deutschen Oper Berlin trat sie bisher als Gerhilde, dritte Norn sowie Gutrune
in Wagners RING in Erscheinung.
Besetzungs-Highlights: Zemlinskys DER ZWERG, Donizettis LUCIA DI LAMMERMOOR und Rossinis IL VIAGGIO A REIMS >>> Weihnachtsprogramm: HÄNSEL UND GRETEL, DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN und LA BOHÈME sowie für die Kleineren Kinder tanzen DER NUSSKNACKER und IMMMERMEEEHR >>> Installation „Masses“ von Ed Atkins im Rangfoyer
Wir freuen uns sehr, dass mit Alexander von Zemlinskys DER ZWERG ein Werk auf den Spielplan der Deutschen Oper Berlin zurückkehrt, das bei seiner Premiere unter Leitung von Sir Donald Runnicles und in einer Inszenierung von Tobias Kratzer im März 2019 einhellig auf große Begeisterung stieß. Jetzt, bei seiner Wiederaufnahme, wird die Titelpartie ebenfalls von Tenor David Butt Philip gesungen und findet ihre Spiegelung in der Darstellung von Mick Morris Mehnert. Als kokett-verwöhnte Donna Clara, die ihr zynisches Spiel mit dem Zwerg treibt, ist Elena Tsallagova zu erleben, die ihr subtiles Talent, komplexe Rollen zu gestalten, zuletzt u. a. in Strauss‘ ARABELLA bewiesen hat. Damit dürfte Zemlinskys klangsinnlich schillerndes Seismogramm einer diffizilen psychologischen Konstellation um Fragen der Selbst- und Fremdwahrnehmung eine kongeniale Besetzung gefunden haben. Wir laden Sie herzlich ein zu den Vorstellungen am 1., 7. und 10. Dezember.
Weitere Besetzungs-Highlights: LUCIA DI LAMMERMOOR und VIAGGIO A REIMS
Nach ihrem umjubelten Erfolg als Violeta Valéry in den LA TRAVIATA-Vorstellungen im Oktober 2024 dürfen wir uns am 14. und 18. Dezember auf Adela Zaharia in der Titelpartie von Gaetano Donizettis LUCIA DI LAMMERMOOR freuen. „Die Stimme verfügt nicht nur über ein interessantes Timbre, das dunkler und samtiger ist, als man es von Sängerinnen im Koloraturfach gewohnt ist, sondern auch über eine voluminöse und satte Mittellage bei strahlenden Höhen.“ – urteilte das Online-Musikmagazin „bachtrack“ über ihre Münchener Lucia. In der Partie des Edgardo gibt der junge chinesische Tenor Long Long, der bei zahlreichen internationalen Wettbewerben auf sich aufmerksam gemacht hat, sein Hausdebüt an der Deutschen Oper Berlin. Zuletzt brillierte er in der Titelpartie von Gounods FAUST an der COC Toronto.
Die eher selten zu sehende Rossini-Oper (es ist seine letzte italienischsprachige) IL VIAGGIO A REIMS steht in der kongenialen Inszenierung von Jan Bosse für vier letzte Vorstellungen auf dem Spielplan: Am 27., 30. Dezember, 2. und 6. Januar können sich noch einmal absurde Handlung, virtuose Koloraturkaskaden und ein 14-stimmiges spielfreudiges Ensemble im „Sanatorium Europa“ austoben. Gleich einer Farce sind die Protagonistinnen und Protagonisten als überzeichnete Nationaltypen in einem Hotel gestrandet und verwickeln sich in Liebesgeständnisse und politische Animositäten. Unter musikalischer Leitung von Alessandro De Marchi kann das junge Ensemble des Hauses sein Können zeigen!
Klassiker der Weihnachtszeit
Natürlich dürfen auch die Klassiker im Weihnachtsprogramm nicht fehlen: Mit Humperdincks HÄNSEL UND GRETEL am 13., 20., 26. (2 x) und 28. Dezember sowie Janáčeks DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN am 19., 22., 23. Dezember und am 4., 5. Januar steht ein attraktives Familienprogramm auf dem Spielplan.
Und zu Silvester um 17 Uhr laden wir herzlich zu der faszinierend detailreich ausgestatteten Götz-Friedrich-Inszenierung von Puccinis Künstleroper LA BOHÈME ein, die auch am 6., 9., 11. und 29. Dezember zu sehen ist.
Für die Kleineren (ab 8 Jahren) gibt es im Dezember ebenfalls ein sehr breites Programm: die Gordon-Kampe-Komposition IMMMERMEEEHR, die am 16. November in der Tischlerei uraufgeführt wird und bei der der Kinderchor im Mittelpunkt steht, ist auch am 1.12. um 14 Uhr, am 5.12.
um 10.30 Uhr, am 7.12. um 17 Uhr, am 8.12. um 14 Uhr, am 10.12. um 10.30 Uhr, am 14.12. um 17 Uhr, am 18.12. um 10.30 Uhr, am 21.12. um 14 + 17 Uhr sowie am 27. und 30. 12. um 17 Uhr zu erleben.
Und Kinder tanzen – DER NUSSKNACKER (ab 4 Jahren) steht am 5. um 18 Uhr sowie am 11., 18. und 23. Dezember um 11 Uhr auf dem Spielplan.
Installation „Masses“ von Ed Atkins im Rangfoyer
Am 11. November um 19 Uhr eröffnen der Direktor der Berlinischen Galerie, Dr. Thomas Köhler, und der Künstler Ed Atkins seine Installation „Masses“ im Rangfoyer der Deutschen Oper Berlin. Der Brite Atkins hat als Bildender Künstler, Autor und Filmemacher international Aufsehen erregt; bereits für seine große Ausstellung „Old Food“ 2017 im Gropius Bau nutzte Atkins Kostüme aus dem Fundus der Deutschen Oper Berlin. „Masses“ ist jeweils ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn zugänglich sowie an den Museumssonntagen (freier Eintritt am jeweils ersten Sonntag des Monats) am 5. Januar 11 bis 13 Uhr, am 2. Februar und 2. März, jeweils von 11 bis 15 Uhr.
„Masses“ bietet eine Vorausschau auf die große Uraufführung LASH (am 20. Juni 2025) von Rebecca Saunders, nach Texten von Ed Atkins.
Samstag, 02. November 2024 >>> 19 - 21 Uhr (Konzert) >>> After Show-Veranstaltung bis 24 Uhr
Freuen Sie sich auf höchsten Operngenuss mit internationalen Stars der Opernwelt wie Joseph Calleja, Teresa Romano, Pene und Amitai Pati, Golda Schultz, Julie Roset, Nils Wanderer, Anastasia Bartoli und Roman Burdenko sowie dem Chor und dem Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Leitung von Daniele Squeo.
Nach der Begrüßung durch Anne von Fallois (Vorsitzende Deutsche AIDS-Stiftung) und Intendant Dietmar Schwarz wird Finanzsenator Stefan Evers in Vertretung des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner sprechen, bevor Sie unser Orchester mit der Ouvertüre aus Rossinis GUILLAUME TELL festlich einstimmt. Das Programm bietet Ausschnitte und Bravourarien u.a. aus Cileas L’ARLESIANA, Rossinis SEMIRAMIDE, Gounods ROMÈO ET JULIETTE, Verdis DON CARLO und MACBETH. Nils Wanderer sowie Pene und Amitai Pati erweitern das Opernprogramm um Populäres: Wir freuen uns auf ein abwechslungsreiches, unterhaltsames Konzert.
Durch den Abend führt Startenor Rolando Villazón, dem insbesondere der Benefizcharakter des Abends am Herzen liegt. Nach dem Bühnenprogramm bleibt die Oper für Sie geöffnet: Erleben Sie eine einmalige „Night at the Opera“ bei Musik, kulinarischen Angeboten und künstlerischen Interventionen zusammen mit prominenten Gästen wie Margot Friedländer, Cem Özdemir und Annabelle Mandeng.
Guter Zweck und gute Unterhaltung: Gemeinsam mit der Deutschen AIDS-Stiftung setzen wir mit dem traditionsreichen und nun zeitgemäßer gestalteten Charity-Event ein kraftvolles Zeichen gesellschaftlicher Solidarität. Der Erlös kommt Menschen mit HIV in Deutschland und im südlichen Afrika zugute.
3sat strahlt die Operngala am 30.11.2024 um 21.50 Uhr aus. Die Sendung ist eine Produktion des rbb.
Es sind nur noch wenige Karten im Webshop der Deutschen Oper Berlin und telefonisch unter 030 343 84 343 erhältlich.
Premiere: Giuseppe Verdis MACBETH (am Pult: Enrique Mazzola, Regie: Marie-Ève Signeyrole) am 23. November >>> Uraufführung in der Tischlerei: Gordon Kampes IMMMERMEEEHR, Musiktheater für, von und mit Kindern am 16. November >>> Festliche Opernnacht für die Deutsche AIDS-Stiftung am 2. November >>> Besetzungs-Highlights: TOSCA und TRISTAN UND ISOLDE
Wir freuen uns sehr, dass Enrique Mazzola, Erster Ständiger Gastdirigent des Hauses, die Neuproduktion von Verdis MACBETH musikalisch leiten wird, Premiere ist am 23. November. An seiner Seite zeichnet für die Inszenierung die Französin Marie-Ève Signeyrole verantwortlich, die 2020 mit dem interdisziplinären Konzertprojekt BABY DOLL zu Beethovens 7. Sinfonie an der Deutschen Oper Berlin debütierte. Darüber hinaus entwickelte sie vor zwei Jahren in der Tischlerei, gemeinsam mit dem iranisch-französischen Komponisten Keyvan Chemirani, das Musiktheater NEGAR, das von der Liebe zweier Menschen als lebensbedrohlichem Politikum handelt und in dem Kunst zum Mittel der Rebellion wird.
Nun widmet sie sich Shakespeares düsterer Geschichte über nebulöse Weissagungen und blutige Machtkämpfe um das schottische Königshaus, die bei Verdi höchste dramatische Spannung gewinnt und die Figuren unaufhaltsam ihrem grausigen Ende entgegensteuern lässt. Das zwischen Tyrannei und Wahnvorstellung im Zentrum der Handlung stehende Herrscherpaar wird verkörpert von zwei Stars der Opernwelt: Der russische Bariton Roman Burdenko gilt als einer der Großen im Verdi-Fach. Seit seinem Debüt an der Deutschen Oper Berlin im Jahr 2016 als Renato in UN BALLO IN MASCHERA begeisterte er das Publikum hier u. a. als Barnaba in LA GIOCONDA, Scarpia in TOSCA, Don Carlo di Vargas in LA FORZA DEL DESTINO und in der Titelpartie von RIGOLETTO.
Als Lady Macbeth präsentiert sich Anastasia Bartoli, die als Primadonna des italienischen Fachs in den letzten Jahren für Furore sorgte und zuletzt beim Rossini Festival in Pesaro mit ERMIONE, einer der schwierigsten Rollen im Rossini-Repertoire, großen Erfolg feierte. In diesem Herbst folgen nun ihre Debüts in Berlin mit Abigaille (NABUCCO) an der Staatsoper Unter den Linden und mit Lady Macbeth an der Deutschen Oper Berlin.
Zur Premiere am 23. November laden wir Sie schon heute herzlich ein!
Gordon Kampes IMMMERMEEEHR – für, von und mit Kindern
IMMMERMEEEHR heißt das Musiktheater, in dem der Kinderchor sowie Solist*innen aus den Reihen des Kinderchores als Hauptfiguren auf der Bühne der Tischlerei stehen – gemeinsam mit Mitgliedern des Ensembles und des Orchesters der Deutschen Oper Berlin. Der Text von Maria Milisavljević entstand aus Gesprächen mit Kindern einer 6. Klasse, Regie führt die in partizipativen Projekten erfahrene Franziska Seeberg. Die Komposition stammt von Gordon Kampe, der großes Renommee genießt und es gewohnt ist, für unterschiedliche Altersklassen zu komponieren.
Der Titel mit seinen Buchstabenreihungen signalisiert bereits die Überforderung, der sich viele Kinder ausgesetzt sehen: Schon auf dem Schulweg beginnt der Stress. Du bist zu spät, keiner will neben dir sitzen. Die anderen lachen dich aus und du wirst wegen deiner Kleidung gemobbt. In der Schule sind die Noten schlecht und die Lehrer*innen ungerecht, du machst dir Sorgen, weil deine Eltern arbeitslos sind – oder hast mit den Erinnerungen an Krieg und Flucht zu kämpfen, die noch immer präsent sind. Zugleich erzählt das Stück aber auch davon, wie mit Imaginationskraft und im gemeinschaftlichem Handeln der Kinder Lösungsmöglichkeiten für die genannten Probleme gefunden werden können.
Die Uraufführung unter musikalischer Leitung von Christian Lindhorst findet am 16. November um 14 Uhr statt, die zweite Vorstellung folgt am selben Tag um 17 Uhr. Schul- und Familienvorstellungen gibt es bis zum 30. Dezember.
Festliche Opernnacht für die Deutsche AIDS-Stiftung am 2. November
Die Deutsche Oper Berlin erstrahlt am 2. November wieder im Zeichen der roten AIDS-Schleife. Aus der traditionsreichen Operngala zugunsten der Deutschen AIDS-Stiftung, die seit vielen Jahren zu den Höhepunkten der Berliner Benefiz-Events gehört, wird die Festliche Opernnacht: schlanker, kommunikativer, zeitgemäßer. Die Gäste erwartet musikalischer Operngenuss auf höchstem Niveau mit Stars der internationalen Opernwelt, zugesagt haben u. a. Joseph Calleja, Teresa Romano, Pene und Amitai Pati, Golda Schultz, Julie Roset, Nils Wanderer, Thomas Blondelle, Anastasia Bartoli und Roman Burdenko. Durch den Abend führt Rolando Villazón; das Orchester der Deutschen Oper Berlin spielt unter Leitung von Daniele Squeo. Nach dem Bühnenprogramm bleibt die Oper offen: Bei Musik, kulinarischen Angeboten und künstlerischen Interventionen lässt sich eine einmalige „Night at the Opera“ erleben.
Die Festliche Opernnacht für die Deutsche AIDS-Stiftung wird ein kraftvolles Zeichen gesellschaftlicher Solidarität setzen, denn der Erlös kommt Menschen mit HIV in Deutschland und im südlichen Afrika zugute. 3sat strahlt die Operngala am 30. November 2024 um 21.45 Uhr aus. Die Sendung ist eine Produktion des rbb.
Besetzungs-Highlights: TOSCA und TRISTAN UND ISOLDE
Am 6., 9. und 16. November freuen wir uns auf TOSCA-Vorstellungen mit Elena Stikhina in der Titelpartie und Martin Muehle als Cavaradossi, der zuletzt als Hermann in der Premierenserie von PIQUE DAME viel Applaus erhielt. Als Scarpia ist Lucio Gallo zu erleben, die musikalische Leitung hat Giampaolo Bisanti.
Clay Hilley als Tristan und Ricarda Merbeth als Isolde stehen im Zentrum der Vorstellung am 10. November, die mit Georg Zeppenfeld als König Marke, Thomas Lehman als Kurwenal und Irene Roberts als Brangäne einen herausragenden Cast bietet. Am Pult steht Petr Popelka, der mit Beginn der Saison 2024/25 Chefdirigent der Wiener Symphoniker geworden ist.
Offener Brief des Bühnenvereins Landesverband Berlin
Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister Wegner, sehr geehrter Herr Senator Evers, sehr geehrter Herr Senator Chialo,
am 19. September 2024 haben Sie den Vertreter*innen aller Kulturbereiche in einer Informationsveranstaltung die Haushaltsnotlage des Landes Berlin und die notwendigen und drastischen Einsparauflagen in 2025 und 2026 auch für den Kulturetat erläutert. Ein Einsparvolumen von 110 bis 150 Millionen Euro oder mehr für 2025 und nochmals eine ähnliche Summe für 2026 stehen im Raum.
Einsparungen in dieser Größenordnung kämen einem Kahlschlag für die Kultur in Berlin gleich:
- Die institutionell geförderten Opern-, Konzert- und Theaterhäuser wären gezwungen, den bereits geplanten und vertraglich verabredeten Produktions- und Spielbetrieb weitestgehend auszudünnen. Denn mit hohen Fixkosten für Personal und Gebäudeunterhaltung besteht der einzige budgetäre Spielraum im künstlerischen Programm. Die Auswirkungen auf das kulturelle Angebot der Stadt wären drastisch – allein die 29 Mitgliedsbetriebe im Bühnenverein erreichen jährlich rund 3 Millionen Besucher*innen.
- Privatrechtlich organisierten Häusern drohte die Insolvenz.
- Kürzungen bei den projektbezogenen Förderungen träfen die vulnerabelsten Bereiche der freien Szene und der Performing Arts, der Literatur, der Bildende Kunst, des Tanzes und der kulturellen Bildung.
- Wichtige Einrichtungen der Freien Szene, der Clubs, der Literatur, der Bildenden Kunst wären wegen ausbleibender Kooperationen von der Schließung bedroht.
- Der „Arbeitsplatz Kultur“ wäre unmittelbar und in großem Umfang von Entlassungen und dem beruflichen Aus Vieler bedroht. Immerhin arbeiten allein 8,2% der Erwerbstätigen in Berlin im Kulturbereich.
- Das kulturelle Angebot wäre ein Bruchteil von dem, was es jetzt ist. Damit verschwänden Räume des sozialen Miteinanders und der Begegnung, des gesellschaftlichen Dialogs, Angebote der kulturellen und politischen Bildung, Orte der Freizeit und des Kulturgenusses.
- Die mit dem Kultursektor verbundene Umwegrentabilität sänke massiv. Wirtschaftszweige wie Hotel- und Gaststättengewerbe, Tourismus, Nahverkehr, Einzelhandel etc. würden empfindliche Einbußen erleiden.
- Die hohe internationale Präsenz der Berliner Kultur über Gastspiele und Kooperationen überall in der Welt bräche weg. Die internationale Kulturszene, die über viele Festivals und Kooperation nach Berlin kommt, bliebe der Stadt fern.
- Die Vielfalt, die Exzellenz, die Kraft, die Innovationsfähigkeit der Kultur in Berlin würde geschwächt oder verschwände. Die internationale Strahlkraft Berlins, die viele in unsere Stadt zieht und die die Stadt als Lebensort so attraktiv macht, würde verblassen.
Die im Raum stehenden Kürzungen sind für die Kultur keine haushaltspolitischen Weichenstellungen für die Zukunft. Mit diesen Plänen würde die Kultur mit voller Wucht gegen die Wand fahren.
Als Verbund der Opern- und Konzerthäuser, der Orchester, der Sprechtheater, der Revue und des Kabaretts in Berlin rufen wir den Senat dazu auf, bei den anstehenden Beratungen zur Konsolidierung des Gesamtlandeshaushalts den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stellenwert der Kultur in den Fokus zu nehmen. Das erzielte Einsparvolumen im kleinsten Ressortetat der Stadt steht in einem eklatanten Missverhältnis zu den immensen Schäden, für die man noch in Jahrzehnten einen hohen Preis zahlen wird. Wir appellieren an Sie: Graben Sie der Kultur Berlins nicht das Wasser ab. Berlin lebt von der Kultur. Die Kultur bildet Gesellschaft und schafft Lebensqualität. Sie ist der entscheidende Standortfaktor Berlins. Sie prägt Berlins Image, auch und gerade im Vergleich mit anderen deutschen sowie internationalen Metropolen.
Der Bühnenverein steht solidarisch zusammen mit allen Bereichen der Kultur in Berlin. Wir lassen uns nicht in Verteilungskämpfe treiben. Berlin braucht die Vielfalt der Kultur, Berlin profitiert von den wechselseitigen Impulsen der unterschiedlichen Kulturbereiche. Das macht die Stadt reich und zukunftsfähig. Jeder Euro für die Kultur ist eine Investition, die sich vielfach auszahlt. Ideell, gesellschaftlich und wirtschaftlich.
Die Petition kann gezeichnet werden unter:
Bühnenverein Landesverband Berlin
Für den Vorstand Thomas Fehrle, Christina Schulz, Karin Bares und Tobias Veit
25. September 2024
Folgende Unterstützer*innen schließen sich dem offenen Brief des Bühnenvereins an:
Daniel Barenboim, Karin Bares, Janina Benduski, BBK, Philip Bröking, Yvonne Büdenhölzer, Frank Castorf, Annette Dasch, Justin Doyle, Lars Eidinger, Didier Eribon, Silvia Fehrmann, Joachim Flicker, James Gaffigan, Antonia Gersch, Fritzi Haberlandt, Philipp Harpain, Jörg Hartmann, Evelyn Marie Henrion, Evelyn Herlitzius, Jens Hillje, Jacob Höhne, Nina Hoss, Vladimir Jurowski, Ulrich Khuon, Burghardt Klaußner, Barrie Kosky, Kurt Krömer, Nina Kunzendorf, LAFT Berlin, Geoffroy de Lagasnerie, Ursina Lardi, lris Laufenberg, Gijs Leenaars, Carolin und Frank Lüdecke, Joana Mallwitz, Ulrich Matthes, Joachim Meyerhoff, Susanne Moser, Martin Muehle, Celina Nicolay, Andrea Niederbuchner, Sebastian Nordmann, Camilla Nylund, Thomas Ostermeier, Matthias Pees, Caroline Peters, Kirill Petrenko, Anke Politz, Sir Simon Rattle, Milo Rau, Oliver Reese, Anselm Rose, Sir Donald Runnicles, Jochen Sandig, Peter Sauerbaum, Berndt Schmidt, Anna Schudt, Torben Schumacher, Katharina Schüttler, Dietmar Schwarz, Elisabeth Sobotka, Doris Soffel, Evangelia Sonntag, Christian Spuck, Michael Thalheimer, Christian Thielemann, Robin Ticciati, Annemie Vanackere, GdBA, Georg Vierthaler, Rolando Villazón, Lars Vogel, Marius von Mayenburg, Sasha Waltz, Mark Waschke, Jossi Wieler, Angela Winkler, Martin Woelffer, Maja Zade, Andrea Zietzschmann
Zu einem ganz besonderen Gesamterlebnis aus klassischer Musik, Techno, zeitgenössischer Artistik, Realtime Visuals und Operngesang laden wir zu Beginn der Saison ins alte Stadtbad Charlottenburg ein! Am 20. September feiert dort IMMERSION seine Uraufführung, auf die Beine gestellt von einem künstlerischen Team rund um Regisseurin Ariane Kareev. Da in die Tischlerei eine neue Belüftungsanlage eingebaut wird, ging das Tischlerei-Team mit der Regisseurin auf die Suche nach einem alternativen Raum und wurde gleich in der Nähe der Oper fündig: im alten Stadtbad Charlottenburg. IMMERSION ist die Fortsetzung der erfolgreichen „Hinterhalt“-Reihe, die die Fragestellungen der Neuproduktionen im großen Haus reflektiert, und macht die Hexen und Geisterwesen aus LA FIAMMA, MACBETH und DIE FRAU OHNE SCHATTEN zum Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Recherche. Dabei kommen sich Publikum und Künstlerinnen so nahe wie sonst selten: Die Vorstellungen sind für 70 Zuschauende ausgelegt – 50 von ihnen gehen mit den Performerinnen ins Wasser, 20 finden auf der schmalen Umrandung des Beckens Platz. IMMERSION ist ein Fest und ein mystisches Ritual, das dazu anregt, gemeinsam über Visionen einer möglichen zukünftigen Welt nachzudenken. Die Uraufführung findet am 20. September statt, weitere Vorstellungen am 21. und 22. September. (Wegen der geringen Platzkapazität sind berichtende Kolleg*innen in diesem Fall leider nur ohne Begleitung eingeladen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis!)
Und auf der großen Bühne feiert am 29. September Ottorino Respighis LA FIAMMA in der Regie von Christof Loy Premiere. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Carlo Rizzi, der für seine herausragenden Dirigate gerade für den International Opera Award 2024 nominiert wurde – ebenso wie Christof Loy in der Sparte Regie.
Imposante Gesänge und kolossale Tableaux begleiten in Respighis letzter großer Oper eine Geschichte um Intrigen, Machtkämpfe und eine Affäre zwischen Stiefmutter und Sohn. Umgeben von politischen Kämpfen verstricken sich die Figuren in persönliche Konflikte, die erbarmungslos in die Katastrophe münden und mit dem grausamen Ausgang auf dem Scheiterhaufen enden. Für LA FIAMMA schuf Respighi eine Musik, die den Rahmen seiner illustrativ anmutenden „Trilogia romana’’, für die er heute im Konzertsaal bekannt ist, weit überdehnt. Dennoch bleibt der Komponist im Kern seiner schillernden Klangsprache treu – das Ergebnis ist ein musikalisches Amalgam aus französischem Impressionismus, Einflüssen russischer Musik und klassizistischer Verarbeitung italienischer Renaissancemusik.
In den exponierten weiblichen Rollen sind die darstellungsfreudigen Sopranistinnen Olesya Golovneva, die kurzfristig die Partie der Silvana von Aušrinė Stundytė übernommen hat, Martina Serafin sowie „the one and only“ Doris Soffel zu erleben. An ihren Seiten stehen Georgy Vasiliev und Ivan Inverardi.
Regisseur Christof Loy führt an der Deutschen Oper Berlin seine Reihe opulenter Opern aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts fort. Als 1934 Respighis LA FIAMMA in Rom aus der Taufe gehoben wurde, befand sich Europa längst im Angesicht des Faschismus. In der Handlung um den brutalen Schauprozess, befeuert durch die hysterischen Massen, spiegelt sich unverblümt eben diese Fratze gesellschaftlicher Umwälzungen.
Die Premiere am 29. September wird live ab 18 Uhr auf radio3 übertragen.
Saisoneröffnungsfest am 31. August – bei freiem Eintritt! >>> Konzerte im Rahmen des Musikfest Berlin in der Philharmonie: Am 10. September „Italia nera’’ mit Werken von Respighi, Nono und Verdi, am Pult: Sir Donald Runnicles / Am 16. September „A Celebration for the DUKE’’ mit Orchester und BigBand, am Pult: Titus Engel und Manfred Honetschläger >>> Premiere am 29. September: Ottorino Respighi LA FIAMMA >>> Uraufführung am 20. September im Stadtbad Charlottenburg: IMMERSION
Keine Vorschau ohne Rückblick: Es hat geradezu unsere Erwartungen übertroffen, dass in der Saison 2023/24 mit rund 271.000 Zuschauer* innen zum Saisonende (bis zum 8. Juli waren es exakt 265.308, 4 Vorstellungen stehen noch aus) – die Auslastung auf knapp 80% angestiegen ist. Damit werden sogar die Besucherzahlen aus der Spielzeit 2018/19, also vor der Pandemie, übertroffen (244.000) – eine Beobachtung, die die Deutsche Oper mit anderen Berliner Kulturinstitutionen teilt: Der Hunger nach Kultur ist offenbar durch die gegenwärtigen weltpolitischen Krisen noch gewachsen. Dieses offene, am Austausch über künstlerische Manifestationen interessierte Publikum ist eine sehr gute Nachricht!
Und kein Saisonstart ohne die Einladung an Nachbarn, Opernfans und alle Familien zum großen Eröffnungsfest, das die Deutsche Oper Berlin am Samstag, den 31. August ab 14 Uhr, zusammen mit dem Staatsballett veranstaltet. Eintritt frei! Von Kinderprogrammen wie Fahnenbemalen und Instrumentenbasteln bis zur öffentlichen Probe des Staatsballetts und einer Technikshow reicht das Angebot in den Foyers und im Zuschauerraum. Und wer wollte sich nicht schon immer mal unter die fabelhaften Mitglieder des Chors der Deutschen Oper Berlin mischen und auf der Klangfülle mitschweben: Ein Mitsingkonzert um 17.50 Uhr bietet die Gelegenheit dazu!
Das festliche Konzert mit Orchester und Ensemblemitgliedern verschafft ab 19 Uhr Ausblicke auf musikalische Highlights der neuen Saison, es moderieren Fanny Tanck (rbb) und Intendant Dietmar Schwarz.
Konzerte im Rahmen des Musikfest Berlin: „Italia nera’’ und eine Hommage an Duke Ellington zum 125. Geburtstag
Es ist geradezu Ehrensache, dass die Berliner Spitzenorchester beim Musikfest Berlin zu Konzerten mit außergewöhnlichen Programmen einladen, in diesem Jahr sind es gleich zwei mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin in der Philharmonie.
Am 10. September, unter Leitung von Sir Donald Runnicles, präsentieren wir unter dem Titel „Italia nera’’ eine düstere Hommage an Luigi Nono, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Zu Beginn zeichnet Ottorino Respighis in „Feste Romane’’ klanglich das Schauerbild einer römischen Arena zu Zeiten Kaiser Neros. Am Ende erklingt der vierte Akt von Verdis OTELLO, einer der tiefsten, finstersten Akte der Operngeschichte. Hier freuen wir uns auf das Desdemona-Debüt von Federica Lombardi, die zuletzt als Anna Bolena an der Deutschen Oper Berlin brillierte, und auf Roberto Alagna in der Titelpartie.
Im Mittelteil: Luigi Nonos „Canti di vita e d’amore. Sul ponte di Hiroshima’’, führt ebendort hin. Die „Lieder des Lebens und der Liebe: Auf der Brücke von Hiroshima“ wurden 1962 uraufgeführt; das Werk für Sopran, Tenor und Orchester besteht aus drei höchst unterschiedlichen Teilen: Der erste Satz handelt, so Nono, vom „verbrecherischen Wahnsinn unserer Zeit’’, der dritte öffnet sich mit der Intonation eines Liebesgedichts von Cesare Pavese der Zuversicht.
Am 16. September feiern die Sängerin Fola Dada, ausgezeichnet mit dem Deutschen Jazzpreis 2022, die BigBand und das Orchester der Deutschen Oper Berlin den Meister des Jazz: eine Hommage an Duke Ellington. Das Konzert unter musikalischer Leitung von Titus Engel und Manfred Honetschläger findet im Rahmen des Musikfest Berlin in der Philharmonie statt.
Premiere am 29. September: Ottorino Respighi LA FIAMMA
Und damit sind wir bei der ersten Premiere auf der großen Bühne: LA FIAMMA in der Regie von Christof Loy und unter musikalischer Leitung von Carlo Rizzi. Imposante Gesänge und kolossale Tableaux begleiten in Ottorino Respighis letzter großer Oper eine Geschichte um Intrigen, Machtkämpfe und eine Affäre zwischen Stiefmutter und Sohn. Umgeben von politischen Kämpfen verstricken sich die Figuren in persönliche Konflikte, die erbarmungslos in die Katastrophe münden und mit dem grausamen Ausgang auf dem Scheiterhaufen enden. Für LA FIAMMA schuf Respighi eine Musik, die den Rahmen seiner illustrativ anmutenden „Trilogia romana’’, für die er heute im Konzertsaal bekannt ist, weit überdehnt. Dennoch bleibt der Komponist im Kern seiner schillernden Klangsprache treu – das Ergebnis ist ein musikalisches Amalgam aus französischem Impressionismus, Einflüssen russischer Musik und klassizistischer Verarbeitung italienischer Renaissancemusik.
In den exponierten weiblichen Rollen sind die darstellungsfreudigen Ausnahmesopranistinnen Aušrinė Stundytė und Martina Serafin sowie „the one and only“ Doris Soffel zu erleben, an ihren Seiten Georgy Vasiliev und Ivan Inverardi.
Regisseur Christof Loy führt an der Deutschen Oper Berlin seine Reihe opulenter Opern aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts fort. Als 1934 Respighis LA FIAMMA in Rom aus der Taufe gehoben wurde, befand sich Europa längst im Angesicht des Faschismus. In der Handlung um den brutalen Schauprozess, befeuert durch die hysterischen Massen, spiegelt sich unverblümt eben diese Fratze gesellschaftlicher Umwälzungen.
Die Premiere am 29. September wird live ab 18 Uhr auf radio3 übertragen.
Uraufführung im Stadtbad Charlottenburg: IMMERSION
Da in die Tischlerei eine neue Belüftungsanlage eingebaut wird, ging das Tischlerei-Team mit Regisseurin Ariane Kareev auf die Suche nach einem alternativen Raum und wurde gleich in der Nähe der Oper fündig: im alten Stadtbad Charlottenburg. IMMERSION ist die Fortsetzung der erfolgreichen „Hinterhalt“-Reihe, die die Fragestellungen der Neuproduktionen im großen Haus reflektiert, und macht die Hexen und Geisterwesen aus LA FIAMMA, MACBETH und DIE FRAU OHNE SCHATTEN zum Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Recherche. Dabei kommen sich Publikum und Künstlerinnen so nahe wie sonst selten: Die Vorstellungen sind für 70 Zuschauende ausgelegt – 50 von ihnen gehen mit den Performerinnen ins Wasser, 20 finden auf der schmalen Umrandung des Beckens Platz. Es dürfte ein Gesamterlebnis aus klassischer Musik, Techno, Zirkusartistik, Video und Operngesang entstehen. Die Uraufführung findet am 20. September statt, weitere Vorstellungen am 21. und 22. September.
Wir freuen wir uns sehr auf die neue Saison 2024/25 mit unserem so interessierten Publikum sowie Ihrer aufmerksamen Begleitung – wünschen Ihnen bis dahin erholsame Sommerwochen und sind ab dem 26. August wieder für Sie da,
Opernstar Rolando Villazón moderiert die Festliche Opernnacht
Am Samstag, dem 2. November 2024 ist es wieder soweit: Die Deutsche Oper Berlin erstrahlt im Zeichen der roten AIDS-Schleife. Aus der traditionsreichen Operngala zugunsten der Deutschen AIDS-Stiftung, die seit vielen Jahren zu den Höhepunkten der Berliner Benefiz-Welt gehört, wird die Festliche Opernnacht: schlanker, kommunikativer, zeitgemäßer.
Die Schirmherrschaft hat der Regierende Bürgermeister von Berlin Kai Wegner übernommen.
Die Gäste erwartet wieder Operngenuss auf höchstem Niveau und ein erstklassiges Programm. Erneut werden internationale Stars der Opernwelt der Einladung der Deutschen AIDS-Stiftung in die Hauptstadt folgen. Mit klassischem Opernrepertoire dabei sein werden u.a. Anastasia Bartoli, Roman Burdenko, Joseph Calleja, Juliana Grigoryan, Pene Pati, Julie Roset und Golda Schultz. Countertenor Nils Wanderer, zugleich Mitglied des Kuratoriums der Deutschen AIDS-Stiftung, wird ebenfalls singen. Der Künstlerische Leiter Christoph Seuferle bereitet darüber hinaus noch die ein oder andere musikalische Überraschung vor.
Durch den Abend führt Startenor Rolando Villazón.
Nach dem Bühnenprogramm bleibt die Oper offen: Bei Musik, kulinarischen Angeboten und künstlerischen Interventionen lässt sich eine einmalige „Night at the Opera“ erleben. Das Opernhaus an der Bismarckstraße verwandelt sich in eine nächtliche Flanierbühne – und die festlich gewandeten Gäste sind die Stars.
„Es hat große Freude gemacht, gemeinsam mit der Deutschen Oper Berlin und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) unser Opern-Event neu zu erfinden. Wir sind froh und dankbar über die große Unterstützung, die wir dafür von Mitwirkenden und Partnern bekommen. Die Festliche Opernnacht für die Deutsche AIDS-Stiftung wird ein kraftvolles Zeichen gesellschaftlicher Solidarität setzen, denn der Erlös kommt Menschen mit HIV in Deutschland und im südlichen Afrika zugute. Sie zu stärken und ihnen Zukunftschancen zu ermöglichen, ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Zugleich wollen wir daran erinnern: HIV ist immer noch unheilbar, aber besiegbar. Wir setzen uns ein für eine Welt ohne HIV – und dafür brauchen wir Unterstützung,“ betont Anne von Fallois, Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung.
3sat zeigt die Operngala am 30.11.2024 um 20.15 Uhr und der rbb strahlt sie am selben Tag um 21.45 Uhr im Fernsehen aus. Die Sendung ist eine Produktion des rbb.
Karten zu € 184,00 / 144,00 / 100,00 / 64,00 / 36,00 sind im Webshop der Deutschen Oper Berlin und telefonisch unter 030 343 84 343 erhältlich.
Exklusive VIP-Pakete, die neben einer Premium-Platzierung im Saal auch weitere Leistungen enthalten, können direkt bei der Deutschen AIDS-Stiftung bestellt werden. Weitere Informationen können per E-Mail an opernnacht@aids-stiftung.de angefordert werden.
Pressekontakt:
Katrin Groos
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit & Fundraising
Tel.: 0228-60469-31
E-Mail: katrin.groos@aids-stiftung.de
Kirsten Hehmeyer
Leiterin des Pressebüros der Deutschen Oper Berlin
Tel.: 030-34384 343
E-Mail: hehmeyer@deutscheoperberlin.de
Deutsche AIDS-Stiftung SdbR
Spenden: Berliner Sparkasse,
IBAN: DE14 1005 0000 0190 4044 00 BIC: BELADEBEXXX
Oper in drei Akten >>> Libretto von Alice Goodman >>> In englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 3 Stunden (inkl. einer Pause) >>> Premiere: 22. Juni 2024 >>> Weitere Vorstellungen: 28. Juni; 4., 10. und 12. Juni 2024
Als der amerikanische Präsident Richard Nixon an einem nebligen Februarmorgen 1972 auf chinesischem Boden aufsetzt, hält die Welt den Atem an: Nach jahrzehntelangem diplomatischem Schweigen kommt es mit dem Staatsbesuch der US-Delegation in der Volksrepublik China erstmals zur Annäherung der beiden Großmächte. Das Aufeinandertreffen mit Mao Tse-tung und das mehrtägige Programm ist ein Medienereignis der Superlative: Fast 100 Reporter, Fotografen und TV-Journalisten begleiten die Reise; erstmals wird ein politisches Gipfeltreffen live über den Globus übertragen. Die Oper, die John Adams und seine Librettistin Alice Goodman rund zehn Jahre nach dem historischen Ereignis schrieben, bringt die zeitgeschichtlichen Fakten des Staatsbesuchs auf die Bühne und nimmt gleichermaßen den medialen Aspekt des Ereignisses in den Blick.
Alice Goodmans Libretto wurzelt in der Operntradition des 19. Jahrhunderts: archetypische Figuren treffen aufeinander, Politisches steht neben Privatem. Das in Paarversen („heroic couplets“) verfasste Libretto basiert auf historischen Dokumenten – doch Goodman verdichtet sie zu einem satirisch- überhöhten Versepos der Zeitgeschichte und lässt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Wahrheit und Lüge verschwimmen. Adams erste Opernkomposition gilt als Paradewerk der Minimal Music und sprengt in ihrer Hybridität zugleich die Konventionen dieses Musikstils: In farbenreicher Orchestrierung verschmilzt Adams Minimalismus mit Musical, Operette, Hollywood-Filmmusik sowie Anleihen aus der europäischen Operngeschichte.
Die Deutsche Oper Berlin bringt NIXON IN CHINA in einer Inszenierung durch das Regiekollektiv Hauen und Stechen erstmals als szenische Neuproduktion nach Berlin. Das Kollektiv um die Regisseurinnen Julia Lwowski und Franziska Kronfoth ist bekannt für seine performative Regiehandschrift und seine genreübergreifenden Theaterabende. Im Zentrum ihrer Auseinandersetzung mit NIXON IN CHINA steht die Frage nach der Verantwortung der im Stück gezeigten Machthaber und der Ambivalenz, mit der Adams und Goodman sie porträtierten. Ihre Inszenierung fokussiert vor allem auf den propagandistischen Aspekt des Gipfeltreffens und ist eine überhöhte Traumerzählung über die brutalen Machtspiele des 20. Jahrhunderts: „Wir knüpfen an den Surrealismus an, der im Stück schon angelegt ist, und inszenieren die Oper nicht auf eine dokumentarische Weise, sondern in verschobenen, überhöhten und monströsen Bildern“, so Franziska Kronfoth.
Nach Rossinis IL VIAGGIO A REIMS im Rahmen der Performance-Reihe „Aus dem Hinterhalt“ realisiert das Kollektiv nun erstmals eine Inszenierung auf der großen Bühne der Deutschen Oper Berlin. In den letzten Jahren entstanden u. a. Produktionen an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, dem Theater Regensburg, der Bayerischen Staatsoper, dem Berliner HAU, dem Ballhaus Ost sowie dem inklusiven Theater Hora aus Zürich. Für ihre Inszenierung von Paul Dessaus und Bertolt Brechts Oper DIE VERURTEILUNG DES LUKULLUS an der Staatsoper Stuttgart wurde Hauen und Stechen für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2022 nominiert.
Die musikalische Leitung übernimmt Daniel Carter. Der aus Australien stammende Dirigent ist dem Haus seit seiner Zeit als 1. Kapellmeister und Assistent von Sir Donald Runnicles von 2019 bis 2021 eng verbunden. In den letzten Jahren dirigierte er hier u. a. A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM, DIE ZAUBERFLÖTE und zuletzt die Wiederaufnahme von Jules Massenets DON QUICHOTTE. Ab der Spielzeit 2015/16 war er als 1. Kapellmeister am Theater Freiburg tätig, wo er ein breites Repertoire von Opern und Konzerten dirigierte. Seit Februar 2021 ist er Generalmusikdirektor des Landestheater Coburg. Im Juni 2023 gab er mit der musikalischen Leitung von NIXON IN CHINA sein Debüt an der Staatsoper Hannover.
Als Solist*innen stehen der Produktion so bewährte Kräfte wie Thomas Lehman, Seth Carico, Ya-Chung Huang und Heidi Stober zur Verfügung, die vom Publikum seit Jahren in exponierten Partien gefeiert werden. Thomas Lehman brillierte als Gunther in der GÖTTERDÄMMERUNG, als Guy de Montfort in LES VÊPRES SICILIENNES und als Don Fernando in FIDELIO. Heidi Stober überzeugte mit ihrer Spielfreude und ihrem schönen Sopran nicht nur in Turnages GREEK, sondern auch als Eva in DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG. Und Ya-Chung Huang wird jedem, der ihn als Mime (SIEGFRIED) und David (DIE MEISTERSINGER) gesehen hat, unvergessen bleiben.
Musiktheater von Kai Kobayashi, Simone Aughterlony und Joseph Wegmann >>> Dauer: 85 Minuten / keine Pause >>> Eine Koproduktion der Münchener Biennale Festival für zeitgenössisches Musiktheater und der Deutschen Oper Berlin. Kompositions- und Librettoauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale >>> Uraufführung war am 1. Juni 2024 im Rahmen der Münchener Biennale im Schweren Reiter München >>> Berliner Premiere am 21. Juni 2024 in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin >>> Weitere Vorstellungen: 22., 27., 28. und 29. Juni 2024
Mit SHALL I BUILD A DAM? kommt in der Tischlerei am 21. Juni um 20 Uhr, als letzte Premiere der Spielzeit, das neue Stück von Choreograf*in Simone Aughterlony auf die Bühne. Dieses entstand in enger Zusammenarbeit mit der Komponistin Kai Kobayashi und dem Licht- und Videokünstler Joseph Wegman. Es ist ein Stück über Wasser als Element der Transformation und Verbindung, das Leben stiftet und bedroht, das stets im Fluss ist, seine Gestalt ändert und Grenzen durchbricht: Unser Körper besteht zu einem Großteil aus Wasser, doch durchfließt es uns, wir nehmen es auf und geben es ab und stehen hierdurch in Verbindung mit der uns umgebenden belebten wie unbelebten Welt.
Ausgehend von diesen Gedanken ist mit SHALL I BUILD A DAM? ein Stück entstanden, das nicht vom Wasser erzählt, sondern in erster Linie mit Wasser umgeht und Wasser in seinen verschiedenen Erscheinungsformen als Eisblock, Nebel und natürlich auch flüssig in verschiedensten Formen auf die Bühne bringt. Dessen Dramaturgie entsteht aus dem Spiel der sieben Darsteller*innen mit dem Wasser: Im gemeinsamen spielerischen Umgang der fünf auch szenisch agierenden Musiker*innen des Ensembles KNM Berlin, der renommierten Altistin und Neue-Musik-Spezialistin Noa Frenkel sowie der jugendlichen Performerin und Sängerin Chiara Feldmann werden Eis, Nebel und Flüssigkeiten zu gleichberechtigen Partnern. Dabei werden die Möglichkeiten erkundet, aus einer posthumanen Perspektive heraus die Grenzen klassischer Subjekt-Objekt-Relationen zu überwinden. Indem es um Viskosität, Erstarren, Verdampfen und Verfließen geht, werden zugleich Erinnerungsbrocken des kollektiven kulturellen Gedächtnisses freigespült – und damit Themen wie Schuld und Komplizenschaft, Diebstahl und Geschenk, Geschlecht und Gesellschaft, Poesie und Politik.
Entstanden ist SHALL I BUILD A DAM? als Koproduktion der Deutschen Oper Berlin mit der Münchener Biennale für zeitgenössisches Musiktheater, auf der Anfang Juni das Stück uraufgeführt wurde, bevor es nun seine Berliner Premiere erlebt. Simone Aughterlony gibt damit ihr Debüt an der Bismarckstraße, nachdem ihre Arbeiten zuletzt am HAU Hebbel am Ufer und an der Gessnerallee Zürich zu erleben waren. Mit SHALL I BUILD A DAM? hat die Choreograf*in und Performance-künstler*in erstmals im Bereich des Musiktheaters gearbeitet, in enger Zusammenarbeit mit der jungen, aus Japan stammenden und in Berlin lebenden Komponistin Kai Kobayashi.
Premiere NIXON IN CHINA von John Adams am 22. Juni >>> Uraufführung: SHALL I BUILD A DAM? am 21. Juni in der Tischlerei >>> Besetzungs-Highlights MADAMA BUTTERFLY, TOSCA und DON GIOVANNI >>> Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Kammersänger Peter Seiffert am 22. Mai (nach dem 1. Aufzug DIE WALKÜRE)
Am 22. Juni feiert John Adams NIXON IN CHINA Premiere an der Deutschen Oper Berlin – und kommt damit erst 36 Jahre nach der Uraufführung in einer szenischen Produktion nach Berlin. Die musikalische Leitung hat Daniel Carter und für die Inszenierung zeichnet das Musiktheaterkollektiv Hauen und Stechen um die Gründerinnen und Regisseurinnen Julia Lwowski und Franziska Kronfoth verantwortlich.
John Adams, einer der meistgespielten Komponisten unserer Gegenwart, gehört zusammen mit Steve Reich, Philip Glass und Terry Riley zu den bekanntesten Vertretern der Minimal Music, die in den 1960er Jahren als Gegenentwurf zur europäischen Avantgarde entstand. Doch auch wenn Adams’ wohl bekannteste Oper als Paradestück dieses Musikstils gilt, entzieht sich das Werk in seiner Hybridität solch engen Stilzuschreibungen. Farbenreich orchestriert und in tranceartigen Repetitionen lässt der Klangmagier John Adams den Bigband-Sound der Swing-Ära ebenso aufleben wie das Erbe der europäischen Klassik.
Zwei der mächtigsten Männer der Welt schütteln sich die Hand – und die Welt schaut zu: Mit ihrer Oper über den Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon bei Mao Tse-tung im Jahr 1972 brachten der Komponist John Adams und die Librettistin Alice Goodman Zeitgeschichte auf die Bühne. Ihnen schwebte eine „heroische Oper“ vor, die von modernen Mythen und der Macht der Bilder erzählt. Die Annäherung der beiden Großmächte war eines der größten Medienspektakel des 20. Jahrhunderts, Nixon selbst setzte sie in ihrer historischen Bedeutung mit der Mondlandung gleich. In ihrer Inszenierung von NIXON IN CHINA fokussiert sich das Regieteam vor allem auf den propagandistischen Aspekt des Gipfeltreffens, bei dem so heikle Themen wie der Vietnamkrieg oder das angespannte Verhältnis zu Taiwan bewusst ausgeklammert wurden.
In den Rollen der Politgrößen sind geschätzte Ensemblemitglieder zu erleben, so Thomas Lehman als Richard Nixon, Seth Carico als Henry Kissinger, Ya-Chung Huang als Mao Tse-tung, Heidi Stober als Pat Nixon und Hye-Young Moon als Chiang Ch’ing, Maos Frau.
Bereits am 12. Juni laden wir zu einem Vortrag von Kai Strittmatter, ehemaliger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, zum Thema „China 1972 – China heute“ ins Foyer des Opernhauses ein.
Uraufführung: SHALL I BUILD A DAM? am 21. Juni in der Tischlerei
Wir freuen uns, mit Kai Kobayashis (Komposition) und Simone Aughterlonys (Regie) SHALL I BUILD A DAM? die mittlerweile 5. Koproduktion der Deutschen Oper Berlin mit der Münchener Biennale zeigen zu können. Die Arbeit feiert am 1. Juni ihre Uraufführung in München, ab dem 21. Juni ist sie in Berlin in der Tischlerei zu sehen.
Worum geht es? Ohne Wasser wäre kein Leben möglich, es ist die Voraussetzung dafür, dass unser Körper entsteht, gedeiht, wächst und überlebt. Und zugleich ist Wasser in ständigem Fluss, steht für Austausch und Verwandlung – in den verschiedenen Aggregatzuständen und immer wieder andere Gestalt annehmend, unterschiedliche Körper durchströmend und miteinander verbindend. Wasser steht für Intimität und Nähe und hat zugleich die kosmologische Dimension jenes Elements, das alles Leben auf dieser Erde in Beziehung zueinander setzt.
Hieran anknüpfend fragt SHALL I BUILD A DAM? aus einer posthumanen feministischen Perspektive nach Wegen, Körper, Klänge, Texte und Bewegungen in Bezug zu setzen, um damit zu einer Form von Zusammenspiel und Gemeinschaft zu kommen, die Möglichkeiten jenseits einer anthropozentrischen Perspektive mit ihren traditionellen Subjekt-Objekt-Relationen erkundet. In SHALL I BUILD A DAM? arbeitet die Komponistin Kai Kobayashi, die sich seit Jahren intensiv mit Musiktheater befasst, zum ersten Mal mit Choreograf*in und Performer*in Simone Aughterlony und Lichtdesigner und Bühnenbilder Joseph Wegmann zusammen.
Besetzungs-Highlights MADAMA BUTTERFLY, TOSCA und DON GIOVANNI
Wir freuen uns sehr, dass in den MADAMA-BUTTERFLY-Vorstellungen am 15. und 20. Juni die unvergleichliche Asmik Grigorian die Titelpartie interpretiert. An ihrer Seite sind Joshua Guerrero als Pinkerton, Dong-Hwan Lee als Sharpless und Irene Roberts als Suzuki zu erleben, am Pult Yi-Chen Lin.
Die TOSCA-Vorstellungen am 16. und 23. Juni warten mit Camilla Nylund in der Titelpartie, Vittorio Grigolo als Cavaradossi und Erwin Schrott als Scarpia ebenfalls mit einer herausragenden Besetzung auf.
Und in DON GIOVANNI am 26., 29. Juni und 2. Juli freuen wir uns auf Davide Luciano in der Titelpartie, Flurina Stucki als Donna Anna, Maria Motolygina als Donna Elvira, Joel Allison als Leporello u. a. Die musikalische Leitung hat Daniel Cohen.
Jetzt aber starten wir erstmal in den Monat Mai mit drei kompletten RING-Zyklen: Der erste, dirigiert von Nicholas Carter, startet am 11. Mai mit RHEINGOLD und führt über DIE WALKÜRE am 12. Mai und SIEGFRIED am 18. Mai zum Finale, der GÖTTERDÄMMERUNG am 20. Mai.
Ring II und III unter musikalischer Leitung von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles finden statt am 21., 22., 24. und 26. Mai sowie am 28., 29., 31. Mai und 2. Juni.
Mit Clay Hilley (Siegfried), Ricarda Merbeth (Brünnhilde WALKÜRE und GÖTTERDÄMMERUNG), Elisabeth Teige (Sieglinde, Brünnhilde SIEGFRIED), Daniel Frank (Siegmund), Derek Welton (Wotan WALKÜRE), Iain Paterson (Wotan RHEINGOLD, Der Wanderer), Thomas Blondelle (Loge), Ya-Chung Huang (Mime), Jordan Shanahan (Alberich), Annika Schlicht (Fricka), Albert Pesendorfer (Hagen) u. a.
Es ist uns eine besondere Freude, dass Kammersänger Peter Seiffert, der an der Deutschen Oper Berlin als Ensemblemitglied und als Gast an über 300 Abenden auf der Bühne stand und auch als Siegmund brillierte, am 22. Mai, nach dem 1. Aufzug der WALKÜRE, von Intendant Dietmar Schwarz die Ehrenmitgliedschaft verliehen bekommt.
Eine bürgerliche Komödie mit sinfonischen Zwischenspielen in zwei Aufzügen >>> Libretto vom Komponisten >>> In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 2 Stunden 45 Minuten (inkl. einer Pause) >>> Premiere: 25. April 2024 >>> Weitere Vorstellungen: 28. April, 1. und 5. Mai sowie 7. und 14. Juni 2024 >>> Mit freundlicher Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin e. V.
Zur Premiere von Richard Strauss' INTERMEZZO am Donnerstag, den 25. April um 19 Uhr, laden wir Sie sehr herzlich ein. Unter musikalischer Leitung von Sir Donald Runnicles freuen wir uns auf Maria Bengtsson als Christine und Philipp Jekal als Kapellmeister Storch, Regie führt Tobias Kratzer.
Dieses neue Werk eröffne mit seinem vielleicht allzu kühnen Griff „ins volle Menschenleben“ dem musikdramatischen Schaffen einen neuen Weg, schrieb Richard Strauss im Vorwort, das er für die Partitur seines INTERMEZZO verfasste. Während Strauss dabei zu nicht geringem Teil die Musik des Werks im Sinne hatte, mit der er die Sprache des bürgerlichen Alltags in Töne gefasst hatte, sahen die Zeitgenossen die Kühnheit in Strauss' achter Oper vor allem darin, dass der Komponist hier kaum verhüllt sein eigenes Eheleben zum Thema machte. Peinlich berührt zeigte sich die Kritik von der Detailschärfe, mit der Strauss hier die Mischung aus ehelichem Zank und liebevoller Fürsorge, die sein Verhältnis zu seiner Gattin Pauline kennzeichnete, auf die Bühne gebracht hatte, und übersah dabei weitgehend, dass der 60-jährige Komponist hier eine bewusste Abkehr von der nachromantischen Oper vollzog.
Bis heute gehört INTERMEZZO zu seinen eher unbekannten Opern, obwohl die Partie der Christine gleichrangig neben den berühmteren Strauss-Sopranpartien bestehen kann und die umfangreichen sinfonischen Zwischenspiele alle Raffinesse Strauss’scher Orchestrierungskunst zeigen. Genau 100 Jahre nach der Dresdner Uraufführung setzt nun Tobias Kratzer im Rahmen seines Strauss-Zyklus zu einer Neubewertung des unterschätzten Stücks an und zeigt, dass die Mechanismen der Zweierbeziehung, die Strauss hier hemmungs- und schonungslos offenbart, auch im 21. Jahrhundert nur allzu vertraut sind und dass sich hinter der scheinbar harmlosen Komödie ein kunstvolles Spiel über Gefühle und eine Reflexion über das Wechselspiel von Künstlerexistenz und Privatleben verbirgt.
INTERMEZZO ist an der Deutschen Oper Berlin nach ARABELLA der zweite Teil des Strauss-Zyklus von Tobias Kratzer und Sir Donald Runnicles. In der Partie der Christine kehrt die schwedische Sopranistin Maria Bengtsson, die als Oceane in Detlev Glanerts gleichnamiger Oper einen großen Erfolg feiern konnte, an die Deutsche Oper Berlin zurück. Den Kapellmeister Storch interpretiert der Bariton Philipp Jekal aus dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin, der hier u.a. bereits als Beckmesser in der Neuproduktion der MEISTERSINGER zu erleben war. Als Baron Lummer freuen wir uns auf Thomas Blondelle, der zuletzt als Graf Elemer in ARABELLA auf der Bühne stand und im Mai wieder in seiner „signature role“, dem Loge in RHEINGOLD, begeistern wird.
Wir freuen uns, Ihnen das Programm für die Saison 2024/25 vorstellen zu können – und damit die letzte Spielzeit der Intendanz von Dietmar Schwarz. Gekennzeichnet sind die Planungen von einigen Kontinuitäten ästhetischer Handschriften – aber auch von Innovationen bei den künstlerischen Kollaborationen. So wird die gefeierte deutsch-britische Komponistin Rebecca Saunders, die 2019 mit dem renommierten Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet wurde und gerade bei der Biennale Musica di Venezia mit dem Goldenen Löwen, mit LASH – ACTS OF LOVE ihre erste Oper komponieren, die am 20. Juni 2025 ihre Uraufführung feiern wird. Basierend auf den bildmächtigen Texten des Videokünstlers und Schriftstellers Ed Atkins erschafft Saunders ein Werk über existentielle Grunderfahrungen des menschlichen Körpers. Das Regieteam um Ben Kidd und Bush Moukarzel (gemeinsam sind sie: Dead Centre) bringt die Produktion auf die Bühne, zuletzt überzeugten sie mit der Uraufführungsinszenierung von Giorgio Battistellis IL TEOREMA DI PASOLINI. Unter musikalischer Leitung von Enno Poppe werden mit Anna Prohaska, Sarah Maria Sun und Noa Frenkel drei Sängerinnen, die sich im Bereich der zeitgenössischen Musik besonders profiliert haben, zu erleben sein, neben der Schauspielerin Katja Kolm.
Die erste Premiere der Saison am 29. September verantwortet mit Christof Loy hingegen ein Regisseur, dessen Arbeiten Dietmar Schwarz über seine Jahre als Intendant kontinuierlich produziert und gezeigt hat. Mit Ottorino Respighis LA FIAMMA führt er an der Deutschen Oper Berlin seine Reihe an Inszenierungen klangstarker Opern aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts fort. Während Zandonais FRANCESCA DA RIMINI wenige Monate vor Ausbruch des 1. Weltkriegs uraufgeführt wurde, reicht die Entstehungszeit von Schrekers DER SCHATZGRÄBER und Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE in die „Goldenen Zwanziger“. Als 1934 Ottorino Respighis LA FIAMMA in Rom aus der Taufe gehoben wurde, befand sich Europa längst im Angesicht des Faschismus.
Wie auch bei FRANCESCA DA RIMINI übernimmt Carlo Rizzi die musikalische Leitung, in der Titelpartie freuen wir uns auf Aušrinė Stundytė.
Die zweite Premiere im großen Haus, Verdis MACBETH, übernimmt mit der Französin Marie-Ève Signeyrole eine Regisseurin, die sich mit BABY DOLL im Corona-Herbst 2020 an der Deutschen Oper Berlin vorgestellt hat, einem interdisziplinären Konzertprojekt, in dem Beethoven auf jiddische Klezmermusik traf und Stimmen von nach Europa geflüchteten Frauen mit Tanz und Videoeinspielungen kommunizierten. Zwei Jahre später brachte sie in der Tischlerei mit NEGAR gemeinsam mit dem iranisch-französischen Komponisten Keyvan Chemirani ein Musiktheater heraus, das von der Liebe zwischen zwei Menschen als lebensbedrohlichem Politikum handelt und in dem Kunst zum Mittel der Rebellion wird. Jetzt bringt sie mit dem Ersten Ständigen Gastdirigenten Enrique Mazzola am Pult Verdis MACBETH auf die Bühne, das Herrscherpaar wird interpretiert von Roman Burdenko und Anastasia Bartoli.
Der mit ARABELLA begonnene und mit INTERMEZZO am 25. April 2024 fortgesetzte Richard-Strauss-Zyklus von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles und Regisseur Tobias Kratzer wird am 26. Januar 2025 mit FRAU OHNE SCHATTEN vollendet. Nachdem in den drei Werken verschiedene Stadien des Ehelebens thematisiert werden, fokussiert sich das Regieteam zum Finale auf den Entfremdungsprozess der beiden Paare, deren Schicksale durch die aktuelle Thematik der Leihmutterschaft miteinander verbunden sind. Mit Catherine Foster (Färbersfrau), Jordan Shanahan
(Barak), Jane Archibald (Kaiserin), David Butt Philip (Kaiser) und Marina Prudenskaya (Amme) freuen wir uns auf ein stimmstarkes Ensemble.
Als letzte Premiere der Saison zeigen wir am 17. Juli 2025 Benedikt von Peters Inszenierung von Kurt Weills AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY, bei der das ganze Opernhaus zur Stadt Mahagonny und das Publikum Teil der großen Unterhaltungsmaschinerie wird. Mit Evelyn Herlitzius als Leokadja Begbick, Annette Dasch als Jenny Hill und Nikolai Schukoff als Jim Mahony freuen wir uns auf ein Ensemble, das sich am Haus bereits großer Beliebtheit erfreut. Die musikalische Leitung übernimmt der Chefdirigent des Theaters Bremen Stephan Klingele.
In der Tischlerei
Erste Uraufführung in der Tischlerei ist die Neukomposition von Gordon Kampe IMMMERMEEEHR, ein Stück von und über Kinder, aber in erster Linie auch ein Stück mit Kindern. Gesungen und gespielt wird es vom Kinderchor der Deutschen Oper Berlin unter Leitung von Christian Lindhorst und auch die fünf Kindersoli werden von Mitgliedern des Kinderchors übernommen. Unterstützt werden sie von vier Solist*innen aus dem Ensemble. Der Titel spiegelt das Gefühl von Überforderung, mit dem viele Kinder unsere Welt erleben. Diese Sorgen und Ängste zeigen sich in den kurzen Szenen und Geschichten, entstanden in mehreren Schreibworkshops, die Autorin Maria Milisavljević und Regisseurin Franziska Seeberg zur Vorbereitung der Uraufführung in einer Grundschule in Berlin-Wedding sowie mit Mitgliedern des Kinderchores durchgeführt haben. Die Uraufführung findet am
16. November statt.
Am 28. Februar laden wir zur Premiere des „Operetten-Festspiels von und mit tutti d*amore“ AB IN DEN RING! ein, in der das Berliner Kollektiv die Nibelungenpersiflage von Oscar Straus: DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN, zur Grundlage ihrer zeitgenössisch frischen Verlängerung in die Gegenwart macht.
Eine lange Kontinuität weist das gemeinsam mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler durchgeführte Uraufführungsprojekt NEUE SZENEN auf, das junge Komponist*innen nach einem internationalen Wettbewerb mit Aufträgen betraut und diese als Zusammenarbeit mit Studierenden auf die Bühne der Tischlerei bringt. Am 27. April 2025 wird die 7. Ausgabe dieses Musiktheaterlabors ihre Uraufführung feiern.
Der Vorverkauf für die Saison 2024/25 startet am 11. April für Inhaber*innen der Deutsche Oper Card und Mitglieder des Förderkreises, der reguläre Kartenkauf mit einem Frühbucherrabatt von 10% startet am 2. Mai (gilt bis zum 31. Mai).
Großes Haus
Premiere: 29. September 2024
Ottorino Respighi
LA FIAMMA
Musikalische Leitung: Carlo Rizzi
Inszenierung: Christof Loy
Premiere: 23. November 2024
Giuseppe Verdi
MACBETH
Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Inszenierung: Marie-Ève Signeyrole
Premiere: 26. Januar 2025
Richard Strauss
DIE FRAU OHNE SCHATTEN
Musikalische Leitung: Sir Donald Runnicles
Inszenierung: Tobias Kratzer
Uraufführung: 20. Juni 2025
Rebecca Saunders
LASH – ACTS OF LOVE
Musikalische Leitung: Enno Poppe
Inszenierung: Dead Centre
Premiere: 17. Juli 2025
Kurt Weill
AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY
Musikalische Leitung: Stephan Klingele
Inszenierung: Benedikt von Peter
Premiere: 23. Juli 2025
Jules Massenet
WERTHER (konzertant)
Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Mit Jonathan Tetelman (Werther), Aigul Akhmetshina (Charlotte) u. a.
Tischlerei
Uraufführung: 16. November 2024
Gordon Kampe
IMMMERMEEEHR (Uraufführung)
Musiktheater von, für und mit Kindern
Musikalische Leitung: Christian Lindhorst
Inszenierung: Franziska Seeberg
Premiere: 28. Februar 2025
AB IN DEN RING!
Ein Operetten-Festspiel von und mit tutti d*amore
nach Oscar Straus’ und Rideamus’ DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN
Musikalische Leitung: Elda Laro
Fassung und Inszenierung: Anna Weber
Uraufführung: 27. April 2025
NEUE SZENEN VII
Musiktheater-Uraufführungen von Zara Ali und Hannah Dübgen, Haukur Þór Harðarson und Sophie Fetokaki sowie Huihui Cheng und Giuliana Kiersz
Inszenierung: Ruth Asralda, Anna Sofie Brandsborg, Sergei Morozov
Eine Kooperation der Deutschen Oper Berlin mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Oper in drei Akten nach einem Libretto von Claudio Guastalla, basierend auf Hans Wiers-Jenssens Theaterstück „Anne Pedersdotter“ >>> Premiere: 29. September 2024 >>> Weitere Vorstellungen: 2., 7., 11., 15. und 18. Oktober 2024
Imposante Gesänge und kolossale Tableaux begleiten in Ottorino Respighis letzter großer Oper eine Geschichte um Intrigen, Machtkämpfe und eine Affäre zwischen Stiefmutter und Sohn. Umgeben von politischen Kämpfen verstricken sich die Figuren in persönliche Konflikte, die erbarmungslos in die Katastrophe münden und auf dem Scheiterhaufen enden. Für LA FIAMMA schuf Respighi eine Musik, die den Rahmen seiner illustrativ anmutenden „Trilogia romana“, für die er heute im Konzertsaal bekannt ist, weit überdehnt. Dennoch bleibt der Komponist im Kern seiner schillernden Klangsprache treu: Das Ergebnis ist ein musikalisches Amalgam aus französischem Impressionismus, Einflüssen russischer Musik und klassizistischer Verarbeitung italienischer Renaissancemusik. Dabei erinnern der archaische Stoff und die ausladenden Dimensionen des Opernepos an den zeitgleich zur Entstehungszeit an Popularität gewinnenden Monumentalfilm, womit LA FIAMMA einen Nerv der Zeit traf und bald nach der Uraufführung internationale Erfolge feierte. Im Lauf der Jahrzehnte geriet das Werk in Vergessenheit, doch rühmte der renommierte Kritiker und Musikwissenschaftler Paolo Isotta LA FIAMMA noch 2015 als einzigartige Symbiose aus Historismus und Modernität, die einen Platz unter den musikdramatischen Meisterwerken des 20. Jahrhunderts beansprucht.
Regisseur Christof Loy führt an der Deutschen Oper Berlin seine Reihe an Inszenierungen opulenter Opern aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts fort. Während Zandonais FRANCESCA DA RIMINI wenige Monate vor Ausbruch des 1. Weltkriegs uraufgeführt wurde, reicht die Entstehungszeit von Schrekers DER SCHATZGRÄBER und Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE in die „Goldenen Zwanziger“. Als 1934 Respighis LA FIAMMA in Rom aus der Taufe gehoben wurde, befand sich Europa längst im Angesicht des Faschismus. In der Handlung um den brutalen Schauprozess, befeuert durch die hysterischen Massen, spiegelt sich unverblümt eben diese Fratze gesellschaftlicher Umwälzungen.
Als Meister des italienischen Opernrepertoires ist Carlo Rizzi regelmäßiger Gast an den größten Bühnen der Welt, so an der New Yorker MET, der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper oder der Opéra National de Paris. Spätestens die Salzburger TRAVIATA von 2005 unter seiner musikalischen Leitung beförderte ihn in die Riege der Pultstars. Neben dem klassischen italienischen Kanon wie den Opern von Verdi, Donizetti und Puccini ist Rizzi stets auch die Beschäftigung mit weniger bekannten Werken ein Anliegen. So dirigierte er 2021 Riccardo Zandonais FRANCESCA DA RIMINI im Haus an der Bismarckstraße, wo er einst sein Deutschlanddebüt feierte. Nun folgt in erneuter Zusammenarbeit mit Christof Loy Respighis monumentale Opernrarität LA FIAMMA.
Mit Aušrinė Stundytė in der Partie der Silvana erleben wir eine Sopranistin, die sich besonders mit der Oper des 20. Jahrhunderts einen Namen gemacht. So stand sie als Elektra bei den Salzburger Festspielen, in Wien, Hamburg und Rom auf der Bühne und sprang erst im Januar 2024 in der Neuproduktion von Christof Loy am Royal Opera House für Nina Stemme ein. Neben weiteren Opern von Strauss umfasst ihr vielseitiges Repertoire Korngold, Janáček, Penderecki, Bartók, Schostakowitsch und Schönberg. Mit der vielschichtigen Figur der Silvana, die unglücklich verheiratet ist, ihren Stiefsohn Donello liebt und schließlich vom grausamen Mob als Hexe verurteilt wird, erweitert Aušrinė Stundytė ihr Repertoire um ein Juwel der modernen Operngeschichte. Nach vielen Jahren kehrt in der Rolle des Donello der Tenor Georgy Vasiliev zurück, der seine Karriere an der Deutschen Oper Berlin begann. Der internationale Cast wird abgerundet mit Vladislav Sulimsky als Exarch Basilio, Martina Serafin als dessen Mutter Eudossia und der Bühnenikone Doris Soffel als geheimnisvoller Agnese die Cervia.
Oper in vier Akten >>> Dichtung von Francesco Maria Piave und Andrea Maffei nach William Shakespeare >>> Premiere: 23. November 2024 >>> Weitere Vorstellungen: 27., 30. November; 4., 8. Dezember 2024 sowie 11., 19. und 25. Januar 2025
Mit MACBETH vertonte Verdi 1847 erstmals ein Drama Shakespeares. Obwohl er sich sein ganzes Leben lang mit ihm beschäftigte, widmete er sich erst in hohem Alter weiteren Dramen des englischen Nationaldichters. Hingegen fällt die Erstfassung der düsteren Geschichte über nebulöse Weissagungen und blutige Machtkämpfe um das schottische Königshaus in jenes enorm produktive Jahrzehnt, das der Komponist selbst als seine »Galeerenjahre« beschrieb: Im Ringen um den künstlerischen Durchbruch entstanden etliche Opern, in denen die tradierten Formen des Belcanto weiterentwickelt wurden. MACBETH bildet dabei einen entscheidenden Schritt in Richtung Neugestaltung der italienischen Operngattung, was sich noch deutlicher in der überarbeiteten Fassung von 1865 zeigt. In bewährter Manier rafft Verdi die Handlung, lässt schlagartige emotionale Umschwünge aufeinanderfolgen und intensiviert so die dramatische Spannung. Es entsteht ein packender Sog, der die Figuren unaufhaltsam ihrem grausigen Ende entgegensteuern lässt.
Nach den umjubelten Erfolgen von BABY DOLL (2020) und NEGAR (2022) in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin sowie jüngsten Arbeiten an der Bayerischen Staatsoper, der Semperoper Dresden, im MusikTheater an der Wien und La Monnaie in Brüssel kehrt Marie-Ève Signeyrole ans Haus an der Bismarckstraße zurück und inszeniert hier erstmals eine Oper auf der Haupt-bühne. Verdis Shakespeare-Tragödie bildet dabei den idealen Stoff für die Bildgewalt der französischen Regisseurin, die in ihrer Ästhetik nicht davor zurückschreckt, sich mit modernem Blockbuster-Kino zu messen.
Das zwischen Tyrannei und Wahnvorstellung im Zentrum der Handlung stehende Herrscherpaar wird verkörpert von zwei Stars der Opernwelt: Der russische Bariton Roman Burdenko gilt als einer der Großen im Verdi-Fach. Seit seinem Debüt an der Deutschen Oper Berlin im Jahr 2016 als Renato in UN BALLO IN MASCHERA begeisterte er das Publikum hier als Carlo Gérard in ANDREA CHENIER, Barnaba in LA GIOCONDA, Scarpia in TOSCA, Don Carlo di Vargas in LA FORZA DEL DESTINO und zuletzt in der Titelpartie von RIGOLETTO. Darüber hinaus führte ihn seine internationale Karriere u. a. an die Bayerische Staatsoper, die Mailänder Scala, ans Mariinskij-Theater, ans Opernhaus Zürich, in die Arena di Verona und zu den Salzburger Festspielen. Mühelose Höhe, sonorer Klang und darstellerische Glaubwürdigkeit dürften ihn zur überzeugenden Besetzung für die Titelpartie in der Neuproduktion von MACBETH machen.
Als Lady Macbeth präsentiert sich Anastasia Bartoli, die als Primadonna des italienischen Fachs in den letzten Jahren für Furore sorgte und deren stimmliche Agilität und leidenschaftliches Temperament von der Fachpresse gelobt wird. Nach gefeierten Auftritten in Opernhäusern wie dem Teatro Massimo di Palermo, dem Teatro dell’Opera di Roma, der Opéra de Marseille und ihrem jüngsten Debüt im Teatro La Fenice in Venedig steht nun im Haus an der Bismarckstraße ihr großes Deutschlanddebüt an.
Über lange Jahre der Deutschen Oper Berlin verbunden, kehrt Marko Mimica als Banco zurück auf die hiesige Bühne. In der Rolle des Macduff feiert der aufstrebende Tenor Attilio Glaser aus dem Ensemble des Hauses sein Debüt.
Oper in drei Akten >>> Libretto von Hugo von Hofmannsthal >>> Premiere: 26. Januar 2025 >>> Weitere Vorstellungen: 30. Januar; 2., 5., 8. und 11. Februar 2025
Mit ihrer dritten Zusammenarbeit nach dem ROSENKAVALIER und ARIADNE AUF NAXOS konzipierten Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal ein Werk von welterklärendem Anspruch: Wie das erklärte Vorbild, Mozarts ZAUBERFLÖTE, sollte DIE FRAU OHNE SCHATTEN in Märchenform das Menschsein an sich auf der Bühne abbilden und die Frage beantworten, auf welchen Werten eine bessere Gesellschaft basieren müsse. Und obwohl die ersten Pläne zu dieser Oper ins Jahr 1911 zurückreichen, ist das 1919, kaum ein Jahr nach Ende des Ersten Weltkriegs uraufgeführte Werk damit eine unmittelbare Antwort auf den Zerfall des Alten Europas und seiner Feudalordnung. Diese ist durch die beiden Paare präsent, deren Schicksale die Handlung der FRAU OHNE SCHATTEN prägen; und auch hinter der märchenhaften Handlung um den Schatten der Färbersfrau, der der Kaiserin zu Kindersegen verhelfen soll, verbirgt sich die Frage, ob wir unser eigenes Glück auf Kosten anderer erlangen dürfen.
An der Deutschen Oper Berlin macht Tobias Kratzer das monumentale Werk zum Finale seines Strauss-Zyklus, dessen Leit-Thema verschiedene Stadien der Ehe sind: Nachdem in ARABELLA der Beginn einer Zweierbeziehung und in INTERMEZZO der Ehealltag im Zentrum standen, fokussiert er in DIE FRAU OHNE SCHATTEN den Entfremdungsprozess der beiden Paare, deren Schicksale durch die aktuelle Frage der Leihmutterschaft miteinander verbunden sind.
Mit ihren fünf Hauptpartien und einem Orchesterpart, in dem sich alle Facetten der Strauss’schen Orchestrierungskunst und -opulenz finden, ist DIE FRAU OHNE SCHATTEN zugleich auch ein Gipfelwerk der Opernliteratur und für den Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin, Sir Donald Runnicles, eine weitere Gelegenheit, seine Affinität zur Musik von Richard Strauss unter Beweis zu stellen. Mit Catherine Foster, der weltweit derzeit führenden Vertreterin des hochdramatischen Sopranfachs, als Färbersfrau, der Kaiserin von Jane Archibald, Jordan Shanahan (Barak), David Butt Philip (Kaiser) und Marina Prudenskaya (Amme) steht eine stimmstarke Besetzung auf der Bühne, die an die große Strauss-Tradition des Hauses anknüpfen will.
Infos, Besetzungen und Ticketlinks zu Die Frau ohne Schatten
Oper in drei Akten von Rebecca Saunders auf ein Libretto von Ed Atkins und Rebecca Saunders >>> Uraufführung: 20. Juni 2025 >>> Weitere Vorstellungen: 27. Juni sowie 1., 11. und 18. Juli 2025
In einem Moment größtmöglicher Einsamkeit steht eine Frau auf der Bühne, radikal auf sich selbst zurückgeworfen, auf die Erfahrung der eigenen Existenz, des eigenen Körpers und der dort eingeschriebenen Erlebnisse und Erinnerungen. Doch dann brechen in einer wilden Sprachkaskade Fragen aus ihr hervor, gerichtet an ein geliebtes und begehrtes, nicht mehr anwesendes Gegenüber. Gerichtet aber zugleich – und vielleicht noch viel mehr – an sich selbst als den Ort der Erinnerungen an ein gelebtes Leben, an die Sehnsucht nach Liebe und Sex ebenso wie an das Scheitern ihres Sehnens und die sich dahinter verbergende Tragödie des Todes. Es sind Sprachbilder, Klänge und Gedanken, die aus ihr hervorbrechen. Es sind aber auch vier Körper, die Bühnenexistenzen der vier Protagonistinnen, in die die Figur dieser Frau zerfällt und in denen sich vier verschiedene Facetten ihrer Persönlichkeit spiegeln. Sie stehen damit auch für die verschiedenen Perspektiven und Sichtweisen einer Person und machen sie auf der Bühne erfahrbar. Zwischen ihnen entsteht ein Beziehungsgeflecht aus Sehen und Gesehen-Werden, Tasten und Ertastet-Werden, Begreifen und Begriffen-Werden. Und es entspinnt sich ein sinnliches Spiel um Sex, Körper, Liebe und Tod – mit überraschendem Ausgang.
Mit LASH – ACTS OF LOVE schreibt die gefeierte deutsch-britische Komponistin Rebecca Saunders ihre erste Oper und erschafft damit, basierend auf den bildmächtigen Texten des Videokünstlers und Schriftstellers Ed Atkins, ein Werk über die existenziellen Grunderfahrungen des menschlichen Körpers. Auf die Bühne gebracht wird LASH durch das irische Regiekollektiv Dead Centre mit den beiden Regisseuren Ben Kidd und Bush Moukarzel, der Bühnen- und Kostümbildnerin Nina Wetzel und dem Videokünstler Sebastian Dupouey. Bereits 2023 haben Dead Centre die Uraufführung von Giorgio Battistellis IL TEOREMA DI PASSOLINI an der Deutschen Oper Berlin inszeniert. Mit LASH – ACTS OF LOVE gehen sie nun noch einen Schritt weiter hin zu einer Opernästhetik, die sich in einem Spannungsfeld von konkreter Narration und dem Erschaffen von eher abstrakten Wahrnehmungs- und Erfahrungsräumen bewegt. Somit wird es in LASH – ACTS OF LOVE großformatige Traumbilder an der Grenze zur Abstraktion ebenso geben wie konkrete Momentaufnahmen des in Fragmente zerfallenen Lebens der Protagonistin. Es wird den mikroskopischen, auf bühnenfüllendes Format vergrößerten Blick auf Körperdetails geben, aber ebenso das sich allmählich zusammenfügende Puzzle eines Lebens mit seinem Begehren und der Frage, inwieweit dieses Erfüllung erfahren hat, mit konkreten Begegnungen, Hoffnungen und Enttäuschungen.
In den vier Hauptrollen des Stückes sind drei Sängerinnen sowie eine Schauspielerin auf der Bühne zu erleben, denen Rebecca Saunders in einem breiten Spektrum von klassischem Gesang und gesprochenem Wort die Partien auf den Leib schreibt. Es ist mit der Sopranistin Anna Prohaska eine Künstlerin, die sich seit ihrem gefeierten Debüt an der Staatsoper Unter den Linden mit gerade einmal Anfang zwanzig mit einem Repertoire einen Namen gemacht hat, das vom Barock bis hin zu neuester Musik so breit aufgestellt ist wie bei kaum einer anderen Sängerin ihres Fachs. Ihr zu Seite stehen mit der Sopranistin Sarah Maria Sun und der Altistin Noa Frenkel zwei Sängerinnen, die zu den wichtigsten Interpretinnen der Neuen Musik zählen und die in den letzten Jahren unzählige Ur- und Erstaufführungen gesungen haben. Sarah Maria Sun gibt mit LASH ihr Debüt an der Deutschen Oper Berlin, Noa Frenkel kehrt nach ihrem Auftritt in Chaya Czernowins HEART CHAMBER in das Haus an der Bismarckstraße zurück. Die Schauspielerin Katja Kolm ist nach einem Festengagement am Schauspielhaus Zürich seit vielen Jahren freischaffend tätig und arbeitete unter anderem mit Regisseur*innen wie Christoph Marthaler, Stefan Pucher, Anna Viebrock, Karin Henkel, Volker Lösch und Andreas Kriegenburg zusammen. Diesen Sommer ist die von ihr konzipierte Produktion „Hallo, hier spricht Nawalny“ bei den Salzburger Festspielen zu erleben.
Mit Enno Poppe steht am Pult des Orchesters der Deutschen Oper Berlin ein weiterer Debütant im Haus an der Bismarckstraße. Poppe ist Komponist und Dirigent, dessen eigenes Oeuvre ein Spektrum vom Solo- und Kammermusikwerk bis hin zum großen Orchesterstück oder auch Stücke wie „Rundfunk“ für neun Synthesizer abdeckt. Als Dirigent arbeitete er mit den führenden Ensembles für zeitgenössische Musik wie dem Klangforum Wien, dem Ensemble Musikfabrik oder dem Ensemble Modern und war zuletzt unter anderem beim Lucerne Festival als Dirigent und Composer in Residence oder auch bei der Berliner MaerzMusik zu erleben.
Oper in drei Akten (1930) >>> Text von Bertolt Brecht >>> Premiere: 17. Juli 2025 >>> Weitere Vorstellungen: 20., 22., 24., 26. Juli 2025
Theaterräume neu denken, frontale Formen aufbrechen – das zeichnet die Arbeiten des Regisseurs Benedikt von Peter aus. Für seine raumübergreifende Inszenierung von Luigi Nonos INTOLLERANZA wurde er 2011 mit dem renommierten Theaterpreis DER FAUST ausgezeichnet. Und auch mit seiner Interpretation von AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY, erstmalig 2012 für das Theater Bremen entwickelt, macht er neue, hautnahe Rezeptionserfahrungen möglich: Das ganze Opernhaus wird zur Stadt Mahagonny – sowohl die Bühne als auch die Foyers der Deutschen Oper Berlin werden bespielt, das Publikum ist Teil einer großen Unterhaltungsmaschinerie, die unaufhaltsam in ein apokalyptisches Experiment kippt. „So kämpferisch, gefühlvoll und dadaistisch hat es die Brecht/Weill-Oper wohl noch nirgendwo gegeben“, jubelte der Deutschlandfunk nach der Bremer Premiere. Als letzte Neuproduktion der Intendanz von Dietmar Schwarz inszeniert Benedikt von Peter MAHAGONNY mit einem exzellenten Sängercast.
Als Bertolt Brecht Ende der 1920er Jahre gemeinsam mit Kurt Weill AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY schrieb, befand Deutschland sich nicht nur in einer wirtschaftlichen, sondern auch in einer ideellen Krise, steuerte auf eine Diktatur zu. Bei der Uraufführung in Leipzig am 9. März 1930 kam es im Zuschauerraum zu brachialen Tumulten, Anhänger der NSDAP führten eine geplante Störaktion durch. Dieser Tage wird die politische Situation in Deutschland immer wieder mit der Weimarer Zeit verglichen – doch nicht nur wegen solcher Analogien besitzt MAHAGONNY eine brisante Aktualität. Sondern auch wegen der zutiefst menschlichen Fragen, die das Stück stellt: Wie wollen wir leben? Was heißt Gemeinschaft? Und wie viel ist sie uns eigentlich wert?
Eine abgrundtiefe Desillusionierung lauert unter Brechts und Weills „Lehrstück“: Der Song „We lost our big old mama“ bündelt repräsentativ die Atmosphäre des Werks. Zu Beginn gründen Witwe Begbick, Fatty und Dreieinigkeitsmoses eine Stadt – weniger aus einem Ideal denn aus einem Zustand der Perspektivlosigkeit heraus. Sie wollen Geld machen, wollen das System überlisten, wollen endlich auch mal auf der Profitseite stehen. Und so taufen sie ihre Stadt „Mahagonny, die Netzestadt“. Doch das System lässt sich nicht überlisten, die Netze bleiben leer. Die, die nach Mahagonny kommen, bringen Unzufriedenheit statt Geld. Allen voran Jim Mahoney, der unerbittlich feststellt: „Aber etwas fehlt.“
In einem radikalen nihilistischen Projekt beschließen die Figuren der Oper, den gemeinsamen Untergang zu suchen. Der Slogan „Du darfst“ wird zum neuen Leitspruch – nach und nach löschen sich Mahagonnys Bewohner*innen im grenzenlosen Hedonismus aus: Sie fressen und saufen sich zu Tode, vögeln und boxen sich kaputt. Stück für Stück erlischt die Stadt Mahagonny und wird wieder zur Wüste.
Kurt Weill wollte sein Werk explizit als Oper verstanden und von Sängern, nicht von Schauspielern besetzt wissen. Im Uraufführungsjahr 1930 veröffentlichte Bertolt Brecht einen Essay über die „Soziologie der Oper“ und forderte darin ein zeitgemäßes, politisch bewusstes Musiktheater. „Mag MAHAGONNY so kulinarisch sein wie immer – ebenso kulinarisch wie es sich für eine Oper schickt – so hat es doch schon eine gesellschaftsändernde Funktion: Es stellt eben das Kulinarische zur Diskussion, es greift die Gesellschaft an, die solche Opern benötigt; sozusagen sitzt es noch prächtig auf dem alten Ast, aber es sägt ihn wenigstens schon (zerstreut oder aus schlechtem Gewissen) ein wenig an ...“
Als Stadtgründerin Leokadja Begbick kehrt mit Evelyn Herlitzius eine Sängerin zurück an die Bismarckstraße, die viele exponierte Partien am Haus interpretiert hat: Ihre Katja in LADY MACBETH VON MZENSK und Emilia Marty in VEC MAKROPULOS werden jedem in Erinnerung bleiben, der sie erlebt hat.
Die Partie der Jenny Hill übernimmt Annette Dasch, die vom Publikum bereits als Elsa (LOHENGRIN), Rosalinde (DIE FLEDERMAUS) und Mrs. Alice Ford (FALSTAFF) gefeiert wurde. Nikolai Schukoff, der an der Deutschen Oper Berlin zuletzt in Detlev Glanerts Uraufführung OCEANE zu erleben war, übernimmt die Partie des Jim Mahoney. In weiteren Rollen freuen wir uns auf bewährte Ensemblemitglieder wie Markus Brück als Dreieinigkeitsmoses, Artur Garbas als Bill und Padraic Rowan als Joe.
Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Stefan Klingele, Chefdirigent des Theater Bremen, der bereits an der Deutschen Oper Berlin gastiert und mehrfach mit Benedikt von Peter zusammengearbeitet hat. Klingele ist darüber hinaus regelmäßig an den Opernhäusern in Stockholm, Dresden, Frankfurt, Stuttgart, Hannover und an der Deutschen Oper am Rhein zu erleben.
Musiktheater von, für und mit Kindern >>> Komposition von Gordon Kampe auf einen Text von Maria Milisavljević >>> Uraufführung: 16. November 2024 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellung: 16., 17., 19., 23., 24.(2x), 25., 29., 30. November; 1., 5., 7., 8., 10., 14., 18., 21.(2x), 27., 30. Dezember 2024
IMMMERMEEEHR beschreibt nicht nur ein grundsätzliches Gefühl der Überforderung, mit dem Kinder unsere Welt erfahren. Der Titel steht zugleich für die Vielzahl unterschiedlicher Sorgen und Ängste, mit denen Kinder, die gemeinsam in Berlin aufwachsen, zusammen auf einen Spielplatz gehen oder eine Schule besuchen, im Alltag konfrontiert werden. Diese spiegeln sich in der Vielfalt der kurzen Szenen und Geschichten, die in mehreren Schreibworkshops entstanden, die Autorin Maria Milisavljević und Regisseurin Franziska Seeberg zur Vorbereitung der Uraufführung von IMMMERMEEEHR in einer Grundschule in Berlin-Wedding sowie mit Kindern des Kinderchores des Deutschen Oper Berlin durchgeführt haben.
Diese Geschichten bilden das Ausgangsmaterial für Maria Milisavljevićs Libretto, das damit unmittelbar aus kindlicher Perspektive von kleinen und großen Sorgen erzählt: Vom Stress auf dem Schulweg, weil man wieder einmal zu spät ist und keiner im Bus neben einem sitzen will. Weil man ausgelacht oder auch wegen seiner Kleidung gemobbt wird. Weil die Noten schlecht sind und man sich von den Lehrer*innen respektlos behandelt fühlt, weil die Eltern arbeitslos sind, aber auch wegen der Erinnerungen an Krieg und Flucht, die einfach nicht aus dem Kopf verschwinden wollen. Zugleich erzählt IMMMERMEEEHR davon, wie es gelingen könnte, diese Sorgen einfach hinter sich zu lassen. Mit einer gemeinsam gelebten Utopie, gemeinsam gegen sie kämpfend, mit Idealismus oder auch ganz pragmatisch, so, dass es am Ende für alle einfach okay ist.
IMMMERMEEEHR ist ein Stück von und über Kinder, es ist aber auch und in erster Linie ein Stück mit Kindern. Gesungen und gespielt wird es vom Kinderchor der Deutschen Oper Berlin und auch die Partien der fünf Kindersoli werden von Mitgliedern des Kinderchors übernommen. Dessen Leiter Christian Lindhorst obliegt dabei auch die musikalische Leitung der Produktion, in der neben den Kindern vier Solist*innen aus dem Ensemble sowie sieben Musiker*innen aus dem Orchester der Deutschen Oper Berlin mitwirken.
Der Kinderchor der Deutschen Oper Berlin wurde im Jahre 2008 ins Leben gerufen und 2013 um einen Jugendchor erweitert. Heute singen hier unter der Leitung von Christian Lindhorst und seines Teams über 160 Kinder und Jugendliche in den verschiedenen Chorgruppen. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit bilden die Kinderchorpartien im klassisch-romantischen Opernrepertoire, in denen der Chor regelmäßig auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin zu erleben ist. Hinzu kommt als weiterer Schwerpunkt die Erarbeitung von Werken des modernen Musiktheaters sowie von innovativen Konzertprogrammen. Mit IMMMERMEEEHR steht der Kinderchor jedoch erstmals als Protagonist im Mittelpunkt einer von, für und mit Kindern geschriebenen Musiktheater-Produktion.
Als Komponist konnte mit Gordon Kampe einer der renommiertesten lebenden deutschen Komponisten im Bereich des Musiktheaters gewonnen werden, der zugleich einer der wenigen Künstler ist, die mit gleicher Ernsthaftigkeit wie Souveränität erfolgreich für ein junges wie auch erwachsenes Publikum zu schreiben wissen. So kam 2023 seine große Oper DOGVILLE nach Lars von Triers gleichnamigem Film zur Uraufführung – die Produktion wurde unter anderem mit dem Theaterpreis DER FAUST ausgezeichnet. Für die kommende Spielzeit ist an der Hamburgischen Staatsoper die Uraufführung seiner Kammeroper DESPOT, basierend auf Originalzitaten Wladimir Putins, geplant. Und zugleich hat Kampe unter anderem mit der 2013 ebenfalls in der Tischlerei der Deutschen Oper uraufgeführten Produktion KANNST DU PFEIFEN, JOHANNA eine der aktuell im deutschsprachigen Raum meistgespielten Kinderopern geschrieben. Mit der Uraufführung von FRANKENSTEIN kehrte Kampe 2017 mit einem Erwachsenenstück in die Tischlerei zurück – er ist aktuell einer der wichtigsten Komponisten im Feld eines genuin zeitgenössischen Musiktheaters für Kinder und Jugendliche.
Ihm zur Seite stehen zwei weitere, ausgewiesene Spezialistinnen im Bereich des Genres: Die Dramatikerin und Dramaturgin Maria Milisavljević war unter anderem mit ihrem Stück „Brandung“ 2013 Preisträgerin des Kleist-Förderpreises für junge Dramatik. Ihr Stück „Beben“ wurde für den Mülheimer Dramatikerpreis 2018 nominiert sowie 2017 mit dem Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes und dem Else-Lasker-Schüler-Stückepreis ausgezeichnet.
Die Regisseurin Franziska Seeberg lebt und arbeitet als freischaffende Regisseurin in Berlin. Sie war Mitbegründerin der Theaterkompanie „Oper Dynamo West“ und recherchiert oftmals für ihre Inszenierungen dokumentarisches Material, das sie mit Elementen des Musiktheaters verbindet. Sie setzt sich mit urbanen Räumen und deren Protagonist*innen auseinander und hat zahlreiche Inszenierungen und Stadtrauminterventionen realisiert. Zudem entwickelt sie als Regisseurin regelmäßig eigene Musiktheaterpro-duktionen, so auch an der Deutschen Oper Berlin das mobile Musiktheater für Kinder EXPEDITION TIRILI.
Ein Operetten-Festspiel von und mit tutti d*amore nach Oscar Straus’ und Rideamus’ DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN >>> Premiere: 28. Februar 2025 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen: 2., 6., 7., 9., 15. und 16. März 2025
Die Operette vom Ruf einer unzeitgemäßen Kunstform zu befreien und an urbanen Orten ein jüngeres und diverses Publikum dafür zu begeistern, ist das Kernanliegen des Berliner Kollektivs für zeitgenössische Operette tutti d*amore. Mit AB IN DEN RING! setzt die Tischlerei ihre Zusammenarbeit mit Ensembles aus der Freien Szene fort und entwickelt mit tutti d*amore ihre erste Uraufführung an einem Opernhaus.
Grundlage dafür bildet Oscar Straus’ und Rideamus’ burleske Operette DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN, uraufgeführt 1904 in Wien: Mit ihren schwungvollen Walzern, eingängigen Couplets und schmissigen Märschen wurde diese parodistische Operette, die es zur Kaiserzeit wagte, Nationalstolz, militärisches Imponiergehabe und Kriegsbegeisterung aufs Korn zu nehmen, zum ersten großen Erfolg des österreichischen Komponisten. Während des nationalsozialistischen Regimes waren DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN verboten, Straus musste in die USA emigrieren und komponierte dort Filmmusik und Stücke für den Broadway. Erst in den 1970er Jahren kam es zur Wiederentdeckung der Nibelungen-Persiflage.
Mit treffsicherem Witz setzen sich Straus und sein Textdichter Rideamus (Fritz Oliven) mit ihrem großen Vorbild Richard Wagner und dessen Neo-Mythologie auseinander: König Gunther hat Liebeskummer. Er will Königin Brünhilde zur Frau gewinnen, die allerdings jeden Bewerber totschlägt, der nicht im Zweikampf gegen sie besteht. Siegfried, Drachentöter-Star und schwerreicher Rheingold-Aktionär, soll Gunther mittels Tarnkappe im Brautkampf beistehen und durch die Vermählung mit Kriemhild gleich noch die ganze heruntergekommene Burgundensippe in ein neues Zeitalter führen.
Mit einer neuen Textfassung will tutti d*amore Straus’ satirisch-parodistische Seitenhiebe auf das wilhelminische Deutschland in die Gegenwart verlängern. Mit AB IN DEN RING! entsteht ein Abend, der die „Kulturkämpfe" der heutigen Theater- und Opernpraxis zwischen Konservatismus und Wokeness, Tradition und Progression aufs Korn nimmt. Die Welt des Theaters und die mythologische Welt der Nibelungen verschmelzen und ein turbulentes Ringen um Deutungshoheit und Repräsentation beginnt: Ein slapstickartiger Kampf, aus dem am Ende – ganz im Sinne des Genres der Operette – niemand als Sieger*in hervorgeht.
Auf der Bühne stehen die drei Sänger*innen des Kollektivs tutti d*amore: Caroline Schnitzer, Ferdinand Keller und Ludwig Obst gemeinsam mit drei Ensemblemitgliedern der Deutschen Oper Berlin. Die musikalische Bearbeitung für 15 Musiker*innen aus dem Orchester des Hauses verantwortet Felix Stachelhaus. Seine Version wird sich in Teilen an Straus’ Vorlage orientieren, doch mit Popsongs und Arrangements von Wagner-Chören auch einige musikalische Überraschungen bereithalten. Unterstützung erhält die Produktion durch zwölf Sänger*innen des Richardchors Neukölln.
Die Regisseurin Anna Weber und die Sänger*innen Caroline Schnitzer, Ferdinand Keller und Ludwig Obst gründeten tutti d*amore während ihres Studiums an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Ihre Produktionen führen sie an unkonventionellen Orten und im öffentlichen Raum auf: Sie sind u. a. regelmäßig zu Gast im Kater Blau, Sisyphos, auf dem Fusion und Garbicz Festival. Heiter widmen sich tutti d*amore drängenden Fragen der Gegenwart: Mit ihrer Wiederentdeckung von Mischa Spolianskys Volksstück DAS HAUS DAZWISCHEN thematisierten sie die Gentrifizierung kleiner und mittelständischer Unternehmen in Berlin. In MAGNA MATER, basierend auf Franz von Suppès DIE SCHÖNE GALATHÉE und Paul Linckes LYSISTRATA, bearbeiteten sie Fragen zu Gleichberechtigung, Rollenbildern und Machtmissbrauch. Zuletzt tourten sie mit der Wander-Operette TUTTI IN CAMPAGNA zu verschiedenen ländlichen Spielorten und Marktplätzen in Brandenburg und wurden damit auch ans DNT Weimar eingeladen.
Für Fassung und Inszenierung zeichnet die Regisseurin Anna Weber verantwortlich, die bereits mit ihrer Inszenierung von AM GRUND GIBT‘S KEINEN GRUND MEHR NACH DEM GRUND ZU FRAGEN im Rahmen der Neuen Szenen IV zu Gast in der Tischlerei war. Im Mai 2022 debütierte Anna Weber auf der großen Bühne am Deutschen Nationaltheater Weimar mit der Offenbach-Operette DIE PRINZESSIN VON TRAPEZUNT. Zuletzt inszenierte sie George Bizets CARMEN am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin und Eduard Künnekes DER TENOR DER HERZOGIN am Theater Chemnitz. Im Mai kommt ihre Inszenierung von Offenbachs fantastischer Operette DOKTOR OX am Theater Münster zur Premiere.
Felix Stachelhaus ist freischaffender Komponist, musikalischer Leiter und Schlagzeuger. Er konzipiert, komponiert und inszeniert Musiktheaterproduktionen zwischen performativem Konzert, Multimediaperformance und Kabarett. Für das Lichthoftheater Hamburg schrieb er zuletzt TERRITORIUM – Eine Reviermarkierungsrevue und für das Staatstheater Kassel das Familienstück PIPPI LANGSTRUMPF. Im Juni 2024 kommt dort auch seine Auftragskomposition MISSION TUTTI, eine Abenteuer-Suite für alle ab 8 Jahren zur Uraufführung.
Musiktheater-Uraufführungen von Zara Ali und Hannah Dübgen, Haukur Þór Harðarson und Sophie Fetokaki sowie Huihui Cheng und Giuliana Kiersz >>> Uraufführung: 27. April 2025 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellung: 30. April; 1., 3. Mai 2025 >>> Eine Kooperation der Deutschen Oper Berlin mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Welche Themen beschäftigen eine junge Künstler*innen-Generation? Welche Fragen brennen darauf, auf der Musiktheaterbühne behandelt zu werden? Welche Szenen, Texte, Klänge und Bilder sind dafür erforderlich? Bereits zum siebten Mal sind diese Fragen Ausgangspunkt der NEUEN SZENEN, dem gemeinsamen Musiktheater-Labor der Deutschen Oper Berlin und der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Auch dieses Mal stand an dessen Beginn ein internationaler Kompositions- und Libretto-Wettbewerb mit über 150 Bewerbungen (bei der VII. Ausgabe). Aus diesen hat eine Jury um die Komponistin Sarah Nemtsov, die Schriftstellerin Uljana Wolf sowie Vertreter*innen von Hochschule und Oper drei Teams aus Komponist*in und Autor*in für die drei Auftragswerke ausgewählt, die im April 2025 in der Tischlerei der Deutschen Oper zur Uraufführung kommen werden: Die US-amerikanisch-pakistanische Komponistin Zara Ali und die Schriftstellerin und Dramaturgin Hannah Dübgen, den in Berlin lebenden isländischen Komponisten Haukur Þór Harðarson und die britisch-zypriotische Künstlerin und Autorin Sophie Fetokaki sowie die in Frankreich lebende Komponistin Huihui Cheng und ihre Librettistin, die deutsch-argentinische Autorin Giuliana Kiersz.
Inszeniert, gesungen und gespielt werden die drei Werke von Studierenden der Hochschule für Musik Hanns Eisler, die damit die Gelegenheit haben, unter professionellen Bedingungen und betreut von ihren Hochschul-Mentor*innen und vom Team der Deutschen Oper Berlin in der Tischlerei zu arbeiten. Darüber hinaus können sie den Prozess der Entstehung und Realisierung eines neuen Werkes bis hin zur Premiere mit den besonderen Gegebenheiten einer Uraufführungsproduktion kennenlernen und mit Gestalten – bilden doch der Dialog und Austausch über die entstehenden Werke sowie deren gemeinsames Erarbeiten einen zentralen Teil des als offenes Labor angelegten Projekts.
Die Junge Deutsche Oper gestaltet auch in der Saison 2024/25 ein vielfältiges Programm aus Operneinblicken in Form von Konzerten und Musiktheateraufführungen für junge Menschen – von Babys bis zu jungen Erwachsenen – mit ihren Familien, alleine in der Freizeit oder im Kontext von Schule und Kita.
Darüber hinaus haben Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Projekten die Möglichkeit, Musiktheater selbst zu erfinden. Von der Konzeption über Text und Komposition bis zur Gestaltung der Kostüme und des Bühnenraums. Mit Stimme, Körper und allen Gefühlen, die zur Oper dazu gehören, setzen sie gemeinsam mit Profis ihre eigenen Ideen um und entwickeln Musiktheateraufführungen und Projektpräsentationen, die einen festen Platz im Spielplan der Tischlerei haben, aber auch in Schulen und Kitas realisiert werden. Es geht dabei um mehr als das Fördern bereits bestehender Begabungen: Die Junge Deutsche Oper schafft einen Raum zum Entwickeln neuer Leidenschaften, zum Ausprobieren neuer Rollen, eine Bühne für den eigenen künstlerischen Ausdruck.
Dem vielfältigen Opernrepertoire auf der großen Bühne widmet sich die Junge Deutsche Oper in ihrer Vermittlungsarbeit. Als Schnittstelle zwischen denen, die Oper erleben wollen, und denen, die Oper machen, gestaltet die Junge Deutsche Oper Angebote für Schulklassen und Kitagruppen, die das Opernhaus oder eine Vorstellung besuchen möchten. Sie sind immer auch eingeladen, sich mit spielerischer Vorbereitung in einem Workshop auf Werk und Inszenierung einzustimmen, bei einer Führung hinter den Kulissen das Opernhaus kennenzulernen und in Kontakt mit unseren Künstler*innen und Mitarbeiter*innen zu treten.
Stark ermäßigte Eintrittspreise für Schulgruppen und Lehrer*innen sowie kostenlose, zielgruppengerechte Vermittlungsangebote sind für uns selbstverständlicher Ausdruck der Überzeugung, dass Oper für alle ein Ort der Inspiration und des Wohlfühlens sein kann und eine Bereicherung fürs Leben ist.
Oper für alle! Vorstellungen und Konzerte für junges Publikum
Die Highlights der neuen Saison:
IMMMERMEEEHR ist unsere neue Musiktheaterproduktion für Kinder ab 8 Jahren, die in Zusammenarbeit mit Kindern entstanden ist und in der Kinder unseres Kinderchores als Hauptakteure im November und Dezember auf der Bühne der Tischlerei stehen. Komposition von Gordon Kampe auf einen Text von Maria Milisavljević in der Regie von Franziska Seeberg.
Für Familien kehrt ab November DAS MÄRCHEN VON DER ZAUBERFLÖTE auf die Hauptbühne zurück und auch Humperdincks Märchenklassiker HÄNSEL UND GRETEL und Leoš Janáčeks DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN werden im Dezember zu sehen sein.
Konzerte für Kinder aller Altersstufen spielen auch in der Saison 2024/25 eine wichtige Rolle. Die Babykonzerte für die Kleinsten von 0 bis 2 Jahren ziehen erstmals ins Foyer. Für Kinder ab 3 Jahren spielen wir unsere beliebten Knirpskonzerte (Juni 2025) in der Tischlerei. Alle Altersgruppen können gemeinsam mit dem Kinderchor und den VoiceChangers beim Frühlingssingen den Winter verabschieden. Und auch für Schulklassen entstehen interaktive Konzertformate, die zum Kennenlernen Klassischer Musik einladen sowie zu ersten Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Themen, die in der Oper verhandelt werden.
Auch mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin findet wieder ein Kinderkonzert auf der Hauptbühne statt, in dem Richard Strauss’ Till Eulenspiegel erlebt werden kann (18. März 2025).
Ein ganz besonderes Jazzformat für Kinder und die ganze Familie gibt es in Form des Jazzmärchens „Der Zauberdrache Mo“. Darin wird für Kinder zwischen 4 und 7 Jahren die Geschichte des Zauberdrachen Mo erzählt, der seine Bestimmung findet (Mai 2025).
Alle können Musiktheater! Partizipative Projekte zum Mit- und Selbermachen
Die partizipativen Angebote sind beliebte und sehr gefragte Formate der Jungen Deutschen Oper. In der kommenden Saison gibt es einige Highlights zum Mit- und Selbermachen:
Die große Kinder- und Jugendproduktion ist wieder als inklusives Projekt geplant. Dabei soll eine Musiktheaterinszenierung entstehen, die von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung unter Begleitung von Künstler*innen ab Januar 2025 entwickelt und geprobt wird, die Aufführungen finden im Juli 2025 in der Tischlerei statt. Thematisch gehen die Kinder und Jugendlichen von der großen Abschlusspremiere auf der Hauptbühne AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY aus und lassen sich überraschen, wohin ihre Reise in der Tischlerei geht.
Das Winterferienmusiklabor kehrt in den Winterferien 2025 in die Tischlerei zurück. Dort können Kinder eine Woche lang in unterschiedlichen Laboren intensiv in Musik, Rhythmus und Klang eintauchen und selber eigene Musikstücke entwickeln, die sie am Ende der Woche präsentieren.
Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren können für eine Spielzeit zur Opernmaus werden und an zehn Terminen anfangen, die Opernwelt kennenzulernen.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Angebote zum Mitmachen für Familien.
Mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung ist in der Spielzeit 24/25 die Weiterführung der Opernfamilien geplant. Dabei bauen wir unsere Vernetzung mit verschiedenen Nachbarschaften in Charlottenburg-Wilmersdorf und in der Umgebung des Opernhauses weiter aus: Gemeinsam mit Familienzentren entwickeln wir ein Programm zur frühkindlichen kulturellen Bildung im Kontext Familie, das spielerisch-musikalische Einblicke und Erlebnisse rund um das Opernhaus gibt.
Überall ist Oper! Kooperationen stadtweit
Die Deutsche Oper findet aber nicht nur im Charlottenburger Stammhaus statt. Kooperationen mit Schulen und Kitas berlinweit sowie mit wichtigen Partnern der Kulturellen Bildung sind ein wichtiger Teil unserer Arbeit.
Besonders eng sind wir natürlich mit unserer Partnerschule im Rahmen von TUSCH (Theater und Schule) verbunden, der Gebrüder-Grimm-Grundschule in Berlin Wedding, mit der wir 2024/25 in das dritte und letzte gemeinsame Jahr gehen und eine Abschlusspräsentation für Mai 2025 in der Tischlerei planen.
Zudem läuft unsere Partnerschaft im Rahmen von TUKI (Theater und Kita) mit der Kita Westfälische Straße weiter, um so auch mit den Allerjüngsten auf Musiktheater-Reise zu gehen.
Im Zuge der Kooperation mit TUKI Bühne spielen wir weiterhin unsere mobile Produktion Expedition TIRILI, in der zwei Performer*innen / Musiker*innen direkt in Berliner Kitas und im Foyer der Deutschen Oper Berlin spielen. Gemeinsam mit Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren erforschen sie, wie die Kita oder das Foyer klingt und begegnen dabei auch dem einen oder anderen „Tirili“.
Mehrere Schulprojekte pro Spielzeit realisieren wir gemeinsam mit der Initiative Rhapsody goes Opera für Musiktheater in Schulen.
Opernbesuche, Workshops für Schüler*innen, Lehrer*innen / Erzieher*innen, Probenbesuche und Künstler*innen-Gespräche im Opernhaus oder in der Schule finden regelmäßig im Rahmen solcher Kooperationen statt.
Die Junge Deutsche Oper ist 2024 weiterhin Teil der Offensive Kulturbus. Im Rahmen dieser besteht für alle Vorstellungen die Möglichkeit, eine kostenlose Hin- und Rückfahrt von der Kita bzw. Schule zur Deutschen Oper Berlin zu organisieren.
Wir bilden und unterhalten feste Nachbarschafts-Netzwerke mit Jugend-und Familienzentren sowie Einrichtungen für geflüchtete Kinder, Jugendliche und Familien in unserem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.
Die Junge Deutsche Oper wird gefördert von der Karl Schlecht Stiftung.
Das Jahresheft der Jungen Deutschen Oper mit ausführlichen Informationen zu unseren Angeboten ist ab August 2024 erhältlich.
Kontakt:
Fanny Frohnmeyer
Leitung Junge Deutsche Oper
Tel.: 030 343 84 – 534
E-Mail: frohnmeyer@deutscheoperberlin.de
www.deutscheoperberlin.de/jungedeutscheoper
Oper in drei Akten >>> Libretto von Modest Tschaikowskij nach Alexander Puschkin >>> In russischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 3 Stunden 15 Minuten (inkl. einer Pause) >>> Premiere: 9. März 2024 >>> Weitere Vorstellungen am 12., 15., 20., 23. und 27. März 2024
Eine Geschichte über die Unentrinnbarkeit des Schicksals und den Fluch eines mysteriösen Kartengeheimnisses – in seiner vorletzten, in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Modest entstandenen Oper PIQUE DAME erreichte Tschaikowskij eine dramatische Dichte, die durch ihre perfekte Abstimmung aus Ereignisreichtum und Klarheit der Handlung fasziniert. Musikalisch vollführt das Werk den Schwenk von postwagnerscher großer Oper des Fin de Siècle über die Verarbeitung folkloristischen Liedguts und hymnenartiger Festmusik mit klassizistischen Elementen bis hin zu Anklängen an Frühformen des modernen Chansons. Diese Fülle unterschiedlicher Gattungen zu bändigen und durch filigran ausgearbeitete Übergänge in Einklang zu bringen, gelingt Tschaikowskij ebenso wie seinen unverwechselbaren melodischen Stil beizubehalten.
Der britische Regisseur Sam Brown erzählt in seiner Neuproduktion des Werks die Geschichte eines Außenseiters, der hofft, durch das Geheimnis um die „drei Karten“ endlich zu Wohlstand zu gelangen, um damit die Frau erringen zu können, die er begehrt. Dabei gerät er immer tiefer in die wahnhafte Spirale einer Obsession, durch die er zunehmend unfähig wird, Realität und Trugbild zu unterscheiden. In dieser auf eine Erzählung Alexander Puschkins zurückgehenden Geschichte, deren Rezeption in der Fachliteratur, aber auch in Spielfilmen bis in die heutige Zeit anhält, vermischen sich auf verstörende Weise Liebesverlangen und gesellschaftlicher Geltungsdrang in der Gestalt des von Kindheit an ausgegrenzten Protagonisten Hermann.
Die Neuproduktion von Tschaikowskijs PIQUE DAME hätte eigentlich im Frühjahr 2020 von Graham Vick inszeniert werden sollen. Dann kam die Pandemie – und alles musste verschoben werden. Tragischerweise verstarb Graham Vick im Juli 2021 an den Folgen einer Covid-Infektion. Wir freuen uns, dass die Oper jetzt in der Regie von Sam Brown auf die Bühne kommt.
Die Partie des Hermann ist eine der größten Herausforderungen im Tenorfach überhaupt. In dieser Ausnahmerolle debütiert Martin Muehle, der sich in den letzten Jahren an der Deutschen Oper Berlin als Titelheld in ANDREA CHENIER, Cavaradossi in TOSCA, Des Grieux in MANON LESCAUT und Calaf in TURANDOT einen Namen gemacht hat. Ihm zur Seite steht mit Sondra Radvanovsky als Lisa eine der großen Sopranistinnen ihres Fachs. Regelmäßig singt sie an den großen internationalen Bühnen wie der Metropolitan Opera in New York, der Opéra National de Paris, dem Royal Opera House in London oder dem Gran Teatre Liceu in Barcelona – an der Deutschen Oper Berlin begeisterte sie als Tosca und Manon Lescaut. Als titelgebende Pique Dame kehrt Doris Soffel an die Deutsche Oper Berlin zurück, an der sie erst in der letzten Spielzeit als Adelaide in der Neuproduktion ARABELLA zu erleben war. (Sie übernimmt kurzfristig die Partie der Gräfin von der ursprünglich angekündigten Hanna Schwarz.)
Unter der musikalischen Leitung von Sebastian Weigle, dem langjährigen Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt/Main und des Liceu Barcelona, kommt dieses zugleich üppig opulente wie zutiefst feinfühlige Werk nach 46 Jahren wieder in einer Neuinszenierung auf die Bühne der Deutschen Oper Berlin.
Hier geht es zur Stückübersicht mit Bessetzungen, Infos und Karten
Premiere von Richard Strauss‘ INTERMEZZO am 25. April >>> Besetzungs-Highlights: LA TRAVIATA und FIDELIO >>> Premiere „Stabat Mater“ von Arvo Pärt mit dem Ensemble der Jungen Deutschen Oper und des jungen RambaZamba Theaters am 5. April >>> Sinfoniekonzert Mahlers 9. Sinfonie mit Sir Donald Runnicles >>> Save the date: Jahres-Pressegespräch am 10. April um 11 Uhr
Wir freuen uns, mit der Premiere von INTERMEZZO am 25. April den im letzten Jahr begonnenen Strauss-Zyklus von Sir Donald Runnicles und Tobias Kratzer fortsetzen zu können. Neue Geschichten verlangten die Menschen der Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts von der Opernbühne – und die Antwort, die viele Komponisten darauf fanden, war das neue Genre der Zeitoper. Nicht nur die Avantgardisten wie Paul Hindemith (NEUES VOM TAGE) und Arnold Schönberg (VON HEUTE AUF MORGEN) folgten dem Trend zu pathosfreier Modernität, auch Richard Strauss lieferte 1924 mit INTERMEZZO seine Antwort auf die veränderten Publikumsbedürfnisse. Mehr noch: In dem Zweiakter, zu dem Strauss auch selbst das Libretto verfasste, brachte er kaum verhüllt eine Begebenheit aus seinem eigenen Eheleben auf die Bühne. Eine Verwechslung reicht hier, um den Ehefrieden im Hause des Kapellmeisters Robert Storch und seiner Gattin Christine ernsthaft zu gefährden, bis sich alles nach zweieinhalb Stunden aufklärt und die Gefahr einer Scheidung abgewendet ist. Doch mehr noch als die lustspielhafte Handlung steht in INTERMEZZO das Abbild des ehelichen Zusammenlebens im Zentrum. In diesem schonungslosen Öffentlichmachen des Privaten liegt für Tobias Kratzer auch die Modernität des Stückes. Gleichzeitig fügt sich INTERMEZZO so in seinen Strauss-Zyklus ein, der mit ARABELLA und FRAU OHNE SCHATTEN zwei weitere Werke umfasst, die unterschiedliche Phasen einer Beziehung thematisieren.
Mit Maria Bengtsson und Thomas Johannes Mayer verkörpern zwei Künstler*innen das streitende Ehepaar, die an der Deutschen Oper Berlin bereits in prominenten Partien zu erleben waren: Die schwedische Sopranistin Maria Bengtsson verkörperte mit großem Erfolg die Titelpartie in Detlev Glanerts OCEANE. Thomas Johannes Mayer hat hier vor allem die großen Baritonrollen der Opern Richard Wagners wie Telramund, Amfortas und Hans Sachs interpretiert sowie die Titelpartie in Verdis MACBETH. Außerdem überzeugte er als Vogt in DER SCHATZGRÄBER.
Besetzungs-Highlights LA TRAVIATA und FIDELIO
Wir freuen uns sehr, das Mané Galoyan die Titelpartie in den TRAVIATA-Vorstellungen am 13. und 19. April interpretiert und damit nach ihrem überwältigenden Erfolg als Suor Angelica und Lauretta (GIANNI SCHICCHI) ins Haus an der Bismarckstraße zurückkehrt. Als Alfredo ist Pavol Breslik zu erleben.
Unter musikalischer Leitung von Stephan Zilias wird in den FIDELIO-Vorstellungen am 12., 14. und 20. April der junge, sehr begabte ukrainische Tenor Valentyn Dytiuk die Partie des Florestan verkörpern an der Seite von Flurina Stucki als Leonore und Tobias Kehrer als Rocco.
Tischlerei-Premiere: „Stabat Mater“ von Arvo Pärt mit dem Ensemble der Jungen Deutschen Oper und des jungen RambaZamba Theaters
Das „Stabat Mater“ gehört zu den meistvertonten religiösen Texten des Abendlandes. Anhand der Erzählung von der Trauer Marias um den gekreuzigten Jesus suchen Jugendliche nach ihrem Weg in einer Welt voller Krieg und Gewalt. Die Produktion ist eine Kooperation der Jungen Deutschen Oper mit dem Jungen RambaZamba Theater, bei der über mehrere Monate ein Ensemble aus 25 jungen Menschen unterschiedlichster Herkunft, mit und ohne Behinderungen, zusammengearbeitet haben. Die Ensemblemitglieder Meechot Marrero, Chance Jonas-O’Toole und Oleksandra Diachenko sind neben Orchestermusiker*innen beteiligt.
Ausgehend von einer musiktheatralischen Forschung zu Gefühlen und den dramatischen Gefühlsexpressionen auf der Opern- und Theaterbühne untersuchten die jungen Darsteller*innen Gefühle wie Trauer, Wut und Angst sowie ihren individuellen und kollektiven Umgang mit diesen Emotionen. Daraus ist eine Inszenierung geworden, in der Ritual und Theater nahe beieinanderliegen. Zudem geht es um die Auseinandersetzung mit Krieg – den einige der teilnehmenden Jugendlichen selbst erlebt haben – und um die Sehnsucht nach Frieden. Was bedeuten noch Glaube und Spiritualität, wenn aller Frieden unerreichbar scheint? Musikalisch wird Pärts Stück u.a. mit dem Werk „Iktsuarpok“ der Komponistin Misha Cvijović konfrontiert. Zur Premiere am 5. April um 19 Uhr in der Tischlerei laden wir sehr herzlich ein! Weitere Vorstellungen am 6. und 7. April, jeweils um 18 Uhr.
Sinfoniekonzert Mahlers 9. Sinfonie mit Sir Donald Runnicles
Die Aufführung der Sinfonien Gustav Mahlers ist das Herzstück der sinfonischen Programme, mit denen sich Sir Donald Runnicles und das Orchester der Deutschen Oper Berlin dem Berliner Publikum präsentieren. Nach den gefeierten Aufführungen unter anderem der zweiten, dritten und fünften Sinfonie ist nun mit der Neunten am 8. April Mahlers Abgesang auf die große sinfonische Form an der Reihe.
Premiere von Pjotr I. Tschaikowskijs PIQUE DAME 9. März >>> Besetzungs-Highlights: LUCIA DI LAMMERMOOR, PARSIFAL und ANNA BOLENA >>> 40 Jahre Orchesterakademie: Jubiläumskonzert am 18. März
Wir freuen uns, Sie schon heute zur Premiere von Tschaikowskijs PIQUE DAME unter musikalischer Leitung von Sebastian Weigle und in der Regie des Briten Sam Brown für den 9. März 2024 in die Deutsche Oper Berlin einladen zu können. Mit Sondra Radvanovsky als Lisa, Martin Muehle als Hermann, Lucio Gallo als Graf Tomski und der unvergleichlichen Hanna Schwarz als Gräfin dürfte eine sehr bemerkenswerte Besetzung auf der Bühne stehen.
Puschkins kurze Novelle PIQUE DAME wurde für Pjotr und Modest (Libretto) Tschaikowskij zum Ausgangspunkt für ein Psychogramm der beiden Hauptfiguren Hermann und Lisa, die in ihrer fatalistischen Hoffnungslosigkeit und ihrem scheiternden Streben nach Freiheit verbunden sind.
Gekonnt wechselt im Stück die Stimmung von großer, repräsentativer Chor- und Ensembleoper hin zu psychologischen Kammerspielszenen.
Hermann, ein einfacher Offizier, der dem Glücksspiel verfallen ist, liebt Lisa, die sich nach Freiheit und Selbstbestimmung sehnt, aus reichem Hause stammt und in Obhut ihrer kontrollsüchtigen Großmutter, der Gräfin, wohnt. Der Gräfin selbst wird nicht nur eine aufsehenerregende Vergangenheit in der Pariser High Society nachgesagt, um sie rankt sich auch die ominöse Geschichte eines Kartengeheimnisses, das allen Eingeweihten Spielglück garantieren soll und ihr den Spitznamen „Pique Dame“ eingebracht hat. Als der mittellose Hermann davon erfährt, glaubt er darin den Weg aus seinem Elend gefunden zu haben und die Obsession um das Mysterium der „Drei Karten“ nimmt ihren Lauf.
Obgleich die Oper gegenüber der Puschkin-Vorlage die Liebesromanze deutlich hervorhebt, bleibt ungewiss, inwieweit Hermann wirklich Lisa liebt oder ob sein Begehren vielmehr dem Kartengeheimnis der Gräfin gilt. Dass diese stirbt, als Hermann ihr die glückversprechende Formel entlocken will und erst ihr Geist ihm die Kartenkombination im Traum offenbart, treibt die Frage nach Schein und Realität auf die Spitze.
Besetzungs-Highlights: LUCIA DI LAMMERMOOR, PARSIFAL und ANNA BOLENA
Unter dem Dirigat von Ivan Repušić, designierter Generalmusikdirektor der Oper Leipzig, freuen wir uns in den LUCIA DI LAMMERMOOR-Vorstellungen am 1. und 17. März auf Adela Zaharia in der Titelpartie. In dieser Rolle feierte die rumänische Sopranistin bereits an der Bayerischen Staatsoper und im Haus an der Bismarckstraße triumphale Erfolge und konnte auch als Donna Anna (DON GIOVANNI), Violetta Valery (LA TRAVIATA) und Gilda (RIGOLETTO) an den führenden Opernhäusern Europas reüssieren.
In der Wiederaufnahme von Philipp Stölzls PARSIFAL-Inszenierung freuen wir uns sehr auf Klaus Florian Vogt in der Titelpartie, die er bereits bei der Premiere im Jahr 2012 interpretiert hat. Mit Irene Roberts als Kundry, Günther Groissböck als Gurnemanz, Jordan Shanahan als Amfortas und Joachim Goltz als Klingsor darf sich das Publikum auf ein starkes Ensemble unter Leitung von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles freuen. Vorstellungen am 25. Februar sowie am 3. und 8. März.
Donizettis ANNA BOLENA feierte in der Regie von David Alden am 15. Dezember ihre viel beachtete und bejubelte Premiere und kehrt nun zu einer weiteren Vorstellungsserie zurück auf den Spielplan.
„Federica Lombardi als dramatischen Koloratursopran zu bezeichnen, wäre zu wenig gesagt, sie ist im hochdramatischen wie lyrischen Fach ebenso zu Hause, und gerade ihr piano und pianissimo ist von besonders bezaubernder Intensität, zart aber nicht schwächlich.“ – so urteilte die Morgenpost nach der Premiere. Umso erfreulicher, dass Federica Lombardi die Titelpartie auch in den Vorstellungen am 11., 16. und 19. März interpretiert, neben Jana Kurucová als Giovanna Seymour, Ricardo Fassi als Enrico VIII. und Xabier Anduaga als Lord Percy. Die musikalische Leitung hat Daniele Squeo.
40 Jahre Orchesterakademie: Jubiläumskonzert am 18. März
Die Deutsche Oper Berlin war 1983 das erste Opernhaus, das im Bereich Musiktheater das Angebot schuf, Nachwuchstalente durch eine Kombination von Praxis und Mentoring an den Berufsalltag heranzuführen. Dabei hatten einige große Konzertorchester wie die Berliner Philharmoniker schon früher damit begonnen, in die Ausbildung von Spitzenmusiker*innen und deren Einstieg in das Berufsleben zu investieren. Das sei heute, nach 40 Jahren, noch immer so notwendig wie damals, erklärt Geigerin Kaja Beringer, die die Akademie seit 2012 leitet: „An den Musikhochschulen findet kaum eine Vorbereitung auf die Besonderheiten des Musiktheaters statt – die Absolvent*innen haben deshalb oft nur eine vage Vorstellung davon, was das Musizieren im Orchestergraben bedeutet.“
Die Orchesterakademie ist zum Erfolgsmodell geworden: Inzwischen haben dort über 300 Musikerinnen und Musiker den Startpunkt für eine erfolgreiche Laufbahn gefunden und es gibt jährlich – auch dank der finanziellen Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin – sechzehn statt der anfänglichen sechs Stellen.
Im Jubiläumskonzert am 18. März, in dem gegenwärtige und ehemalige Akademist*innen gemeinsam musizieren, erklingen Auszüge aus Werken von Verdi, Tschaikowskij, Puccini, Bizet und Humperdinck sowie Brittens „The Young Person’s Guide tot he Orchestra“. Das Konzert leiten Ivan Repušić und Dominic Limburg.
Am 18. und 19. März um 11 Uhr wird Brittens „The Young Person’s Guide to the Orchestra“ auch gesondert für Schulen angeboten.
Investigatives Musiktheater von Christiane Mudra und Dariya Maminova >>> in deutscher Sprache mit englischer und deutscher Übertitelung >>> Dauer: ca. 2 Stunden ohne Pause >>> Uraufführung: 17. Februar 2024 in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin >>> Weitere Vorstellungen: 20., 22., 23., 24., 28. Februar sowie 1. und 2. März 2024
Mit rasanten Fortschritten im Forschungsgebiet der Künstlichen Intelligenz und der Entwicklung von Metaverses gehört die Diskussion über Daten- und Verbraucherschutz im digitalen Raum zu den drängendsten unserer Gegenwart. Technische Innovationen haben längst alle Lebensbereiche durchdrungen. Die Uraufführung BETA beleuchtet die Potentiale digitaler Tools, aber auch die Risiken, die etwa von intransparenten Datensätzen, Algorithm Biases und der Monetarisierung privater Nutzer*innendaten ausgehen. Inwieweit kollidieren die wirtschaftlichen Interessen und Methoden der Internet-Giganten mit ethischen und verfassungsrechtlichen Fragen? Können nationale und europarechtliche Regelungen die Macht transnationaler Tech-Konzerne wirksam regulieren? Wie können staatliche Institutionen und Einzelne die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vor Willkür und Machtmissbrauch schützen?
Zum Stück: Ein als Genie gefeierter Tech-Pionier wirbt für seine visionären Projekte, mit denen er die Lebensgrundlage der Menschen weltweit revolutionieren will. Eine Hackerin warnt vor der Machtakkumulation weniger globaler Konzerne und forscht zu künstlicher Intelligenz. Eine Politikerin treibt die Digitalisierung staatlicher Einrichtungen voran und ist mit den Herausforderungen von Desinformation, Daten- und Verbraucherschutz konfrontiert.
Der Arbeit liegt die investigative Recherche der Regisseurin und Autorin Christiane Mudra zugrunde, die anhand von Leaks, Gesetzestexten, Interviews mit Expert*innen die Wechselwirkung von Tech-Konzernen, Politik und Gesellschaft untersucht. Dariya Maminova verwebt in ihrer Komposition kunstvoll Genres, mischt Live-Sound mit komplexer Elektronik und spielt dabei immer wieder mit den Grenzen unserer Wahrnehmung von analog und digital erzeugter Musik. Durch interaktive Abstimmungstools wird das Publikum dazu eingeladen, sich selbst zu den aufgeworfenen Fragen zu positionieren und den Fortgang der Aufführung mitzugestalten.
Christiane Mudra übersetzt journalistische Langzeitrecherchen in packende Theaterabende. Zuletzt zeigte sie in Berlin „Hotel Utopia“ in einem Treppenhaus des ehemaligen Flughafens Tempelhof, einen Abend, der den Zuschauer deutlich die schier unlösbaren Verwaltungsexzesse der Asylbürokratie am eigenen Körper spüren ließ. In „Selfie und Ich“, einer Produktion des Ballhaus Ost, lässt Christiane Mudra das Publikum durch vier verschiedene Wohnungen ziehen und gibt Einblicke in die Lebenswelt psychisch Erkrankter. Nun bringt sie, zusammen mit der Komponistin Dariya Maminova, mit BETA ein Musiktheater über die Macht der Tech-Giganten auf die Bühne.
Text von Martin Crimp nach dem anonymen okzitanischen Text „Guillem de Cabestanh – Le coeur mangé“ >>> In englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 1 Stunden 30 Minuten (keine Pause) >>> Ein Auftragswerk und eine Koproduktion des Festival d’Aix-en-Provence, De Nationale Oper Amsterdam, des Théâtre du Capitole Toulouse und des Royal Opera House Covent Garden London >>> Premiere an der Deutschen Oper Berlin: 27. Januar 2024 >>> Weitere Vorstellungen am 1., 5., 9. und 15. Februar 2014
Ein Mann tötet den Liebhaber seiner Frau, schneidet ihm das Herz aus dem Leib und serviert es der Frau zum Abendessen. Sie nimmt sich daraufhin das Leben. In packenden 90 Minuten bringt WRITTEN ON SKIN diese Dreiecksgeschichte als rasanten Opernthriller auf die Bühne und ist damit eine der ganz wenigen Opern des 21. Jahrhunderts, die nach der gefeierten Uraufführung 2012 in Aix-en-Provence weltweit erfolgreich nachgespielt wurden. Doch zugleich ist dieses Werk des Komponisten George Benjamin und des Autors Martin Crimp eine vielschichtige Reflexion über die Macht und Verführungskraft der Kunst. Als Vorlage diente die Geschichte des Troubadours Guilhem de Cabestanh: Er lebte um 1200 im Südwesten Frankreichs und wurde in legendenhaften, nach seinem Tod entstandenen Lebensberichten zum Protagonisten jener Geschichte von „Cœur mangé“, dem gegessenen Herzen. In dieser kommt er als Troubadour in das Haus eines reichen Landadeligen und verführt dort mit seiner Kunst und seinem Körper die junge Ehefrau des Hausherrn.
In ihrer Adaption des Stoffes wird aus dem singenden Dichter ein Buchillustrator, der, malend „auf Haut“, auf dem aus Tierhäuten hergestellten Pergament, eine Bilderchronik über das Leben des reichen „Protectors“ erstellen soll. Zugleich rahmen Benjamin und Crimp die mittelalterliche Geschichte, indem sie drei Engel aus unserer modernen, nüchternen Gegenwart in die Vergangenheit reisen lassen. Dort erwecken sie den Protector und seine Frau Agnès noch einmal zum Leben, während einer der Engel in den Körper des „Jungen“, des Buchillustrators schlüpft, um das historische Geschehen noch einmal durchzuspielen. Die eigentlich körperlosen Engelswesen wollen damit erfahren, was es mit der menschlichen Leidenschaften auf sich hat, mit Hass und Liebe, Sehnsucht und Begehren, aber auch mit der Verführung wie mit der Verführungskraft der Kunst, mit ihrem Vermögen, Welten zu erschaffen, Realitäten zu spiegeln, Unaussprechbares auszusprechen und Geheimes zu verraten.
Benjamins Musik bringt Martin Crimps vielschichtigen Text in einer hochdifferenzierten, klangfarben-reichen Musik auf die Bühne, die genuin zeitgenössisch ist, zugleich aber von ungemeiner Bühnenwirksamkeit und szenischer Prägnanz. Sie deckt eine Bandbreite ab von zarten, überaus intimen Momenten bis hin zu brutalen Klangballungen – und ermöglicht das Erlebnis eines emotional fesselnden Opernabends von enormer Dichte.
Seine szenische Berliner Erstaufführung erlebt WRITTEN ON SKIN an der Deutschen Oper Berlin in der mehrfach international nachgespielten Uraufführungsinszenierung Katie Mitchells, am Pult steht mit Marc Albrecht ein ausgewiesener Spezialist der spätromantischen wie zeitgenössischen Oper, der über viele Jahre eng der Deutschen Oper Berlin verbunden ist. Auf der Bühne wird der herausragende Countertenor Aryeh Nussbaum Cohen in der Rolle des Jungen sein Hausdebüt an der Bismarckstraße geben. Neben ihm sind die Sopranistin Georgia Jarman als Agnès und Bariton Mark Stone als Protector zu erleben. An deren Seite stehen in den weiteren Rollen Anna Werle und, aus dem hauseigenen Ensemble, Chance Jonas-O’Toole auf der Bühne.
Premiere von George Benjamins WRITTEN ON SKIN am 27. Januar >>> Wiederaufnahmen und Besetzungs-Highlights: LE NOZZE DI FIGARO, TOSCA, ANTIKRIST und AIDA >>> Konzert der BigBand: Swingin’24 am 1. Januar
Am 27. Januar feiern wir die erste Premiere des Jahres 2024: George Benjamins WRITTEN ON SKIN in der mehrfach ausgezeichneten und weit gereisten Uraufführungsinszenierung von Katie Mitchell. Unter musikalischer Leitung von Marc Albrecht freuen wir uns auf das Hausdebüt des herausragenden Countertenors Aryeh Nussbaum Cohen, neben Bariton Mark Stone und der Sopranistin Georgia Jarman, die sich bereits mehrfach mit Partien in Werken Benjamins profiliert hat. Außerdem sind aus dem hauseigenen Ensemble Irene Roberts und Chance Jonas-O’Toole zu erleben. Weitere Vorstellungen am 1., 5., 9. und 15. Februar.
Autor Martin Crimp, Komponist und Regisseurin verbinden in ihrem Werk eine blutige Dreiecksgeschichte aus dem französischen Hochmittelalter mit einer Reflexion über die Macht der Kunst, über die Fähigkeit, in Bildern die Wirklichkeit abzubilden oder Welten neu zu erschaffen. Die Uraufführung im Rahmen des Festival d’Aix-en-Provence 2012 war eine Sensation: in seltener Perfektion greifen hier Text und Komposition ineinander, ergänzen sich eine packende Geschichte und eine präzise wie poetische Sprache mit einer hochtheatralen Musik, die durch und durch zeitgenössisch ist, in ihrer klang-sinnlichen Fülle aber auch ein breiteres Publikum zu fesseln vermag. Hinzu kommt die psychologisch präzise Inszenierung Katie Mitchells. Nun ist dieses Werk erstmals auf einer Berliner Opernbühne zu erleben.
Wiederaufnahmen und Besetzungs-Highlights: LE NOZZE DI FIGARO, TOSCA, ANTIKRIST und AIDA
Götz Friedrichs klassische Inszenierung von Mozarts LE NOZZE DI FIGARO in der Ausstattung des Bühnenmagiers Herbert Wernicke bietet dem darstellungsfreudigen Ensemble der Deutschen Oper Berlin ein ideales Spielfeld: Thomas Lehman als Graf, Maria Motolygina als Gräfin, Lilit Davtyan als Susanna, Artur Garbas als Figaro und Meechot Marrero bzw. Irene Roberts (2.2.) als Cherubino lassen erahnen, welches musikalische und spielerische Feuerwerk sich auf der Bühne entfalten dürfte. Vorstellungen am 5., 12. Januar sowie am 2. und 20. Februar.
Am 14. und 20. Januar freuen wir uns in den TOSCA-Vorstellungen unter Stabführung von Paolo Arrivabeni auf Chiara Isotton in der Titelpartie, Vittorio Grigolo als Cavaradossi und Gevorg Hakobyan als Scarpia.
Ersan Mondtag übersetzt Rued Langgaards so schillernde wie verrätselte Oper ANTIKRIST über den nahenden Weltuntergang in ungemein kräftige Bilder. Autos stürzen vom Himmel, Höllengestalten und groteske Figuren bevölkern die Bühne: ein expressionistisches Gemälde, ein packender Trip, in dem Realität und Fiktion verschwimmen. Für sein höchst fantasievolles Kostümbild erhielt Mondtag den Oper!Award 2022. Am 13. und 26. Januar ist diese Rarität noch einmal zu sehen.
In den AIDA-Vorstellungen am 28. Januar sowie am 4., 10., 17. Februar sind unter Leitung von Carlo Montanaro die am Haus hoch geschätzte Sondra Radvanovsky in der Titelpartie neben Yulia Matochkina als Amneris und Jorge Puerta bzw. Alfred Kim (4., 10.2.) als Radames zu erleben. Dass mit dem im Publikum platzierten Chor und dem Orchester auf der Bühne ein immersives Klangerlebnis entsteht, das die emotionale Wirkung von Verdis Musik auf ungewöhnlich direkte Weise erfahrbar macht, hat die Produktion bei vielen Zuschauern überaus beliebt gemacht.
Konzert der BigBand: Swingin’24 am 1. Januar
Neujahrs-Jazz-Gala „Best of Berlin“ nennen die Musikerinnen und Musiker der BigBand ihren Start ins neue Jahr und machen unmissverständlich klar, dass sie sich für diesen Abend renommierte Gäste der Berliner Kultur- und Jazzszene eingeladen haben. Mit den größten Stan-dards der Swing-Ära und in soulig-funkigen Arrangements erleben sie Pat Appleton, Uschi Brüning, Irmgard Knef, Atrin Madani, Katharine Mehrling und Marc Secara. Ein schwungvoller Start ins neue Jahr ab 18 Uhr.
Tragedia lirica in zwei Akten >>> Libretto von Felice Romani nach „Henri VIII.“ von Marie-Joseph de Chénier und „Anna Bolena“ von Alessandro Pèpoli >>> In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 3 Stunden 20 Minuten (inkl. einer Pause) >>> Eine Produktion des Opernhaus Zürich (Premiere: 5. Dezember 2021) >>> Premiere an der Deutschen Oper Berlin: 15. Dezember 2023 >>> Weitere Vorstellungen: 19., 22. und 26. Dezember sowie 11., 16. und 19. März 2024
Mit der Uraufführung von ANNA BOLENA schlug Gaetano Donizetti am 26. Dezember 1830 ein neues Kapitel der Operngeschichte auf: Während sich die Oper bis dahin kaum um historische Wahrheit ihrer Stoffe kümmerte, brachten Donizetti und sein Librettist Felice Romani die tragische Geschichte der zweiten Ehefrau Heinrichs VIII. weitgehend getreu den überlieferten Fakten auf die Opernbühne. Damit markiert Donizettis 35. Oper den Beginn des Historiendramas im Musiktheater – einer Gattung, die von Meyerbeer über Verdi bis hin zu John Adams immer wieder Komponisten fasziniert hat. Zugleich ist ANNA BOLENA aber auch eines der ersten Meisterwerke der romantischen Oper: Mit diesem Werk emanzipierte sich Donizetti endgültig vom virtuos-instrumentalen Belcanto in der Nachfolge Rossinis und schuf eine Musik, die sich ganz in den Dienst des dramatischen Effekts stellt. Bei allen gesanglichen Anforderungen vor allem an die vier Hauptpartien fesselt an ANNA BOLENA bis heute die dramatische Konsequenz, mit der Donizetti und Romani Szene für Szene die Tragödie über den Justizmord an der jungen Königin entwickeln.
Diese musikdramatische Meisterschaft Donizettis wird bis heute oft auch deshalb unterschätzt, weil ANNA BOLENA zusammen mit den beiden anderen Teilen von Donizettis Tudor-Trilogie, MARIA STUARDA und ROBERTO DEVEREUX, primär als Vehikel für die Gesangskunst großer Operndiven genutzt wurde. An der Deutschen Oper Berlin werden die beiden weiblichen Hauptpartien hingegen von zwei jungen Sängerinnen verkörpert, die zwar schon eine internationale Karriere im Belcanto-Fach begonnen haben, aber altersmäßig ihren historischen Rollenvorbildern, den englischen Königinnen Anne Boleyn und Jane Seymour, entsprechen. In der Produktion des New Yorker Meisterregisseurs David Alden, die die Deutsche Oper Berlin von der Oper Zürich übernommen hat, sind die italienische Sopranistin Francesca Lombardi als Anna und die russische Mezzosopranistin Vasilisa Berzhanskaya als Giovanna zu erleben – beide Sängerinnen haben ihre Karriere übrigens an der Deutschen Oper Berlin begonnen.
Ihnen zur Seite steht der junge italienische Bass Riccardo Fassi als Enrico, der in Berlin zuletzt in Rossinis SEMIRAMIDE im Haus der Berliner Festspiele zu erleben war, sowie der Tenor René Barbera als Percy. Es dirigiert der Erste Gastdirigent der Deutschen Oper Berlin, Enrique Mazzola, der am Haus erst im Juni einen großen Erfolg mit den konzertanten Aufführungen von Massenets HÉRODIADE feiern konnte und mit dem Orchester zuvor bereits vielbeachtete Meyerbeer-Interpretationen erarbeitet hatte.
Premiere von Donizettis ANNA BOLENA am 15. Dezember >>> Besetzungs-Highlights: LUCIA DI LAMMERMOOR, RIGOLETTO und LA TRAVIATA
Zur Premiere von Gaetano Donizettis ANNA BOLENA unter musikalischer Leitung von Enrique Mazzola und in der Regie von David Alden laden wir Sie schon heute herzlich für den 15. Dezember in die Deutsche Oper Berlin ein! Die Titelpartie interpretiert die gefeierte italienische Sopranistin Federica Lombardi. (Auch am 19., 22. und 26.12.)
Mit ANNA BOLENA gelang es dem 33-jährigen Gaetano Donizetti, aus dem Schatten Rossinis herauszutreten und dessen brillanter vokaler Virtuosität einen neuen, dramatisch expressiveren Stil entgegenzusetzen. Als Grundlage hatten sich Donizetti und Felice Romani, der bedeutendste Librettist seiner Zeit, einen der tragischsten und mithin auch wirkungsvollsten Stoffe der britischen Geschichte ausgesucht: den Prozess wegen angeblicher Untreue, mit dem der englische König Heinrich VIII. die Scheidung von seiner zweiten Frau Anne Boleyn betrieb und der mit der Hinrichtung der Königin endete. Damit befriedigten Donizetti und Romani einerseits die steigende Nachfrage nach „echten“, historisch verbürgten Stoffen, knüpften andererseits aber auch an die durch die Romane Walter Scotts ausgelöste Mode an, die England und Schottland als Hort blutrünstiger, tragischer Historiendramen etabliert hatten. Diesen Weg sollte Donizetti später mit Werken wie MARIA STUARDA und ROBERTO DEVEREUX fortsetzen, die sich zusammen mit ANNA BOLENA auf den Spielplänen als Tudor-Trilogie etabliert haben und seit ihrer Wiederentdeckung in den 1950er/60er-Jahren immer wieder großen Operndiven wie Joan Sutherland, Montserrat Caballé, Leyla Gencer, Edita Gruberová und Diana Damrau Gelegenheit gaben, die Kunst des dramatischen Belcanto weiterzuentwickeln.
An der Deutschen Oper Berlin verkörpert nun eine junge Sängerin die junge Königin. Federica Lombardi, ehemals Stipendiatin an der Deutschen Oper Berlin, beeindruckte Publikum und Presse, als sie in dieser Partie an der Mailänder Scala debütierte. Seither ist sie ein sehr begehrter Gast an den großen internationalen Häusern.
Auch die Rollen von Henry VIII. und seiner Geliebten Giovanna Seymour sind mit dem Bass Riccardo Fassi (der sich dem Berliner Publikum bereits als Assur in SEMIRAMIDE vorgestellt hat) und der Mezzosopranistin Vasilisa Berzhanskaya (ebenfalls ehemalige Stipendiatin am Haus) zwei herausragenden Belcanto-Interpret*innen der jungen Generation anvertraut.
Präsentiert wird ANNA BOLENA in einer Produktion des Opernhaus Zürich, die dort im Rahmen von Donizettis „Tudor-Trilogie“ als Gemeinschaftsarbeit zweier Künstler entstand, die beide auch der Deutschen Oper Berlin eng verbunden sind:
Der New Yorker David Alden gehört seit drei Jahrzehnten zu den gefragtesten Musiktheaterregisseuren und hat im Haus an der Bismarckstraße bereits Brittens PETER GRIMES, BILLY BUDD und Meyerbeers LES HUGUENOTS inszeniert.
Enrique Mazzola wird für seine Interpretationen der italienischen und französischen Oper des 19. Jahrhunderts weltweit gefeiert. Der Chefdirigent der Chicago Lyric Opera und erste Gastdirigent der Deutschen Oper Berlin hat an der Bismarckstraße unter anderem Meyerbeers DINORAH, VASCO DA GAMA und LE PROPHÈTE sowie zuletzt Verdis LES VÊPRES SICILIENNES geleitet.
Besetzungs-Highlights: LUCIA DI LAMMERMOOR, RIGOLETTO und LA TRAVIATA
Die junge russische Ausnahme-Koloratursopranistin Aigul Khismatullina kann im Dezember in gleich zwei exponierten Rollen erlebt werden: Am 1. und 16. Dezember wird sie die Titelpartie in LUCIA DI LAMMERMOOR an der Seite von Ioan Hotea (Edgardo) und Michael Bachtadze (Enrico) gestalten. Die musikalische Leitung übernimmt Carlo Montanaro.
Als Gilda wird sie in den RIGOLETTO-Vorstellungen am 8., 10. und 18. Dezember mit Roman Burdenko in der Titelpartie und Andrei Danilov als Herzog von Mantua auf der Bühne stehen. Wir freuen uns auf das Doppelportrait dieser profilierten Künstlerin.
Der international gefeierte Tenor und in Berlin an der Staatsoper als Mozarts Mitridate bereits triumphierende Pene Pati gibt am 21. Dezember sein Hausdebüt an der Deutschen Oper als Alfredo in Verdis LA TRAVIATA. Nina Minasyan interpretiert die Partie der Violetta Valéry und Thomas Lehman Giorgio Germont. Weitere Vorstellungen in der Besetzung am 27. und 29.12., am Pult Ivan Repušić.
In eigener Sache: In Vertretung von Henning Brockmann ist ab sofort im Pressebüro auch Ricardo Behshad für Sie ansprechbar, Sie erreichen ihn unter 030-34384 208 oder per Mail an behshad@deutscheoperberlin.de.
Ein in Deutschland einzigartiges, institutionenübergreifendes Kultur-Angebot für Berliner*innen bis 30 Jahre feiert sein einjähriges Bestehen
Ziel der ClassicCard ist es, durch günstige Konditionen und einfache Verfügbarkeit junge Menschen für klassische Musik zu begeistern und ihnen einen leichten Zugang zu den Berliner Konzert-, Opernhäusern, zu den Vorstellungen von Ballett, Orchestern und Chören zu ermöglichen.
Nach einem erfolgreichen Jahr mit der neuen ClassicCard in der App blicken die Veranstalter zufrieden zurück und optimistisch nach vorne:
In nur einem Jahr konnten 11.984 ClassicCard-Mitglieder gewonnen und 66.921 Tickets für die zahlreichen Veranstaltungen der Partner verkauft werden. Beides zeigt eine breite Akzeptanz der App und des Mitgliedschaftskonzeptes bei der Zielgruppe. In Zukunft sollen die Marketing-Aktivitäten für die ClassicCard unter anderem mit Geschenkgutscheinen weiter ausgebaut werden.
Damit sind die Tickets der zehn beteiligten Organisationen innerhalb einer App und unabhängig von unterschiedlichen Ticketsystemen der einzelnen Häuser erhältlich – bereits im Vorverkauf und auf Wunsch auch für eine Begleitung (gegen Aufpreis). Konzerte kosten im Vorverkauf mit der ClassicCard 13 Euro, Oper und Ballett 15 Euro; ab 2 Stunden vor Veranstaltungsbeginn jeweils 8 und 10 Euro. Mit der ClassicCard erhalten junge Menschen die günstigsten Preise bei allen teilnehmenden Veranstaltern.
Zehn Berliner Klassik-Institutionen haben die ClassicCard App eigeninitiativ gemeinsam entwickelt: die Berliner Philharmoniker, die Deutsche Oper Berlin, die Komische Oper Berlin, das Konzerthaus Berlin, die vier Ensembles der Rundfunk Orchester und Chöre gGmbH Berlin mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Rundfunkchor Berlin und dem RIAS Kammerchor Berlin, das Staatsballett Berlin und die Staatsoper Unter den Linden.
Gefördert wurde das Projekt von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Diese hat mit dem Projekt ClassicCard 2.0 in die digitale Infrastruktur für die Berliner Kulturlandschaft investiert.
Die Vorteile der ClassicCard:
• Exklusiv für alle unter 30: Tickets für Konzerte, Oper und Ballett zu stark reduzierten Preisen mit der Jahresmitgliedschaft: Alter = Preis
• Alle Vorteile in einer Hand: Browsen, buchen und verwalten aller Veranstaltungen in der neuen App.
• Tickets im Vorverkauf zum exklusiven ClassicCard-Preis. Ab zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn wird es noch günstiger.
• Innerhalb der App mit Freund*innen vernetzen und die Live-Erfahrungen teilen.
• Die Begleitung ist auch unter 30, hat aber keine ClassicCard? Das Ticket kann über die App mitbestellt werden, sodass die Plätze nebeneinander gebucht werden können – zum Preis des ClassicCard-Angebots plus 5 Euro Aufpreis.
• Die Begleitung ist über 30? Das Ticket kann auch zum Vollpreisticket hinzugebucht werden.
Joe Chialo, Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt:
„Nach einem erfolgreichen ersten Jahr mit der ClassicCard App ziehen wir ein rundum positives Resümee. Das Angebot für alle Berlinerinnen und Berliner unter 30 Jahren erfreut sich wachsender Beliebtheit. Diese Initiative eröffnet eine großartige Chance, jüngere Generationen und neue Zielgruppen für klassische Musik und Oper zu begeistern – ein wichtiger Schritt hin zu stärkerer kultureller Teilhabe. Ich feiere es, dass sich zehn unserer Berliner Klassik-Institutionen zusammengeschlossen haben, um dieses deutschlandweit einzigartige digitale Projekt zu starten. Berlin geht hier voran und beschreitet mit diesem flexibleren und passgenaueren Angebot einen beispielhaften Weg."
Die App zum Download:
www.play.google.com/store/apps/details?id=com.classiccard.app
apps.apple.com/de/app/classiccard/id1591047099
Die Website der ClassicCard:
www.classiccard.de
Wagner-Festival mit DER FLIEGENDE HOLLÄNDER, LOHENGRIN, TANNHÄUSER und DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG >>> Wiederaufnahme IL TEOREMA DI PASOLINI >>> 27. Festliche Operngala für die Deutsche AIDS-Stiftung am 4.11. >>> BigBand-Konzert: It’s Croonertime mit Max Mutzke >>> extended version: THE FLYING DUTCHMAN, Ein Hinterhalt-Festival zum FLIEGENDEN HOLLÄNDER am 11.11.
Der November steht an der Deutschen Oper Berlin ganz im Zeichen Richard Wagners: Vier Werke sind in nur einem Monat in exzellenten Besetzungen zu erleben. Am 28. Oktober, 2. und 12. November starten wir mit DER FLIEGENDE HOLLÄNDER – Michael Volle, gerade zum „Sänger des Jahres“ gekürt, ist in der Titelpartie zu erleben, neben Elisabeth Teige (2.11.) bzw. Vida Miknevičiuté (12.11.) als Senta. Besser dürfte es derzeit kaum gehen! In der Vorstellung am 24. November übernimmt das langjährige Ensemblemitglied Noel Bouley, der unterdessen an verschiedenen Häusern als Wotan reüssiert hat, den Holländer – neben Vida Miknevičiuté als Senta. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Ivan Repušić, der gerade für seine TURANDOT-Interpreta-tion an der Semperoper gefeiert wurde, bzw. Dominic Limburg (24.11.).
LOHENGRIN unter dem Dirigat von James Conlon steht gleich anschlie-ßend am 29. Oktober, 19. und 25. November auf dem Programm. An der Seite von David Butt Philip stehen Jennifer Davis als Elsa, Yulia Matochkina als Ortrud, Ryan Speedo Green als Heinrich und Jordan Shanahan als Telramund auf der Bühne.
Am 11. November und 2. Dezember geht es weiter mit TANNHÄUSER UND DER SÄNGERKRIEG AUF WARTBURG mit Pietari Inkinen am Pult, der in diesem Sommer für seine Bayreuther RING-Dirigate von Publikum und Presse größten Beifall erhielt. In der Titelpartie ist Clay Hilley, als Elisabeth/Venus Elisabeth Teige und als Wolfram Samuel Hasselhorn, der mit seinen herausragenden Liedinterpretationen für Furore sorgt, zu erleben.
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG unter Leitung von Ulf Schirmer stehen am 18. und 26. November sowie am 3. Dezember auf dem Pro-gramm mit Johan Reuter als Sachs, Magnus Vigilius als Stolzing, Elena Tsallagova als Eva, Albert Pesendorfer als Pogner, Philipp Jekal als Beckmesser und Ya-Chung Huang als David.
Wiederaufnahme IL TEOREMA DI PASOLINI von Giorgio Battistelli
Als Mitte Juni 2023 Giorgio Battistellis neueste Oper unter Leitung von Daniel Cohen und in der Regie des britisch-irischen Regieteams Dead Centre in der Deutschen Oper Berlin uraufgeführt wurde, gab es begeisterten Zuspruch zu dem komplexen Pasolini-Abend. „Vom Parlando-Sprechgesang reicht der Bogen der Ausdrucksmittel nun bis zum kontemplativen Ensemble. Ein blitzblankes Sängerensemble agiert rundum überzeugend. Atemlose Stille, als es dunkel wird. Dann rastet das erstaunlich junge Publikum unisono aus“, resümierte „Der Tagesspiegel“ den Premiereneindruck. Deshalb umso erfreulicher, dass die Produktion am 16. November zurück auf den Spielplan kehrt und auch am 23. und 28. November zu erleben ist.
27. Festliche Operngala für die Deutsche AIDS-Stiftung, 4. November
Erstmalig führt in diesem Jahr Rolando Villazón durchs Programm der Festlichen Operngala, nachdem in den ersten Jahren Loriot und anschließend Max Rabe als Moderatoren die Gala mit ihrem Stil prägten. Als eines der wichtigsten Charity-Events der Bundeshauptstadt ist die Operngala künstlerisch wie gesellschaftlich aus dem Berliner Kulturleben kaum wegzu-denken. Zusammen mit dem Chor und dem Orchester der Deutschen Oper Berlin werden hochkarätige Interpret*innen – Saioa Hernández, Misha Kiria, Maria Kataeva, SeokJong Baek, Nils Wanderer u. a. – unter Leitung des Generalmusikdirektors des Aalto-Theaters Essen, Andrea Sanguineti, musikalische Highlights präsentieren.
Für Presseanfragen wenden Sie sich bitte an AGENCYCALL Mätzler, hel-lo@agencycall.de.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) zeichnet die Operngala auf. Sie ist am 5. November um 20:03 Uhr im Hörfunk rbbKultur zu erleben sowie am 2. Dezember 2023 um 22:10 Uhr im 3sat TV und am 5. Dezember 2023 um 23:45 Uhr im rbb Fernsehen.
BigBand-Konzert: It’s Croonertime mit Max Mutzke
Erst die Erfindung des Mikrophons machte die ins Erotische gedimmten Songs Bing Crosbys, Frank Sinatras, Dean Martins, Sammy Davis Jr., Mar-vin Gays oder Miles Davis’ möglich. Max Mutzkes samtige, jazzige Stimme macht ihn zur Idealbesetzung für diese Hommage. Und dass er auch in Soul und Funk zu Hause ist, lässt am Montag, 27. November, auf großartige Arrangements mit der BigBand der Deutschen Oper Berlin unter Leitung von Manfred Honetschläger hoffen.
extended version: THE FLYING DUTCHMAN in der Tischlerei
Die sehr erfolgreiche Tischlerei-Reihe „Aus dem Hinterhalt“ wird am 11. November einmalig zu einer „extended version“ ausgeweitet und nimmt dabei den FLIEGENDEN HOLLÄNDER in den Blick. In drei Etappen bietet das Hinterhalt-Festival ab 16 Uhr ein Programm für Familien und ab 18 Uhr Performances und Musik.
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER ist Richard Wagners kürzeste Oper und entsprechend gibt es vieles, was im Stück nicht vorkommt: Geschichten, Gesänge, Musik, Tänze, Texte. All dies auf die Bühne zu bringen, hat sich Autor und Regisseur Jan Koslowski zur Aufgabe gemacht, der zahlreiche Künstler*innen aus Genres jenseits der Opernwelt eingeladen hat, gemeinsam mit Sänger*innen und Musiker*innen aus den Ensembles der Deutschen Oper Wagners wohl populärste Oper unter die Lupe zu nehmen, Material aus ihr zu bearbeiten, sie kritisch zu hinterfragen, sich inspirieren zu lassen und aus heutiger Perspektive heraus weiterzuschreiben.
Das Ergebnis ist eine „extended version“ von zehn Stunden Spieldauer, die sich in drei Teile gliedert:
Bereits um 16 Uhr geht es für die ganze Familie mit Seemannsgeschichten und Meeresmärchen los, gelesen zum „Captain’s Tea“ von Vicky Krieps und Samuel Schneider – bevor Lary alias Larissa Sirah Herden Balladen und Lieder von Fern- und Heimweh, Sturm und Flaute und dem Luv und Lee des Lebens singt.
Den zweiten Teil eröffnen ab 18 Uhr die beiden Performancekünstlerinnen Magdalena Mitterhofer und Shade Théret, gefolgt vom zwei Konzerten der diesjährigen Tischlerei-Stipendiat*innen des Musicboards Berlin. Die deutsch-türkische Band Babelfis stellt mit ihrer Storytelling-Performance „Meryem's Ballad“ einem der bekanntesten Stücke aus Wagners Oper, der Senta-Ballade, mit einem gänzlich anderen Frauenschicksal einen alter-nativen Entwurf von Weiblichkeit gegenüber. Im Anschluss ist der aus Kamerun stammende Berliner Musiker Steve Mekoudja mit großer Band, Background-Chor und Tänzer*innen zu erleben.
Im Zentrum des Spätprogramms ab 22.15 Uhr steht die Uraufführung von Jan Koslowskis neuem Stück I FLY ON YOU, einem Singspiel, basierend auf Wagner Originallibretto, jedoch mit erweitertem Handlungsverlauf. Zuvor ist jedoch noch Olga Hohmanns Lecture-Performance SCHWANENGESANG zu erleben. Nach Erreichen der Geisterstunde stehen noch Stephane Peeps Moun und Thomias Ludovic Radin mit Tanz, Worten und Gesang auf der Bühne, bevor der Schweizer Rapper Xzavier Stone den Abend beschließt.
Die Deutsche Oper Berlin gratuliert den Gewinner*innen des Internationalen Kompositionswettbewerbs NEUE SZENEN, den sie zum siebten Mal in Kooperation mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler ausgeschrieben hatte und dessen Ergebnisse im April 2025 in der Tischlerei, der experimentellen Spielstätte der Deutschen Oper Berlin, uraufgeführt werden. Die Gewinner*inner (Biografien s.u.) sind:
- Huihui Cheng (Komposition) / Guiliana Kiersz (Libretto)
- Zara Ali (Komposition) / Hannah Dübgen (Libretto)
- Haukur Þór Harðarson (Komposition)
Auch in diesem Jahr waren sowohl Komponist*innen allein als auch Teams aus Komponist*in und Autor*in aufgefordert, sich für die NEUEN SZENEN zu bewerben. Hierzu waren sie gebeten, mindestens ein aussagekräftiges Werk einzureichen, auf dessen Grundlage die Aufträge für insgesamt drei Musiktheaterwerke vergeben werden.
Bis zum 31. Juli 2023 gingen 155 gültige Bewerbungen ein, davon mehr als die Hälfte aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland. In mehreren Schritten ermittelten die Mitglieder der Jury – Prof. Sarah Nemtsov (Komponistin), Uljana Wolf (Schriftstellerin), Peter Meister (Studiengangsleitung Gesang, Hochschule für Musik Hanns Eisler), Sebastian Hanusa (Dramaturg, Deutsche Oper Berlin) und Prof. Claus Unzen (Regisseur, Hochschule für Musik Hanns Eisler, Berlin) – die interessantesten und aussichtsreichsten unter den eingesandten Einsendungen. Die Preisträger*innen erhalten Libretto- und Kompositionsaufträge für drei Musiktheaterwerke, die als dreiteiliger Musiktheaterabend im April 2025 in der Tischlerei zur Uraufführung kommen, inszeniert, gesungen und gespielt von Studierenden der Hochschule für Musik Hanns Eisler.
Biografien
Huihui Cheng, geboren 1985 in China, ist eine Komponistin, die sich auf den Bereich der „theatralisch erweiterten Komposition“ konzentriert, indem sie die optischen Aspekte der Musik entdeckt und den Klang mit theatralischer Bedeutung auflädt, um das Ausdruckspotenzial der Musik zu steigern und zu erweitern. Cheng experimentiert mit verschiedenen Materialien, Kostümen, Bewegungen, erweiterten Objekten, Beleuchtung usw. Um intermediale Elemente einzubringen, bedient sie sich des Tanzes, der Performance und der Videoinstallation. Alle diese Ausdrucksmittel zielen auf die Kommunikation als zentrales Thema ihrer künstlerischen Arbeit ab: Kommunikation zwischen den Performer*innen, zwischen Menschen und Maschinen sowie mit dem Publikum.
Huihui Cheng studierte Komposition bei Guoping Jia an der Zentralen Musikhochschule in Peking sowie bei Caspar Johannes Walter an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. 2015/16 belegte sie Kurse bei Héctor Parra und Grégoire Lorieux am IRCAM, Paris. Sie war Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg, im Schloss Wiepersdorf, im Künstlerhaus Schöppingen, der Camargo Foundation, der Fondation Royaumont und der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo (Casa Baldi). Sie war Akademistin beim SWR Vokalensemble und bei der Akademie Musiktheater heute. Ihre Werke wurden u. a. beim Beijing Modern Music Festival, bei der Münchener Biennale, beim Tongyeong International Music Festival in Korea, bei Wien Modern, beim ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart und bei rainy days in Luxemburg aufgeführt. Huihui Cheng erhielt den ersten Preis beim Internationalen Isang Yun Kompositionspreis (2011) sowie den Giga-Hertz-Produktionspreis des ZKM Karlsruhe (2016). Sie veröffentlichte eine Porträt-CD bei WERGO / Zeitgenössische Musik 2020. Weitere Informationen: www.huihuicheng.com
Die aus Buenos Aires stammende Schriftstellerin und Librettistin Giuliana Kiersz lebt und arbeitet in Berlin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit politischen und sozialen Themen wie der Klimakrise, den Migrationsprozessen und der Art und Weise, wie postkoloniale Strukturen sich in Körper einschreiben. Oft basieren ihre Arbeiten auf Feldforschung und Interviews, von denen ausgehend sie Textformen entwickelt, in denen über Gewalt, Liebe und Traumata gesprochen wird. Ihre Theaterstücke wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem ersten Platz des X. Deutschen Rozenmacher-Preises, dem dritten Preis des Dramaturgie-Wettbewerbs des Nationalen Theaterinstituts und dem Übersetzungspreis des Maison Antoine Vitez. Ihre Arbeiten wurde von zahlreichen Institutionen unterstützt, darunter die Akademie Schloss Solitude, das Theatertreffen, das Maxim Gorki Theater, die Académie du Festival d' Aix und das Royal Court Theatre in London. Ihre Texte wurden ins Englische, Deutsche, Französische, Portugiesische sowie die Maya-Sprache Tzotzil übersetzt und von Rara Avis Editorial, Libros del Rojas, Fondo Editorial ENSAD, Editorial INTeatro, Espejo Somos, Libros Drama, Solitude Editions / Archive Books und Editions Espaces 34 veröffentlicht. In den Jahren 2021 und 2022 war sie Teil der Young Woman Opera Makers, die von der Académie du Festival d'Aix organisiert und von Katie Mitchell geleitet wurde. Im Bereich der Oper hat sie das Libretto für THE END OF THE WORLD (Komposition: Patricia Martínez, Regie: Carmen C. Kruse) geschrieben, das im Finale des Wettbewerbs NOPERAS! 2021 war und im Auftrag von CoCreations und in Koproduktion mit dem SWR Experimentalstudio Freiburg und dem Centro Experimental del Teatro Colón Buenos Aires entstand. Weitere Informationen: giulianakiersz.com/
Zara Ali ist eine in Frankfurt lebende Komponistin und Multimedia-Künstlerin. Ihr vielseitiger musikalischer Stil umfasst lebendige Programme, sorgfältig verwobene mikrotonale Harmonien, große Aufmerksamkeit für elektroakustische Klangfarben und die Übersetzung struktureller Konzepte (z.B. Geometrie, Kinetik, Zeitlichkeit) in Klang. Ali wurde mit dem Gaudeamus Preis 2023, dem Felix Mendelssohn Bartholdy Kompositionspreis 2022, dem Sonderpreis der Jungen Musiker Deutschland 2022, dem Robert H. Burns Kompositionspreis und dem JACK Studio Award ausgezeichnet. Ihre Musik wurde u. a. beim impuls Festival für zeitgenössische Musik, der cresc Biennale für aktuelle Musik Frankfurt Rhein Main, Gaudeamus Festival, Tanglewood Music Festival, Seoul International Computer Music Festival, Archipel Festival und Royaumont Festival aufgeführt. Sie war Composer-in-Residence für das IEMA Ensemble 2022/23. Weitere Informationen: www.zaraali.de/
Hannah Dübgen wurde 1977 geboren. Sie studierte Philosophie, Literatur- und Musikwissenschaft in Oxford, Paris und Berlin. Sie arbeitete als Dramaturgin am Theater und schrieb die Texte mehrerer international erfolgreicher Opern, z.B. MATSUKAZE (2011), eine Zusammenarbeit mit dem Komponisten Toshio Hosokawa und der Choreographin Sasha Waltz, vielfach nominiert als „Uraufführung des Jahres“. Ihr Schauspiel „Gegenlicht“ war 2008 für den Dramatikerpreis des Stadttheater Klagenfurt nominiert. Hannah Dübgens mehrfach ausgezeichneter Debütroman „Strom“ erschien 2013, es folgte der Roman „Über Land“ (2016). Ihre Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt und mit Stipendien im In- und Ausland gefördert. Weitere Informationen: hannahduebgen.com/
Der Komponist Haukur Þór Harðarson erforscht mit seinen Arbeiten die Körperlichkeit des Raums, in dem das Hören stattfindet. Durch die Transformationen von Klängen und Resonanzen erforscht er dabei die Möglichkeit, den Hörer in engen Kontakt mit dem akustischen Raum und der wahrgenommenen Zeit zu bringen. Seine Musik, die sowohl akustische als auch elektroakustische Werke umfasst, wird als fragil, zart, intensiv, konzentriert und körperlich beschrieben. Haukur Þór Harðarson studierte Komposition bei Atli Ingólfsson an der Isländischen Akademie der Künste und bei Richard Ayres und Wim Henderickx am Konservatorium in Amsterdam, gefolgt von einem Studium am Instituut voor Sonologie am Königlichen Konservatorium Den Haag. Danach nahm er Privatunterricht bei Rebecca Saunders in Berlin. Seine Werke wurden von Ensembles und Musikern wie dem Icelandic Symphony Orchestra, ensemble mosaik, Trio Abstrakt, Elektra Ensemble, Ensemble Adapter, Departure Duo, Caput, Neon, Ensemble Recherche, den Neuen Vocalsolisten, dem Asko/Schönberg, Nieuw Ensemble, TAK, dem Quatuor Diotima, dem Siggi String Quartet, dem Moscow Contemporary Music Ensemble, von Marco Fusi, Jack Adler McKean, Sophie Fetokaki, Una Sveinbjarnardóttir, Sarah Saviet und Loadbang aufgeführt. Er ist Teil der künstlerischen Leitung der Konzertreihe Active Listening sowie Mitglied und Mitbegründer des Komponistenkollektivs Errata. Haukur Þór Harðarson lebt derzeit in Berlin, wo er als freischaffender Komponist arbeitet. Weitere Informationen: www.haukurthor.is/
IL TABARRO (Libretto von Giuseppe Adami) – SUOR ANGELICA (Libretto von Giovacchino Forzano) – GIANNI SCHICCHI (Libretto von Giovacchino Forzano): Ein Operntriptychon von Giacomo Puccini >>> In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 3 Stunden 30 Minuten (incl. einer Pause) >>> Premiere: 30. September 2023 >>> Weitere Vorstellungen: 2., 6., 8., 13., 17. Oktober sowie 9. und 14. Dezember 2023
Vor zwei Jahren lud die Deutsche Oper Berlin mit Pınar Karabulut eine der erfolgreichsten Schauspielregisseurinnen der jüngeren Generation zu ihrer ersten Musiktheater-Inszenierung ein: für Mark-Anthony Turnages GREEK auf dem Parkdeck des Hauses. Nun kehrt Pınar Karabulut an die Deutsche Oper Berlin zurück und zeigt mit Puccinis IL TRITTICO ihre erste Opernarbeit auf der großen Bühne, gemeinsam mit Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles am Pult des Orchesters der Deutschen Oper Berlin.
Wie kein zweites Werk Puccinis spiegelt der 1918 uraufgeführte Dreiakter IL TRITTICO eine Zeit des Umbruchs und der Suche nach neuen Formen. Bereits seit 1900 arbeitete Puccini sich an einem dramaturgischen Konzept eines neuen Werkbegriffs ab: der Kombination dreier Operneinakter zu einem Ganzen. Nicht mehr eine einzige, einheitliche Welterzählung, sondern deren Aufsplitterung steht im Zentrum. Die Totalität des geschlossenen Werkes dient nicht mehr als Spiegel von Welt; stattdessen werden unterschiedliche Perspektiven gezeigt: eine Kombination verschiedener stilistischer Elemente und Genres, die im Kontrast zueinanderstehen. Puccini konzentriert drei unterschiedliche „tinte“, drei Temperaturen und Farben, die noch einmal bündeln, was italienische Oper zu Beginn des 20. Jahrhunderts bedeutete: IL TABARRO (Der Mantel) zeigt eine düstere Dreiecksgeschichte im Schiffermilieu auf der Pariser Seine. Der Aktionsradius der Figuren ist äußerst eng, eine geschlossene Welt der verschwiegenen Sehnsüchte und unterdrückten Träume. Konflikte wie seelische Wunden brechen auf und können nur noch in einem Akt der Zerstörung gelöst werden: im brutalen Mord aus Eifersucht.
SUOR ANGELICA, als rein weiblich besetztes Stück ein Solitär in der Operngeschichte, kreist ebenfalls um die Fragen von Leben und Tod: Die Nonne Angelica sieht nur die Selbsttötung als letzten möglichen Akt der Befreiung aus einem fremdbestimmten Leben.
GIANNI SCHICCHI schließlich stellt in der Tradition der commedia dell’arte als eine Groteske und bitterböse Komödie den Menschen als Spieler und habgierigen Betrüger ins Zentrum.
Pınar Karabulut spürt in ihrer Inszenierung den verbindenden Motiven und Fragen des TRITTICO nach und inszeniert die drei Einakter als großes, farbenprächtiges Welttheater auf einer rotierenden Drehbühne.
Für Puccinis TRITTICO kehren Sängerinnen und Sänger an die Deutsche Oper Berlin zurück, die dem Haus seit längerer Zeit eng verbunden sind: In den Rollen des Michele in TABARRO und als Titelfigur in GIANNI SCHICCHI ist der georgische Bariton Misha Kiria zu erleben, der als regelmäßiger Gast sehr geschätzt wird und in den letzten Jahren als Sancho Pansa (DON QUICHOTTE), Lord Sidney in IL VIAGGIO A REIMS und Don Alfonso (COSI FAN TUTTE) zu erleben war. Jonathan Tetelman, der 2021 mit Paolo in FRANCESCA DA RIMINI ein Aufsehen erregendes Debüt an der Deutschen Oper Berlin gab und in diesem Sommer bei den Salzburger Festspielen für Furore sorgte, singt die Rolle des Luigi in IL TABARRO. Auch Carmen Giannattasio ist dem Haus eng verbunden: Nach großen Erfolgen in Partien wie Maria Stuarda, Tosca und Traviata stellt sie sich nun als Giorgetta in IL TABARRO vor. Die armenische Sopranistin Mané Galoyan war Ensemblemitglied in der Saison 2021/22 und startete von hier eine Karriere, die sie in kürzester Zeit an die großen Häuser weltweit führte. Nach jüngsten Erfolgen beim Glyndebourne Festival, in München, Paris, Seattle und Atlanta kehrt sie nun als Lauretta (GIANNI SCHICCHI) und in der Titelpartie von SUOR ANGELICA an die Bismarckstraße zurück. Violeta Urmana, seit vielen Jahren mit zahlreichen Rollen der Deutschen Oper Berlin verbunden, wird in SUOR ANGELICA mit der Partie der Fürstin zu erleben sein.
Regisseurin Pınar Karabulut wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und war 2021 zum Berliner Theatertreffen mit einer Regiearbeit an den Münchener Kammerspielen eingeladen. Für ihre Inszenierung „Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute“ von Dirk Laucke erhielt sie den NachSpielPreis des Heidelberger Stückemarktes. Mehrfach wurden ihre Arbeiten zum Festival Radikal Jung eingeladen. Sie inszenierte in den letzten Jahren u. a. am Schauspiel Köln, Theater Bremen, an der Volksbühne Berlin und an den Münchener Kammerspielen, wo sie 2020 bis 2023 als Hausregisseurin zum Leitungsteam gehörte.
Eine hybride Landschaft für 50 Musikautomaten, den RIAS Kammerchor, zwei Tänzer*innen und eine Schauspielerin >>> Libretto von Frank Witzel >>> Dauer: 1 Stunde 20 Minuten / keine Pause >>> in deutscher Sprache mit englischen Übertiteln >>> Uraufführung: 27. September 2023 in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin >>> Weitere Vorstellungen: 28. und 29. September 2023
In der Tischlerei startet die Saison 2023/24 am 27. September mit der Uraufführung von ZEROTH LAW – DAS NULLTE GESETZ. In dieser Koproduktion der Deutschen Oper Berlin mit dem retro-futuristischen Ensemble gamut inc, dem RIAS Kammerchor und der Logos Foundation Gent geht es um eine der aktuell ganz großen Zukunftsfragen unserer Zeit, das Verhältnis von Mensch und Maschine in Zeiten des sich rasant entwickelnden Bereichs der künstlichen Intelligenz. So scheint die Vision, dass in Zukunft humanoide Roboter mit einer eigenständig denkenden und handelnden Intelligenz ausgestattet sind, nicht mehr unmöglich – und zugleich stellt sich hiermit die Frage, wie ein mögliches Zusammenleben von Mensch und Roboter aussehen könnte, was dessen Bedingungen, Möglichkeiten, Gesetze und Regeln sein könnten.
Einer der Pioniere auf diesem Feld war der Science-Fiction-Autor Isaac Asimov, der sich bereits ab den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts in seinen Erzählungen und Romanen mit genau diesen Fragen auseinandergesetzt hat. Er formulierte darin die drei Grundgesetze der Robotik, hat ihnen aber zu einem späteren Zeitpunkt ein grundlegendes „nulltes Gesetz“ vorangestellt: „Ein Roboter darf die Menschheit nicht verletzen oder durch Passivität zulassen, dass die Menschheit zu Schaden kommt.“
Mit DAS NULLTE GESETZ bringen gamut inc nun den letzten Teil ihrer „Roboter-Trilogie“ auf die Bühne. Dazu knüpfen Marion Wörle und Maciej Śledziecki zusammen mit dem Autor Frank Witzel an Asimovs Überlegungen an und gehen zugleich den Widersprüchen nach, die sich auftun, wenn man sich ein Zusammenleben des Menschen mit eigenständig denkenden und handelnden Humanoiden vorstellt. Hierzu verwandeln sie die Tischlerei der Deutschen Oper Berlin in eine hybride Klanglandschaft, in der die von Ursina Lardi eingesprochenen Texte Frank Witzels, auf den live zu erlebenden RIAS Kammerchor unter der musikalischen Leitung von Olaf Katzer und die beiden Tänzer*innen TingAn Ying und Rubens Renier treffen – sowie auf das Roboterorchester der Logos Foundation Gent. Dieses entstand unter der Leitung von Godfried-Willem Raes in über fünfzigjähriger Forschungs-, Konstruktions- und Musikpraxis und hat einen geradezu legendären Status im Bereich der experimentellen Musik erlangt. Mit ZEROTH LAW – DAS NULLTE GESETZ bietet sich eine der ganz seltenen Gelegenheiten, das Orchester, noch dazu in großer Besetzung mit über 50 ferngesteuerten Klangmaschinen, in Berlin zu erleben.
In Koproduktion mit gamut inc, dem RIAS Kammerchor und der Stichting Logos Gent. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und von LOTTO-Stiftung Berlin. Entwicklungsphase gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR. Im Rahmen des Monats der zeitgenössischen Musik der inm Berlin.
Sinfoniekonzert zum Abschluss der „Tage des Exils“ am 9.10. >>> Besetzungs-Highlights: TURANDOT, CARMEN, DER FLIEGENDE HOLLÄNDER >>> Uraufführung: GASTMAHL am 13.10. in der Tischlerei >>> Verleihung des Götz-Friedrich-Preises am 17.10.
Seit einigen Jahren schon beschäftigen sich Orchestermitglieder in der Kammermusikreihe „Wider das Vergessen“ mit den Schicksalen während des Nationalsozialismus’ exilierter oder ermordeter Künstlerinnen und Künstler des Hauses. Nun dokumentiert im Rahmen der berlinweiten „Tage des Exils“ eine Ausstellung im Foyer die Biografien von Mitgliedern des Opernhauses, die zwischen 1933 und 45 vertrieben wurden, und am 9. Oktober um 19 Uhr findet das große Abschlusskonzert mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Sir Donald Runnicles statt. Gewürdigt werden drei jüdische Dirigenten der Städtischen Oper, die von den Nationalsozialisten vertrieben wurden: Paul Breisach, Kurt Sanderling und Fritz Stiedry. Die programmierten Werke von Franz Schreker und Arnold Schönberg sowie Schostakowitschs Symphonie Nr. 5 haben biografische Bezüge zu den Exilierten, die Schauspielerin Margarita Broich liest aus persönlichen Dokumenten. Das Sinfoniekonzert findet zugunsten des in Gründung befindlichen Exilmuseums statt, Schirmherr Bundespräsident a.D. Joachim Gauck wird die Gäste begrüßen.
Besetzungs-Highlights: TURANDOT, CARMEN, DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
Wir freuen uns, mit Catherine Foster in der Titelpartie am 3., 7., 14. und 22. Oktober TURANDOT-Vorstellungen in herausragender Besetzung anbieten zu können. Ihr zur Seite stehen der hier am Haus hochgeschätzte Martin Muehle als Calaf und Maria Motolygina als Liù, die bereits in der Premiere von SIMON BOCCANEGRA als Maria / Amelia und als Micaëla (CARMEN) das Publikum begeisterte.
Diese Rolle wird sie auch in den CARMEN-Vorstellungen am 16., 21. und 26. Oktober übernehmen, wenn die russische Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina die Titelpartie interpretiert: Sie kann derzeit wohl als DIE gefeierte Carmen an den großen internationalen Opernhäusern zwischen München, Berlin, New York, Madrid und Neapel bezeichnet werden. Als Don José steht Matthew Newlin / David Butt Philip an ihrer Seite und Byung Gil Kim gibt Escamillo.
Mit Michael Volle steht am 28. Oktober, 2. und 12. November DER Holländer-Interpret per se auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin, dessen Einspringen in der Partie bei den diesjährigen Bayreuther Festspielen im Bayerischen Rundfunk so bejubelt wurde: „Michael Volle passt perfekt in die Rolle dieses undurchsichtigen, rauen Typen mit balsamisch schöner Stimme“. An seiner Seite ist Elisabeth Teige als Senta zu erleben, auch sie ein Star der Wagner-Festspiele.
Uraufführung: GASTMAHL am 13. Oktober in der Tischlerei
Gastmähler waren in der griechischen Antike fester Bestandteil des gesell-schaftlichen und politischen Lebens. In einem streng festgelegten ritualisierten Ablauf, der kultische Handlungen, Musik, Tanz und Reden einschloss, gaben sich die Teilnehmer – ausschließlich Männer – dem Rausch hin. Platons „Symposion“ berichtet vom Verlauf eines Gastmahls, das zu Ehren des Gottes Eros abgehalten wurde und in dem von den Teilnehmern verschiedene Auffassungen von Liebe vorgetragen und diskutiert wurden.
Angelehnt an Platons Schrift versucht GASTMAHL in der Regie von Elli Neubert und mit Musik von Ralph Heidel eine feministische Neudeutung dieser gesellschaftlichen Praxis und der in ihr verhandelten Themen. „Ich hab dich zum Fressen gern“, ist nur eines von vielen Sprichwörtern, das die Liebe mit dem Akt des Besitzergreifens des Anderen gleichsetzt. Auch ein Blick ins Opernrepertoire verrät, dass diese bedingungslose Vorstellung von Lie-be häufig nur durch die komplette Vereinnahmung des Anderen oder die eigene Auslöschung einzulösen ist. Diesen Auffassungen von Liebe wollen wir uns mit einem musikalischen Streifzug durch Oper und Pop nähern und davon ausgehend nach neuen Arten der Verwandtschaft suchen. Zur Uraufführung am 13. Oktober um 20 Uhr in der Tischlerei laden wir Sie sehr herz-lich ein. Weitere Vorstellungen am 15., 18., 20. und 21. Oktober.
Verleihung des Götz-Friedrich-Preises am 17. Oktober
Außerdem laden wir Sie am 17. Oktober 2023 (20 Uhr) sehr herzlich zur Verleihung des Götz-Friedrich-Preises für die Spielzeit 2022/2023 an Friederike Blum in die Tischlerei ein. Die junge Regisseurin erhält den mit 5000 Euro dotierten Preis für ihre Inszenierung der Oper TRI SESTRY von Peter Eötvös am Theater Hagen.
Saisonstart am 25. August mit der Bühne als Dancefloor >>> Gastspiel in Edinburgh: TANNHÄUSER (konzertant) >>> Saisoneröffnungsfest am 3. September – bei freiem Eintritt >>> Premiere am 30. September: Puccinis IL TRITTICO in der Regie von Pınar Karabulut und mit Sir Donald Runnicles am Pult >>> Uraufführung am 27. September in der Tischlerei: ZEROTH LAW
Die Saison eröffnen wir in diesem Jahr am 25. August zeitgleich im eigenen Haus mit dem Festival Playground, bei dem das Publikum zu Kultbands wie Brandt Brauer Frick auf der Bühne tanzen kann, und beim Edinburgh International Festival, bei dem Orchester, Chor und Solist*innen unter
Leitung von Sir Donald Runnicles Wagners TANNHÄUSER konzertant präsentieren. Mit Clay Hilley in der Titelpartie, Emma Bell als Elisabeth, Irene Roberts als Venus, Thomas Lehman als Wolfram und Albert Pesendorfer als Hermann steht ein erstklassiges Solistenensemble auf der Bühne der Usher Hall.
Bei Playground zeigen drei angesagte Acts, dass elektronische Musik und klassisch-akustisches Instrumentarium, Clubkultur und Oper eine perfekte Symbiose eingehen können. Mit Brandt Brauer Frick sind in diesem Jahr die Urväter des handgemachten Dancefloor-Sounds Hauptact des Festivals. Und das Berliner Elektronik-Duo Ameli Paul verzaubert das Publikum mit ihrer Fusion aus mitreißenden Beats, verträumten Klangwelten und soghaften Tunes. Frischen und verspielten Sound bringt Océane aus Paris mit, die den Abend mit ihrem Set abschließt.
Nach den ersten drei Vorstellungen der Saison: Mozarts ZAUBERFLÖTE und Rossinis IL VIAGGIO A REIMS, die als Generationenvorstellungen besonders familienfreundliche Konditionen bieten, laden wir am Sonntag, den 3. September ab 13 Uhr, zusammen mit dem Staatsballett zum großen Eröffnungsfest in die Deutsche Oper Berlin ein – Eintritt frei! Von der Instrumentenbauwerkstatt für Kinder und dem „Bügeln lernen von den Profis“ bis zum Mitsingkonzert mit dem fabelhaften Chor der Deutschen Oper Berlin reicht das vielseitige Programm. Das abendliche Konzert verschafft ab 19 Uhr manchen Ausblick auf musikalische Highlights der neuen Saison, es moderieren Fanny Tanck und Dietmar Schwarz.
Premiere: Puccinis IL TRITTICO am 30. September
Und damit sind wir bei der ersten Premiere der Spielzeit 2023/24: Puccinis IL TRITTICO in der Lesart der jungen, zupackenden Regisseurin Pınar Karabulut, die vor zwei Jahren mit Turnages GREEK eine witzig-kluge Visitenkarte an der Deutschen Oper Berlin abgegeben hat. Am Pult wird Sir Donald Runnicles Puccini mit so exzellenten Solistinnen und Solisten wie Misha Kiria, Jonathan Tetelman, Carmen Giannattasio, Mané Galoyan, Violeta Urmana, Andrei Danilov u. a. zu Gehör bringen.
Wie kein zweites Werk Puccinis spiegelt der 1918 uraufgeführte Dreiakter IL TRITTICO eine Zeit des Umbruchs und der Suche nach neuen Formen. Statt der einzigen, einheitlichen Welterzählung werden in den drei Einaktern unterschiedliche Perspektiven gezeigt, eine Kombination verschiedener stilistischer Elemente und Genres, die im Kontrast zueinanderstehen. IL TABARRO (Der Mantel) erzählt eine düstere Dreiecksgeschichte im Schiffermilieu auf der Pariser Seine und endet im brutalen Mord aus Eifersucht. SUOR ANGELICA steht dazu als rein weiblich besetztes Stück in hellem Kontrast, dreht sich inhaltlich jedoch ebenso um die Fragen von Tod und Transzendenz. GIANNI SCHICCHI schließlich zeigt als bitterböses Satyrspiel über betrogene Betrüger am Totenbett eines Verwandten das große komödiantische Potenzial Puccinis.
Uraufführung: ZEROTH LAW – DAS NULLTE GESETZ in der Tischlerei
In der Tischlerei starten wir am 27. September mit der Uraufführung von ZEROTH LAW – DAS NULLTE GESETZ in die Saison 2023/24. Bei dieser Gelegenheit ist das Roboterorchester der Logos Foundation Gent, das in über fünfzigjähriger Forschungs-, Konstruktions- und Musikpraxis entstand, erstmalig live gemeinsam mit dem RIAS Kammerchor zu erleben. Zusammengebracht hat sie das retro-futuristische Ensemble Gamut Inc, das sich in den Musiktheater-Abenden seiner „Roboter-Trilogie“ mit grundlegenden Fragen der Künstlichen Intelligenz beschäftigt, wie sie schon in den visionären Entwürfen der avantgardistischen Literatur gestellt wurden, und sie zum Ausgangspunkt der eigenen Arbeit macht. Es geht um Fragen des Zusammenlebens von Mensch und Maschine sowie um das Nachdenken über Robotergesetze und damit die Grundlage maschinellen
Handelns.
Nachdem die Saison 2022/23 erst Anfang November im großen Haus starten konnte, da die dringend erforderliche Sanierung des Orchestergrabens ihren Abschluss erfuhr, freuen wir uns jetzt auf eine neue Spielzeit, in der bereits bis Ende September 20 Vorstellungen von sieben Produktionen aus dem breiten Repertoire des Hauses inklusive der Premiere IL TRITTICO auf die große Bühne gestellt werden. Hinzu kommen das Eröffnungsfest, das Playground Festival, das Edinburgh-Gastspiel sowie Tischlerei-Veranstaltungen.
Wir freuen uns auf Ihre aufmerksame Begleitung in 2023/24 – wünschen Ihnen bis dahin erholsame Sommerwochen und sind ab dem 21. August wieder für Sie da.
Musiktheater von Arne Gieshoff und Franziska Angerer >>> nach der Erzählung „An das Wilde glauben“ von Nastassja Martin >>> Dauer: 1 Stunde 30 Minuten >>> in deutscher Sprache >>> empfohlen ab 16 Jahren >>> Uraufführung: 21. Juni 2023 in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin >>> Weitere Vorstellungen: 22., 24., 26., 28., 30. Juni; 1. Juli 2023
„Das Ereignis an diesem 25. August 2015 ist nicht: Irgendwo in den Bergen von Kamtschatka greift ein Bär eine französische Anthropologin an. Das Ereignis ist: Ein Bär und eine Frau begegnen sich und die Grenzen zwischen den Welten implodieren.“ (Nastassja Martin, „An das Wilde glauben“)
In ihrem 2021 in deutscher Übersetzung erschienenen Roman „An das Wilde glauben“ erzählt die französische Anthropologin Nastassja Martin von ihrem folgenreichen Zusammenprall mit einem Bären, der sie ins Gesicht beißt und schwer verwundet. Das Erlebte fasst sie nicht als Trauma, sondern vielmehr als Neugeburt und den Beginn einer Verwandlung auf: Im Geiste der indigenen Völker begreift sie sich fortan als Zwischenwesen aus Bärin und Frau. Neben dem Bären schreiben sich auch Andere in Martins Körper ein, eine schmerzhafte Genesungsprozedur führt sie in russische und französische Krankenhäuser. Ihr Körper ist durch eine nicht enden wollende Abfolge von Operationen einem ständigen Wandel unterzogen, ist kein geschlossenes System mehr, sondern zu einem „hybriden Knotenpunkt“ geworden.
Dieser Begriff des Hybriden prägt das Musiktheater BÄR*IN von Franziska Angerer und Arne Gieshoff sowohl in inhaltlicher als auch in formaler Hinsicht. Ein spartenübergreifendes Ensemble bringt Martins autobiografische Erzählung als Erfahrungs- und Erinnerungsprisma auf die Bühne der Tischlerei: Die Schauspielerin Eva Hüster, der Body-Art-Performer Frédéric Krauke und zwei Sänger*innen des Ensembles vermitteln die physischen, die emotionalen und die sachlichen Ebenen ihres Berichts. Arne Gieshoffs vielschichtige Komposition für ein fünfköpfiges Instrumentalensemble und elektronisches Zuspiel schmiegt sich an Martins Erzählung und entwirft eigene Traumbilder.
Gieshoffs Komposition prallt in einem musikalischen Intermezzo auf den Sound einer Band in Bärenkostümen, die in fünf neu komponierten Songs die Geschichte der Berliner Stadtbären in Kürze erzählt: Als lebende Verkörperung des Berliner Wappens wurden ab 1939 fünf Generationen von Bären in einem Zwinger am Köllnischen Park gehalten. Die Tiere erlebten den Nationalsozialismus, den Bombenhagel, die Nachkriegszeit und die DDR. Erst 2015 wurde die Tradition mit dem Tod der letzten Bärin abgeschafft und der Zwinger zum Museum umfunktioniert. In den Songs der Sängerin Ameli Schuster (Ameli Paul), des Bassisten Maximilian Hirning (LBT) und des Schlagzeugers Tim Sarhan (Komfortrauschen) spiegelt sich der Sound der Stadt von den Anfängen des Zwingers bis heute – von Swing, über Chanson, Neue Deutsche Welle bis Techno und Hip Hop. Im zweiten Teil des Abends verwachsen Gieshoffs Komposition und die Musik der Band schließlich zu einem musikalischen Hybrid.
Die Regisseurin Franziska Angerer lebt und arbeitet in München. Engagements führten sie u. a. an das Staatstheater Darmstadt, die Bayerische Staatsoper, das Residenztheater München, das SPIELART Theaterfestival in München sowie das Eclat Festival für Neue Musik. Ihr Interesse gilt der Entwicklung von musiktheatralen und genreübergreifenden Formen, für die sie sinnliche und poetische Zugänge sucht. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich unter anderem mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur und dem Ende des Anthropozäns. Sie ist Preisträgerin des Dr.-Otto-Kasten-Preises 2021 der Intendant*innengruppe des Deutschen Bühnenvereins und wurde im Rahmen der Verleihung des Götz-Friedrich-Preises 2021 ausgezeichnet.
Die Werke des Komponisten Arne Gieshoff wurden von Ensembles wie dem DSO Berlin, dem Philharmonia Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra und dem Collegium Novum Zürich aufgeführt. Sein Schaffen reicht von instrumentalen Kompositionen für verschiedene Besetzungen bis zu installativen Projekten, die mit spezifischen Orten interagieren und Feldaufnahmen, interaktive Live-Elektronik sowie von Sänger*innen und Musiker*innen live erzeugte Klänge miteinbeziehen. Arne Gieshoffs Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet und im Rahmen von Förderprogrammen unterstützt. Er war ein London Philharmonic Orchestra Young Composer und wurde als Stipendiat der Mendelssohn Stiftung sowie für das Tanglewood Music Center ausgewählt. Darüber hinaus erhielt er den Royal Philharmonic Society Composition Prize sowie ein Europäisches Musikautorenstipendium der GEMA. Zum Ende seines Studiums wurde er mit dem President’s Award des Royal College of Music, gestiftet von HRH The Prince of Wales, ausgezeichnet. Von 2015 bis 2017 war er Stipendiat der Hans Werner Henze-Stiftung. 2021 wurde er mit dem Darmstädter Musikpreis ausgezeichnet.
Libretto von Giorgio Battistelli frei nach dem Film und Roman von Pier Paolo Pasolini >>> In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 1 Stunde 45 Minuten / keine Pause >>> Uraufführung: 9. Juni 2023 >>> Weitere Vorstellungen: 16. und 21. Juni 2023 sowie 16., 23. und 28. November 2023 >>> Komponiert für die Deutsche Oper Berlin, gefördert von der Ernst von Siemens Musikstiftung. >>> Mit freundlicher Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin e. V.
Wohl nur wenige Künstler des 20. Jahrhunderts haben sich so umfassend mit der bürgerlichen Gesellschaft auseinandergesetzt wie der 1922 geborene Pier Paolo Pasolini. Sexuelle und moralische Zwänge, kapitalistische Ausbeutung und politische Unterdrückung – für nahezu alle gesellschaftlichen Missstände machte Pasolini die „Borghesia“ verantwortlich und er wurde bis zu seiner Ermordung 1975 nicht müde, das Bürgertum in seinen Filmen, Romanen, Essays und Schriften als fatale Fehlentwicklung der Menschheit anzuprangern. „Il Teorema“, 1968 als Roman und Film veröffentlicht, ist eine der berühmtesten Ausformungen von Pasolinis Lebensthema: Wie in einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung (auf die auch die Bezeichnung „Theorem“ zurückzuführen ist) zeigt Pasolini hier das Auseinanderbrechen einer großbürgerlichen Familie, die nur noch durch Konventionen zusammengehalten wird. Nachdem ein geheimnisvoller Fremder in allen Mitgliedern dieser Familie die nahezu verschütteten Ideen von Humanität und Liebe wiedererweckt hat, versucht jedes Mitglied, sich auf unterschiedliche Weise von seiner bürgerlichen Existenz zu emanzipieren.
Die Möglichkeiten, die in Pasolinis Stoff für das Musiktheater liegen, erkannte schon Hans Werner Henze, als er den jungen italienischen Komponisten Giorgio Battistelli Anfang der 1990er Jahre damit betraute, „Il Teorema“ als Kammeroper für die Münchener Biennale zu vertonen. Battistelli schuf damals ein knappes, lakonisches Werk für stumme Sänger und einen Erzähler. Jetzt, 30 Jahre später, wagt er sich erneut an den Stoff und macht IL TEOREMA DI PASOLINI zur abendfüllenden Oper: diesmal mit Gesangspartien, deren stimmlicher Ausdrucksradius vom bloßen Atemgeräusch bis zum vollen Gesang reicht und einem Orchester, das Farben und Klänge für all das findet, was die Figuren selbst nicht aussprechen können.
Mit IL TEOREMA DI PASOLINI setzt der 70-jährige Battistelli, der erst im vergangenen Jahr auf der Biennale von Venedig mit einem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk geehrt wurde, seine Laufbahn als einer der bedeutendsten Opernkomponisten der Gegenwart fort: Seit seiner Handwerkeroper EXPERIMENTUM MUNDI, die ihn 1981 schlagartig bekannt machte und die im vergangenen Oktober auch in Berlin gezeigt wurde, hat Battistelli mehr als zwanzig Werke für das Musiktheater geschrieben, darunter Opern wie RICHARD II. und zuletzt 2020 GIULIO CESARE für die Oper Rom.
Die Uraufführung von IL TEOREMA DI PASOLINI ist zugleich die erste Arbeit des britisch-irischen Theaterkollektivs DEAD CENTRE an einem Opernhaus. Dead Centre haben sich in den vergangenen zehn Jahren zu einer der gefragtesten Regiekollektive in Europa entwickelt und arbeiten regelmäßig am Burgtheater Wien (wo sie zuletzt den Nestroy-Preis erhielten) und an der Berliner Schaubühne. Ihr Debüt im Musiktheater feierten sie 2021 mit einer Inszenierung von Olga Neuwirths BÄHLAMMS FEST für die Ruhrtriennale.
Für die musikalische Leitung kehrt der ehemalige Kapellmeister der Deutschen Oper Berlin und mittlerweile Generalmusikdirektor des Staatstheaters Darmstadt, Daniel Cohen, an seine einstige Wirkungsstätte zurück.
In den sechs Solopartien sind Ángeles Blancas Gulin, Monica Bacelli, Meechot Marrero,
Davide Damiani, Andrei Danilov und Nikolay Borchev zu erleben.
Internationaler Kompositionswettbewerb der Deutschen Oper Berlin und der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin >>> Neue Szenen für das Musiktheater: Die Deutsche Oper Berlin schreibt in Kooperation mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler zum 7. Mal den Internationalen Kompositionswettbewerb NEUE SZENEN aus.
Der Wettbewerb richtet sich in erster Linie an Teams aus zwei Personen (Komposition und Text). Eine Bewerbung in der Sparte Komposition allein ist möglich, Bewerbungen nur in der Sparte Text sind ausgeschlossen.
Bis zu drei Gewinner*innen-Teams des Wettbewerbs erhalten
a) ein Stipendium zum Verfassen eines Textes
b) ein Stipendium zur Komposition eines musiktheatralen Werks von 20 bis 30 Minuten Länge (Besetzung: max. 4 Sänger*innen und max. 15 Musiker*innen)
Die musiktheatralen Werke kommen im Rahmen der Produktion NEUE SZENEN VII im April 2025 in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin zur Uraufführung, inszeniert von drei Regieteams der Hochschule für Musik Hanns Eisler und besetzt mit Gesangsstudierenden der Hochschule sowie Instrumentalist*innen der Hochschule.
Preise
Es können bis zu drei Team-Preise vergeben werden. Ein Preis beinhaltet ein Stipendium (jeweils 9.000.- €) zur Komposition eines 20- bis 30-minütigen musiktheatralen Werks sowie ein Stipendium (jeweils 4.500.- €) für das Ver-fassen der Texte / Libretti für das 30-minütige musiktheatrale Werk.
Bewerbung
Für die Jury-Beurteilung sollen als Arbeitsprobe ein aussagekräftiges, möglichst musiktheatrales und/oder vokales Werk sowie ein Text für ein Bühnenstück eingereicht werden.
Fakultativ kann auch Bild- und Tonmaterial (Konzert- oder Probenaufnahme) eingereicht werden.
Weiterhin müssen die Bewerbungsunterlagen Lebensläufe und Kontaktdaten (Anschrift und E-Mail-Adresse) aller Bewerber*innen enthalten.
Teilnahmebedingungen
Die teilnehmenden Komponist*innen und Autor*innen übertragen der Deutschen Oper Berlin das Recht zur Uraufführung der Werke und stellen das Aufführungsmaterial unentgeltlich und frei von Rechten Dritter zur Verfügung.
Nach der Aufführungsserie verbleibt ein Exemplar der Partitur als Archivmaterial bei der Deutschen Oper Berlin.
Einsendung der Unterlagen (Arbeitsproben und Bewerbungsunterlagen) nur auf elektronischem Weg, per E-Mail oder Filesharing an:
Deutsche Oper Berlin
Dramaturgie
Sebastian Hanusa
hanusa@deutscheoperberlin.de
Einsendeschluss: 31. Juli 2023
Weiterer Ablauf
Bekanntgabe der Gewinnerteams: 1. September 2023
Abgabe der Klavierauszüge / des Studiermaterials für das Musiktheater: 01. September 2024
Abgabe der Partituren und des Stimmmaterials: 01. Oktober 2024
Uraufführung und weitere Vorstellungen: April 2025 in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin
Jury
Sarah Nemtsov (Komponistin)
Uljana Wolf (Autorin)
Peter Meiser (Musikalischer Leiter, Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin)
Prof. Claus Unzen (Regisseur, Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin)
Sebastian Hanusa (Dramaturg, Deutsche Oper Berlin)
Kontaktadresse
Deutsche Oper Berlin
Dramaturgie
Kompositionswettbewerb „Neue Szenen VII“
Richard-Wagner-Str. 10
D - 10585 Berlin
Ansprechpartner
Sebastian Hanusa: hanusa@deutscheoperberlin.de
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Tragedia in vier Akten und fünf Bildern >>> Libretto von Tito Ricordi nach Gabriele D’Annunzios gleichnamiger Verstragödie >>> In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Dauer: 2 Stunden 45 Minuten (incl. einer Pause) >>> Publikumspremiere: 19. Mai 2023 >>> Weitere Vorstellungen: 26., 29. Mai sowie 1. und 3. Juni 2023
Der 1883 geborene Riccardo Zandonai war Schüler Mascagnis und galt um 1910 als neuer Stern am italienischen Opernhimmel. Sein Verleger Tito Ricordi plante mit ihm eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie eine Generation früher sein Vater Giulio Ricordi mit dem jungen Puccini. Dafür scheute Ricordi keine Kosten und Mühen und erwarb für die neue Oper Zandonais die exorbitant teuren Rechte an einem der Skandalstücke der Zeit: Gabriele d’Annunzios fünfaktiges Drama „Francesca da Rimini“, uraufgeführt 1901 in Rom mit Eleonora Duse in der Titelrolle. Gabriele d’Annunzio hatte mit „Francesca da Rimini“ auf einen Stoff aus Dantes „Göttlicher Komödie“ zurückgegriffen, der im 19. Jahrhundert zum Lieblingsthema der Romantik gehörte. Grausame Leidenschaften, blutige Szenen in Bürgerkriegszeiten, ein in flagranti erwischtes ehebrecherisches Paar und seine todessehnsüchtige Liebe, schließlich finaler Doppelmord aus Eifersucht: Publikum und Presse waren gespalten, für die Künstler der Zeit wurde D’Annunzios „Poem aus Blut und Wollust“ jedoch mit seiner Ästhetik des Fin de Siècle zur Attraktion.
Der 31-jährige Riccardo Zandonai sah in dem Drama nun die Chance zu einer großdimensionierten Oper, für grelle Farbwechsel und eine musikalische Sprache, die unterschiedlichste Stile und Zeiten amalgamiert: Zwischen italienischer Belcanto-Tradition, Reminiszenzen an die Madrigale der Renaissance, der Härte des Verismo, präfaschistischen Marschrhythmen, Wagners TRISTAN als Vorbild und dem französischem Impressionismus eines Debussy findet Zandonai einen ganz eigenen Weg eines europäischen Musiktheaters.
Im Zentrum der Handlung stehen gleich drei Brüder, die sich in dieselbe Frau verlieben: Francesca aus dem Haus der Polenta in Ravenna wird von ihrer Familie aus strategischen Gründen an das Haus Malatesta in Rimini verheiratet. Doch der auserkorene Bräutigam Giovanni, alt und wenig ansehnlich, wagt die Brautwerbung nicht selbst und schickt seinen attraktiven Bruder Paolo vor. Francesca verliebt sich in Paolo und unterschreibt den Ehevertrag. Im Haus Malatesta lebt sie fortan an der Seite eines ungeliebten Mannes und stürzt sich in eine leidenschaftliche Beziehung zu Paolo. Francesca erscheint als Opfer und Täterin zugleich, als todessehnsüchtig Liebende und machtvolle Verführerin, der auch noch der dritte Bruder des Hauses erliegt. Das gesamte Potential dieser Frauenfigur entfaltet sich als widersprüchlicher und komplexer Charakter, zwischen Hingabe und zerstörerischen erotischen Kräften in einer grausamen und intriganten Männerwelt.
Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Ivan Repušić, Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters und der Deutschen Oper Berlin als Erster ständiger Gastdirigent eng verbunden. Gastverpflichtungen führten ihn darüber hinaus nach Essen, Hamburg, Oslo, Dresden, Tokio und alle wichtigen Orchester und Opernensembles in Kroatien.
Christof Loy zählt zu den international bedeutendsten Opern- und Schauspielregisseuren. Die Regiearbeit von Janáčeks JENŮFA aus dem Jahr 2012 gewann als DVD-Aufnahme den 2. Platz in der Kategorie „Best Opera Recording“ bei den Grammy Awards. Es folgten hier Verdis FALSTAFF und die Uraufführung von Andrea Lorenzo Scartazzinis EDWARD II. 2018 inszenierte er mit Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE eine weitere von Publikum und Presse gefeierte Produktion, die in der Kritikerumfrage der „Opernwelt“ zur „Wiederentdeckung des Jahres“ gekürt wurde und in der Einspielung des Labels Naxos als beste DVD-Aufnahme mit dem OPUS KLASSIK ausgezeichnet wurde. FRANCESCA DA RIMINI brachte Christof Loy bereits im Frühjahr 2021 auf die Bühne, allerdings konnte die Premiere nur als Live-Stream gezeigt und gleichzeitig als DVD aufgezeichnet werden. Umso erfreulicher, dass die Arbeit nun endlich ihre Publikumspremiere erlebt, nachdem Christof Loy mit Franz Schrekers DER SCHATZGRÄBER im Mai 2022 seine Auseinandersetzung mit unbekannteren Werken des beginnenden 20. Jahrhunderts fortgesetzt hat.
Von ihrem Stammhaus, der Oper Frankfurt, aus eroberte Sara Jakubiak in den letzten Jahren die großen europäischen Bühnen. Sie gastierte als Eva in DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG bei den Opernfestspielen der Bayerischen Staatsoper in München, als Marietta (DIE TOTE STADT) in Hamburg und an der Komischen Oper Berlin, Marie (WOZZECK) an der English National Oper in London und an der Staatsoper Wien, Agathe (DER FREISCHÜTZ) in Dresden und Polina aus Prokofjews DER SPIELER in Amsterdam. Zuletzt wurde sie für ihre Interpretation der Arabella sowohl in Madrid als auch an der Deutschen Oper Berlin frenetisch gefeiert. Mit Christof Loy verbindet sie eine enge künstlerische Freundschaft, was ihre berührenden Auftritte als Heliane und als Francesca überzeugend belegen.
Mit Jonathan Tetelman in der Rolle des Paolo steht Sara Jakubiak ein Tenor zur Seite, dessen dunkel gefärbtes Timbre, verbunden mit einem hohen stimmlichen und darstellerischen Ausdrucksvermögen Publikum wie Presse gleichermaßen begeistert. Nach seiner herausragenden Darbietung als Paolo begeisterte er an der Deutschen Oper Berlin jüngst auch als Cavaradossi – sein Debüt-Album mit Arien, erschienen bei der Deutschen Grammophon, stieß ebenfalls auf ein überaus positives Echo. Zu Beginn der kommenden Saison ist er hier in der Premiere von Puccinis IL TRITTICO als Luigi zu erleben ebenso wie als Pinkerton in MADAMA BUTTERFLY, eine Partie, die er in derselben Saison auch an der Metropolitan Opera New York gestaltet.
Uraufführung IL TEOREMA DI PASOLINI von Giorgio Battistelli, 9. Juni >>> Konzertante Premiere von Massenets HÉRODIADE am 15. Juni >>> Besetzungs-Highlights LUCIA DI LAMMERMOOR und LOHENGRIN >>> Uraufführung BÄR*IN von Arne Gieshoff / Franziska Angerer, 21. Juni >>> Sinfoniekonzert unter dem Dirigat von Lorenzo Viotti am 30. Juni
Nach einem premierenreichen Frühjahr freuen wir uns auf zwei Uraufführungen im Juni zum Abschluss der Saison 2022/23: IL TEOREMA DI PASOLINI von Giorgio Battistelli am 9. Juni und BÄR*IN von Arne Gieshoff und Franziska Angerer am 21. Juni in der Tischlerei.
Unter den Intellektuellen und Künstlern, die Ende der Sechzigerjahre die bürgerliche Gesellschaft in Frage stellten, war Pier Paolo Pasolini sicherlich einer der radikalsten. In „Teorema“, das er 1968 sowohl als abendfüllenden Spielfilm wie in Romanform veröffentlichte, macht er seine Generalabrechnung mit der Bourgeoisie und zeigt eine großbürgerliche Familie, deren Alltag von erstarrten Konventionen beherrscht wird. Diese Ordnung wird durch einen Fremden zum Einsturz gebracht, dessen Gegenwart bei allen Mitgliedern der Familie ein Bedürfnis nach Liebe auslöst und dadurch einen Prozess der Selbstbefreiung in Gang setzt. Doch nur, wenn sie alle bürgerlichen Bindungen hinter sich lassen – so der Lehrsatz, das „Teorem“ Pasolinis – werden diese Menschen zur Freiheit finden.
Als Film gehörte „Teorema“ schnell zu Pasolinis bekanntesten Werken und wurde bereits 1992 als Musiktheater im Rahmen der Münchener Biennale auf die Bühne gebracht. Der Komponist dieses Bühnenwerks, in dem die Handlung von sechs Pantomimen dargestellt wurde, hieß Giorgio Battistelli – er zählt heute zu den bekanntesten zeitgenössischen italienischen Komponisten. Im vergangenen Jahr wurde er von der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Nun hat Battistelli, der Pasolini noch selbst kannte, den Stoff zur abendfüllenden Oper IL TEOREMA DI PASOLINI auskomponiert. Der Bariton Nikolay Borchev interpretiert den geheimnisvollen Gast, die Familienmitglieder werden von Ángeles Blancas Gulin, Davide Damiani, Andrei Danilov, Meechot Marrero und Monica Bacelli gesungen. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Daniel Cohen, Generalmusikdirektor des Theaters Darmstadt. Weitere Vorstellungen am 16. und 21. Juni.
Im Vorfeld der Uraufführung zeigt das Kino Filmkunst 66 (Bleibtreustr. 12) zwei Pasolini-Filme, und zwar am 14. Mai um 12 Uhr „Medea“ und am 29. Mai um 12 Uhr „Teorema“.
Außerdem laden wir am 15. Mai um 19.00 Uhr zum Vortrag von Fabien Vitali (Ludwig-Maximilians-Universität München) ins Opernfoyer ein: „Der abnorme Charme der Bourgeoisie“.
Konzertante Premiere: HÉRODIADE von Jules Massenet am 15. Juni
Wenige Frauengestalten haben die Kunst des späten 19. Jahrhunderts so nachhaltig inspiriert wie die judäische Prinzessin Salome, die der Legende nach für die Enthauptung Johannes des Täufers verantwortlich gewesen sein soll. Vor allem in Frankreich waren Schriftsteller, Maler und Komponisten fasziniert von diesem Stoff und seiner Verquickung von Orientalismus und Dekadenz, von Erotik und Opulenz. Auch Jules Massenet griff zu: Allerdings steht im Zentrum seiner 1881 in Brüssel uraufgeführten HÉRODIADE nicht, wie ein Vierteljahrhundert später bei Richard Strauss, die royale Kindfrau Salome, sondern ihre Mutter Hérodias, die Gattin des Königs Herodes. Und bei Massenet feiert die große Oper des 19. Jahrhunderts mit Pathos, Pose und hollywoodreifem Drehbuch einen ihrer letzten Triumphe – mit einer Königin, die aus Eifersucht den Tod der eigenen Tochter verschuldet.
Für die Titelpartie kehrt die große französische Mezzosopranistin Clémentine Margaine an das Haus zurück, an dem sie Erfolge u. a. als Carmen, Marguerite in LA DAMNATION DE FAUST und zuletzt als Fidès in LE PROPHÈTE feierte. Unter musikalischer Leitung von Enrique Mazzola sind am 15. und 18. Juni Nicole Car als Salomé, Etienne Dupuis als Hérode und Matthew Polenzani als Johannes zu erleben.
Besetzungs-Highlights LUCIA DI LAMMERMOOR und LOHENGRIN
In den Vorstellungen von LUCIA DI LAMMERMOOR am 7. und 10. Juni freuen wir uns auf Adela Zaharia in der Titelpartie, die bereits in Marina Ab-ramovics 7 DEATHS OF MARIA CALLAS einen herausragenden Vorgeschmack auf ihre Gestaltung der Lucia gegeben hat. An ihrer Seite werden Rolando Villazón als Edgardo und Germán Enrique Alcántara als Enrico zu hören sein.
Und in den LOHENGRIN-Vorstellungen am 25. Juni und 2. Juli werden unsere Ensemblemitglieder Attilio Glaser in der Titelpartie und Flurina Stucki als Elsa debütieren. An ihrer Seite sind die erfahrenen Kolleg*innen Anna Smirnova als Ortrud, Thomas Johannes Mayer als Friedrich von Telramund und Albert Pesendorfer als König Heinrich zu erleben.
Uraufführung BÄR*IN von Arne Gieshoff / Franziska Angerer, 21. Juni
In der Uraufführung BÄR*IN beschäftigen sich der Komponist Arne Gieshoff und die Regisseurin Franziska Angerer mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier. Ausgangspunkt des experimentellen Musiktheaters ist Nastassja Martins Roman „An das Wilde glauben“: Auf einer Forschungsreise in der sibirischen Wildnis begegnet die Anthropologin einem Bären, der sie schwer verletzt. Martins dramatische Krankheitsgeschichte ist zugleich der Beginn einer Transformation: Die Grenzen zwischen dem Bären und ihrer selbst verschwimmen, sie fühlt sich als Zwischenwesen, in dem die Welten implodieren.
Auch die Geschichte Berlins ist mit Bären verwoben. Von 1939 bis 2015 lebten mehrere Generationen des Berliner Bärengeschlechts als lebende Wappentiere eingesperrt in einem Zwinger am Köllnischen Park. Ebenso wie die menschlichen Stadtbewohner sind die Bären Teil der Stadt – doch ihre Perspektive bleibt meist ungesehen.
Arne Gieshoffs Komposition, in der Gesang, Sprache, Live-Musik und Elektronik dicht verwoben sind, trifft in BÄR*IN auf den Sound einer dreiköpfigen Band, die in ihren Songs Geschichten der Stadtbären erzählen.
Zur Uraufführung am 21. Juni oder zu den Folgevorstellungen am 22., 24., 26., 28., 30. Juni sowie 1. Juli laden wir Sie schon heute herzlich ein.
Sinfoniekonzert unter dem Dirigat von Lorenzo Viotti am 30. Juni
Obwohl in seiner 1. Sinfonie die Anknüpfungspunkte an die klassisch-romantische Traditionslinie deutlich spürbar sind, finden sich hier bereits typische Charakteristika von Mahlers Stil: Die Schichtung von Motiven, das groteske, auch als ironisch bezeichnete Scherzo, die Finalität hin zu einer Apotheose am Schluss. Doch gleichzeitig verarbeitet auch die 1. Sinfonie – wie manche anderen großangelegten Werke Mahlers – fast bescheiden wirkende Volksweisen. Hier sind es die „Lieder eines fahrenden Gesellen“, die der Komponist zuvor als Liederzyklus erarbeitet hatte.
So wie sich in Mahlers 1. Sinfonie ein neuer Stil zu formen beginnt, stellt Mozarts 27. Klavierkonzert den reifen Abschluss einer Fortentwicklung dieser Gattung dar. Mozart kehrt dabei zur kammermusikalischen Besetzung zurück und zielt weniger auf Virtuosität als auf eine reiche und kühn modulierende Verarbeitung der Themen. Zu Gehör bringen wird Mozarts letztes Klavierkonzert der in Berlin ansässige Schweizer Pianist Francesco Piemontesi, welcher schon international an der Seite etlicher renommierter Orchester konzertierte. Am Pult erleben Sie den jungen italienischen Stardirigenten Lorenzo Viotti.
Und last but not least: Nachdem Christof Loys vielgerühmte Inszenierung von Zandonais FRANCESCA DA RIMINI ab dem 19. Mai in der Deutschen Oper Berlin zu erleben ist, können Sie am 16. Juni um 18 Uhr eine ganz andere Regie Christof Loys bei seinem charmanten Regie-Erstlingsfilm mit viel Musik im Kant-Kino erleben: „Springtime in Amsterdam“. Eine kosmopolitische Runde von Künstlerinnen und Künstlern trifft sich zufällig in der niederländischen Hauptstadt und erlebt allerlei Verwirrungen und Entwirrungen während zweier Tage und Nächte.
Oratorium in zwei Teilen >>> In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 3 Stunden 15 Minuten (incl. einer Pausen) >>> Premiere: 5. Mai 2023 >>> Weitere Vorstellungen: 13., 18. und 21. Mai 2023 >>> Koproduktion zwischen der Deutschen Oper Berlin und dem Theater Basel
Benedikt von Peter hat mit seinen Regiearbeiten in den letzten Jahren vor allem mit ungewöhnlichen Raumlösungen im Musiktheater auf sich aufmerksam macht, indem er die jeweilige musikalische und dramaturgische „Architektur eines Stückes“ auf Bühne und Zuschauerraum zu übertragen sucht. Die schon von Bach doppelchörig angelegte Matthäus-Passion wird in diesem Sinne auf das gesamte Auditorium und die Hauptbühne ausgeweitet.
Vier Orchester, mehrere Gruppen des Hauschores und Berliner Singvereine sind auf den gesamten Raum verteilt. Das Publikum sitzt sich gegenüber – im Zuschauerraum und auf einer Tribüne auf der Hauptbühne – und ist an ausgewählten Stellen eingeladen, mitzusingen. Im säkularen Opernhaus wird so über eine performative Anordnung die Idee von Gemeinschaft als soziale Plastik erfahrbar. Inmitten dieser Gemeinde findet das szenische Spiel des Evangeliumstextes statt: Kinder und Jugendliche übernehmen die Narration und tragen die Darstellung von Schmerz, Leid und Tod. Nah am Publikum und eingebettet in die musikalische Interpretation der Solist*innen. Die Zentralperspektive des Guckkastens wird so aufgehoben zugunsten eines gemeinsamen Rituals von Erwachsenen und Kindern, Laienchören und professionellen Künstler*innen mit je eigenen Perspektiven auf einen 2000 Jahre alten Text und dessen Wirkungsgeschichte: „Die Erzählung des Evangelisten Matthäus ist eine unserer ältesten Geschichten und beinhaltet Werte und Normen, die der christlich-abendländischen Kultur zugrunde liegen. Das Stück ist so gesehen eine Art ‚Wertemaschine‘: Es vermittelt durch und während der Aufführung Werte wie Demut, Verzicht, Opferbereitschaft und Nächstenliebe – Werte, die es in der individualistischen ‚Religion‘ des 21. Jahrhunderts nicht immer einfach haben. Indem Kinder die szenische Darstellung der Passionsgeschichte übernehmen, entsteht durchaus auch eine Distanz. Die Brutalität der Erzählung tritt deutlicher zutage. Denn es ist eine Geschichte, die Friedfertigkeit und Demut predigt, aber zugleich von der Gewalt erzählt, die Menschen einander antun.“ (Benedikt von Peter)
Alessandro De Marchi gilt als einer der profiliertesten Aufführungspraxisspezialisten auf historischen und modernen Instrumenten. Sein Repertoire reicht von der Spätrenaissance bis zur modernen und zeitgenössischen Musik mit Schwerpunkt Barock, Wiener Klassik und Belcanto. Als leidenschaftlicher Verfechter von unbekannteren Werken hat sich Alessandro De Marchi für die Aufführung zahlreicher Kompositionen eingesetzt, etwa Carl Heinrich Grauns CESARE E CLEOPATRA, Johann Adolf Hasses CLEOFIDE oder Giovanni Battista Pergolesis L’OLIMPIADE. Seit 2009 ist er Künstlerischer Leiter der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Alessandro De Marchi dirigiert regelmäßig an den wichtigsten Opernhäusern Europas. An der Deutschen Oper Berlin ist er mit der MATTHÄUS-PASSION zum ersten Mal zu erleben.
Wir freuen uns, als erste Premiere der Saison für den 30. September 2023 eine neue Arbeit von Pınar Karabulut ankündigen zu können, und zwar wird sie Puccinis IL TRITTICO zusammen mit Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles auf die Bühne bringen. Nach dem Sensationserfolg ihrer Inszenierung von GREEK auf dem Parkdeck darf man auf Karabuluts erste Arbeit auf der großen Bühne gespannt sein. Sie kann dabei auf so herausragende Solist*innen wie Misha Kiria, Jonathan Tetelman, Carmen Giannattasio, Mané Galoyan, Violeta Urmana und Andrei Danilov setzen.
Ein weiteres weibliches Team, das ganz neu auf der großen Bühne ist, besteht aus den Regisseurinnen Franziska Kronfoth und Julia Lwowski sowie der Bühnenbildnerin Yassu Yarbara (gemeinsam: Kollektiv „Hauen und Stechen“), die zusammen mit Dirigent Daniel Carter John Adams’ NIXON IN CHINA zur Aufführung bringen. Dieses Werk der amerikanischen Minimal Music aus dem Jahr 1987 ist eine der raren Opern, die Weltpolitik verhandeln, und gerade aktueller denn je – dringend Zeit also, dass diese erstmals szenisch in Berlin gezeigt wird. Premiere ist am 22. Juni 2024.
Der Schwerpunkt auf zeitgenössischer Oper, den Dietmar Schwarz während seiner Intendanz konsequent verfolgt, wird fortgesetzt mit George Benjamins WRITTEN ON SKIN, deren Uraufführungsinszenierung von Katie Mitchell (2012, Festival d’Aix-en-Provence) am 27. Januar 2024 Berliner Premiere feiert. Unter der musikalischen Leitung von Marc Albrecht singen u. a. der gefeierte Countertenor Aryeh Nussbaum Cohen, die Sopranistin Georgia Jarman und Mezzosopranistin Irene Roberts. Die ursprünglich für diesen Zeitraum geplante Uraufführung eines neuen Werks von Aribert
Reimann wird auf die Saison 2024/25 verschoben.
Der mit ARABELLA begonnene Richard-Strauss-Zyklus von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles und Regisseur Tobias Kratzer wird am 25. April 2024 mit INTERMEZZO fortgesetzt. Kratzer skizziert das Beziehungsmodell darin wie folgt: „Die Oper schwankt zwischen Schnitzler’scher ‚Traumnovelle’ und einem autofiktionalen Realitätsprotokoll“ und macht neugierig auf seine Sicht des Strauss’schen Ehelebens, das von Thomas Johannes Mayer als Hofkapellmeister Robert Storch und Maria Bengtsson als Christine verkörpert wird.
Tschaikowskijs PIQUE DAME in der Inszenierung von Graham Vick sollte im Mai 2020 Premiere an der Deutschen Oper Berlin feiern. Dann herrschte Corona bedingter Lockdown und die Produktion musste verschoben werden. Bühne und Kostüme für seine geplante Inszenierung waren weitgehend
fertiggestellt, tragischerweise verstarb Graham Vick im Juli 2021 an einer Covid-Infektion, so dass nun der junge, mit Vick befreundete Regisseur Sam Brown das Werk mit Martin Muehle als Hermann und Sondra Radvanovsky als Lisa auf die Bühne bringen wird. Premiere ist am 9. März 2024, die musikalische Leitung hat Sebastian Weigle.
Donizettis ANNA BOLENA steht und fällt mit den Belcanto-Virtuosinnen und -Virtuosen, die die Protagonist*innen des britischen Königsdramas verkörpern. Es ist eine gute Tradition der Deutschen Oper Berlin, dass sie ein junges Ensemble hat, Talente entdeckt und fördert und sie in prominenten Partien präsentiert. Sowohl Federica Lombardi (Anna Bolena) als auch Vasilia Berzhanskaya (Giovanna) waren Stipendiatinnen am Haus, bevor sie nun als Freischaffende an den internationalen Spitzenhäusern gastieren. Wir freuen uns auf ihre Rückkehr an die Bismarckstraße, zusammen mit Riccardo Fassi (Enrico) und René Barbera (Lord Percy) – und natürlich dem hoch geschätzten 1. Gastdirigenten des Hauses, Enrique Mazzola. Zusammen mit David Alden hat er dieses Werk für das Opernhaus Zürich auf die Bühne gebracht, ab 15. Dezember 2023 ist es in Berlin zu sehen.
Die Saison in der Tischlerei beginnt am 27. September mit einer Koproduktion des Künstlerduos Gamut Inc und des Rias Kammerchors: ZEROTH LAW – DAS NULLTE GESETZ. Es geht um die Frage nach einem möglichen Zusammenleben von Mensch und Maschine, menschliche Stimmen treffen dabei auf die Maschinenmusik des legendären Roboterorchesters der Stichting Logos Gent.
Die Uraufführung des dokumentarischen Musiktheaters BETA von Christiane Mudra am 17. Februar beleuchtet die Potenziale digitaler Tools, aber auch die Risiken, die etwa von intransparenten Datensätzen und den wirtschaftlichen Interessen der Tech-Giganten ausgehen. Darya Maminova
verwebt in ihren Kompositionen kunstvoll Genres, mischt Live-Sound mit komplexer Elektronik und spielt mit den Grenzen unserer Wahrnehmung analog und digital erzeugter Musik.
Dass wir in der Saison 2023/24 unsere nunmehr 5. Koproduktion mit der Münchener Biennale feiern können, freut uns sehr: am 21. Juni wird deren Berliner Premiere in der Tischlerei stattfinden.
Der Vorverkauf für die Saison 2023/24 startet am 5. April für Inhaber*innen der Deutsche Oper Card und Mitglieder des Förderkreises, für alle startet der Kartenkauf am 3. Mai mit einem Frühbucherrabatt von 10% (gilt bis zum 31. Mai).
Großes Haus
Premiere: 30. September 2023
Giacomo Puccini
IL TRITTICO
Musikalische Leitung: Sir Donald Runnicles
Inszenierung: Pınar Karabulut
Berliner Premiere: 15. Dezember 2023
Gaetano Donizetti
ANNA BOLENA
Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Inszenierung: David Alden
Eine Produktion des Opernhaus Zürich
Berliner Premiere: 27. Januar 2024
George Benjamin
WRITTEN ON SKIN
Musikalische Leitung: Marc Albrecht
Inszenierung: Katie Mitchell
Eine Produktion des Festival d’Aix-en-Provence
Premiere: 9. März 2024
Pjotr I. Tschaikowskij
PIKOWAJA DAMA – PIQUE DAME
Musikalische Leitung: Sebastian Weigle
Inszenierung nach dem Konzept von Graham Vick: Sam Brown
Premiere: 25. April 2024
Richard Strauss
INTERMEZZO
Musikalische Leitung: Sir Donald Runnicles
Inszenierung: Tobias Kratzer
Premiere: 22. Juni 2024
John Adam
NIXON IN CHINA
Musikalische Leitung: Daniel Carter
Inszenierung: Kollektiv „Hauen und Stechen“
TISCHLEREI
Uraufführung: 27. September 2023
ZEROTH LAW – DAS NULLTE GESETZ
Eine hybride Landschaft für 20 Musikautomaten
und den RIAS Kammerchor
Mit und von Gamut inc
10. / 11. / 12. November 2023
Die Überfahrt
Ein Hinterhalt-Festival zum FLIEGENDEN HOLLÄNDER
Uraufführungen von Babelfis, Steve Mekoudja u. a.
Uraufführung: 17. Februar 2024
BETA
Dokumentarisches Musiktheater von Dariya Maminova
und Christiane Mudra
In Planung für April 2024
Gefühle – Jetzt!
Partizipatives Musiktheater in Kooperation mit dem RambaZamba Theater
Premiere: 21. Juni 2024
Frank / Frank / Ehnes / Aschenbrenner (AT)
Eine Produktion der Münchener Biennale und des Theater Basel
in Koproduktion mit der Deutschen Oper Berlin
Giacomo Puccini: IL TRITTICO >>> IL TABARRO – DER MANTEL >>> Libretto von Giuseppe Adami >>> SUOR ANGELICA – SCHWESTER ANGELICA >>> Libretto von Giovacchino Forzano >>> GIANNI SCHICCHI >>> Libretto von Giovacchino Forzano >>> Premiere: 30. September 2023 >>> Weitere Vorstellung: 2., 6., 8., 13., 17. Oktober und 9., 14. Dezember 23
Vor zwei Jahren lud die Deutsche Oper Berlin mit Pınar Karabulut eine der erfolgreichsten Schauspielregisseurinnen der jüngeren Generation zu ihrer ersten Musiktheater-Inszenierung ein: für Mark-Anthony Turnages GREEK auf dem Parkdeck des Hauses. Nun kehrt Pınar Karabulut an die Deutsche Oper Berlin zurück und zeigt mit Puccinis IL TRITTICO ihre erste Opernarbeit auf der großen Bühne, gemeinsam mit Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles am Pult des Orchesters der Deutschen Oper Berlin.
Wie kein zweites Werk Puccinis spiegelt der 1918 uraufgeführtem Dreiakter IL TRITTICO eine Zeit des Umbruchs und der Suche nach neuen Formen. Bereits seit 1900 arbeitete Puccini sich an einem dramaturgischen Konzept eines neuen Werkbegriffs ab: der Kombination dreier Operneinakter zu einem Ganzen. Nicht mehr eine einzige, einheitliche Welterzählung, sondern deren Aufsplitterung steht im Zentrum. Die Totalität des geschlossenen Werkes vermag nicht mehr als Spiegel von Welt zu dienen. Stattdessen werden unterschiedliche Perspektiven gezeigt, eine Kombination verschiedener stilistischer Elemente und Genres, die im Kontrast zueinanderstehen. Puccini verbindet drei unterschiedliche „tinte“, drei Temperaturen und Farben, die wiederum in sich noch einmal bündeln, was italienische Oper zu Beginn des 20. Jahrhunderts bedeutete: IL TABARRO (DER MANTEL) zeigt eine düstere, tragische Dreiecksgeschichte im Schiffermilieu auf der Pariser Seine. Der Aktionsradius der Figuren ist äußerst eng, eine geschlossene Welt der verschwiegenen Sehnsüchte und unterdrückten Träume. Konflikte wie seelische Wunden brechen auf und können nur noch in einem Akt der Zerstörung gelöst werden: im brutalen Mord aus Eifersucht. Die zweite Oper, SUOR ANGELICA, als rein weiblich besetztes Stück ein Solitär in der Operngeschichte, kreist ebenfalls um die Fragen von Leben und Tod und den Möglichkeiten dazwischen: Die Nonne Angelica sieht nur die Selbsttötung als letzte mögliche Tat der Befreiung aus einem fremdbestimmten Leben. GIANNI SCHICCHI schließlich stellt in der Tradition der Commedia dell’arte den Menschen als Spieler und habgierigen Betrüger ins Zentrum.
Für Puccinis TRITTICO kehren Sängerinnen und Sänger an die Deutsche Oper Berlin zurück, die dem Haus seit längerer Zeit eng verbunden sind: In der Rolle des Michele in TABARRO und als Titelfigur in GIANNI SCHICCHI ist der georgische Bariton Misha Kiria zu erleben, der als regelmäßiger Gast bereits als Sancho Pansa (DON QUICHOTTE), Lord Sidney in IL VIAGGIO A REIMS und Don Alfonso (COSI FAN TUTTE) auf der Bühne stand. Jonathan Tetelman, der 2021 mit Paolo in FRANCESCA DA RIMINI ein Aufsehen erregendes Debüt am Haus gab, singt die Rolle des Luigi in IL TABARRO. Nach großen Erfolgen in Partien wie Maria Stuarda, Tosca und Traviata stellt sich Carmen Giannattasio nun als Giorgetta in IL TABARRO vor. Die armenische Sopranistin Mané Galoyan war Ensemblemitglied in der Saison 2021/22 und startete von hier ihre internationale Karriere. Nach jüngsten Erfolgen beim Glyndebourne Festival, in München, Paris, Seattle und Atlanta kehrt sie nun als Lauretta (GIANNI SCHICCHI) und als Suor Angelica an die Deutsche Oper Berlin zurück. Violeta Urmana, für ihre prägnanten Auftritte in zahlreichen Partien am Haus gefeiert, wird in SUOR ANGELICA als Fürstin zu erleben sein.
Regisseurin Pınar Karabulut wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und war 2021 eingeladen zum Berliner Theatertreffen mit einer Regiearbeit an den Münchener Kammerspielen. Für ihre Inszenierung Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute von Dirk Laucke erhielt sie den NachSpielPreis des Heidelberger Stückemarktes. Mehrfach wurden ihre Arbeiten zum Festival Radikal Jung eingeladen. Sie inszenierte in den letzten Jahren u.a. am Schauspiel Köln, Theater Bremen, an der Volksbühne Berlin und an den Münchener Kammerspielen, wo sie seit 2020 als Hausregisseurin zum Leitungsteam gehört.
Tragedia lirica in zwei Akten >>> Libretto von Felice Romani >>> Premiere: 15. Dezember 2023 >>> Weitere Vorstellung: 19., 22., 26. Dezember 2023; 11., 16., 19. März 2024 >>> Eine Produktion des Opernhaus Zürich
Mit der Uraufführung seiner ANNA BOLENA gelang Gaetano Donizetti 1830 ein Epochenwechsel: Für die Tragödie über die zweite Ehefrau des englischen Königs Henry VIII. entwickelte er eine Musiksprache, die die Virtuosität Rossinischer Prägung zugunsten einer geradlinigeren Linienführung reduzierte, aber zugleich das Erbe des Belcantostils in eine dramatische Expressivität überführte. Vor allem die Titelpartie der unglücklichen Königin war mit ihrer berühmten Wahnsinnsszene Modell für zahllose Heldinnen der romantischen Oper. Kein Wunder daher, dass ANNA BOLENA zu den ernsten Opern Donizettis gehörte, die nach jahrzehnte-langer Verges-senheit wieder den Weg auf die Opernbühne fanden.
Maßgeblich war eine Aufführungsserie an der Mailänder Scala mit Maria Callas, seither haben Primadonnen wie Joan Sutherland, Beverly Sills, Edita Gruberova und Diana Damrau diese Partie gestaltet.
An der Deutschen Oper Berlin verkörpert nun eine junge Sängerin die junge Königin. Die Italienierin Federica Lombardi, ehemals Stipendiatin an der Deutschen Oper Berlin, beeindruckte Publikum und Presse, als sie in dieser Partie an der Mailänder Scala debütierte.
Auch die Rollen von Henry VIII. und seiner Geliebten Giovanna Seymour sind mit dem Bass Riccardo Fassi (der sich dem Berliner Publikum bereits als Assur in SEMIRAMIDE vorgestellt hat) und der Mezzosopranistin Vasilisa Berzhanskaya zwei herausragenden Belcanto-Interpret*innen der jungen Generation anvertraut.
Präsentiert wird ANNA BOLENA in einer Produktion des Opernhaus Zürich, die dort im Rahmen von Donizettis „Tudor-Trilogie“ als Gemeinschaftsarbeit zweier Künstler entstand, die beide auch der Deutschen Oper Berlin eng verbunden sind: Der New Yorker David Alden gehört seit drei Jahrzehnten zu den gefragtesten Musiktheaterregisseuren und hat an der Deutschen Oper Berlin bereits PETER GRIMES, BILLY BUDD und zuletzt Meyerbeers LES HUGUENOTS inszeniert.
Enrique Mazzola wird für seine Interpretationen der italienischen und französischen Oper des 19. Jahrhunderts weltweit gefeiert. Der Chefdirigent der Chicago Lyric Opera und erste Gastdirigent der Deutschen Oper Berlin hat an der Bismarckstraße unter anderem Meyerbeers DINORAH, VASCO DA GAMA und LE PROPHETE sowie zuletzt Verdis LES VÊPRES SICILIENNES geleitet.
Libretto von Martin Crimp nach dem anonymen okzitanischen Text „Guillem de Cabestanh – Le coeur mangé“ >>> Premiere: 27. Januar 2024 >>> Weitere Vorstellungen: 1., 5., 9. und 15. Februar 2024 >>> Eine Produktion des Festival d’Aix-en-Provence
George Benjamins WRITTEN ON SKIN ist eine der ganz wenigen zeitgenössischen Opern, die direkt nach ihrer Uraufführung 2012 in Aix-en-Provence international zahlreiche Folgeaufführungen erlebt hat und die zugleich jetzt schon zu den wohl wichtigsten Musiktheaterwerken des 21. Jahrhunderts gezählt wird. Erstmals wird WRITTEN ON SKIN nun in Berlin in der gefeierten Uraufführungsproduktion von Katie Mitchell zu erleben sein.
Grundlage von WRITTEN ON SKIN ist mit dem anonymen okzitanischen Text „Guillem de Cabestanh – Le coeur mangé“ eine der berühmtesten Dichtungen der südfranzösischen Troubadours des 13. Jahrhunderts. Diese wurde von dem Erfolgsautor Martin Crimp zu einem Libretto verarbeitet, das die leidenschaftliche und blutig endende Dreiecksbeziehung der Vorlage mit einer Reflexion über die Wirkungsmacht künstlerischer Imagination verbindet:
Drei Engel blicken aus einer nüchternen Gegenwart zurück in jene Zeit, in der jedes Buch ein kostbarer, auf „Haut geschriebener“ Gegenstand war. Darin schlüpft einer der Engel in die Rolle eines jungen Illustrators, der in das Haus eines mächtigen, im Stück lediglich als „Protector“ bezeichneten Mannes kommt. Als mit harter Hand regierender Patriarch ist er Herr über große Ländereien. Er ist mit der deutlich jüngeren Agnès verheiratet, derer Jungfräulichkeit er mit selbst auferlegter Enthaltsamkeit begegnet, während er sie zugleich als seinen vermeintlichen Besitz streng und eifersüchtig bewacht.
Der Protector beauftragt den jungen Illustrator, eine aufwendige Bilderhandschrift zu erstellen, die sein Leben und seine Verdienste darstellt und feiert. Im Haus des Protectors trifft der Illustrator jedoch auch Agnès. Diese erliegt der Faszination der Bilderwelten des Illustrators und deren Möglichkeit, Wirklichkeit abzubilden, doch zugleich eigene Realitäten zu erschaffen. Und so wird die sich zwischen den beiden entwickelnde Affäre zu einem Spiel mit der Verführungs- wie Darstellungskraft der Bilder, die letztlich aber auch dazu führt, dass der Protector aus den Bildern des Illustrators vom Ehebruch seiner Frau erfährt – und in Folge dessen deren Liebhaber töten lässt, um sein Herz Agnès zum Verzehr vorzusetzen.
Die musikalische Leitung dieser Berliner Erstaufführung von WRITTEN ON SKIN liegt in den Händen des international renommierten Dirigenten Marc Albrecht, der zuletzt für seine Dirigate von Erich Wolfgang Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE, Franz Schrekers DER SCHATZGRÄBER
und die konzertante Aufführung von Alexander von Zemlinskys EINE FLORENTINISCHE TRAGÖDIE gefeiert wurde.
Die Rolle des ersten Engels übernimmt der Countertenor Aryeh Nussbaum Cohen, der aktuell als einer der aufsteigenden Stars der Musikwelt gefeiert wird. Erst kürzlich war der gebürtige New Yorker als Eindimione in Cavallis LA CALISTO an der Bayerischen Staatsoper zu erleben, am Opernhaus
Zürich sang er in Christian Spucks MONTEVERDI-Abend und diesen Sommer ist sein Rollendebüt als Athamas in Händels SEMELE beim Glyndebourne Festival geplant. Zugleich hat sich Nussbaum Cohen neben der Alten Musik auch im zeitgenössischen Repertoire einen Namen gemacht, etwa in Ligetis LE GRAND MACABRE in Amsterdam oder auch mit seinem gefeierten Auftritt als Rosenkrantz in Brett Deans HAMLET an der Metropolitan Opera New York.
Oper in drei Akten >>> Libretto von Modest Tschaikowskij >>> Premiere: 09. März 2024 >>> Weitere Vorstellung: 12., 15., 20., 23. und 27. März 2024
Puschkins kurze Novelle PIQUE DAME wurde für Pjotr und Modest Tschaikowskij zum Ausgangspunkt für ein Psychogramm der beiden Hauptfiguren Hermann und Lisa, die in ihrer fatalistischen Hoffnungslosigkeit und ihrem scheiternden Streben nach Freiheit verbunden sind. Gekonnt wechselt im Stück die Stimmung von großer, repräsentativer Chor- und Ensembleoper hin zu psychologischen Kammerspielszenen. Dabei trifft der Glanz einer mondänen Elite auf das Elend des vogelfreien Proletariats.
Hermann, ein einfacher Soldat, der dem Glücksspiel verfallen ist, liebt Lisa, die sich nach Freiheit und Selbstbestimmung sehnt, aus reichem Hause stammt und in Obhut ihrer kontrollsüchtigen Großmutter, der Gräfin, wohnt. Der Gräfin selbst wird nicht nur eine aufsehenerregende Vergangenheit in der Pariser High Society nachgesagt, um sie rankt sich auch die ominöse Geschichte eines Kartengeheimnisses, das allen Eingeweihten Spielglück garantieren soll und ihr den Spitznamen „Pique Dame“ eingebracht hat. Als der mit-ellose Hermann davon erfährt, glaubt er darin den Weg aus seinem Elend gefunden zu haben und die Obsession um das Mysterium der „Drei Karten“ nimmt ihren Lauf.
Obgleich die Oper gegenüber der Puschkin-Vorlage die Liebesromanze deutlich hervorhebt, bleibt ungewiss, inwieweit Hermann wirklich Lisa liebt oder ob sein Begehren vielmehr dem Kartengeheimnis der Gräfin gilt. Dass diese stirbt, als Hermann ihr die glückversprechende Formel entlocken will und erst ihr Geist ihm die Kartenkombination im Traum offenbart, treibt die Frage nach Schein und Realität auf die Spitze. Ob mit einem üblen Fluch belegt oder vom eigenen Wahn zerfressen – besessen von der Idee, mit dem Wissen um die drei Karten endlich seiner prekären Situation zu entkommen, lässt Hermann letztlich Lisa hinter sich, eilt an den Spieltisch und besiegelt damit sein Schicksal.
Bereits fürs Frühjahr 2020 war eine Neuproduktion von Tschaikowskijs PIQUE DAME geplant, die einige Wochen vor Probenbeginn wegen des pandemiebedingten Lockdowns abgesagt werden musste. Für die Inszenierung war der durch seine Arbeit über viele Jahre dem Haus verbundene Regisseur Graham Vick vorgesehen, der tragischerweise im Juli 2021 an den Folgen einer COVID-19-Erkrankung starb. Basierend auf der Ausstattung, die zum Zeitpunkt des Produktionsstopps angefertigt war, inszeniert nun erstmals der britische Regisseur und Freund Graham Vicks Sam Brown an der Deutschen Oper Berlin. Brown gewann 2011 als erster Regisseur überhaupt den Europäischen Opernregie-Preis und den Ring Award. Seitdem inszeniert er in Opernhäusern europaweit. Zu seinen letzten Arbeiten gehören LA CLEMENZA DI TITO am Theater an der Wien, DIE FLEDERMAUS am Opernhaus im schwedischen Karlstad und PARSIFAL an der Opera North.
Mit Sebastian Weigle übernimmt der gerade scheidende Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt die musikalische Leitung. In seinen 15 Jahren in der Mainmetropole hat er sich als einer der führenden Dirigenten für russische Oper etabliert. Neben Tschaikowskji umfasst sein Repertoire ebenso Werke von Mussorgskij, Prokofjew, Rimski-Korsakow, Glinka und Glasunow. Er gastiert an den weltweit größten Opernhäusern wie der Metropolitan Opera, dem Opernhaus Zürich, dem Royal Opera House in London, der Bayerischen Staatsoper, der Wiener Staatsoper u. v. m., war 2004 bis 2009 Generalmusikdirektor des Gran Teatre Liceu in Barcelona und ist seit 2019 Chefdirigent des Yomiuri Nippon Symphony Orchestra in Tokio. An der Deutschen Oper Berlin dirigierte er u. a. DIE LIEBE DER DANAE und TANNHÄUSER.
Wir freuen uns, dass mit Sondra Radvanovsky als Lisa, Martin Muehle als Hermann und der unvergleichlichen Hanna Schwarz als Gräfin eine exzellente Besetzung auf der Bühne stehen wird.
Eine bürgerliche Komödie mit sinfonischen Zwischenspielen in zwei Aufzügen. Libretto vom Komponisten >>> Premiere: 25. April 2024 >>> Weitere Vorstellung: 28. April; 1., 5. Mai; 7., 14. Juni 2024
Neue Geschichten verlangten die Menschen der Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts von der Opernbühne – und die Antwort, die viele Komponisten darauf fanden, war das neue Genre der Zeitoper. Nicht nur die Avantgardisten wie Paul Hindemith (NEUES VOM TAGE) und Arnold Schönberg (VON HEUTE AUF MORGEN) folgten dem Trend zu pathosfreier Modernität, auch Richard Strauss lieferte 1924 mit INTERMEZZO seine Antwort auf die veränderten Publikumsbedürfnisse. Mehr noch: In dem Zweiakter, zu dem Strauss auch selbst das Libretto verfasste, brachte er kaum verhüllt eine Begebenheit aus seinem eigenen Eheleben auf die Bühne. Eine Verwechslung reicht hier, um den Ehefrieden im Hause des Kapellmeisters Robert Storch und seiner Gattin Christine ernsthaft zu gefährden, bis sich alles nach zweieinhalb Stunden aufklärt und die Gefahr einer Scheidung abgewendet ist. Doch mehr noch als die lustspielhafte Handlung steht in INTERMEZZO das Abbild des ehelichen Zusammenlebens im Zentrum, vor allem dasjenige der Ehefrau, die damit hadert, ganz auf ihren erfolgreichen Mann fixiert zu sein.
In diesem schonungslosen Öffentlichenmachen des Privaten liegt für Tobias Kratzer, der INTERMEZZO an der Deutschen Oper Berlin inszeniert, auch die Modernität des Stückes. Gleichzeitig fügt sich INTERMEZZO so in seinen Strauss-Zyklus ein, der mit ARABELLA und FRAU OHNE SCHATTEN zwei weitere Werke umfasst, die unterschiedliche Phasen einer Beziehung thematisieren.
Mit Maria Bengtsson und Thomas Johannes Mayer verkörpern unter der Leitung von Sir Donald Runnicles zwei Künstler das streitende Ehepaar, die an der Deutschen Oper Berlin bereits in prominenten Partien zu erleben waren: Die schwedische Sopranistin Maria Bengtsson verkörperte zuletzt mit großem Erfolg die Titelpartie in Detlev Glanerts OCEANE. Thomas Johannes Mayer hat hier vor allem die großen Baritonrollen der Opern Richard Wagners wie Telramund, Amfortas und Hans Sachs interpretiert sowie die Titelpartie in Verdis MACBETH. Außerdem überzeugte er in der letzten Saison als Vogt in DER SCHATZGRÄBER.
Oper in drei Akten >>> Libretto von Alice Goodman >>> Premiere: 22. Juni 2024 >>> Weitere Vorstellungen: 28. Juni; 4., 10. und 12. Juni 2024
Dass Gesten und ikonische Bilder in der internationalen Politik oft mehr bewirken als Verträge zeigt die Reise des Antikommunisten Richard Nixon nach China im Februar 1972. Es war der erste Besuch eines US-Präsidenten in der Volksrepublik – eine diplomatische Sternstunde, die Nixon in ihrer historischen Bedeutung mit der Mondlandung gleichsetzte. Und es war ein minutiös durchgeplantes Medienspektakel der Superlative: Fast 100 Reporter, Fotografen und TV-Techniker begleiteten den Präsidenten während seines Staatsbesuchs. Die Oper, die der Regisseur Peter Sellars rund zehn Jahre später über das historische Ereignis anregte, bringt die zeitgeschichtlichen Fakten des Staatsbesuchs auf die Bühne und nimmt gleichermaßen den medialen Aspekt des Ereignisses auf überhöht-satirische Weise in den Blick. Alice Goodmans Libretto wurzelt in der Operntradition des 19. Jahrhunderts – überlebensgroße Figuren verhandeln die Geschichte, Politisches steht neben Privatem. Der Text orientiert sich weitgehend an Protokollen der Reise, Reden Mao Tse-tungs und Erinnerungen von Richard Nixon. Das Scheitern der Kommunikation zwischen den Politikern steht neben sehr persönlichen Einblicken in die Psyche der Beteiligten, die zwischen Selbstinszenierung, der Suche nach Verständigung und Ratlosigkeit schwanken. Die Oper gilt als Paradestück der Minimal Music, dennoch entzieht sich das Werk in seiner Hybridität solch engen Stilzuschreibungen. John Adams’ einzigartige Klangsprache lässt in tranceartigen Repetitionen den Bigband-Sound der Swing-Ära ebenso aufleben wie das Erbe der europäischen Klas-sik.
Die Deutsche Oper Berlin bringt NIXON IN CHINA in einer Inszenierung durch das Regiekollektiv Hauen und Stechen erstmals als szenische Neuproduktion nach Berlin. Das Kollektiv um die Gründerinnen und Regisseurinnen Julia Lwowski und Franziska Kronfoth ist bekannt für seine performative Regiehandschrift und seine zeitgemäßen, genreübergreifenden Theaterabende. In ihrer Inszenierung von NIXON IN CHINA fokussieren sie vor allem auf den propagandistischen Aspekt des Gipfeltreffens, bei dem heikle Themen wie etwa der Vietnamkrieg oder das angespannte Verhältnis zu
Taiwan bewusst ausgeklammert wurden. Nach ihrem Abend zu Rossinis IL VIAGGIO A REIMS im Rahmen der Performance-Reihe „Aus dem Hinterhalt“ realisiert das Kollektiv nun erstmals eine Inszenierung auf der großen Bühne. In den letzten Jahren entstanden u.a. Produktionen an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, dem Theater Regensburg, der Bayerischen Staatsoper, dem Berliner HAU, dem Ballhaus Ost sowie dem inklusiven Theater Hora in Zürich. Für ihre Inszenierung von Paul Dessaus und Bertolt Brechts Oper DIE VERURTEILUNG DES LUKULLUS an der Staatsoper Stuttgart wurde Hauen und Stechen für den Deutschen Theater-preis DER FAUST 2022 nominiert.
Die musikalische Leitung übernimmt Daniel Carter. Der aus Australien stammende Dirigent ist dem Haus seit seiner Zeit als 1. Kapellmeister und Assistent von Sir Donald Runnicles von 2019 bis 2021 eng verbunden. In den letzten Jahren dirigierte er an der Deutschen Oper Berlin u. a. A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM, DIE ZAUBERFLÖTE und zuletzt die Wiederaufnahme von Jules Massenets DON QUICHOTTE. Ab der Spielzeit 2015/16 war er als 1. Kapellmeister am Theater Freiburg tätig, wo er ein breites Repertoire von Opern und Konzerten dirigierte. Seit Februar 2021 ist er Generalmusikdirektor des Landestheater Coburg. Im Juni 2023 gibt er mit der musikalischen Leitung von NIXON IN CHINA sein Debüt an der Staatsoper Hannover.
Als Solist*innen stehen der Produktion so bewährte Kräfte wie Thomas Lehman, Seth Carico, Ya-Chung Huang und Heidi Stober zur Verfügung, die vom Publikum seit Jahren in exponierten Partien gefeiert werden. Thomas Lehman brillierte als Gunther in der GÖTTERDÄMMERUNG, als Guy de Montfort in LES VÊPRES SICILIENNES und als Don Fernando in FIDELIO. Heidi Stober überzeugte mit ihrer Spielfreude und ihrem schönen Sopran nicht nur in Turnages GREEK, sondern auch als Eva in DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG. Und Ya-Chung Huang wird jedem, der ihn als Mime gesehen hat, unvergessen bleiben.
Eine hybride Landschaft für 20 Musikautomaten und den RIAS Kammerchor >>> Libretto von Frank Witzel >>> Uraufführung: 27. September 2023 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen: 28. und 29. September 2023
Fragen des Zusammenlebens von Mensch und Maschine und des Verhältnisses von humaner und künstlicher Intelligenz scheinen in Zeiten der rasant sich entwickelnden KI (Künstlichen Intelligenz) aktueller denn je. Das Nachdenken über Robotergesetze und damit die moralische Grundlage maschinellen Handelns in Zeiten, in denen Roboter zu eigenständigen, selbstverantworteten Handlungen fähig sind, war schon Thema der klassischen Science-Fiction-Literatur.
Für das retro-futuristische Ensemble Gamut Inc ist dies der Ansatzpunkt, um sich in den Musiktheater-Abenden ihrer „Roboter-Trilogie“ mit solcherart grundlegenden Fragen der künstlichen Intelligenz, wie sie schon in den visionären Entwürfen der avantgardistischen Literatur gestellt wurden, zu beschäftigen und diese zum Ausgangspunkt ihrer eigenen Arbeit zu machen. Nach OVER THE EDGE CLUB und dem auf Karel Čapeks gleichnamigem Theaterstück von 1920 basierendem ROSSUMS UNIVERSAL ROBOTS sind es nun für ZEROTH LAW – DAS NULLTE GESETZ die Texte Isaac Asimovs. Dieser 1920 in Russland geborene und als Kind mit seinen Eltern in die USA ausgewanderte und dort aufgewachsene Autor ist einer der großen Klassiker der Science-Fiction-Literatur: In seinem umfangreichen Werk entwarf er eine Welt, in der Maschinen existieren, die eigenständig Lösungen erfinden – und damit auch in die Lage versetzt sind, sich gegen den Menschen wenden zu können. Um dem vorzubeugen werden – als „nicht hintergehbare Verhaltens-regeln“ – die drei, aufeinander aufbauenden Gesetze der Robotik in ihre „positronischen Gehirne“ einprogrammiert. Später ergänzte Asimov diese drei um das übergeordnete „Nullte Gesetz“: „Ein Roboter darf die Menschheit nicht verletzen oder durch Passivität zulassen, dass die Menschheit zu Schaden kommt.“
ZEROTH LAW spielt in einer Zeit, in der das Nullte Gesetz herrscht. Menschen haben Robotern sämtliche Entscheidungsprozesse übertragen, die Welt wird technokratisch verwaltet. Doch etwas stört das Zusammenleben: Die Maschinen denken in sehr großen Zeiträumen. Was zunächst wie ein Fehler wirkt, sogar Leid bringt, wird sich einmal als richtige Entscheidung im Sinne der Menschheit herausstellen. Für die betroffenen Menschen führt dies jedoch genauso zu Konflikten wie es letztlich in moralphilosophische Wiedersprüche und Paradoxien führt – und zum Gegenstand des Musiktheaters ZEROTH LAW wird.
Der Schriftsteller Frank Witzel schreibt dafür, ausgehend von Asimovs Texten, ein neues Libretto, das Gamut Inc zusammen mit dem RIAS Kammerchor und dem Roboterorchester der Logos Foundation aus Gent auf die Bühne der Tischlerei der Deutschen Oper bringt. Dieses entstand in über fünfzigjähriger Forschungs-, Konstruktions- und Musikpraxis und besteht aus einer Vielzahl akustischer Klangerzeuger, die mittels hochdifferenzierter Steuerungstechnik angespielt werden können, darunter ferngesteuerte Orgeln, Blasinstrumente, Glockenspiele, aber auch obskurere Eigenkreationen wie etwa eine Feder, die metallisch-perkussive Klänge hervorbringt.
In der Tischlerei wird das Roboterorchester nun jedoch erstmal live gemeinsam mit dem RIAS Kammerchor zu erleben sein. Musikalisch treffen dabei zwei Pole aufeinander: hier die Exaktheit und beinahe grenzenlose Virtuosität automatisierter Klangmaschinen und dort die menschliche Stimme, organisch, unmittelbar, individuell. Gamut Inc übersetzen die kompositorischen Strategien von ihren Maschinen auf den Chor, er wird zu einem Vermittler, einer Art mechanisch-menschlichem Hybrid. Und die Roboter ihrerseits spielen mit der maschinellen Präzision und kalten Unerbittlichkeit ihrer Programmierung, atmen mit ihrer akustischen Klangerzeugung und deren verschiedenen Techniken und Materialien zugleich etwas von der Geschichte menschlicher Zukunftsvisionen – um so ein Spannungsfeld abzustecken, das einlädt, über das Verhältnis von Mensch und Maschine nachzudenken.
Investigatives Musiktheater von Christiane Mudra und Dariya Maminova >>> Uraufführung: 17. Februar 2024 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen: 20., 22., 23., 24., 28. Februar; 1., 2. März 2024
Mit rasanten Fortschritten im Forschungsgebiet der Künstlichen Intelligenz und der Entwicklung von Metaverses gehört die Diskussion über Daten- und Verbraucherschutz im digitalen Raum zu den drängendsten unserer Gegenwart. Die Uraufführung BETA beschäftigt sich mit den Potentialen digitaler Tools, aber auch mit den Risiken, die etwa von intransparenten Datensätzen, Algorithm Biases und der Monetarisierung privater Nutzer*innendaten ausgehen. Sie hinterfragt, ob und wie nationale und europarechtliche Regelungen die Macht transnationaler Tech-Konzerne wirksam regulieren und wie staatliche Institutionen die Privatsphäre der Bürger*innen vor Willkür und Machtmissbrauch schützen können. Die Arbeit basiert auf der investigativen Recherche der Regisseurin und Autorin Christiane Mudra, die anhand von Leaks, Gesetzestexten, Interviews mit Expert*innen die Wechselwirkung von Tech-Konzernen, Politik und Gesellschaft untersucht. Aus den recherchierten Fakten entsteht derzeit ein Libretto, dessen Handlung sich um drei zentrale Figuren entspinnt: Ein Tech-Pionier wirbt für seine visionären Projekte, mit denen er die Lebensgrundlage der Menschen weltweit revolutionieren will. Eine Hackerin warnt vor der Machtakkumulation weniger globaler Konzerne und forscht zu künstlicher Intelligenz. Eine Politikerin treibt die Digitalisierung staatlicher Einrichtungen voran und ist mit den Herausforderungen von Desinformation, Daten- und Verbraucherschutz konfrontiert.
Mit BETA soll in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin ein multimedialer Abend entstehen, der über den Einsatz von Elektronischer Musik und Live-Video sowie Echtzeit-Programmierung digitale Innovationen wie Motion Capture und AI einbezieht. Mithilfe von Abstimmungstools werden die Zuschauer*innen dazu eingeladen, sich selbst zu den aufgeworfenen Fragen zu positionieren und den Fortgang der Aufführung mitzugestalten.
Dariya Maminova verwebt in ihrer Komposition für BETA kunstvoll Genres, mischt Live-Sound mit komplexer Elektronik und spielt dabei immer wieder mit den Grenzen unserer Wahrnehmung von analog und digital erzeugter Musik. Die 1988 in Sankt-Petersburg geborene Komponistin studierte
Klavier und Komposition am staatlichen Konservatorium Sankt Petersburg sowie Komposition an der Hochschule für Musik Detmold. In ihrer Arbeit forscht sie an Synthesen von experimenteller zeitgenössischer Musik mit populärer Musik und mit der Musik anderer Kulturen. Jüngst kam mit ihrer Komposition von ICH HEB‘ DIR DIE WELT AUS DEN ANGELN ein dokumentarisches Musiktheater über Olga Benario an der Neuköllner Oper zur Uraufführung. Im Jahr 2020 wurde sie mit dem Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium der Stadt Köln ausgezeichnet.
Die Regisseurin und Autorin Christiane Mudra stellt ihren Stücken eine journalistische Langzeitrecherche voran, die sich vor allem auf Originalquellen stützt und auch unbekannte Fakten aufdeckt. Zuletzt entwickelte sie mit „The Holy Bitch Project“ einen Abend zum Thema häusliche, sexualisierte und digitale Gewalt gegen Frauen und mit „Selfie und ich“ ein Stück über psychische Krankheiten und Glücksterror in den sozialen Medien. Mudra arbeitet gezielt in unterschiedlichen und hybriden Formaten zwischen Performance, Hörspiel und Installation und sucht unter Einbeziehung digitaler Tools verstärkt die Interaktion mit dem Publikum.
Ein Musiktheater von Patrick Frank, Andreas Eduardo Frank, Barbara Ehnes und Karla Max Aschenbrenner >>> Premiere: 21. Juni 2024 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen in Planung >>> Eine Produktion der Münchener Biennale und des Theaters Basel in Koproduktion mit der Deutschen Oper Berlin
Was heißt es, sich eine Musik vorzustellen, die in einem Zeitalter nach dem Kapitalismus erklingt? Doch ist dies möglich? Ist die menschliche Grundverfasstheit nicht grundlegend an ein Begehren und Bedürfen gebunden? Und was heißt das für die Musik? Ist etwa eine Musik vorstellbar, die auch über das Ende des Anthropozäns hinaus summt, schreit und atmet? Oder ist solch eine Musik nicht gerade Ausgangspunkt, um sich die Vorstellung einer Gesellschaft nach dem Kapitalismus zu imaginieren – oder eben auch die Konstruktion einer Welt vor dem Kapitalismus mitsamt der für sie maßgeblichen Ordnungssysteme.
Diese Überlegungen sind einer der Angelpunkte, von denen aus die beiden Komponisten Patrick Frank und Andreas Eduardo Frank zusammen mit der Bühnenbildnerin und Regisseurin Barbara Ehnes und Regisseur*in Karla Max Aschenbrenner einen Musiktheaterabend entwickeln. Mit diesem setzt die Deutsche Oper Berlin ihre erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Münchener Biennale für zeitgenössisches Musiktheater fort, dieses Mal in einer um das Theater Basel als drittem Partner erweiterten Koproduktion.
Den noch sehr abstrakten Überlegungen zu vor- und nachkapitalistischen Welten und deren Musik steht dabei die programmatische Auseinandersetzung mit dem konkreten Baumaterial des Theaters gegenüber: Wie nachhaltig ist die Herstellung von Bühnenbildern und Kostümen? Welche Ressourcen werden benötigt, um Bühnenwelten zu erschaffen? Und wie ist eine künstlerische Praxis möglich, die etwa mit Materialien arbeitet, die nicht nur dem natürlichen Kreislauf des Werdens und Vergehens entnommen, sondern auch in diesen zurückgeführt werden? Oder aber: Wie ist ein Bühnenraum denkbar, der immer wieder neu kombiniert und zusammengesetzt werden kann, so dass er mehrfach und immer wieder neu und anders verwendet wird.
Der Komponist und Kulturtheoretiker Patrick Frank wurde in Rio de Janeiro geboren und studierte Klavier, Musiktheorie und Komposition an der Hochschule der Künste in Zürich sowie Kulturwissenschaften, Philosophie und Soziologie an der Universität Luzern. Neben zahlreiche instrumentalen Werken für unterschiedliche Besetzungen entstanden in den letzten Jahren intermediale, musiktheatrale und installative Arbeiten wie das Projekt „SEIN/NICHTS“, aufgeführt unter anderem bei den WorldNewMusic Days04′ in Zürich, die Konzert-Installation „Limina“ als Koproduktion der IGNM Basel mit dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau, „wir sind aussergewöhnlich I-III“ (2012-2014), für die Donaueschinger Musiktage 2015 das Projekt „Freiheit – die eutopische Gesellschaft“ und für das Zwingli-Reformationsjahr 2018 in Zürich „Und was erlöst uns heute?“. Daneben schreibt und veröffentlicht Patrick Frank Texte zur Neuen Musik in der dissonance, der Neue Zeitschrift für Musik, den Positionen und den Musiktexten. Sein kulturtheoretisches Interesse gilt dabei der Gegenwartsdiagnostik und der Frage, was die (westliche) Gesellschaft wissen kann. Seit einigen Jahren arbeitet er an einem gesellschaftlichen Beobachtungsmodell mit den Begriffen „Quantität“ / „Qualität“, „Negation“ / „Affirmation“ / „Hyperaffirmati-on“. Franck ist Mitgründer von www.voicerepublic.com, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theorie der Hochschule der Künste Zürich und promoviert seit 2018 am Collegium Helveticum über das Thema „Epistemologien ästhetischer Praktiken“. Seit 2018 ist er im Beirat der SONART und betreibt den einzigen analogen Photoautomaten der Schweiz in Zürich.
Der Komponist, Medienkünstler und Performer Andreas Eduardo Frank – nicht verwandt oder verschwägert mit dem Komponisten Patrick Franck – studierte an der HFM Würzburg sowie am elektronischen Studio der Musikhochschule Basel. Sein Oeuvre ist vielseitig und geprägt durch die enge Zusammenarbeit mit anderen jungen Musiker*innen und Künstler*innen auf internationaler Ebene. Franck arbeitet in seinen Werken an der Schnittstelle zwischen real und virtuell, zwischen Musik, Performance, Video und Theater. Seinen Stücken geht meist eine poetische Überidee voran, die sich auf ko-mische bis nihilistische Weise in der Musik kontextualisiert. Er war Stipendiat der Akademie Musiktheater Heute, wurde unter anderem für das Interdisziplinäre Residenzstipendium Gargonza Arts Award und das Stipendium Progetto Positano der EVS-Stiftung nominiert und erhielt den Kompositi-onspreis der Landeshauptstadt Stuttgart. Seit Herbst 2018 ist Andreas Eduardo Frank Artistic Co-Director mit Ricardo Eizirik des Ensemble Lemniscate.
Barbara Ehnes ist Bühnenbildnerin, Regisseurin und bildende Künstlerin. Sie studierte Freie Kunst in Amsterdam und Hamburg sowie Bühnenbild bei Wilfried Minks und Marina Abramović an der HfBK Hamburg und Theater- und Literaturwissenschaften an der dortigen Universität. Mit großer Kontinuität arbeitet sie seit 2001 mit dem Regisseur Stefan Pucher zusammen. Einige ihrer Arbeiten wurden ausgezeichnet und zum Berliner Theatertreffen eingeladen, darunter 2015 „Volksfeind“, 2008 „Der Sturm“, 2005 „Othello“ und „Homo Faber“ sowie 2003 „Richard III“ und 2000 „Jeff Koons“. Weitere künstlerische Partner sind u. a. Lydia Steier, Stefan Bachmann, Sebastian Baumgarten, Calixto Bieito, Schorsch Kamerun, Lars-Ole Walburg, Jossi Wieler / Sergio Morabito und Meg Stuart. Sie arbeitet an vielen deutschen und internationalen Theaterhäusern sowie kontinuierlich an internationalen Opernhäusern, zuletzt 2020 am New National Theatre in Tokyo mit der Produktion „A Dream of Armageddon“.
Darüber hinaus kreiert Barbara Ehnes bespielte Installationen, wie 2009 „Istanbul Transgelinler“ und „Die schwarze Botin – remastered and remistressed“ 2013 bei den Wiener Festwochen und 2019 „ΑΛΛΗΛΕΓΓΥΗ – Solidarität“ bei der Ruhrtriennale (ongoing bis 2022 in den Münchner Kammerspielen) . Mit Händels ALCINA debütierte sie 2023 als Opernregisseurin am Theater Luzern. Seit 2011 ist Barbara Ehnes Professorin an der HfBK in Dresden.
Max-Philip Aschenbrenner und Karla Max waren von 2008 bis 2018 als künstlerische*r Mitarbeiter*in, Leitende*r Dramaturg*in und Geschäftsführer*in in verschiedenen internationalen Projekten engagiert, mit Frie Leysen zusammen bei Theater der Welt 2010 und den Wiener Festwochen 2014, von 2015 bis 2017 mit Seong Hee Kim am Asian Arts Theatre in Gwangju, mit Stefanie Carp bei der Ruhtriennale 2018; von 2014 bis 2015 leiteten Sie den Südpol in Luzern. Bevor sie in diesen Kontexten als Programm- und Festivalmacher*in gearbeitet haben, waren sie als Performer*in tätig, eine Praxis, die sie in den letzten Jahren wieder verstärkt aufgreifen, etwa 2016 in „Kinosaki“ mit Theory of the Young Man, 2017 im „Nationaltheater Reinickendorf“ mit Vinge/Müller oder 2019 in „Octopus Monk“ von Kuro Tanino und in „Ferment:Mutterkorn“ von apparatus. Sie studierten Europäische Medienwissenschaft an der Universität, der Fachhochschule und der Filmhochschule Konrad Wolf Potsdam und Dramaturgie an der Universität Frankfurt am Main bei Hans-Thies Lehmann. Sie publizieren und unterrichten regelmäßig und sind dabei besonders mit „DasTheatre“ in Amsterdam verbunden. Ihre internationale Kulturarbeiter*innenpraxis betreiben sie als künstlerische Auseinandersetzung mit der Welt, die sie nicht der Globalisierung und dem Markt überlassen möchten.
Kompositions- und Librettoauftrag der Landeshauptstadt München.
Eine Produktion der Münchener Biennale und des Theaters Basel in Koproduktion mit der Deutschen Oper Berlin
Uraufführung am 31. Mai 2024, Muffathalle München im Rahmen der Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater
Die Junge Deutsche Oper gestaltet auch in der Saison 2023/24 ein vielfältiges Programm aus Operneinblicken in Form von Konzerten und Musiktheateraufführungen für junge Menschen – von Babys bis zu jungen Erwachsenen – mit ihren Familien, alleine in der Freizeit oder im Kontext von Schule und Kita.
Darüber hinaus haben Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Projekten die Möglichkeit, Musiktheater selbst zu erfinden. Von der Konzeption über Text und Komposition bis zur Gestaltung der Kostüme und des Bühnenraums. Mit Stimme, Körper und Gefühl setzen sie gemeinsam mit Profis ihre eigenen Ideen um und entwickeln Musiktheateraufführungen und Projektpräsentationen, die einen festen Platz im Spielplan der Tischlerei haben, aber auch in Schulen und Kitas realisiert werden. Es geht dabei um mehr als das Fördern bereits bestehender Begabungen: Die Junge Deutsche Oper schafft einen Raum zum Entwickeln neuer Leidenschaften, zum Ausprobieren neuer Rollen, eine Bühne für den eigenen künstlerischen Ausdruck.
Dem vielfältigen Opernrepertoire auf der großen Bühne widmet sich die Junge Deutsche Oper in ihrer Vermittlungsarbeit. Wenn Schulklassen und Kitagruppen eine Vorstellung besuchen, sind sie immer auch eingeladen, sich mit spielerischer Vorbereitung in einem Workshop auf Werk und Inszenierung einzustimmen, bei einer Führung hinter die Kulissen das Opernhaus kennenzulernen und in Kontakt mit unseren Künstler*innen und Mitarbeiter*innen zu treten.
Stark ermäßigte Eintrittspreise für Schulgruppen und Lehrer*innen sowie kostenlose, zielgruppengerechte Vermittlungsangebote sind für uns selbstverständlicher Ausdruck der Überzeugung „Oper ist für alle da“.
Oper für alle! Vorstellungen und Konzerte für junges Publikum
Die Highlights der neuen Saison
DIE SCHNEEKÖNIGIN kehrt im Dezember zurück! Über 20000 Zuschauer*innen ab 8 Jahren haben seit 2019 mit Kay und Gerda mitgefiebert und am Ende den Sieg über die eiskalte Herrscherin bejubelt. Im Dezember 2023 feiern wir die erneute Wiederaufnahme der erfolgreichen Kinderoper von Samuel Penderbayne in der Inszenierung von Brigitte Dethier.
Für Familien kehrt im Dezember Humperdincks Märchenklassiker HÄNSEL UND GRETEL auf die Hauptbühne zurück.
Konzerte für Kinder aller Altersstufen spielen in der Saison 2023/24 vermehrt im Spielplan eine Rolle. Im November finden die Babykonzerte für die Kleinsten von 0 bis 2 Jahren in der Tischlerei statt. Für Kita-Kinder spielen wir die Knirpskonzerte (April 2024). Alle Altersgruppen können gemeinsam mit dem Kinderchor und den VoiceChangers beim Frühlingssingen den Winter verabschieden.
Das Orchester spielt mit Benjamin Brittens „Young Persons’ Guide to the Orchestra“ wieder Kinderkonzerte für Schulklassen auf der Hauptbühne. (März).
Ein ganz besonderes Jazzformat für Kinder und die ganze Familie gibt es in Form eines Erzählkonzerts, in dem die Geschichte von „Das Gespenst von Canterville“ mit dem wilden Jazzorchester und dem Sprecher Christian Brückner präsentiert wird (April 2024).
Alle können Musiktheater! Partizipative Projekte zum Mit- und Selbermachen
Die partizipativen Angebote sind beliebte und sehr gefragte Formate der Jungen Deutschen Oper. In der kommenden Saison gibt es einige Highlights zum Mit- und Selbermachen:
Die große Jugendproduktion wird in Kooperation mit dem RambaZamba Theater als inklusives Projekt geplant. Dabei soll eine Musiktheater-Inszenierung entstehen, die von Jugendlichen mit und ohne Behinderung unter Begleitung von Künstler*innen ab September 2023 entwickelt und geprobt wird, die Aufführungen finden im April 2024 in der Tischlerei statt.
Der Kinderclub, unsere regelmäßig stattfindende Gruppe für Kinder (9 bis 12 Jahre), geht ab September 2023 auf Klangsuche im Charlottenburger Kiez und entwickelt daraus, unter musikpädagogischer Begleitung, ein ganz eigenes Musiktheater-Format, das im Juni/Juli 2024 präsentiert wird.
Als Winterferienprojekt planen wir das Format Lieder & Dichter für Kinder in Kooperation mit dem Haus der Poesie.
Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren können für eine Spielzeit zur Opernmaus werden und tauchen an zehn Terminen in die Opernwelt ein.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Angebote zum Mitmachen für Familien.
Mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung ist in der Spielzeit 23/24 eine Neuauflage der Opernfamilien geplant. Dabei bauen wir unsere Vernetzung mit verschiedenen Nachbarschaften in Charlottenburg-Wilmersdorf und in der Umgebung des Opernhauses weiter aus: Gemeinsam mit Familienzentren entwickeln wir ein Programm zur frühkindlichen kulturellen Bildung im Kontext Familie, das spielerisch-musikalische Einblicke und Erlebnisse rund um das Opernhaus gibt.
Überall ist Oper! Kooperationen stadtweit
Die Deutsche Oper findet aber nicht nur im Charlottenburger Stammhaus statt. Kooperationen mit
Schulen und Kitas berlinweit sowie mit wichtigen Partnern der Kulturellen Bildung sind ein wichtiger Teil unserer Arbeit.
Besonders eng sind wir natürlich mit unserer Partnerschule im Rahmen von TUSCH (Theater und Schule) verbunden, der Gebrüder-Grimm-Grundschule in Berlin Wedding.
Zudem gehen wir eine neue Partnerschaft im Rahmen von TUKI (Theater und Kita) mit einer Berliner Kita ein, um so auch mit den Allerjüngsten auf Musiktheater-Reise zu gehen.
Im Zuge der Kooperation mit TUKI Bühne spielen wir weiterhin unsere mobile Produktion Expedition TIRILI, in der zwei Performer*innen / Musiker*innen direkt in Berliner Kitas spielen. Gemeinsam mit Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren erforschen sie, wie die Kita klingt und begegnen dabei auch dem einen oder anderen „Tirili“.
Mehrere Schulprojekte pro Spielzeit realisieren wir gemeinsam mit der Initiative Rhapsody goes Opera für Musiktheater in Schulen.
Opernbesuche, Workshops für Schüler*innen, Lehrer*innen / Erzieher*innen, Proben-besuche und Künstler*innen-Gespräche im Opernhaus oder Schule finden regelmäßig im Rahmen solcher Kooperationen statt.
Die Junge Deutsche Oper ist in 2023 weiterhin Teil der Offensive Kulturbus. Im Rahmen dieser besteht für einzelne Vorstellungen die Möglichkeit, eine kostenlose Hin- und Rückfahrt von der Kita bzw. Schule zur Deutschen Oper Berlin zu organisieren.
Wir bilden und unterhalten feste Nachbarschafts-Netzwerke mit Jugend-und Familienzentren sowie Einrichtungen für geflüchtete Kinder, Jugendliche und Familien in unserem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.
Die Junge Deutsche Oper wird gefördert von der Karl Schlecht Stiftung.
Das Jahresheft der Jungen Deutschen Oper mit ausführlichen Informationen zu unseren Angeboten ist ab August 2023 erhältlich.
Kontakt:
Fanny Frohnmeyer
Leitung Junge Deutsche Oper
Tel.: 030 343 84 – 534
E-Mail: frohnmeyer@deutscheoperberlin.de
www.deutscheoperberlin.de/jungedeutscheoper
Premiere von Richard Strauss’ ARABELLA am 18. März >>> Richard-Strauss-Tage vom 15. bis 30. März >>> Wiederaufnahmen: Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE, Verdis LA FORZA DEL DESTINO und AIDA >>> Premiere KARAOPER von Chez Company am 3. März Tischlerei
Wir freuen uns sehr, für den 18. März zur Premiere von Richard Strauss’ ARABELLA unter musikalischer Leitung von Sir Donald Runnicles und in der Regie von Tobias Kratzer einladen zu können. Dies ist zugleich der Auftakt zum auf drei Spielzeiten angelegten Strauss-Zyklus, der in der kommenden Saison INTERMEZZO und zum Abschluss, in der Saison 2024/25, eine Neuproduktion von DIE FRAU OHNE SCHATTEN in der Lesart von Tobias Kratzer und Donald Runnicles auf die Bühne bringen wird.
Auf den ersten Blick ist das Libretto „Arabella’’ von Hofmannsthal eine Verwechslungskomödie, die, wäre sie von Rossini komponiert worden, durchaus eine schmissige Buffo-Oper hätte werden können. Durch die Musik von Richard Strauss aber, der alle Register seiner Orchesterkunst zieht, vom spätromantischen Rauschklang bis zu modernster Disharmonik, entsteht ein subtiles, farbiges Panorama von einer Gesellschaft im Umbruch, deren spätbürgerliche Werte zerfallen. Eigene Identität und zwischenmenschliche Beziehungen müssen ganz neu erprobt werden. Zentral ist – noch mehr als die zwischen Romantik und Rebellion schwankende Titelfigur – Arabellas jüngere Schwester Zdenka. Sie, die von den Eltern aus Mangel an Geld für standesgemäße Mädchenkleider als Mann verkleidet wird, hat umso verzweifelter mit ihrer/seiner Außenseiterrolle zu kämpfen und hinterfragt damit konventionelle Geschlechterbilder ebenso wie ihre/seine Schwester Arabella, die keinen von den Eltern ausgesuchten Bräutigam akzeptieren will. Für Regisseur Tobias Kratzer und sein Team sind die Ambivalenzen der handelnden Personen bis hin zur letzten schrulligen Nebenfigur willkommene Inspirationsquelle, über historische Rollenbilder und moderne Identität nachzudenken.
In der Titelpartie freuen wir uns auf die herausragende Sopranistin Rachel Willis-Sørensen, die bereits als Rosalinde (DIE FLEDERMAUS) und Elsa (LOHENGRIN) an der Deutschen Oper Berlin begeisterte. Als Zdenka ist Elena Tsallagova zu erleben, als Mandryka Russell Braun, als Graf Waldner Albert Pesendorfer und als Adelaide Doris Soffel.
Die Premiere am 18. März wird auf rbbKultur (Radio) übertragen und eine Aufzeichnung der Produktion wird im kommenden Jahr bei Naxos auf DVD und Blu-ray erscheinen.
Richard-STRAUSS-Tage im März
Neben den Vorstellungen der Neuproduktion ARABELLA am 18., 23., 26. und 30. März bieten wir außerdem am 17. und 24. März zwei Vorstellungen von Claus Guths viel gerühmter SALOME-Inszenierung mit der stimmgewaltigen Vida Miknevičiūtė in der Titelpartie, Thomas Blondelle als Herodes, Jordan Shanahan als Jochanaan und Petra Lang als Herodias. Am Pult steht Axel Kober.
Als dritte Strauss-Produktion präsentieren wir am 15. und 19. März ELEKTRA mit Catherine Foster in der Titelpartie, Flurina Stucki als Chrysothemis und Karita Mattila als Klytämnestra. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Sir Donald Runnicles.
Wiederaufnahmen: Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE,
Verdis LA FORZA DEL DESTINO und AIDA
„Aufwändiger, liebevoller und hochwertiger als jetzt an der Deutschen Oper kann man sich für diese Rarität nicht starkmachen“, urteilte „Der Tagesspie-gel“ nach der Premiere von Erich Wolfgang Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE im April 2018. Umso erfreulicher, dass die Produktion von Marc Albrecht und Christof Loy am 2. März zurückkehrt auf den Spielplan – und wieder steht Sara Jakubiak im Zentrum, mit Mihails Čulpajevs (Der Fremde) und Jordan Shanahan (Der Herrscher) an ihrer Seite. Auch am 5., 8. und 11. März.
Weitere Wiederaufnahme ist am 25. März Giuseppe Verdis LA FORZA DEL DESTINO in der spektakulären Inszenierung von Frank Castorf mit Paolo Carignani am Pult. Das von Schuldgefühlen geplagte Paar Leonora und Alvaro gestalten Hulkar Sabirova und Jorge de León. Roman Burdenko gibt den rachsüchtigen Carlo, Jana Kurucová die schillernde Preziosilla, die die Mengen aufheizt und in den Krieg treibt. Auch am 2., 7. und 9. April.
Und – last but not least – freuen wir uns, dass am 31. März Benedikt von Peters packende Inszenierung von Verdis AIDA, die zeitweise den Chor und einzelne Solisten im Zuschauerraum platziert und so das Publikum unmittelbar in das Geschehen einbindet, wieder zu erleben ist. Unter musikalischer Leitung von Leonardo Sini singen Dinara Alieva (Aida), Anna Smirnova (Amneris), Jorge Puerta (Radames) u. a.
Premiere KARAOPER von Chez Company am 3. März in der Tischlerei
Die Theatermacher*innen von Chez Company um Gesine Danckwart laden für KARAOPER Kinder dazu ein, mit ihnen über die großen und kleinen Themen unserer Zeit nachzudenken. KARAOPER ist ein interaktiver Opernfilm, der in den letzten Monaten im gedanklichen Austausch mit Kindern einer Patenklasse, in kreativen Sessions einer Trickfilmwerkstatt und in zahlreichen Filmdrehs am Opernhaus entstanden ist. Das Publikum erwartet eine wilde Reise durch das Haus zwischen Trickfilm, Gaming und Oper, auf der in fantastischen Kostümen neben den Kindern der Tenor Jörg Schörner als Protagonist zu erleben ist. Und wie der Name schon verrät, ist die KARAOPER eine Einladung zum Mitmachen: Denn nur durch die Interaktionen mit dem Publikum kann der Film sein großes Finale erreichen, moderiert und animiert von Gesine Danckwart und Fabian Kühlein. Nach THE MAKING OF BLOND, das im Juni 2021 in der Tischlerei auf große Resonanz stieß, entwickelt das Team nun sein zweites Projekt an der Deutschen Oper Berlin.
Vormittagsvorstellungen am 3., 6., 13., 14., 15. und 16. März – jeweils um 10.30 Uhr – sowie am 9. und 10. März um 18 Uhr, am 11. März um 14 und 17 Uhr.
Gefördert im Programm JUPITER – Darstellende Künste für junges Publikum der Kultur-stiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Oper in einem Vorspiel und drei Aufzügen >>> Dichtung von Francesco Maria Piave, Giuseppe Montanelli und Arrigo Boito >>> Fassung von 1881, ergänzt um das Vorspiel der Fassung von 1857 >>> In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 2 Stunden 45 Minuten (incl. einer Pause) >>> Premiere: 29. Januar 2023 >>> Weitere Vorstellungen: 1., 4., 9., 17., 19. und 25. Februar 2023 >>> Mit freundlicher Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin e. V.
SIMON BOCCANEGRA sei – laut Vasily Barkhatov – so etwas wie „Verdis pure DNA“, in der Elemente aller seiner anderen Opern enthalten seien. Doch habe das Stück dramaturgisch „die eine oder andere Schwachstelle“, zumindest auf den ersten Blick. So beschreibt zumindest Regisseur Barkhatov, polemisch zugespitzt, das Spannungsfeld dieses Werkes: Bei der Uraufführung 1857 in Venedig war es der größte Misserfolg des damals bereits erfolgsverwöhnten Komponisten. Die zusammen mit Arrigo Boito grundlegend umgearbeitete, 1881 uraufgeführte zweite Fassung steht am Beginn von Verdis altersweisem Spätwerk.
SIMON BOCCANEGRA ist eines der großen Meisterwerke der musikalischen Situations- wie Charakterzeichnung, ist große Choroper mit mitreißenden Massenszenen und ist von Thema wie musikalischer Temperatur – allein durch die Besetzung gleich dreier Hauptpartien mit tiefen Männerstimmen – Verdis wohl dunkelstes Stück. Die windungs- und kontrastreiche Handlung in drei Sätzen zusammenzufassen fällt schwer. Sie in einem Satz auf den Punkt zu bringen, nicht: Es geht um das Scheitern zweier Männer – der Titelfigur Simon Boccanegra und seines Widersachers und Schwiegervaters Jacopo Fiesco – an dem Versuch, erfolgreiches politisches Handeln und ein glückliches Privat- und Familienleben miteinander zu vereinen. Oder, wie Vasily Barkhatov im Interview sagt: „Letztlich erfordert gute Politik von den beteiligten Menschen die Enthaltsamkeit eines Mönchs oder einer Nonne.“ Wobei ohne das Scheitern der Menschen an diesem Anspruch, so wie es der große Humanist Verdi in SIMON BOCCANEGRA auf die Bühne gebracht hat, die Opernwelt um ein Meisterwerk ärmer wäre.
In der Titelpartie ist der rumänische Bariton George Petean zu erleben, als Jacopo Fiesco der chinesische Bass Liang Li, als Paolo der georgische Bariton Michael Bachtadze und als Gabriele Adorno gibt Ensemblemitglied Attilio Glaser sein Rollendebüt. An ihrer Seite steht die russische Sopranistin Maria Motolygina in der Rolle der Maria/Amelia.
Mit Vasily Barkhatov inszeniert ein Regisseur, der nach viel beachteten Arbeiten in Moskau und St. Petersburg u. a. an den Opern in Frankfurt, Basel, Düsseldorf und Hannover reüssierte. Im Sommer 2022 inszenierte er Umberto Giordanos selten gespielte Oper SIBERIA bei den Bregenzer Festspielen, im Anschluss feierte er mit Wagners DER FLIEGENDE HOLLÄNDER an der Deutschen Oper am Rhein und zuletzt mit Tschaikowskys selten gespielter Oper DIE ZAUBERIN in Frankfurt umjubelte Erfolge. Seine erste Regiearbeit an der Deutschen Oper Berlin, die Uraufführung von Aribert Reimanns L’INVISIBLE im Herbst 2017, wurde von Presse und Publikum gleichermaßen begeistert aufgenommen.
Dirigent Jader Bignamini hat sich in den letzten Jahren international einen Namen als Spezialist für das italienische Repertoire gemacht, u. a. an der Metropolitan Opera in New York, der Wiener Staatsoper, dem Teatro dell’Opera in Rom, dem Bolschoi-Theater und dem Teatro la Fenice.
Wiederaufnahme: ANTIKRIST in der Regie von Ersan Mondtag >>> Sinfoniekonzert: Beethoven und Bruckner mit Shai Wosner >>> Tischlereikonzert: Wider das Vergessen >>> LA TRAVIATA mit Mané Galoyan in der Titelpatie
Wir freuen uns sehr, dass am 10. Februar die enigmatische und für mehrere Auszeichnungen nominierte Produktion von Rued Langgaards ANTIKRIST in der Regie von Ersan Mondtag und unter musikalischer Leitung von Stephan Zilias bzw. Hermann Bäumer (24. Februar) auf den Spielplan zurückkehrt. „Mondtags Bilderräusche haben Kraft und Sog – dennoch lassen sie der Musik Raum. Das Orchester der Deutschen Oper legt sich unter Leitung des Hannoveraner Generalmusikdirektors Stephan Zilias für diese Partitur mächtig ins Zeug, schafft massive und zauberhaft zarte Klänge, überführt sie geschmeidig ineinander“, befand die Berliner Zeitung nach der Premiere vor knapp einem Jahr. Zu den Vorstellungen am 10., 12. und 24. Februar laden wir Sie sehr herzlich ein.
Sinfoniekonzert unter Leitung von Sir Donald Runnicles: Beethovens 3. Klavierkonzert und Bruckners 6. Sinfonie
Der israelische Pianist Shai Wosner wird für seine musikalische Integrität, seine hohe Virtuosität und intellektuelle Neugier von Publikum und Presse gleichermaßen gefeiert. Nun gibt er am 5. Februar mit dem 3. Klavierkonzert in c-Moll von Ludwig van Beethoven sein Hausdebüt mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Leitung von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles. Kombiniert wird das Konzert mit Anton Bruckners 6. Sinfonie.
Tischlereikonzert: Wider das Vergessen
In Wort und Ton erinnern die Gedenkkonzerte „Wider das Vergessen“ an Mitglieder der Städtischen Oper (bis 1933) und des Deutschen Opernhauses (ab 1934), die von den Nationalsozialisten ausgeschlossen, verfolgt oder ermordet wurden. In der 3. Ausgabe dieser Reihe werden am 7. Februar in der Tischlerei der Theatermaler Georg Freude, der Kommunist war, sowie die drei jüdischen Künstlerinnen: Sopranistin Beata Malkin, Chormitglied Wally Ofner-Tuchler und die Tänzerin Julia Marcus, gewürdigt. Deshalb gestalten das künstlerische Programm dieses Gedenkkonzerts neben Orchestermitgliedern Oliver Boyd (Chor), Sua Jo (Ensemble) und die Solo-Tänzerin des Staatsballetts Iana Balova. Die Texte spricht die Schauspielerin Margarita Broich. Es erklingen Werke von Johannes Brahms, Hanns Eisler, Julius Fučik, Hans Krása, Pavel Haas, Igor Loboda sowie John Cage.
Besetzungs-Highlight: LA TRAVIATA und SIMON BOCCANEGRA
Wir freuen uns sehr, dass die herausragende armenische Sopranistin Mané Galoyan am 4. und 6. Februar für die Partie der Violetta Valery in LA TRAVIATA an die Deutsche Oper Berlin zurückkehrt. Die junge Künstlerin ist bereits international an vielen großen Opernhäusern sowie Festivals ein sehr gern gesehener Gast – und dem Publikum an der Bismarckstraße als Ensemblemitglied der Saison 2021/22 bekannt. An ihrer Seite sind Giovanni Sala als Alfredo und Markus Brück als Giorgio Germont zu erleben.
Zunächst aber erwarten wir mit Spannung am 29. Januar die Premiere von SIMON BOCCANEGRA unter musikalischer Leitung von Jader Bignamini und in einer Inszenierung von Vasily Barkhatov. Die Besetzung mit George Petean in der Titelpartie, Liang Li als Jacopo Fiesco, Attilio Glaser als Gabriele Adorno und Maria Motolygina als Maria/Amalia weckt hohe Erwartungen. Die Neuproduktion ist auch am 1., 4., 9., 17., 19. und 25. Februar 2023 zu sehen (die Besetzungen weichen in den Folgevorstellungen teils leicht ab, bitte überprüfen Sie das online).
Wir schauen auf ein Opernjahr zurück, das nach wie vor von wechselnden Corona-Reglements und vielen Erkrankungen geprägt war, so dass die Fülle an Premieren und Repertoirevorstellungen den Mitarbeitenden der Deutschen Oper Berlin viel Kraft und Engagement abverlangt haben und wir stolz auf das Erreichte zurückblicken. Den Beginn im Januar 2022 machte der dritte der RING-Zyklen unter Leitung von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles und in der Regie von Stefan Herheim, der mit den herausragenden Solist*innen Nina Stemme, Clay Hilley, Iain Paterson, Elisabeth Teige, Brandon Jovanovich, Albert Pesendorfer u. a. von Naxos und Deutscher Oper Berlin in Kooperation mit dem RBB aufgezeichnet wurde und als DVD-Box und BluRay vorliegt.
Die Premiere von Rued Langgaards ANTIKRIST in der Regie von Ersan Mondtag und unter musikalischer Leitung von Stephan Zilias konnte Ende Januar nachgeholt werden und wurde seither für einige Auszeichnungen nominiert. Wir freuen uns, nach dem großen Erfolg der Premierenserie im Februar 2023 drei weitere Vorstellungen anbieten zu können. Ebenso konnte die Koproduktion von Marina Abramovićs 7 DEATHS OF MARIA CALLAS Mitte April 2022 endlich in Berlin gezeigt werden. Giuseppe Verdis LES VÊPRES SICILIENNES unter Leitung von Enrique Mazzola und Olivier Py sowie Franz Schrekers DER SCHATZGRÄBER in der Lesart von Marc Albrecht und Christof Loy waren die nur selten auf den Opernbühnen zu erlebenden Neuproduktionen im März bzw. Mai 2022. Und zum Abschluss der Saison 2021/22 feierte am 12. Juni Wagners DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG in der Regie von Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock ihre Premiere, auch diese Produktion wurde in rbbKultur ausgestrahlt und erscheint 2023 als DVD und BluRay bei Naxos.
In der Tischlerei feierten gleich zwei Koproduktionen mit der Münchener Biennale ihre Uraufführungen: ONCE TO BE REALISED im Januar 2022 und LIEDER VON VERTREIBUNG UND NIMMNERWIEDERKEHR im Mai 2022, ein Musiktheater von Bernhard Gander auf einen Text von Serhij Zhadan, das trotz seiner langen Entwicklungsdauer plötzlich nicht aktueller und brennender hätte sein können.
Ähnliches wiederfuhr zum Saisonstart 2022/23 der bereits seit langem beauftragten Uraufführung von NEGAR, einem Musiktheater des französisch-iranischen Komponisten Keyvan Chemirani und der französischen Regisseurin Marie-Ève Signeyrole, das nach Ausbruch der vehementen Proteste auf den Straßen Irans nicht an Dringlichkeit zu überbieten war. Alle Vorstellungen von NEGAR waren ausverkauft, zu Beginn des Jahres 2024 wird die Produktion in Montpellier gezeigt.
Die Sommermonate konnten im Haus an der Bismarckstraße genutzt werden, um die erforderliche Sanierung des Orchestergrabens fertigzustellen – ein Umstand, der in den beiden ersten Monaten der Saison 2022/23 Spielorte für Orchester und Ensemble draußen auf dem hauseigenen Parkdeck (GREEK u. a.) sowie in Philharmonie (Mahlers Zweite, Charles Mingus‘ Epitaph und LAKMÉ), Konzerthaus, Tempodrom und Haus der Berliner Festspiele zur Folge hatte. Mit EXPERIMENTUM MUNDI von Giorgio Battistelli konnte das Publikum bereits einen ersten Eindruck der Arbeit des Komponisten erhalten, dessen neueste Arbeit IL TEOREMA DI PASOLINI im Juni 2023 auf der großen Bühne uraufgeführt wird.
Außerdem realisierte die Deutsche Oper Berlin Ende Oktober bereits zum zweiten Mal ein Gastspiel am Royal Opera House in Muscat/Oman, in diesem Jahr konnten vier Vorstellungen von Humperdincks HÄNSEL UND GRETEL vor begeistertem Publikum gezeigt werden. Die Kinderchor-Passagen wurden in intensiven Proben von Chorleiter Christian Lindhorst mit Kindern aus Muscat einstudiert, die von nur sechs jungen Sänger*innen aus unserem Kinderchor unterstützt wurden. So bot das Gastspiel eine Gelegenheit zum gemeinsamen Musizieren und für echte Begegnung.
Seit 5. November sind wir zurück im Haus und feierten Ende November Premiere von Beethovens FIDELIO unter Leitung von Sir Donald Runnicles und in der Regie von David Hermann mit Ingela Brimberg in der Titelpartie, Robert Watson als Florestan und Albert Pesendorfer als Rocco. Ansonsten freuen wir uns, damit auch das großartige Repertoire des Hauses wieder in seiner Vielfalt zeigen zu können, ein Umstand, den das Publikum, wie der große Zuspruch im November beweist, zu würdigen weiß. Im vergangenen Monat konnte mit knapp 20.000 Gästen in 25 Vorstellungen eine Auslastung von 80% erzielt werden, was fast dem Stand von 2019 mit rund 22.000 Gästen in 28 Vorstellungen und einer Auslastung von 74% entspricht. Dennoch ist weiterhin zu beobachten, dass sich das Publikum deutlich kurzfristiger für Opernbesuche entscheidet als vor März 2020. Zudem greifen die Gäste sehr gerne auf besondere Preisangebote zurück: Die angespannte und schwer überschaubare wirtschaftliche Situation der Menschen legt das selbstredend nahe.
Als erste Premiere des Jahres 2023 laden wir Sie am 29. Januar zu Giuseppe Verdis SIMON BOCCANEGRA unter musikalischer Leitung von Jader Bignamini und in der Regie von Vasily Barkhatov. Nach seinen überaus erfolgreichen Inszenierungen von Aribert Reimanns L’INVISIBLE hier am Haus und zuletzt von Umberto Giordanos SIBERIA bei den Bregenzer Festspielen 2022, DER FLIEGENDE HOLLÄNDER an der Deutschen Oper am Rhein und Pjotr I. Tschaikowskijs DIE ZAUBERIN an der Oper Frankfurt freuen wir uns auf eine neue Arbeit von Vasily Barkhatov für die Deutsche Oper Berlin. In der Titelpartie ist der rumänische Bariton George Petean zu erleben, als Jacopo Fiesco der chinesische Bass Liang Li und als Gabriele Adorno gibt Ensemblemitglied Attilio Glaser sein Rollendebüt. An ihrer Seite steht die Sopranistin Maria Motolygina in der Rolle der Maria/Amelia.
Wir wünschen Ihnen in diesen stürmischen Zeiten einen guten Jahreswechsel und alles Gute für 2023 und freuen uns, Sie auch im neuen Jahr wieder bei uns begrüßen zu dürfen
Premiere von Giuseppe Verdis SIMON BOCCANEGRA am 29. Januar 2023 >>> Wiederaufnahmen und Besetzungs-Highlights: OCEANE, DON GIOVANNI sowie FIDELIO und TOSCA >>> Let’s move – Tanzt euch warm!
Am 29. Januar feiern wir die erste Premiere des Jahres 2023: Giuseppe Verdis SIMON BOCCANEGRA unter musikalischer Leitung von Jader Bignamini und in der Regie von Vasily Barkhatov. In der Titelpartie ist der rumänische Bariton George Petean zu erleben, als Jacopo Fiesco der chinesische Bass Liang Li und als Gabriele Adorno gibt Ensemblemitglied Attilio Glaser sein Rollendebüt. An ihrer Seite steht die russische Sopranistin Maria Motolygina in der Rolle der Maria/Amelia.
Ausgangspunkt der Handlung ist der Konflikt zweier Männer, die sich als Vertreter verfeindeter politischer Lager gegenüberstehen und zugleich familiär schicksalshaft aneinander gebunden sind. Fiesco ist einer der Anführer der Adelspartei in Genua, der Korsar Simon Boccanegra hingegen kommt aus einfachen Verhältnissen, hat sich aber dank seiner militärischen Erfolge großes Ansehen erworben und wird von der Volkspartei als Kandidat bei der anstehenden Wahl des Dogen unterstützt. Zugleich ist Simon jedoch mit Fiescos Tochter Maria liiert und hat mit dieser bereits eine uneheliche Tochter. Fiesco verweigert den beiden die Heirat und schließt seine Tochter in seinem Palast ein, wo sie kurz darauf verstirbt. Erst nach seiner Wahl zum Dogen findet Simon dort seine tote Geliebte. Die gemeinsame Tochter Amelia bleibt jedoch verschwunden. Erst 25 Jahre später taucht sie wieder auf und gerät in den immer noch tobenden Machtkampf der Parteien. Liebt sie doch den mit Simon verfeindeten Adeligen Gabriele Adorno, während auch Simons Parteigänger Paolo sie begehrt und mit einer heimtückischen Intrige versucht, den Nebenbuhler auszuschalten und zugleich seine Macht zu sichern.
Verdis düsterer Politthriller wird von dem Russen Vasily Barkhatov inszeniert. Nach viel beachteten Arbeiten in Moskau und St. Petersburg inszenierte er zuletzt u. a. an den Opern in Frankfurt, Düsseldorf und Hannover. Mit Umberto Giordanos SIBERIA feierte er im Sommer 2022 bei den Bregenzer Festspielen einen großen Erfolg. Seine erste Regiearbeit an der Deutschen Oper, die Uraufführung von Aribert Reimanns L’INVISIBLE, wurde von Presse und Publikum im Herbst 2017 begeistert aufgenommen.
Dirigent Jader Bignamini hat sich in den letzten Jahren international einen Namen als Spezialist für das italienische Repertoire gemacht, u. a. an der Metropolitan Opera in New York, der Wiener Staatsoper, dem Teatro dell’Opera in Rom, dem Bolschoi-Theater und dem Teatro la Fenice.
Wiederaufnahmen und Besetzungs-Highlights: OCEANE, DON GIOVANNI sowie FIDELIO und TOSCA
Die Uraufführung von Detlev Glanerts OCEANE im April 2019 unter Leitung von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles und in einer Inszenierung von Robert Carsen geriet zu einem Triumph: mit der Auszeichnung als „Beste Uraufführung“ bei den International Opera Awards 2020/21 und der Verleihung des Opus Klassik 2020 an Detlev Glanert als „Komponist des Jahres“. In der Wiederaufnahme am 6. Januar debütiert Jacquelyn Wagner in der Titelpartie, an ihrer Seite sind Nikolai Schukoff, Albert Pesendorfer, Doris Soffel u. a. zu erleben. Weitere Vorstellungen am 11. und 13. Januar 2023.
Unter dem Dirigat von Giacomo Sagripanti wird die viel gerühmte Roland-Schwab-Inszenierung DON GIOVANNI im Januar auf den Spielplan zurückkehren. In der Titelpartie debütiert der junge italienische Bariton Mattia Olivieri an der Deutschen Oper Berlin – nach Erfolgen an den Opernhäusern Italiens gastiert er u.a. an der Semperoper Dresden, der Bayerischen Staatsoper und der Opéra National de Paris. Tommaso Barea ist als Leporello und Flurina Stucki als Donna Anna zu erleben. Vorstellungen finden am 15., 20., 28. und 31. Januar statt.
Wir freuen uns in den FIDELIO-Vorstellungen am 7. und 14. Januar auf Klaus Florian Vogt als Florestan, Markus Brück als Pizarro, Ante Jerkunica als Rocco und auf Flurina Stucki, die als Leonore debütiert.
Und am 8. und 12. Januar ist in den TOSCA-Vorstellungen mit Sondra Radvanovsky in der Titelpartie, Vittorio Grigolo als Cavaradossi und Roman Burdenko als Scarpia eine exzellente Besetzung zu erwarten. Am Pult: Carlo Montanaro (siehe Umbesetzungen).
Let’s move – Tanzt euch warm!
Nachdem sich das Körper und Seele wärmende Mitmachformat „Let’s move“ samstags um 15 Uhr im November größter Beliebtheit erfreut hat, laden Staatsballett und Deutsche Oper auch im Januar und Februar alle Tanzfreudigen ein, mit Swing, Discofox, Tango und Salsa das Foyer zu beleben. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich – Zählkarten sind kostenfrei online buchbar ab 7. Dezember.
Oper in zwei Aufzügen. Libretto von Josef Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg Friedrich Treitschke >>> In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 3 Stunden (incl. einer Pause) >>> Premiere: 25. November 2022 >>> Weitere Vorstellungen: 30. November; 3., 18. Dezember 2022; 7., 14. Januar sowie 22. und 26. Februar 2023 >>> Mit freundlicher Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin e. V.
Im Geiste der Französischen Revolution komponiert, verhandelt FIDELIO die Frage nach individueller und kollektiver Freiheit angesichts tyrannischer Unterdrückung. Beethoven griff für die Arbeit an seiner einzigen Oper auf einen politischen Stoff zurück, der in der Tradition der französischen Rettungsoper wurzelt. Es ist die Geschichte einer todesmutigen Frau, Leonore, die ihren aus politischer Willkür inhaftierten Mann aus der Gefangenschaft befreit und damit einen politischen Umsturz auslöst. Dass sich in der Oper Elemente der deutschen Spieloper, Arien von romantischer Innerlichkeit, Orchesterzwischenspiele in tondichterischer Qualität und ein sinfonisches Ende kreuzen, verweist in keiner Weise auf Beethovens musikalisches Unvermögen, eine schlüssige Oper zu komponieren. Vielmehr trägt die Form seiner revolutionären Vorstellung von Kontrastdramaturgie und Formsprengung Rechnung – je weiter Leonore in die Tiefen des Kerkers hinabsteigt, desto deutlicher tritt der existenzielle Kern des Dramas hervor. Die unbedingte Affirmation der Freiheit, der Menschenrechte und des Humanismus bricht sich schließlich im symphonisch angelegten, chorischen Finale Bahn, in dem Beethoven mit einem Zitat aus Schillers „An die Freude“ schon auf die Zukunftsmusik seiner „Neunten“ vorausdeutet. Die Oper wurde im Laufe ihrer Rezeptionsgeschichte von gegensätzlichen Lagern immer wieder politisch vereinnahmt, Leonore zur Ikone stilisiert. Und dennoch überstrahlt Beethovens in Musik gebannte Vision einer humanistisch geprägten Gesellschaft alle nachfolgenden Versuche, das Werk auf Eindeutigkeiten zu reduzieren.
Mit FIDELIO arbeiten Regisseur David Hermann und Bühnen- und Kostümbildner Johannes Schütz nach Leoš Janáčeks AUS EINEM TOTENHAUS an der Oper Frankfurt zum zweiten Mal an einer „Gefängnisoper“. Das Nachdenken über Innen und Außen, Freiheit und Gefangenschaft, Macht und Ohnmacht steht im Zentrum ihrer Befragung. Für FIDELIO haben sie einen Bühnenraum erschaffen, der die von Beethoven und seinen Librettisten so eindringlich geschilderten Manipulationsmechanismen und Hierarchien des Gefängnisses in poetische Bilder übersetzt. Mit seiner sensiblen psychologischen Personenführung zeigt David Hermann die Deformationen, den Leidensdruck und die gefährliche Labilität der Figuren auf, die Teil dieses entfesselten Systems sind – sei es aus Zwang oder „freiwillig“ als Wärter oder Angestellte. Auch Leonore begibt sich tief in dieses System hinein, reist von der Helligkeit ins Dunkel, während der Druck für alle beteiligten Figuren ins Unermessliche steigt. Kann Freiheit überhaupt gänzlich errungen werden, ohne dass daraus neues Leid hervorgeht?
David Hermann ist dem Haus seit dem Intendanzbeginn von Dietmar Schwarz im Jahr 2012 sehr verbunden, als ihm mit Helmut Lachenmanns DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN die Eröffnungsinszenierung anvertraut war – dabei hat er auch abseits der großen Bühne mit ungewöhnlichen Raumlösungen und seiner sensiblen, psychologischen Personenführung für Aufsehen gesorgt. So inszenierte er Jannis Xenakis’ ORESTEIA auf dem Parkdeck und Yasutaki Inamoris WIR AUS GLAS in der Tischlerei als Koproduktion mit der Münchener Biennale.
Johannes Schütz arbeitet zum ersten Mal an der Deutschen Oper Berlin – seine starken bühnenbild-nerischen Entwürfe prägen seit Jahren die deutsche Theaterlandschaft. Dabei zeichnet er sich vor allem durch seine Stilvielfalt aus. Am 21. November wird Johannes Schütz für sein künstlerisches Gesamtwerk mit dem Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen 2022 ausgezeichnet.
Generalmusikdirektor Donald Runnicles, der die musikalische Leitung bei dieser Neuproduktion innehat, verweist auf die Radikalität und die Hellsichtigkeit von Beethovens einziger Oper: „In FIDELIO stecken ganze Welten. Hier wurden Ideen entwickelt, Wege angelegt, entlang derer sich später Komponisten, Karrieren und ganze Genres ausformulierten. Der Einfluss Beethovens auf das Jahrhundert nach ihm ist so umfassend, dass er nicht zu messen ist.“
In der Titelpartie kehrt Ingela Brimberg, nach ihrem Erfolg als Senta in Christian Spucks Inszenierung von Richard Wagners DER FLIEGENDE HOLLÄNDER, zurück an die Deutsche Oper Berlin. Nach ihrem Isolde-Debüt an der Oper Köln wird sie in der laufenden Saison auch am Teatro Real Madrid in dieser Partie an der Seite von Andreas Schager zu erleben sein. Ihr zur Seite steht neben bewährten Ensemblekräften wie Markus Brück, Tobias Kehrer, Thomas Lehman auch Robert Watson als Florestan, der an der Deutschen Oper Berlin schon als Don Carlo und Hoffmann das Publikum begeisterte.
Zurück auf dem Spielplan: DON QUICHOTTE, LES CONTES D’HOFFMANN und DIE FLEDERMAUS >>> Sinfoniekonzert mit Sir Donald Runnicles am 9. Dezember und Preisträgerkonzert: Bundeswettbewerb Gesang am 12. Dezember >>> Premiere: „Kinder tanzen – Peter Pan“ am 7. Dezember
Wir freuen uns außerordentlich, dass die Sanierung des Orchestergrabens im Wesentlichen fristgerecht abgeschlossen werden konnte und wir ab dem 5. November zurück auf der großen Bühne sind. Erste Vorstellung ist Verdis RIGOLETTO in der Inszenierung von Jan Bosse mit Markus Brück in der Titelpartie, Attilio Glaser als Herzog von Mantua und Elena Tsallagova als Gilda, am Pult Dominic Limburg.
Wiederaufnahmen DON QUICHOTTE, LES CONTES D’HOFFMANN und DIE FLEDERMAUS
Am 4. Dezember kehrt Jules Massenets DON QUICHOTTE in der mit vielen magischen Bühneneffekten überraschenden Inszenierung des gelernten „Illusionisten“ Jakop Ahlbom zurück auf den Spielplan. Den in seiner Traumwelt gefangenen Titelhelden interpretiert Patrick Guetti und dessen treuen Diener Sancho Pansa Misha Kiria, der bereits in so unterschiedlichen Partien wie Lord Sydney (IL VIAGGIO A REIMS) und Don Alfonso (COSI FAN TUTTE) das Publikum der Deutschen Oper Berlin begeisterte. Als Dulcinée ist die amerikanische Mezzosopranistin Maire Therese Carmack zu erleben. Auch am 7., 10. und 21. Dezember.
Offenbachs LES CONTES D’HOFFMANN bietet der stimmstarken US-amerikanischen Sopranistin Kathryn Lewek die Bühne für ihr Debüt als Olympia, Antonia und Giulietta, auf das wir uns im Dezember freuen. Robert Watson (16. und 25.12.) und Oreste Cosimo (19. und 29.12.) wechseln sich in der Gestaltung der Titelpartie ab, und Alex Esposito überzeugte schon in der Premiere als Verkörperung der dunklen Gegenspieler Hoffmanns. Für die magischen Fähigkeiten der Figuren und ihre sehr individuelle Weltwahrnehmung findet Regisseur Laurent Pelly höchst poetische Bilder. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Markus Stenz bzw. Dominic Limburg (am 25. Dezember).
Und zum Jahresende darf natürlich Johann Strauß’ DIE FLEDERMAUS auf dem Spielplan nicht fehlen. Rolando Villazón inszeniert die Gesellschaftssatire als skurrilen Gang durch die Epochen: Das Boulevardtheater des 19. Jahrhunderts steht ebenso Pate wie Billy Wilder und die Welt der Science Fiction. „Als bekennender Brachialkomiker lässt Villazón keinen noch so altbekannten Gag aus, staubt jede Pointe ab, die sich ihm auf dem champagnerseligen Weg zum finalen Katerfrühstück bietet. Als gelernter Tenor aber denkt er auch musikalisch. Dabei verblüfft er mit so manchem fantasievollen Detail“ – urteilte „Der Tagesspiegel“ nach der Premiere. Als Eisenstein alternieren Thomas Blondelle und Burkhard Ulrich, als Rosalinde Hulkar Sabirova und Flurina Stucki, als Graf Orlofsky Karis Tucker und Annika Schlicht, als Adele Katerina Bennigsen und Meechot Marrero sowie als Alfred Jorge Puerta und Attilio Glaser. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Yi-Chen Lin. Vorstellungen am 17., 22. und 31. Dezember.
Sinfoniekonzert mit Sir Donald Runnicles und Bundeswettbewerb Gesang: Konzert der Preisträger*innen
Ludwig von Beethovens 2. Sinfonie in D-Dur, op. 36 sowie Alexander von Zemlinskys selten gespielte „Lyrische Sinfonie“ in 7 Gesängen, op. 18 stehen auf dem Programm des Konzerts des Orchesters der Deutschen Oper Berlin am 9. Dezember. Unter Leitung von Sir Donald Runnicles sind Flurina Stucki (Sopran) und Thomas Lehman (Bariton) zu erleben.
Nachdem vom 28. November bis 2. Dezember die Finalrunden im Konzertsaal der UdK an der Hardenbergstraße stattgefunden haben werden, präsentieren sich die Preisträger*innen im Konzert am 12. Dezember mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Leitung von Patrick Lange – und starten hoffentlich von dort aus in ihre berufliche Laufbahn.
Premiere: „Kinder tanzen – Peter Pan“ am 7. Dezember
Seit über hundert Jahren gehört Peter Pan, der Junge, der nie erwachsen wird, zu den bekanntesten Gestalten der Kinderbuchliteratur. Generationen von Kindern haben die Abenteuer, die Peter, seine Freundin Wendy, der Piratenkapitän Hook und die Fee Tinkerbell erleben, in ihrer Fantasie weitergesponnen und davon geträumt, selbst einmal die Insel Neverland durchstreifen zu können. Auch David Simic, der Leiter und Choreograf der Kinder Ballett Kompanie, ist von „Peter Pan“ fasziniert, seit er als Kind eine Ballettfassung des Stoffs in seiner Heimatstadt Belgrad erlebte. Nun hat er für die große Bühne der Deutschen Oper Berlin eine Version entwickelt, bei der die Kinder und Jugendlichen selbst die Helden und Schurken der märchenhaften Abenteuergeschichte verkörpern. Zur Musik von Edvard Griegs „Peer Gynt“ und Alexander Glasunows „Raymonda“ sind in „Kinder tanzen – Peter Pan“ ungefähr 50 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren in einer Vielzahl von Rollen zu erleben. Die Kostüme entwarf die international preisgekrönte Kostümbildnerin Angelina Atlagić, die unter anderem für das Staatsballett Berlin, das Bolschoi Theater, die Compania Nacional de Danza in Madrid und das griechische Nationaltheater tätig war. Premiere ist am 7. Dezember um 11 Uhr, weitere Vorstellungen am 27. und 28. Dezember sowie am 5., 6. und 9. Juli.
Premiere FIDELIO am 25. November (Sir Donald Runnicles/David Hermann) >>> Rollendebüt von Clay Hilley als Tristan >>> Wiederaufnahmen von Verdis RIGOLETTO und NABUCCO >>> DER RING DES NIBELUNGEN – die Neuproduktion nun als DVD-Box
Wir freuen uns auf die Neuproduktion von Beethovens FIDELIO unter musikalischer Leitung von Sir Donald Runnicles und in der Regie von David Hermann, die am 25. November 2022 Premiere feiert. Als Florestan gibt Robert Watson sein Rollendebüt, in der Partie der Leonore kehrt Ingela Brimberg zurück an die Deutsche Oper Berlin – zuletzt wurde sie hier für ihre Senta gefeiert. Markus Brück interpretiert Don Pizarro, Thomas Lehman Don Fernando, Tobias Kehrer Rocco und Sua Jo Marzelline.
Ludwig van Beethovens einzige Oper – die ihn über zehn Jahre seines Lebens beschäftigte und die er mehrmals umarbeitete – ist ein Monolith in vielfacher Weise: Grenzgängerisch bewegt sie sich zwischen Singspiel, romantischer Oper und Sinfonie. Im Geiste der Französischen Revolution komponiert, handelt FIDELIO von der Frage nach individueller und kollektiver Freiheit im Angesicht tyrannischer Unterdrückung. Die weibliche Hauptfigur Leonore, die sich in Männerkleidung Zutritt zu einem Staatsgefängnis verschafft, um ihren zu Unrecht inhaftierten Mann Florestan zu befreien, gilt als eine der stärksten Frauenfiguren des Opernkanons. Die Oper wurde im Laufe ihrer Rezeptionsgeschichte immer wieder politisch vereinnahmt, Leonore zur Ikone stilisiert. Und dennoch überstrahlt Beethovens in Musik gebannte Vision einer humanistisch geprägten Gesellschaft alle nachfolgenden Versuche, das Werk auf Eindeutigkeiten zu reduzieren.
David Hermann, der an der Deutschen Oper u. a. mit seinen Inszenierungen von DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN, ORESTEIA und VĚC MAKROPULOS beeindruckt hat, nimmt sich nun mit Bühnen- und Kostümbildner Johannes Schütz Beethovens Meisterwerks an. Das Nachdenken über Innen und Außen, Freiheit und Gefangenschaft, Macht und Ohnmacht steht im Zentrum ihrer Befragung.
Für FIDELIO haben sie einen Bühnenraum kreiert, der seine eigenen Regeln etabliert, die Figuren der Oper prägt und während des Spiels Spuren hinterlässt – eine poetische Übersetzung für die von Beethoven und seinen Librettisten so eindringlich geschilderten Manipulationsmechanismen und Hierarchien des Gefängnisses. Mit seiner sensiblen psychologischen Personenführung zeigt David Hermann auf, wie diese Umgebung die Menschen formt, die aus unterschiedlichen Gründen Teil von ihr sind, sei es als Insassen oder als Wärter und Angestellte. Auch Leonore wird für eine Weile Teil dieses Systems: Kann Freiheit überhaupt errungen werden, ohne dabei neues Leid hervorzurufen?
Rollendebüt von Clay Hilley als Tristan
In der Neuproduktion des RING von Stefan Herheim und Sir Donald Runnicles gab es einige sängerische Neuentdeckungen, so neben Ya-Chung Huang als Mime vor allem Clay Hilley als stimmstarker, spielfreudiger Siegfried mit ausgezeichneter deutscher Diktion. Deshalb freuen wir uns umso mehr auf das Debüt Hilleys als Tristan, den er mit seiner bereits bestens bewährten Partnerin Nina Stemme als Isolde am 13. November 2022 mit Sir Donald Runnicles am Pult geben wird. Als Brangäne debütiert Irene Roberts, als Kurwenal Jordan Shanahan und König Marke gestaltet Frank-Josef Selig. (Auch am 20. und 27. November.)
Wiederaufnahmen RIGOLETTO und NABUCCO
Zwei Verdi-Inszenierungen werden im November in interessanten Besetzungen auf den Spielplan zurückkehren: An der Seite von Markus Brück in der Titelpartie und Elena Tsallagova als Gilda wird Attilio Glaser als Herzog von Mantua zu erleben sein – die RIGOLETTO-Vorstellungen finden am 5., 9. und 24. November statt. Attilio Glaser war gerade in Bayreuth als Walther von der Vogelweide (TANNHÄUSER), als Steuermann (DER FLIEGENDE HOLLÄNDER) und Froh (DAS RHEINGOLD) zu erleben. Für die laufende Saison ist auch sein Lohengrin-Debüt an der Deutschen Oper Berlin geplant.
NABUCCO kehrt am 26. November zurück ins Programm mit dem herausragenden mongolischen Bariton Amartuvshin Enkhbat in der Titelpartie und der gefeierten spanischen Künstlerin Saioa Hernández als Abigaille.
DER RING DES NIBELUNGEN ab 11. November 2022 als DVD-Box
Die langjährige gute Zusammenarbeit von Naxos und Deutscher Oper Berlin hat, in Kooperation mit dem RBB, das Mammutprojekt einer Aufzeichnung der RING-Neuproduktion (Sir Donald Runnicles / Stefan Herheim) möglich gemacht, die DVD- bzw. BlueRay-Box erscheint am
11. November 2022. Die exzellente Besetzung wird angeführt von Nina Stemme, Clay Hilley, Iain Paterson, Brandon Jovanovich, Elisabeth Teige, Albert Pesendorfer u. a. Die Box kostet € 99,95.
„Experimentum Mundi“ von Giorgio Battistelli am 19. und 21. Oktober >>> Rossinis SEMIRAMIDE (halbszenisch) am 20. und 22. Oktober >>> NEGAR von Marie-Ève Signeyrole und Keyvan Chemirani, Uraufführung am 29. Oktober >>> Symposion: Dietrich Fischer-Dieskau vom 28. bis 30. Oktober
Mit EXPERIMENTUM MUNDI hat Giorgio Battistelli als junger Komponist 1981 seiner Heimatstadt ein klingendes Denkmal gesetzt und zugleich einen Klassiker des Komponierens mit konkreten Alltagsklängen erschaffen, in dem sechzehn Handwerker aus dem mittelitalienischen Albano Laziale auf der Bühne ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Mit über 400 Aufführungen weltweit ist EXEPERIMENTUM MUNDI längst ein Klassiker der Neuen Musik. Es ist ein Stück mit und über die Klänge traditioneller Handwerkskunst und der mit ihnen erschaffenen Welt. Am 15. September wird Battistelli der Goldene Löwe der Biennale di Venezia für sein Lebenswerk verliehen und in diesem Kontext noch einmal das Erfolgsstück gezeigt, bevor es kurz darauf am 19. und 21. Oktober auf Einladung der Deutschen Oper im Haus der Berliner Festspiele zu sehen sein wird. Die musikalische Leitung liegt in den Händen des Komponisten selbst.
Der Bäcker schlägt einige Eier auf und greift zum Rührstab, wenig später beginnen die Schuster mit der Arbeit, als nächste kommen Pflasterer und Schmiede hinzu. So erwacht allmählich eine italienische Kleinstadt mit ihren traditionellen Handwerksbetrieben zum Leben – wenn Giorgio Battistelli als Dirigent die Einsätze für sein Musiktheaterwerk gibt. In diesem stehen sechzehn Handwerker auf der Bühne, allesamt aus Albano Laziale, einer Kleinstadt südlich von Rom, oberhalb des Albanersees, in der auch der Komponist 1953 geboren wurde.
Diese ist jedoch, mit den dabei entstehenden Geräuschen, den je eigenen Rhythmen und spezifischen Klängen, kunstvoll in und zu einem Musiktheater verarbeitet, in dem es um das Erschaffen einer Welt mittels der Kunstfertigkeit handwerklicher Arbeit geht. Den sechzehn Handwerkern stehen dabei ein Schlagzeuger, vier ebenfalls aus den Handwerkerfamilien von Albano Laziale stammende Sängerinnen sowie ein Schauspieler zur Seite. Letzterer rezitiert mit Auszügen aus der „Encyclopédie“ von Diderot und d’Alembert Texte des 18. Jahrhunderts, in denen die einzelnen Gewerke so beschrieben werden, wie sie bis heute ausgeübt werden – und wie sie in der knapp einstündigen Komposition auf der Bühne zu erleben sind.
EXPERIMENTUM MUNDI bietet dabei zugleich einen Einstieg in das Werk Giorgio Battistellis, dessen auf Pier Paolo Pasolinis „Teorema“ basierende Oper IL TEOREMA DI PASOLINI am 9. Juni 2023 auf der Großen Bühne der Deutschen Oper Berlin zur Uraufführung kommen wird.
Gioachino Rossinis SEMIRAMIDE (halbszenisch)
Ebenfalls im Haus der Berliner Festspiele präsentieren wir am 20. und 22. Oktober eine halbszenische Fassung von Rossinis SEMIRAMIDE unter dem Dirigat von Yi-Chen Lin und mit Vasilisa Berzhanskaya in der Titelpartie, Beth Taylor als General Arsace, Levy Sekgapane als Idreno und Ricardo Fassi als Assur. Die szenische Einrichtung übernimmt Philine Tiezel.
Uraufführung NEGAR von Marie-Ève Signeyrole / Keyvan Chemirani
Erste Premiere der Saison 2022/23 ist ein Musiktheater von Marie-Ève Signeyrole und Keyvan Chemirani am 29. Oktober in der Tischlerei: NEGAR, eine Koproduktion mit der Opéra Orchestre National de Montpellier Occitaine. Der Komponist Chemirani tritt international als Zarbspieler auf, vor allem mit seinem Trio Chemirani, aber auch mit Größen des Jazz wie Sylvain Luc, Didier Lockwood und Louis Sclavis, Vertretern der Weltmusik oder mit Ensembles der Alten Musik. Von Regisseurin Marie-Ève Signeyrole war im September 2020 bereits ihre mit Beethovens 7. Sinfonie in Dialog tretende Dokumentartheaterproduktion BABY DOLL in der Deutschen Oper Berlin zu sehen und wurde von Presse und Publikum gleichermaßen begeistert aufgenommen.
Nach vielen Gesprächen und Interviews, die Signeyrole und ihre französisch-iranische Co-Autorin Sonia Houssein-Pour geführt haben, entsteht ein Musiktheater, das von der Liebe dreier Menschen als lebensbedrohlichem Politikum in der komplexen, widersprüchlichen Welt des heutigen Teheran handelt und in dem Musik und Kunst zum Mittel der Rebellion werden. Für die Komposition verbindet Keyvan Chemirani verschiedene Kulturen und Stile: Musiker*innen mit traditionellen persischen Instrumenten spielen gemeinsam mit Orchestermitgliedern der Deutschen Oper Berlin. Sänger*innen des Opernensembles treffen auf Gäste wie die in Teheran aufgewachsene Künstlerin Golnar Shahyar, die die Musik ihrer persischen Heimat kombiniert mit Jazz und improvisiertem Gesang.
Weitere Vorstellungen am 31.10. sowie am 1., 2., 3., 5. und 6. November.
Symposion: Dietrich Fischer-Dieskau vom 28. bis 30. Oktober
Vom 28. bis 30. Oktober widmet sich ein Symposion dem Jahrhundertsänger Dietrich Fischer-Dieskau mit Vorträgen, Gesprächen und zwei Liederabenden. Michael Wersin wird am 29.10. um 11 Uhr Dietrich Fischer-Dieskaus Weg im Liedgesang mit Tonbeispielen skizzieren, Sieghart Döring sich mit dessen Wagner-Interpretationen beschäftigen (um 15 Uhr). Und gleich im Anschluss widmet sich Martin Fischer-Dieskau dem Sänger als „italienischem Bariton“. Aber auch Weggefährten wie Hartmut Höll, der langjährige Klavierpartner, und Produzent Cord Garben geben im Gespräch Auskunft. In einer Podiumsdiskussion mit den Liedsängern André Schuen, Samuel Hasselhorn u.a. wird nach dem Umgang mit dem Erbe gefragt (am 30.10. um 12 Uhr). Die Moderation liegt in den Händen von Fanny Tanck (rbbKultur).
Den Abschluss des Symposions bietet am 30.10. um 17 Uhr ein Liederabend, bei dem die profilierten Baritone Markus Brück und Philipp Jekal gemeinsam ihre Interpretation von Schuberts „Winterreise“ präsentieren. Begleitet werden sie am Flügel von John Parr.
Das vollständige Programm finden Sie unter deutscheoperberlin.de
Aus Anlass des 10. Todestages erscheint an dem Wochenende eine Box mit sämtlichen Liedaufnahmen der Deutschen Grammophon von Dietrich Fischer-Dieskau, die Michael Wersin in seinem Vortrag präsentiert.
Wir freuen uns, vom 26. bis 29. Oktober auf Einladung des Royal Opera Houses Muscat vier Vorstellungen der seit Jahren im Programm der Deutschen Oper geschätzten Produktion von Humperdincks HÄNSEL UND GRETEL in der Regie von Andreas Homoki im Oman zeigen zu können. Die musikalische Leitung hat Sir Donald Runnicles.
Saisonstart mit der Wiederaufnahme von GREEK auf dem Parkdeck >>> Konzerte im Rahmen des Musikfests Berlin: Mahlers 2. Sinfonie >>> und „Epitaph’’ von Charles Mingus – beide in der Philharmonie >>> Gastspiel des Stuttgarter Balletts „Pure Bliss’’ im Tempodrom >>> Jazzfestival auf dem Parkdeck, in Tischlerei und Kulissenmagazin
Wir spielen open air, in der Tischlerei und auf weiteren Bühnen Berlins
Die auf zwei mehrmonatige Bauphasen angelegte Sanierung des Orchestergrabens wird zum Ende Oktober 2022 abgeschlossen sein. Damit können wir zunächst nicht auf der großen Bühne spielen, sondern starten die neue Saison auf unserer perfekten Open-Air-Spielstätte, dem Parkdeck der Deutschen Oper Berlin, spielen in der Tischlerei und gastieren auf verschiedenen Bühnen Berlins.
Den Anfang macht am 27. August die hochgelobte Inszenierung Pınar Karabuluts von Mark-Anthony Turnages GREEK. „Die Oper ist zweifellos ein gelungener Wurf, und sie ist very british, was nicht nur das Musikalische, sondern auch das Libretto betrifft’’ – resümierte die Morgenpost nach der Premiere. Pınar Karabulut ließ den frechen Text von Steven Berkoff und die farbenreiche Musiksprache Mark-Anthony Turnages in einer comichaften Ästhetik strahlen. Wir freuen uns, diese Arbeit noch einmal am 27., 28. und 31. August (diese Vorstellung findet im Rahmen des „Draußen-stadt’’-Programms statt) sowie am 1. September zeigen zu können.
Mahlers 2. Sinfonie und „Epitaph’’ von Charles Mingus
Im Rahmen des Musikfests Berlin präsentieren Orchester und Chor der Deutschen Oper Berlin unter Leitung von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles am 7. September Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 2 in der Philharmonie. Das als „Auferstehungssinfonie’’ bekannte Werk verhandelt in Soli und Chören die existentiellen Fragen der Menschheit, Sopran: Heidi Stober, Alt: Karen Cargill.
Ebenfalls in der Philharmonie erklingt am 19. September das legendäre Werk „Epitaph’’ der Jazz-Ikone Charles Mingus, gespielt von der BigBand der Deutschen Oper Berlin und weiteren Orchestermitgliedern sowie Musiker*innen des Jazz-Instituts Berlin. Die musikalische Leitung hat Titus Engel, als Special Guest ist Randy Brecker an der Trompete zu erleben. Mingus komponierte 1962 diese ungewöhnliche Suite, halb Jazz, halb Neue Musik. Nachdem die Uraufführung in der New Yorker Townhall abgebrochen wurde und in einem Tumult endete, erlebte „Epitaph’’ 1989 unter der Leitung Gunther Schullers mit einer All-Star-Besetzung seine eigentliche, fulminante Uraufführung, die die enorme Bedeutung des Werks zur Geltung brachte. Randy Brecker, nun Stargast des Konzerts im Rahmen des Musikfests Ber-lin, war bereits 1989 als Lead-Trompeter an dem Erfolg des Werks beteiligt.
Gastspiel des Stuttgarter Balletts „Pure Bliss’’ im Tempodrom
Vom 22. bis 24. September präsentiert die Deutsche Oper Berlin in Kooperation mit dem Staatsballett Berlin das Stuttgarter Ballett im Tempodrom. Der Ballettabend PURE BLISS („reine Glückseligkeit“) trägt seinen Titel in Anlehnung an die Erstaufführung von Johan Ingers BLISS. Der schwedische Choreograf nutzt für sein großangelegtes Ensemblestück das legendäre „Köln-Konzert“ des Jazzpianisten Keith Jarrett. Inger greift die Lässigkeit von Jarretts ikonischer Musik auf, setzt sie grandios in Tanz um und erzeugt Bilder von Freiheit und Gemeinschaft.
Der dreiteilige Ballettabend eröffnet mit OUT OF BREATH, einem aufwühlenden Stück, das den schmalen Grat zwischen Leben und Tod erkundet. In diesem intensiven Kammerspiel rennen sechs Tänzer*innen buchstäblich gegen eine Wand, versuchen sie zu überwinden, zu erklimmen oder sich von ihr fallen zu lassen. Zu diesen emotionalen Bilder erklingt die atemberaubende Musik von Jakob Ter Veldhuis und Félix Lajkós, gespielt vom Orchester der Deutschen Oper Berlin.
Der Abend schließt mit Ingers AURORA'S NAP, einer „Dornröschen’’-Persiflage, die die Brücke zwischen klassischem Ballett und Modern Dance schlägt – eine Neukreation, die erst im Februar 2022 ihre umjubelte Premiere in Stuttgart erlebte.
Jazzfestival vom 9. bis 14. September
Durch das große Engagement der BigBand ist Jazz mittlerweile zum festen Bestandteil des Programms der Deutschen Oper Berlin geworden. Am 9. September startet das Festival mit „Broadway-Jazz’’ auf dem Parkdeck, bei dem junge Sänger*innen aus dem Ensemble und der junge Jazzinterpret Atrin Madani Songs von Cole Porter präsentieren. Für Kinder und Familien gibt’s am 11. und 12. September in der Tischlerei „Die Ballade von Robin Hood’’ – nach dem großen Erfolg des „Dschungelbuch“ eine weitere Neukomposition von Martin Auer. Der First Lady des Jazz Ella Fitzgerald widmet sich der Abend „Ella Again’’ am 12. September, der in Rezitation und Musik durch ihr Leben und Werk führt.
Beim Playground Festival am 10. September bittet die Deutsche Oper Berlin mit einem kleinen aber feinen Line Up sechs progressive Bands, Musiker*innen und DJs aus Berlin auf die Bühne von Tischlerei und Kulissenmagazin. Fast alle Acts haben Wurzeln im Jazz, begreifen diesen Begriff aber als Spielfeld und entwickeln ihren eigenen musikalischen Ausdruck jenseits von gängigen Zuschreibungen. Ob Techno auf akustischen Instrumenten gespielt wird, experimentelle Besetzungen zum Einsatz kommen oder Stile wie Rock, Indie, Pop und elektronische Musik lustvoll verschmolzen werden. Mit dabei: Komfortrauschen, LBT, ROSEMARINE, A-meli Paul, Katzenohr und Ralph Heidel.
Wir schauen zurück auf eine Spielzeit, die mit der GÖTTERDÄMMERUNG am 17. Oktober ihre erste Premiere feierte und drei komplette RING-Zyklen unter Leitung von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles im November und Januar erlebte. Rued Langgaards ANTIKRIST-Premiere konnte Ende Januar ebenso nachgeholt werden wie Marina Abramovićs 7 DEATHS OF MARIA CALLAS Mitte April. Giuseppe Verdis LES VÊPRES SICILIENNES und Franz Schrekers DER SCHATZGRÄBER waren die Neuproduktionen im März bzw. Mai, bevor am 12. Juni Wagners DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG in der Regie von Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock als letzte Premiere der Saison herauskam. In der Tischlerei feierten gleich zwei Koproduktionen mit der Münchener Biennale ihre Uraufführungen: ONCE TO BE REALISED und LIEDER VON VERTREIBUNG UND NIMMNERWIEDERKEHR, ein Musiktheater von Bernhard Gander auf einen Text von Serhij Zhadan. Für eine Saison, die von vielen Corona-Reglements und -Erkrankungen geprägt war, ist das eine wunderbare Bilanz, für die alle Mitarbeitenden der Deutschen Oper Berlin viel Kraft und Engagement investiert haben.
Insofern freuen wir uns auf die am Wochenende beginnende Sommerpause, wünschen auch Ihnen eine erholsame Ferienzeit, danken für Ihre kritische Begleitung und hoffen auf Ihr Interesse in der Saison 2022/23.
Nachwuchsförderung wird beim Förderkreis der Deutschen Oper Berlin jetzt noch größer geschrieben
Seit über zwanzig Jahren ist der Götz-Friedrich-Preis eine der wichtigsten Einrichtungen zur Förderung herausragender Begabungen im Bereich der Musiktheaterregie – Preisträger wie Stefan Herheim, Nadja Loschky und Sebastian Baumgarten seien hier stellvertretend genannt. Auch für die Spiel-zeit 2022/23 werden wieder der mit 5.000 Euro dotierte Regiepreis für die beste Inszenierungsarbeit sowie ein mit 2.500 Euro dotierter Studiopreis vergeben. Nachdem der Götz-Friedrich-Preis in den vergangenen Jahren durch die Deutschsprachige Opernkonferenz ausgerichtet wurde, kehrt er nun zurück an die Deutsche Oper Berlin, die Hauptwirkungsstätte seines Widmungsträgers. Der Förderkreis der Deutschen Oper Berlin unterstützt ab jetzt organisatorisch die Ausrichtung des Preises.
Teilnahmeberechtigt sind Opernregisseurinnen und -regisseure im Alter bis 35 Jahren. Dabei gilt der Zeitpunkt der Premiere. Wesentliches Kriterium für die Auswahl ist, dass die Arbeit deutlich selbstständige innovative Akzente setzt. Die Ausschreibung finden Sie als angefügtes PDF.
Damit übernimmt der Förderkreis eine weitere Aufgabe im Feld der Nachwuchsförderung. Schon seit Jahren ermöglichen dessen finanzielle Zuwendungen jungen Sängerinnen und Sängern den Karrierestart und helfen der Deutschen Oper Berlin dabei, ihr erstklassiges Ensemble zu pflegen. Mit dem neu gegründeten Projekt Talent-Circle will der Förderkreis darüber hinaus einen Unterstützerkreis aufbauen, der den musikalischen Nachwuchs nicht nur finanziell unterstützt, sondern zu einem Kreis von persönlichen Paten wird. Neben Sängerinnen und Sängern erweitert sich die Nachwuchsförderung ab jetzt auch auf eine Korrepetitorenstelle sowie Instrumentalistinnen und Instrumentalisten.
In seiner letzten Mitgliederversammlung hat der Vorstand mit der Wahl von Dr. Kilian Jay von Seldeneck zum Vorsitzenden einen Generationswechsel vollzogen: Der bisherige Vorstandsvorsitzende André Schmitz hat, zusammen mit Margarita Broich, die Stellvertretung übernommen. Künftig wird der Vorstand zudem durch Dr. Heike Maria von Joest verstärkt.
Ausschreibung des Götz-Friedrich-Preises der Deutschen Oper Berlin für Regiearbeiten der Spielzeit 2022/23
Seit über zwanzig Jahren ist der Götz-Friedrich-Preis eine der wichtigsten Einrichtungen zur Förderung herausragender Begabungen im Bereich der Musiktheaterregie und vergibt auch für die Spielzeit 2022/23 wieder den mit 5.000 Euro dotierten Regiepreis für die beste Inszenierungsarbeit sowie einen mit 2.500 Euro dotierten Studiopreis. Nachdem der Götz-Friedrich-Preis in den vergangenen Jahren durch die Deutschsprachige Opernkonferenz ausgerichtet wurde, kehrt er nun zurück an die Deutsche Oper Berlin, die Hauptwirkungsstätte seines Widmungsträgers.
Teilnahmeberechtigt sind Opernregisseurinnen und -regisseure im Alter bis 35 Jahren. Dabei gilt der Zeitpunkt der Premiere. In begründeten Ausnahme-fällen werden auch ältere Teilnehmer*innen zugelassen.
Prämiert werden Musiktheater-Inszenierungen, die als Neuproduktionen an einem deutschsprachigen öffentlichen oder privaten Theater in der Spielzeit 22/23 Premiere haben und von den Juroren besucht werden können.
Um ein möglichst vollständiges Bild über die Produktionen zu gewinnen, die für eine Bewerbung in Frage kommen, bitten wir deshalb alle Theater, bis zum 31. August 2022 ihre Neuproduktionen der Spielzeit 2022/23 zu benennen, die von Regisseur*innen im Alter bis 35 Jahren verantwortet werden.
Eine Bewerbung kann erfolgen, sobald absehbar ist, ob die Produktion qualitativ für eine Auszeichnung in Frage kommen könnte. Die Bewerbung sollte den Lebenslauf der Regisseurin bzw. des Regisseurs, die Benennung des inszenierten Werkes, die Termine der Aufführungen sowie eine kurze Darstellung des Konzepts der Produktion enthalten. Bewerben können sich die ausrichtenden Theater, aber auch die Regieführenden.
Jury
Der Jury gehören an:
Dietmar Schwarz, Intendant Deutsche Oper Berlin (Vorsitzender)
Martin G. Berger, Operndirektor Mecklenburgisches Landestheater Schwerin
Ina Karr, Intendantin Luzerner Theater
Andrea Moses, Operndirektorin Deutsches Nationaltheater Weimar
Viktor Schoner, Intendant Staatsoper Stuttgart
Jörg Königsdorf, Chefdramaturg Deutsche Oper Berlin
Die Jury entscheidet nach eigenem Ermessen, welche Produktionen sie in die Auswahl aufnimmt. Wesentliches Kriterium für diese Auswahl ist, dass die Arbeit im Bereich des Musiktheaters deutlich selbstständige innovative Akzente setzt.
Bewerbungen sind per Email zu richten an gfpreis@deutscheoperberlin.de
Oper in drei Aufzügen >>> Libretto vom Komponisten >>> In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 5 ½ Stunden (inkl. zweier Pausen) >>> Premiere: 12. Juni 2022 >>> Weitere Vorstellungen: 18., 26. und 29. Juni sowie 2. und 9. Juli 2022
Populär wie kaum ein anderes Bühnenwerk Richard Wagners sind DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG geliebt und gehasst zugleich. Das Stück verbindet eine heiter-fassliche Komödienhandlung mit sommernachts-trunkenem Spiel um Wahn und Wirklichkeit der Liebe, erhebt aber zugleich den Anspruch eines Gründungsmanifests deutschnationaler Kunst und ist damit in seiner Rezeption historisch belastet wie kaum ein anderes Werk Richard Wagners. Zugleich und an allererster Stelle sind DIE MEISTERSINGER jedoch ein Stück über die Musik und das Musikmachen.
Die Musik ist der zentrale Lebensinhalt für nahezu alle Figuren des Stückes. Ihr zu dienen und sie zu pflegen ist der Zweck der „Meistersingerzunft“, die sich hierzu ein strenges wie anspruchsvolles Regelwerk gegeben hat. Der Dienst an der Musik bestimmt damit auch das Leben von David und Magdalena, der Lehrbuben und Mädchen und ganz besonders das von Eva, der Tochter des reichen Veit Pogner. Dieser stellt ihr die Wahl des Bräutigams frei – unter einer Bedingung: „ein Meister muss es sein“, der Sieger eines öffentlichen Wettsingens. Und so lässt sich auch, aus Liebe zu Eva, mit Walther von Stolzing der einzige, wenngleich musisch hochbegabte „Nichtmusiker“ des Bühnenpersonals auf ebendieses ein. Er findet Hilfe ausgerechnet bei Hans Sachs. Der ist „Meister“ und zugleich Reformer jener Kunstwelt – und ebenfalls verliebt in Eva.
DIE MEISTERSINGER in einer Welt zu erzählen, die sich der Musik verschrieben hat, ist auch der Ausgangspunkt für die Regiekonzeption von Jossi Wieler, Anna Viebrock und Sergio Morabito. Darin erzählen sie von den Regeln wie erstarrten Dogmen, die diese Welt bestimmen und die damit Beispiel für zahlreiche Lebenszusammenhänge werden, in denen Menschen sich Regeln setzen, sich unterordnen und bei ihnen Zuflucht finden oder aber ausbrechen und entkommen wollen. Sie bringen ein Stück auf die Bühne, in dem zudem Sänger*innen Sänger*innen spielen, um singend eine Geschichte über das Singen zu erzählen. Und sie zeigen Figuren wie die des Hans Sachs, der als alternder Mann zugunsten eines Jüngeren auf seine Liebe zu Eva verzichtet und zugleich das System reformieren will, dabei aber auch vor Demagogie und Populismus nicht zurückschreckt – während ab und an der Atem der Geschichte die Geister der Meistersinger-Vergangenheit hereinweht.
Seit 1994 inszenieren Jossi Wieler und Sergio Morabito gemeinsam Musiktheater. Zahlreiche Auszeichnungen würdigten ihre Arbeiten: Ihre Inszenierung von ARIADNE AUF NAXOS bei den Salzburger Festspielen 2001 wurde zur „Aufführung des Jahres“ gekürt. 2002 und 2012 wurde das Duo zum „Regieteam des Jahres“ gewählt, 2006 erhielten sie für DOKTOR FAUST und 2012 für DIE GLÜCKLICHE HAND / SCHICKSAL den Deutschen Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie „Beste Opernregie“. Die Inszenierungen entstanden in den oft überraschenden, subversiven und surreal-realistischen Räumen der Ausstatterin Anna Viebrock, die mit Jossi Wieler und Sergio Morabito seit 1994 eine kongeniale künstlerische Partnerschaft verbindet. An der Deutschen Oper Berlin kam 2019 ihre Stuttgarter Erfolgsinszenierung von Bellinis LA SONNAMBULA als Neueinstudierung zur Premiere.
Die Partie des Hans Sachs übernimmt der Däne Johan Reuter, der an der Deutschen Oper Berlin bereits als Nabucco, Barak in Strauss’ DIE FRAU OHNE SCHATTEN und als Bergs Wozzeck zu erleben war.
Als Walther von Stolzing kehrt Klaus Florian Vogt zurück an die Bismarckstraße. Seit seinem triumphalen Debüt in den MEISTERSINGERN 2007 bei den Bayreuther Festspielen ist er einer der herausragenden und weltweit gefragten Wagner-Tenöre und gilt als der Stolzing und Lohengrin schlechthin.
Die US-Amerikanerin Heidi Stober, an der Deutschen Oper Berlin gefeiert u. a. als Susanna, Micaëla, Adina und in Turnages GREEK, gibt ihr Rollendebüt als Eva. Ebenfalls mit einem Rollendebüt präsentieren sich Ya-Chung Huang als David, zuletzt mit riesigem Erfolg als Mime in der RING-Neuinszenierung zu erleben, und der junge Bariton Philipp Jekal, Ensemblemitglied seit 2018, als Beckmesser. Albert Pesendorfer kehrt – nach seinem Hagen im neuen RING, „der bei seiner Bösartigkeit aus den Vollen schöpft“ (bachtrack) – nun als Veit Pogner zurück an die Deutsche Oper Berlin.
Da Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles leider wegen einer akuten Schultererkrankung ärztlichem Rat folgen und strikte Ruhe halten muss, kann er kurzfristig die musikalische Leitung der MEISTERSINGER nicht wie geplant übernehmen. Wir freuen uns, dass mit Markus Stenz ein geschätzter und mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin gut vertrauter Dirigent einspringen kann. Der langjährige Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Kapellmeister des Gürzenich-Orchesters (2004 bis 2014) war außerdem von 2012 bis 2019 Chefdirigent des Radio Filharmonisch Orkest (des Niederländischen Rundfunk-Orchesters). Er gastierte an den wichtigsten internationalen Opernhäusern wie z.B. am Teatro alla Scala in Mailand, am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, an der English National Opera, der Lyric Opera Chicago, der San Francisco Opera, der LA Opera, an der Bayerischen Staatsoper und an der Hamburgischen Staatsoper. Darüber hinaus war er beim Festival in Glyndebourne, beim Edinburgh International Festival, bei den Bregenzer und Salzburger Festspielen zu erleben. Zuletzt leitete er an der Deutschen Oper Berlin die Wiederaufnahmen von Benjamin Brittens DEATH IN VENICE und in der Saison 2021/22 Brittens A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM.
Am 2. Juli ab 16 Uhr wird DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG live aus der Deutschen Oper Berlin auf rbbKultur Radio übertragen.
Premiere DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG am 12. Juni >>> Sir Donald Runnicles / Jossi Wieler / Anna Viebrock / Sergio Morabito >>> Besetzungs-Highlights TOSCA, LES VÊPRES SICILIENNES und LES CONTES D’HOFFMANN >>> Jazz-Festival in der Tischlerei vom 12. bis 19. Juni
Wir freuen uns sehr, Sie am 12. Juni zur Neuinszenierung von Wagners DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG unter musikalischer Leitung von Sir Donald Runnicles und in der Regie von Jossi Wieler, Anna Viebrock und Sergio Morabito einladen zu können.
Bereits in den 1840er Jahren skizzierte Richard Wagner die ersten Ideen für eine heitere Oper, die sich inhaltlich an das Künstlerdrama des 1845 uraufgeführten TANNHÄUSER UND DER SÄNGERKRIEG AUF WARTBURG anschließen sollte: Der künstlerische Wettstreit ist Ausgangspunkt für ein Ideendrama über den Antagonismus von Alt und Neu, Stillstand und Fortschritt, Beharrung und Innovation. Erst 20 Jahre später war das Gegenstück zum TANNHÄUSER beendet, und die Partitur der MEISTERSINGER geriet zu einer der vielschichtigsten Kompositionen der Opernliteratur. In der gewaltigen Anlage von viereinhalb Stunden reiner Spieldauer greift Wagner zurück auf polyphone „altmeisterliche“ Techniken, verbindet Lieder und Choräle mit komplexer motivischer Arbeit und kreiert so einen ganz neuen Meistersinger-Ton. Der präsentiert sich schon im Vorspiel in strahlendem C-Dur und endet ebenso mit maximaler Klangpracht auf der finalen Festwiese. Am Schluss steht die Wiederherstellung des Bewährten, die „heile“ reine Welt, die Welt der Kunst und der „Kunstkenner“. Die Welt der Meistersinger erweist sich als ein geschlossenes System, nicht nur in der von Wagner ironisierten, in ihrer Kunst pedantischen und regelkonformen Zunft der Meistersinger, sondern ebenso in der gesamten Stadtgesellschaft Nürnbergs: Das Neue – in Gestalt des Fremden Walther von Stolzing – kann keine revolutionäre Kraft entfalten, sondern wird in das System aufgenommen.
Für ihre Neuinszenierung suchen Jossi Wieler, Anna Viebrock und Sergio Morabito den Fragen nach den Mechanismen einer solchen hermetischen Kunstgesellschaft auf den Grund zu gehen. Kann die Kunst in einem konservativen, dogmatischen Umfeld ihre künstlerische Freiheit behaupten und welches systemsprengende Potential vermag sie dann zu entfalten?
Die Partie des Hans Sachs übernimmt der dänische Bariton Johan Reuter, der an der Deutschen Oper Berlin bereits als Nabucco, Barak in Strauss’ DIE FRAU OHNE SCHATTEN und als Bergs Wozzeck zu erleben war.
Als Walther von Stolzing kehrt Klaus Florian Vogt zurück an die Bismarckstraße. Seit seinem triumphalen Debüt in den MEISTERSINGERN 2007 bei den Bayreuther Festspielen ist er einer der herausragenden und weltweit gefragten Wagner-Tenöre und gilt als der Stolzing und Lohengrin schlechthin.
Die US-Amerikanerin Heidi Stober, an der Deutschen Oper Berlin gefeiert u. a. als Susanna, Micaëla, Adina und in Turnages GREEK, gibt ihr Rollendebüt als Eva. Ebenfalls mit einem Rollendebüt präsentieren sich Ya-Chung Huang als David, zuletzt mit riesigem Erfolg als Mime in der RING-Neuinszenierung zu erleben, und der junge Bariton Philipp Jekal, Ensemblemitglied seit 2018, als Beckmesser. Albert Pesendorfer kehrt – nach seinem Hagen, „der bei seiner Bösartigkeit aus den Vollen schöpft“ (bachtrack) – nun als Veit Pogner zurück an die Deutsche Oper Berlin.
Besetzungs-Highlights TOSCA, LES VÊPRES SICILIENNES und LES CONTES D’HOFFMANN
In den TOSCA-Vorstellungen am 2. und 5. Juni freuen wir uns auf Saioa Hernández in der Titelpartie sowie Brian Jagde als Cavaradossi und Roman Burdenko als Scarpia.
LES VÊPRES SICILIENNES wird in der zweiten Vorstellungsserie (am 16., 19. und 25. Juni) mit einer teils neuen Besetzung zu erleben sein: Michael Volle übernimmt die Partie des Guy de Montfort, der junge ukrainische Tenor Valentyn Dytiuk singt Henri, Patrick Guetti Jean de Procida – neben Hulkar Sabirova als Hélène, die bereits in der Premiere gefeiert wurde.
Am 27. Juni kehrt Laurent Pellys poetische Inszenierung von Offenbachs LES CONTES D’HOFFMANN zurück auf den Spielplan (auch am 30. Juni, 3. und 7. Juli): Neben Robert Watson in der Titelpartie stehen Heather Engebretson als Olympia, Antonia und Giulietta sowie Erwin Schrott in der Rolle der Bösewichter und Jana Kurocová als Muse und Nicklausse auf der Bühne.
Jazz-Festival in der Tischlerei vom 12. bis 19. Juni
Die BigBand der Deutschen Oper Berlin präsentiert in der Tischlerei sechs Jazzkonzerte der besonderen Art: Die Konzerte werden jeweils mit Lesung, Tanz, Film oder Schauspiel kombiniert.
Den Anfang macht am 12. Juni um 15 und 18 Uhr das Familienkonzert „Mit Jazz ins Finale“. Der Dirigent gibt den Anpfiff, die Musik rollt, die Spannung steigt! Wie in einer Fußballmannschaft geht auch in einer BigBand nichts ohne ein perfektes Zusammenspiel - eine humorvolle Reise in die Welt der Jazzmusik, moderiert von Britta Steffenhagen.
Am 16. Juni präsentieren Worthy Davis (Vocals) und eine Rhythm-and-Brass-Combo der Deutschen Oper mit Special Guest Konstantin Reinfeld an der Harmonika die größten Hits der Funk-, Soul- und R&B-Legende Stevie Wonder in neuen, funkigen Arrangements.
Und zum Abschluss wird am 19. Juni der UFA-Stummfilmklassiker von 1924, Friedrich Wilhelm Murnaus „Der letzte Mann“, von der BigBand mit Neu-Komposition von Manfred Honetschläger begleitet. Das vollständige Programm auf www.deutscheoperberlin.de.
Musiktheater von Bernhard Gander >>> Text von Serhij Zhadan in einer Übersetzung von Claudia Dathe >>> In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> 100 Minuten >>> Eine Koproduktion der Münchener Biennale mit der Deutschen Oper Berlin >>> Kompositionsauftrag der Münchener Biennale und des Ensemble Modern >>> Uraufführung am 7. Mai 2022 in München >>> Berliner Premiere am 21. Mai 2022 >>> Weitere Vorstellung: 22., 24., 25. und 26. Mai 2022
Die Koproduktionen mit der Münchener Biennale sind zur geschätzten Tradition geworden, für die diesjährige Ausgabe des Festivals ist es die vierte. Bereits vor drei Jahren wurde ein Musiktheater von Bernhard Gander mit einem Text des ukrainischen Schriftstellers Serhij Zhadan in Auftrag gegeben. Zhadan, der sich derzeit in Charkiw aufhält, ist zu einer der exponiertesten literarischen Stimmen im aktuellen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine geworden. Schon seit Beginn des kriegerischen Konflikts im Donbass im Jahr 2014 hat er sich in seinen Romanen und Gedichten verstärkt mit den Themen Krieg und Auflösung auseinandergesetzt und in Auftritten mit seiner Band Sobaki v kosmosi (Hunde im Weltraum) seinen Landsleuten Mut zugesprochen. Seine Schilderungen des auseinanderbrechenden Alltags inmitten der umkämpften Ostukraine finden in dem 2018 bei Suhrkamp erschienenen Roman „Internat“ ihren vorläufigen Höhepunkt.
Das Libretto zu LIEDER VON VERTREIBUNG UND NIMMERWIEDERKEHR ist Zhadans erstes Werk für die Bühne. Dazu nimmt er die existenziellen Herausforderungen des russisch-ukrainischen Verhältnisses als Ausgangspunkt und entwirft exemplarische Flucht- und Vertreibungserfahrungen in einem Zusammenspiel von chorischen Passagen und Dialogen. In pointierten lyrischen Sprachbildern schildert sein Text den Zusammenbruch von Ordnung sowie den Ausfall gesellschaftlicher Regeln und Normen im Krieg: Im Passkontrollbereich eines osteuropäischen Landes wartet eine Gruppe von Menschen auf den Grenzübertritt, zwei Männer in einer Gefängniszelle auf ihre Abschiebung ins Heimatland. Das Erleben von Spaltung bestimmt alle Momentaufnahmen von Warten und Aufbruch ins Ungewisse. Die auftretenden Figuren sehen sich mit der Frage konfrontiert, ob Entscheidungen überhaupt noch selbst getroffen werden können, wenn die Kommunikation versagt und das Ringen um die eigene Biografie zum Scheitern verurteilt ist. Der österreichische Komponist Bernhard Gander hat Zhadans Text für fünf Musiker des Ensemble Modern in kraftvolle, treibende Musik übersetzt; Alize Zandwijks poetische Regiesprache und nuancierte Personenführung schaffen Bilder von höchster Ausdruckskraft.
Bernhard Gander ist ein etablierter Komponist der Neuen Musik und ent-zieht sich zugleich klaren Genrezuschreibungen. Er erschafft durch die Verbindung von Neuer Musik und Heavy Metal auf formaler, klanglicher, gestischer und energetischer Ebene Werke von größter Plastizität. Ganders Werke wurden unter anderen im Wiener Konzerthaus, bei den Wiener Festwochen, beim Steirischen Herbst, den Klangspuren, Transart Bozen, bei den Donaueschinger Musiktagen, Wien modern, Musica Strasbourg, den Wittener Tagen für neue Kammermusik oder der Biennale München aufgeführt. Er ist Träger des Musikförderungspreises der Stadt Wien für Komposition 2004, des Erste-Bank-Kompositionspreises 2005, des SKE Publicity Preises 2009 und erhielt das Staatsstipendium für Komposition. Für „melting pot“, uraufgeführt bei den Wiener Festwochen 2012, erhielt Bernhard Gander den Ernst-Křenek-Preis.
Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991 zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw. Er gilt als eine der bekanntesten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. „Internat“, sein letzter Roman, zeigt den Krieg in dichten atmosphärischen Szenen als Ausnahmezustand, der keinerlei Sinn stiftet, gerade deshalb aber das ganze Leben in Frage stellt. Für „Die Erfindung des Jazz im Donbass“ wurde er mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis und mit dem Brücke-Berlin-Preis 2014 ausgezeichnet (zusammen mit Juri Durkot und Sabine Stöhr). Die BBC kürte das Werk zum „Buch des Jahrzehnts“. Seine Werke werden bei Suhrkamp verlegt.
Die Schauspielregisseurin Alize Zandwijk bildete ab 1998 mit Guy Cassiers die künstlerische Leitung des Rotterdamer Ro Theaters. Seit 2003 inszeniert sie regelmäßig in Deutschland, u. a. am Thalia Theater Hamburg und am Deutschen Theater Berlin. Am Theater Bremen gab sie in der Spielzeit 2012/13 ihr Debüt mit Dea Lohers „Das Leben auf der Praça Roosevelt“, es folgten u. a. Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ und Arne Sierens „Mädchen und Jungen“. Seit der Spielzeit 2016/17 ist sie leitende Regisseurin im Schauspiel am Theater Bremen und inszenierte u. a. Hauptmanns „Die Ratten“ und Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“. Im März 2022 feierte ihre Inszenierung des spartenübergreifenden Abends „Erbarmen“ nach Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion Premiere.
Oper in einem Vorspiel, vier Akten und einem Nachspiel >>> Text vom Komponisten >>> In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 2 Stunden 45 Minuten >>> Premiere: 1. Mai 2022 >>> Weitere Vorstellung: 6., 10., 14. Mai sowie 4. und 11. Juni 2022
Bereits zwei Mal hat Regisseur Christof Loy wenig bekannten Opern des beginnenden 20. Jahrhunderts an der Deutschen Oper Berlin zu einem erfolgreichen Comeback verholfen: Nach Erich Wolfgang Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE und Riccardo Zandonais FRANCESCA DA RIMINI folgt nun ein weiterer, lange vergessener Opernschatz: Franz Schrekers DER SCHATZGRÄBER, eine der wichtigsten Opern der 20er Jahre. Schon die Uraufführung 1920 in Frankfurt geriet zum Sensationserfolg, und es sollten in den nächsten fünf Jahren nicht weniger als 44 Inszenierungen an verschiedenen Häusern folgen. Doch schon kurz darauf wurde es still um das beliebte Werk: Schrekers Opern schienen nicht mehr dem Zeitgeist zu entsprechen, mit dem Aufführungsverbot der Nationalsozialisten verschwanden die Partituren endgültig in den Schubladen. Nach 1945 dauerte es lange, bis eine Schreker-Renaissance einsetzte. DER SCHATZGRÄBER jedoch hat es bis heute schwer. Genau 100 Jahre nach der letzten Berliner Neuinszenierung an der Staatsoper im Jahr 1922 bringen Marc Albrecht und Christof Loy dieses Meisterwerk der 20er Jahre nun zurück nach Berlin.
Wie fast alle Libretti Schrekers stellt auch die Geschichte um Els und Elis die Frage nach dem Verhältnis von Fantasie und Realität, von Kunst und Leben: Als einsame „Kinder von Traumkönigs Gnaden“ seelenverwandt, jagen Els und Elis doch ganz unterschiedlichen Schätzen nach. Elis, der fahrende Sänger, spürt mit seiner Kunst in Gestalt einer magischen Laute Gold und Edelsteine auf, um die Menschheit zu beschenken. Die Kneipentochter Els hingegen, mutterlos aufgewachsen in einer brutalen Männerwelt, wird für ihr Ziel zur Lügnerin, Diebin und Mörderin. Doch selbst der Besitz allen Goldgeschmeides stillt beider Verlangen nicht.
Und so geht es auch in dieser Schreker-Oper einmal mehr um das Sehnen selbst, das der Komponist als den eigentlichen „Schatz“ bezeichnet: „einen Traum von Glück und Erlösung“. Elis und Els verlieren sich in diesen Träumen, Erinnerungen und Ahnungen, in Liedern, in Musik. Ihre Geschichten geraten zum Traumspiel in einer Welt voller Gier und emotionaler Haltlosigkeit. „Die Frage nach dem Glück war in den Jahren nach dem Krieg ein wichtiger Aspekt. Schreker bedient das nicht sentimental, sondern geht mit uns auf die Suche danach. Auf die Suche nach den vielen Sehnsüchten und Realitäten, die in den Menschen gleichzeitig gespiegelt werden können – ein solches Traumspiel interessiert mich auch für die Inszenierung.“ (Christof Loy)
Für Franz Schreker konnte immer auch die Kunst selbst die Erlösung bieten. In diesem Sinne gleicht das Orchester selbst einer „riesigen Zauberharfe mit faszinierenden, schillernden, rauschhaften Farbmischungen und maximalem Suchtpotential“ (Marc Albrecht), und die Partitur selbst zeugt von Entgrenzung und Flucht in andere Welten.
Christof Loy zählt zu den international gefragtesten Opern- und Schauspielregisseuren seiner Generation. Mit DER SCHATZGRÄBER setzt Loy seine Auseinandersetzung mit starken Frauenfiguren in unbekannten Werken des 20. Jahrhunderts an der Deutschen Oper Berlin fort: 2018 wurde seine Inszenierung von Erich Wolfgang Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE unter musikalischer Leitung von Marc Albrecht als „Wiederentdeckung des Jahres 2018“ („Opernwelt“) ausgezeichnet und in der Aufzeichnung des Labels Naxos als beste DVD-Aufnahme mit dem OPUS KLASSIK gewürdigt. Im März 2021 folgte die wenig bekannte Oper FRANCESCA DA RIMINI von Riccardo Zandonai als Streaming-Premiere.
Marc Albrecht und die Deutsche Oper Berlin sind einander lange verbunden, nach spektakulären Produktionen wie Messiaëns SAINT FRANҪOIS D‘ASSISE und Janáčeks DIE SACHE MAKROPULOS schlägt er mit DAS WUNDER DER HELIANE und nun DER SCHATZGRÄBER neue Kapitel in der Zusammenarbeit auf. Auf seine Zeit als Erster Gastdirigent von 2001 bis 2014 an diesem Haus folgte eine weltweite Karriere, die ihn an die internationalen Opernhäuser von Mailand, Zürich, Bayreuth bis Amsterdam führte. Mehrfach arbeitete er dabei mit Christof Loy zusammen, u. a. 2008 für DIE BASSARIDEN (München), 2009 für DER PRINZ VON HOMBURG (Theater an der Wien), 2014 für ARABELLA und 2019 für TANNHÄUSER in Amsterdam.
Alle weiteren Informationen zu Besetzung, Werk, Terminen [hier]
Premiere: Franz Schrekers DER SCHATZGRÄBER am 1. Mai >>> Uraufführung: LIEDER VON VERTREIBUNG UND NIMMERWIEDERKEHR am 21. Mai in der Tischlerei >>> Besetzungs-Highlights NABUCCO, TANNHÄUSER, LOHENGRIN und MADAMA BUTTEFLY
Wir freuen uns, Sie im Mai zu zwei sehr speziellen Premieren einladen zu können: Gleich am 1. Mai feiert Franz Schrekers DER SCHATZGRÄBER unter musikalischer Leitung von Marc Albrecht Premiere, Regie führt Christof Loy, der damit seine Reihe an wiederzuentdeckenden Raritäten der Zehner- und Zwanzigerjahre fortsetzt. Auf Korngolds monumentale Mysterien-Oper DAS WUNDER DER HELIANE und Riccardo Zandonais FRANCESCA DA RIMINI (bisher nur im Stream oder als DVD erlebbar) folgt nun DER SCHATZGRÄBER, ein Werk, in dem die Musik in den prächtigsten Farben flirrt und schillert zu einer bizarren Geschichte, die von Gier, Mord und emotionaler Haltlosigkeit erzählt. Im Zentrum stehen die schwedische Sopranistin Elisabet Strid (Els), die gerade im Leipziger RING als Sieglinde brillierte, Daniel Johansson (Elis), der an der Deutschen Oper Berlin u. a. als Hoffmann und Lohengrin zu erleben war, Thomas Johannes Mayer (Der Vogt), der in vielfältigen Strauss- und Wagnerpartien gern gesehener Gast an der Bismarckstraße ist, sowie Michael Laurenz
(Der Narr), der sein Hausdebüt gibt.
LIEDER VON VERTREIBUNG UND NIMMERWIEDERKEHR
Die Koproduktion mit der Münchener Biennale ist zur geschätzten Tradition geworden, für die diesjährige Ausgabe des Festivals wurde bereits vor drei Jahren ein Musiktheater von Bernhard Gander mit einem Text von Serhij Zhadan in Auftrag gegeben. Dass Zhadan zu einer der exponiertesten literarischen Stimmen im aktuellen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine werden würde, hat damals so keiner kommen sehen, auch wenn er in seinen Gedichten, Romanen und Erzählungen das Lebensgefühl in der seit 2014 umkämpften Ostukraine immer wieder in eindrücklichen Bildern beschrieben hat. Sein Roman „Internat“, erschienen bei Suhrkamp, hat Maßstäbe gesetzt. Mit LIEDER VON VERTREIBUNG UND NIMMERWIEDERKEHR hat Zhadan seinen ersten Text für die Bühne geschrieben.
In ihrer Uraufführung beschäftigen sich Gander und Zhadan mit den äußerst komplizierten Grenz- und Freundschaftslinien, die zwischen ehemals fest verbundenen Staaten verlaufen. Zhadan nimmt die existenziellen Herausforderungen des russisch-ukrainischen Verhältnisses als Ausgangspunkt seines Librettos und entwirft in einem steten Wechsel zwischen chorischen Passagen und Dialogsequenzen eine geradezu exemplarische Grenzpostensituation inmitten eines kriegerischen Konflikts. In einer Gefängniszelle warten zwei Männer auf ihre Abschiebung: Beide erwartet ein Gerichtsverfahren im Heimatland. Am Tag der Abschiebung wird ihnen klar, dass es keinen Unterschied macht, ob sie in die Fremde aufbrechen oder in die Heimat zurückkehren – niemand erwartet sie.
Bernhard Gander erschafft durch die Verbindung von Neuer Musik und Heavy Metal auf formaler, klanglicher, gestischer und energetischer Ebene Werke von größter Plastizität und Ausdruckskraft. Seine Werke wurden u.a. bei den Wiener Festwochen, beim Steirischen Herbst, Transart Bozen, bei den Donaueschinger Musiktagen, Wien modern und Musica Strasbourg aufgeführt. Regie führt Alize Zandwijk, die leitende Regisseurin am Theater Bremen ist und auch am Thalia Theater Hamburg sowie am Deutschen Theater Berlin inszeniert. Die Uraufführung findet am 7. Mai in München statt, die Premiere in Berlin am 21. Mai in der Tischlerei.
Besetzungs-Highlights NABUCCO, TANNHÄUSER, LOHENGRIN und MADAMA BUTTERFLY
Für die NABUCCO-Wiederaufnahme am 7., 20. und 27. Mai freuen wir uns auf den herausragenden mongolischen Bariton Amartuvshin Enkhbat in der Titelpartie, María José Siri als Abigaille und Marko Mimica als Zaccaria – mit Carlo Montanaro am Pult.
Stephen Gould gilt seit Jahren als einer der profiliertesten Tannhäuser-Interpreten weltweit – in den Vorstellungen am 8. und 26. Mai wird er das wieder unter Beweis stellen, an der Seite von Elisabeth Teige als Venus und Elisabeth, Günther Groissböck als Landgraf Hermann und Thomas Johannes Mayer als Wolfram von Eschenbach.
Ähnlich unangefochten gilt Klaus Florian Vogt seit mindestens 12 Jahren als DER Lohengrin schlechthin – er ist in den Vorstellungen am 15. und 20. Mai in seiner Paradepartie zu erleben. Camilla Nylund als Elsa, Anna Smirnova als Ortrud, Günther Groissböck als Heinrich der Vogler und Martin Gantner als Telramund runden die exzellente Besetzung ab. Beide Wagner-Produktionen werden von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles musikalisch geleitet.
Die junge russische Sopranistin Elena Guseva kehrt für die MADAMA BUTTERFLY-Vorstellungen am 21., 25. und 29. Mai zurück an die Deutsche Oper Berlin, wo sie bereits 2019 das Publikum begeisterte. Brian Jagde, zuletzt in Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE gefeiert, übernimmt die Partie des Pinkerton und Irene Roberts Suzuki.
Eine Koproduktion mit der Bayerischen Staatsoper München, dem Teatro del Maggio Musicale Fiorentino, der Greek National Opera und der Opéra national de Paris >>> Berliner Premiere: 8. April 2022 >>> Weitere Vorstellungen: 10. April um 15 und 19 Uhr
Zusehen und Mitleiden erwünscht: Der Tod der Hauptdarstellerin ist der Höhepunkt vieler großer Opern und Anlass zu den ergreifendsten Arien der Musikgeschichte. Daher musste auch Maria Callas in ihrer Karriere unzählige Male dramatisch auf der Bühne sterben. Die Aktions-Künstlerin Marina Abramović ist seit ihrer Jugend von der Primadonna assoluta fasziniert. Wie Maria Callas ist auch Marina Abramović eine Künstlerin, bei der Kunst, Öffentlichkeit und Privatleben untrennbar miteinander verwoben sind und bei der eigener Schmerz Thema der künstlerischen Auseinanderset-zung ist.
Die seit den 70er-Jahren aktive Performance-Künstlerin widmet der Opernikone Callas ein eigenes Projekt: In 7 DEATHS OF MARIA CALLAS beleuch-tet Marina Abramović exemplarisch sieben Partien der Callas und reduziert sie auf ihren musikdramatischen Kern sowie die spezielle Art des Sterbens der Protagonistinnen. In sieben Videos durchlebt sie, mit dem US-amerikanischen Schauspieler Willem Dafoe an ihrer Seite, die unterschiedlichen Tode als Analogie zu Maria Callas, die – so Abramović – letztendlich an gebrochenem Herzen starb. Ein Schmerz, den ihre große Liebe Aristoteles Onassis ihr immer wieder zufügte und von dem sie sich nie erholte.
In 7 DEATHS OF MARIA CALLAS dekonstruiert Marina Abramović die Oper und fügt sie zusammen mit Elementen ihrer eigenen Performance-Kunst – als Hommage an eine der größten Opernsängerinnen aller Zeiten und an ein Leben für die Kunst, das eine Trennung zwischen Privatleben und Profession verweigert.
Die im damaligen Jugoslawien geborene Marina Abramović hat die internati-onale Kunstszene und vor allem die Performance-Kunst seit den 1970er Jahren maßgeblich geprägt. Ihre Werke wurden u. a. aufgeführt im Centre Georges Pompidou in Paris, der Neuen Nationalgalerie in Berlin, dem Museum of Modern Art New York, dem Guggenheim Museum und bei der Documenta. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter für ihr Werk „Balkan Baroque“ den Goldenen Löwen als beste Künstlerin der 47. Biennale di Venezia. Ihre Retrospektive „The Cleaner“ war von 2017 bis Januar 2020 in zahlreichen europäischen Metropolen zu sehen.
In den Videos des Abends ist an Abramovićs Seite der US-amerikanische Filmschauspieler Willem Dafoe zu sehen, u. a. bekannt für seine Darstellung von Vincent van Gogh in „At Eternity’s Gate“ und seine langjährige Mitgliedschaft in der Whooster Group. Bei der Berlinale 2020 war er im Wettbewerbsfilm „Siberia“ zu erleben.
Die bekannten Arien werden ergänzt durch Neukompositionen des jungen serbischen Komponisten Marko Nikodijević. Sein Kompositionsstudium in Belgrad und Stuttgart ergänzte er durch Stipendien und Meisterkurse in u. a. Apeldoorn, Visby, Weimar, Amsterdam und Baden-Baden. 2013 erhielt er einen der Förderpreise für Komponisten der Ernst von Siemens Musikstiftung. 2014 wurde er mit dem Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie Nachwuchsförderung ausgezeichnet. In der Saison 2019/20 war er Composer in Residence beim RSB.
Die musikalische Leitung übernimmt Yoel Gamzou, der im Januar 2020 sein Debüt an der Deutschen Oper Berlin mit TOSCA gab. Seit der Saison 2017/18 ist er Generalmusikdirektor am Theater Bremen. Er ist künstlerischer Leiter und Chefdirigent beim 2006 gegründeten International Mahler Orchestra (IMO). Er ist Preisträger des ECHO Klassik Award 2017 in der Kategorie Nach-wuchskünstler des Jahres „Dirigent“ sowie des „ECF Princess Margriet Award for Culture“ der European Cultural Foundation.
Aktuelle Informationen zu Werk und Besetzung
Den komplizierten Planungsmodalitäten der vergangenen zwei Pandemie-Jahre ist es geschuldet, dass Sie für die kommende Saison manche Premiere angekündigt finden, die wir schon einmal hofften, herausbringen zu können. Dazu gehören mit Beethovens FIDELIO (Sir Donald Runnicles / David Hermann) am 25. November 2022 und Bachs MATTHÄUS-PASSION (Alessandro De Marchi / Benedikt von Peter) am 5. Mai 2023 zwei ikonische Werke der europäischen Musikgeschichte. Aber auch Verdis SIMON BOCCANEGRA (Jader Bignamini / Vasiliy Barkhatov) erlebt am 29. Januar 2023 endlich seine Premiere, ein Werk, in dem Verdi die exemplarische und gerade heute höchst drängende Frage thematisiert, wie politische Macht auf ihre Repräsentanten rückwirkt. Ohnehin geht es in unseren Neuproduktionen fast durchweg um große, gewichtige Themen: um Freiheit und die Frage, wie Macht korrumpieren kann, aber auch darum, wie wir als Menschen unser Ver-hältnis zueinander definieren, auf welche Werte wir aufbauen wollen.
Wir freuen uns sehr, dass sich die mit Zemlinskys DER ZWERG begonnene, sehr glückhafte Zusammenarbeit von Tobias Kratzer und Sir Donald Runnicles in einem auf drei Spielzeiten angelegten Zyklus fortsetzt: Am 18. März 2023 beginnt das Team mit ARABELLA seinen Richard-Strauss-Werkzyklus, der unter dem Motto „Szenen einer Ehe“ mit INTERMEZZO und DIE FRAU OHNE SCHATTEN in den kommenden Jahren vervollständigt wird.
Wenn am 19. Mai 2023 Christof Loys Inszenierung von Zandonais FRANCESCA DA RIMINI ihre Publikumspremiere feiert, werden Sie Gelegenheit gehabt haben, innerhalb eines Jahres alle drei Opern des Zyklus mit Werken der Zwanzigerjahre zu erleben, denn DER SCHATZGRÄBER feiert am 1. Mai 2022 Premiere und DAS WUNDER DER HELIANE eine Wiederaufnahme am 2. März 2023.
Dem zeitgenössischen Musiktheater immer wieder Spielräume zu eröffnen, steht im Fokus unseres Interesses. Jede Saison finden ca. vier Uraufführungen in der Tischlerei statt – am 29. Oktober 2022 macht NEGAR den Anfang, ein neues Musiktheater von Keyran Chemirani und Marie-Ève Signeyrole, die sich mit der Premiere von BABY DOLL auf der großen Bühne bereits einen Namen an der Deutschen Oper Berlin gemacht hat.
Außerdem stehen KARAOPER für Kinder ab 8, NEUE SZENEN VI und BÄR*IN auf dem Programm.
Aber auch und vor allem auf der großen Bühne sind Uraufführungen unabdingbar: Am 9. Juni 2023 erleben Sie erstmals Giorgio Battistellis Musiktheater IL TEOREMA DI PASOLINI. Zum 100. Geburtstag des großen italienischen Filmemachers und Regisseurs komponierte der vielleicht bekannteste lebende Komponist Italiens eine Oper für 6 Stimmen und Orchester. Außerdem freuen wir uns auf die Wiederaufnahme der „Uraufführung des Jahres 2019“ OCEANE von Detlev Glanert, die sich unter den 25 Repertoirewerken im Spielplan ab 2. November 2022 findet.
Erst dann, im November 2022, erlauben uns die Bauarbeiten am Orchestergraben die Rückkehr auf die große Bühne an der Bismarckstraße. Bis dahin finden Sie uns im Konzerthaus (EINE FLORENTINISCHE TRAGÖDIE), in der Philharmonie (Mahlers Zweite und „Epitaph“ von Charles Mingus), im Haus der Berliner Festspiele (SEMIRAMIDE) und im Tempodrom. Dort präsentieren wir das Stuttgarter Ballett mit seiner dreiteiligen Neuproduktion „Pure Bliss“, die Ende Februar 2022 Premiere feierte und musikalisch den Bogen von Keith Jarrett bis Pjotr I. Tschaikowskij spannt. Aber auch das Parkdeck werden wir Ende August/September bespielen und unter anderem die hochgelobte Produktion GREEK wiederaufnehmen.
Das vollständige Programm dieser Monate „out of home“ veröffentlichen wir in einer gesonderten Ausgabe des „Libretto“.
Wir freuen uns über Ihr Interesse – detailliertere Infos anbei!
Der Vorverkauf für die Saison 2022/23 startet am 6. April.
Großes Haus
Premiere: 25. November 2022
Ludwig van Beethoven
FIDELIO
Musikalische Leitung: Sir Donald Runnicles
Inszenierung: David Hermann
Premiere: 29. Januar 2023
Giuseppe Verdi
SIMON BOCCANEGRA
Musikalische Leitung: Jader Bignamini
Inszenierung: Vasily Barkhatov
Premiere: 18. März 2023
Richard Strauss
ARABELLA
Musikalische Leitung: Sir Donald Runnicles
Inszenierung: Tobias Kratzer
Premiere: 5. Mai 2023
Johann Sebastian Bach
MATTHÄUS-PASSION
Musikalische Leitung: Alessandro De Marchi
Inszenierung: Benedikt von Peter
Publikumspremiere: 19. Mai 2023
Riccardo Zandonai
FRANCESCA DA RIMINI
Musikalische Leitung: Ivan Repušić
Inszenierung: Christof Loy
Uraufführung: 9. Juni 2023
Giorgio Battistelli
IL TEOREMA DI PASOLINI
Musikalische Leitung: Daniel Cohen
Inszenierung: Dead Centre
Konzertante Premiere: 15. Juni 2023
Jules Massenet
HÉRODIADE
Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Tischlerei
Uraufführung: 29. Oktober 2022 in der Tischlerei
NEGAR
Musiktheater von Marie-Ève Signeyrole und Keyvan Chemirani (Musik)
Inszenierung: Marie-Ève Signeyrole
Koproduktion mit Opéra Orchestre National de Montpellier Occitaine
Uraufführung: 3. März 2023 in der Tischlerei
KARAOPER
Eine Karaoke-Opernfilm-Performance für Kinder und Jugendliche
ab 8 Jahren von Chez Company
Künstlerische Leitung: Gesine Danckwart, Fabian Kühlein, Sabrina Zwach
Komposition: Thomas Kürstner, Sebastian Vogel
Uraufführung: 21. April 2023 in der Tischlerei
NEUE SZENEN VI: Ein Kammeropern-Triptychon
Musiktheater in drei Teilen von Juta Pranulytė, Sina Fani Sani und Germán Alonso
Libretti von Giulia Fornasier, Franziska vom Heede, Fabrizio Funari
Musikalische Leitung: Manuel Nawri
Inszenierung: Studierende des Studiengangs Regie der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Auftragswerke der Deutschen Oper Berlin und der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Uraufführung: 21. Juni 2023 in der Tischlerei
Bär*in
Musiktheater von Franziska Angerer und Arne Gieshoff (Musik)
Inszenierung: Franziska Angerer
Oper in zwei Aufzügen. Libretto von Josef Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg Friedrich Treitschke >>> Premiere: 25. November 2022 >>> Weitere Vorstellungen: 30. November; 3., 18. Dezember 2022; 7., 14. Januar sowie 22. und 26. Februar 2023
Es ist wohl bezeichnend, dass der Nonkonformist Ludwig van Beethoven für seine einzige Oper FIDELIO einen Stoff aus dem Umfeld der französischen Revolutions- und Rettungsopern gewählt hat. Das Libretto „Léonore, ou L’amour conjugal“ von Jean Nicolas Bouilly war Vorlage für sein Freiheitsplädoyer, das er insgesamt dreimal überarbeitete und das ihn gut 10 Jahre beschäftigte.
Was wurde und was wird Beethoven und seiner einzigen Oper nicht alles vorgeworfen: Ein schauerliches Libretto, ein ungeformter Stilmix, eine zerfasernde Dramaturgie, eine teilweise unsingbare Musik, vollkommen verschobene Dimensionen etc. Und es stimmt – Beethoven scherte sich wenig um klassische Form und Ebenmaß, doch sollte man daraus nicht sofort mangelndes Können ablesen. Stoff und dramaturgische Anlage der Oper wurzeln – wie das in großen Teilen wörtlich aus dem französischen übersetzte Libretto – in der Tradition der französischen Rettungsoper. Nicht unbedingt eine dramaturgische Plausibilität steht im Vordergrund, sondern stark kontrastierende Momente der Überraschung. Gleichzeitig finden sich Hinweise auf das bürgerliche Rührstück, ja gar die Wienerische Maskerade: Die als Mann verkleidete Leonore, die im Umfeld der kleinbürgerlichen Familie von Rocco und Marzelline sogleich zum Schwiegersohn in spe auserkoren wird, könnte auch Ausgangspunkt für einen Schwank sein, doch wirkt Leonore/Fidelio mit ihrem heroischen Impetus nach und nach wie ein Fremdkörper. Ähnlich wie Leonore sich das Vertrauen Roccos verdienen muss und letztlich in die versteckten Tiefen des Gefängnisses vordringt, wo sie ihren verschollenen Gatten Florestan vermutet, schält sich der Kern der Oper erst nach und nach heraus: Im Angesicht der politischen und gesellschaftlichen Umformungen des frühen 19. Jahrhunderts appelliert Beethoven an einen allgemeingültigen Humanismus. Das heroisch-verklärende Ende mit seinem oratorischen Ausmaß ist nicht etwa dem Unvermögen des Sinfonikers Beethovens geschuldet, ein vernünftiges Opernende zu schreiben – vielmehr verlässt Beethoven hier die klassische Dramenstruktur und komponiert ein Statement, einen politischen Aufruf. Über die zwei Jahrhunderte seit ihrer Uraufführung wurde FIDELIO zur Befreiungs-, Feier- und Gedenkoper stilisiert – doch das Werk entzieht sich mit seiner Uneindeutigkeit solchen Vereinnahmungen.
Generalmusikdirektor Donald Runnicles, der die musikalische Leitung bei dieser Neuproduktion innehat, verweist auf die Radikalität und die Hellsichtigkeit von Beethovens einziger Oper: „In FIDELIO stecken ganze Welten. Hier wurden Ideen entwickelt, Wege angelegt, entlang derer sich später Komponisten, Karrieren und ganze Genres ausformulierten. Der Einfluss Beethovens auf das Jahrhundert nach ihm ist so umfassend, dass er nicht zu messen ist.“
Mit FIDELIO arbeiten Regisseur David Hermann und Bühnen- und Kostümbildner Johannes Schütz nach Leoš Janáčeks AUS EINEM TOTENHAUS an der Oper Frankfurt zum zweiten Mal an einer „Gefängnisoper“. Das Nachdenken über Innen und Außen, Freiheit und Gefangensein, Macht und Ohnmacht setzen sie nun gemeinsam mit Beethovens einziger Oper an der Deutschen Oper Berlin fort. Für FIDELIO haben sie einen poetisch-surrealen Bühnenraum kreiert, der seine eigenen Regeln etabliert, die Charaktere der Oper formt und während des Spiels Spuren hinterlässt. Kann Freiheit heute überhaupt gänzlich errungen werden – ohne Kollateralschäden und ohne sich dabei selbst schuldig zu machen?
David Hermann ist dem Haus seit dem Intendanzbeginn von Dietmar Schwarz im Jahr 2012 sehr verbunden – dabei hat er auch abseits der großen Bühnen mit ungewöhnlichen Raumlösungen und seiner sensiblen, psychologischen Personenführung für Aufsehen gesorgt.
Johannes Schütz arbeitet zum ersten Mal an der Deutschen Oper Berlin – seine starken bühnenbildnerischen Entwürfe prägen seit Jahren die deutsche Theaterlandschaft. Dabei zeichnet er sich vor allem durch seine Stilvielfalt aus.
In der Titelpartie kehrt Ingela Brimberg, nach ihrem Erfolg als Senta in Christian Spucks Inszenierung von Richard Wagners DER FLIEGENDE HOLLÄNDER, zurück an die Deutsche Oper Berlin. Ihr zur Seite steht neben bewährten Ensemblekräften wie Tobias Kehrer und Thomas Lehman auch
Robert Watson als Florestan, der zuletzt als Don Carlo das Publikum begeisterte.
Musikalische Leitung: Donald Runnicles
Inszenierung: David Hermann
Bühne, Kostüme: Johannes Schütz
Licht: Ulrich Niepel
Chöre: Jeremy Bines
Dramaturgie: Carolin Müller-Dohle
Don Fernando: Thomas Lehman / Philipp Jekal
Don Pizarro: Markus Brück / Jordan Shanahan
Florestan: Robert Watson / Klaus Florian Vogt
Leonore: Ingela Brimberg / Flurina Stucki
Rocco: Tobias Kehrer / Ante Jerkunica
Marzelline: Elisa Verzier / Meechot Marrero
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Oper in einem Prolog und drei Akten >>> Libretto von Francesco Maria Piave und Arrigo Boito >>> Premiere: 29. Januar 2023 >>> Weitere Vorstellungen: 1., 4., 9., 17., 19. und 25. Februar 2023
Es ist „düster, weil es düster sein muss, aber es ist fesselnd“: Als Verdi 1881 mit diesen Worten seinen SIMON BOCCANEGRA beschrieb, war dieses Stück so etwas wie das Sorgenkind des Komponisten. Über zwanzig Jahre waren seit der erfolglosen Uraufführung am Teatro La Fenice vergangen und auch alle weiteren Versuche Verdis, das Werk im Repertoire der italienischen Opernhäuser zu etablieren, waren ohne Erfolg geblieben. Nun aber bot sich erneut die Möglichkeit, die Oper auf die Bühne zu bringen, dieses Mal an der Mailänder Scala. Hierfür überarbeitete Verdi das Stück jedoch zusammen mit dem Librettisten Arrigo Boito, parallel zur gemeinsamen Arbeit an Verdis spätem Meisterwerk OTELLO, so grundlegend wie keine seiner anderen Opern. Verdi komponierte größere Abschnitte neu und Boito schrieb das ursprüngliche Libretto des inzwischen verstorbenen Francesco Maria Piave weitgehend um. Die Grundstruktur der Handlung wurde jedoch beibehalten ebenso wie die zentrale Thematik mit der Frage, welche Opfer ein Politiker im Privatleben als Preis für die Macht zu zahlen habe.
Ausgangspunkt der Handlung ist der Konflikt zweier Männer, die sich als Vertreter verfeindeter politischer Lager gegenüberstehen und zugleich familiär schicksalshaft aneinander gebunden sind. Fiesco ist einer der Anführer der Adelspartei in Genua, der Korsar Simon Boccanegra hingegen kommt aus einfachen Verhältnissen, hat sich aber Dank seiner militärischen Erfolge großes Ansehen erworben und wird von der Volkspartei als Kandidat bei der anstehenden Wahl des Dogen unterstützt. Zugleich ist Simon jedoch mit Fiescos Tochter Maria liiert und hat mit dieser bereits eine uneheliche Tochter. Fiesco verweigert den beiden jedoch die Heirat und schließt seine Tochter in seinem Palast ein, wo sie kurz darauf verstirbt. Erst nach seiner Wahl zum Dogen findet Simon dort seine tote Geliebte. Die gemeinsame Tochter, Fiescos Enkelin, bleibt jedoch verschwunden. Erst 25 Jahre später taucht sie wieder auf und gerät in den immer noch tobenden Machtkampf der Parteien. Liebt sie doch den mit Simon verfeindeten Adeligen Gabriele Adorno, während auch Simons Parteigänger Paolo sie begehrt und mit einer heimtückischen Intrige versucht, den Nebenbuhler auszuschalten und zugleich seine Macht zu sichern.
Verdis düsterer Politthriller wird von dem russische Regisseur Vasily Barkhatov inszeniert. Nach viel beachteten Regiearbeiten zunächst am Moskauer Bolschoi-Theater sowie ab 2006 am Mariinsky-Theater in St. Petersburg übernahm er zwischen 2011 und 2014 die künstlerische Leitung des zum Mariinsky-Theater gehörigen Michailowsky-Theaters. Zugleich machte er mit einer Reihe von Inszenierungen außerhalb Russlands auf sich aufmerksam und arbeitete zuletzt am Theater Basel, am Saarländischen Staatstheater, am Staatstheater Wiesbaden, an der litauischen Nationaloper und an der Staatsoper Hannover. Mit Umberto Giordanos SIBERIA gibt er im Sommer 2022 sein Debüt bei den Bregenzer Festspielen. Seine erste Regiearbeit an der Deutschen Oper Berlin im Herbst 2017, die Uraufführungsinszenierung von Aribert Reimanns L’INVISIBLE, wurde von Presse und Publikum begeistert aufgenommen. Mit SIMON BOCCANEGRA kehrt er nun an das Haus an der Bismarckstraße zurück.
Die musikalische Leitung übernimmt Jader Bignamini. Der aus dem italienischen Crema stammende Dirigent hat sich in den letzten Jahren international einen Namen gemacht als Spezialist für das italienische Repertoire. Gastengagements führten ihn unter anderem an die Metropolitan Opera in New York, die Wiener Staatsoper, das Teatro dell’Opera in Rom, die Oper Frankfurt, das Bolschoi-Theater, das Teatro la Fenice in Venedig und das Teatro Filarmonico di Verona. Jader Bignamini ist Resident Conductor des Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi und ist ab der Spielzeit 2021/2022 Musical Director des Detroit Symphony Orchestra. Mit SIMON BOCCANEGRA gibt er sein Debüt an der Deutschen Oper Berlin.
Musikalische Leitung: Jader Bignamini
Inszenierung: Vasily Barkhatov
Bühne: Zinovy Margolin
Kostüme: Olga Shaishmelashvili
Chöre: Jeremy Bines
Dramaturgie: Sebastian Hanusa
Simon Boccanegra: George Petean / Dong-Hwan Lee
Gabriele Adorno: Attilio Glaser / Jorge Puerta
Jacopo Fiesco: Liang Li / Patrick Guetti / Ante Jerkunica
Maria Boccanegra / Amelia Grimaldi: Angel Blue / Flurina Stucki
Paolo Albiani: Michael Bachtadze / Samuel Dale Johnson
u. a.
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Lyrische Komödie in drei Aufzügen >>> Dichtung von Hugo von Hofmannsthal >>> Premiere: 18. März 2023 >>> Weitere Vorstellung: 23., 26. und 30. März sowie 1. und 6. April 2023
Auf den ersten Blick ist das Libretto „Arabella’’ von Hofmannsthal eine Verwechslungskomödie, die, wäre sie von Rossini komponiert worden, durchaus eine schmissige Buffo-Oper hätte werden können. Aber durch die Musik von Richard Strauss, der alle Register seiner Orchesterkunst zieht, vom spätromantischen Rauschklang bis zu modernster Disharmonik, entsteht ein subtiles, farbiges Panorama von einer Gesellschaft im Umbruch, deren spätbürgerliche Werte zerfallen. Eigene Identität und zwischenmenschliche Beziehungen müssen ganz neu erprobt werden. Zentral ist – noch mehr als die zwischen Romantik und Rebellion schwankende Titelfigur – Arabellas jüngere Schwester Zdenka. Sie, die von den Eltern aus Mangel an Geld für standesgemäße Mädchenkleider als Mann verkleidet wird, hat umso verzweifelter mit ihrer/seiner Außenseiterrolle zu kämpfen und hinterfragt damit konventionelle Geschlechterbilder ebenso wie ihre Schwester Arabella, die keinen von den Eltern ausgesuchten Bräutigam akzeptieren will.
Für Regisseur Tobias Kratzer und sein Team sind die Ambivalenzen der handelnden Personen bis hin zur letzten schrulligen Nebenfigur willkommene Inspirationsquelle, über historische Rollenbilder und moderne Identität nachzudenken. Der Abschied von den alten Werten bringt nicht nur melancholische Nostalgie, sondern faszinierend aktuelle Thesen zu Geschlechterrollen und zwischenmenschlichen Bindungen hervor. Dadurch wird der Kontrast zwischen Historismus und Gegenwart anschaulich erlebbar. Außerdem wird das Besondere an der Komposition von Richard Strauss, nämlich der verzweifelte Kampf des Individuums um Selbstverwirklichung in einer auf äußeren Schein fixierten Gesellschaft, besonders hervorgehoben. Für die ästhetisch herausfordernden Perspektivwechsel vom sozialen Ganzen auf das individuelle Erleben und wieder zurück setzt Tobias Kratzer zusammen mit dem Bühnenbildner Rainer Sellmaier und dem Videokünstler Manuel Braun verschiedene Spielarten filmischer Sequenzen ein. Dem Zuschauer mag die detailreiche Inszenierung, bei der die reale Spielhandlung immer wieder mit filmischer Virtualität kontrastiert, ergänzt und kommentiert wird, die Möglichkeit geben, den musikalischen Reichtum mit oft überraschendem Wechsel zwischen privatem Gefühlschaos und gesellschaftlicher Norm zu erleben.
Nach seinem großen Erfolg mit Zemlinskys DER ZWERG kehrt Tobias Kratzer jetzt an die Deutsche Oper Berlin zurück und setzt mit dem Auftakt seines Strauss-Zyklus auch die fruchtbare Zusammenarbeit mit Sir Donald Runnicles fort. In den kommenden Spielzeiten folgen INTERMEZZO und FRAU OHNE SCHATTEN.
Die Titelpartie gestaltet Rachel Willis-Sørensen, die bereits als Elsa (LOHENGRIN) und Rosalinde (DIE FLEDERMAUS) das Publikum der Deutschen Oper Berlin begeisterte. In den weiteren Partien freuen wir uns auf Interpretinnen und Interpreten, die dem Haus schon lange eng verbunden sind. Albert Pesendorfer, zuletzt für seinen Hagen in der Neuinszenierung des RING bejubelt, ist als Graf Waldner zu erleben und Thomas Blondelle, der einen grandiosen Loge sang und spielte, als Graf Elemer. Ihre Prinzessin Clara in DER ZWERG, Corinna in IL VIAGGIO A REIMS und La Traviata werden in ihrer klaren, anrührenden Gestaltung jedem in Erinnerung bleiben, der sie erlebt hat: In ARABELLA übernimmt Elena Tsallagova die Partie der Zdenka. Russell Braun wird als Mandryka und Robert Watson als Matteo auf der Bühne stehen.
Musikalische Leitung: Sir Donald Runnicles
Inszenierung: Tobias Kratzer
Bühne, Kostüme: Rainer Sellmaier
Licht: Stefan Woinke
Video: Manuel Braun, Jonas Dahl
Chöre: Jeremy Bines
Dramaturgie: Bettina Bartz, Jörg Königsdorf
Graf Waldner: Albert Pesendorfer
Adelaide: Doris Soffel
Arabella: Rachel Willis-Sørensen
Zdenka: Elena Tsallagova
Mandryka: Russell Braun
Matteo: Robert Watson
Graf Elemer: Thomas Blondelle
u. a.
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Berliner Premiere: 5. Mai 2023 >>> Weitere Vorstellung: 13., 18. und 21. Mai 2023
Bachs Matthäus-Passion von 1729 hatte ihren ursprünglichen Sitz in der Leipziger Thomaskirche als religiöses Ritual für die gläubige Gemeinde während der Karfreitagsliturgie. Mit Bachs Tod jedoch verschwand die monumentale dramatisch-epische Komposition aus dem jährlichen Kirchenkalender. Erst durch Felix Mendelssohn-Bartholdys legendäre Berliner „Wiederentdeckung“ mit der neugegründeten „Sing-Akademie zu Berlin“ begann 100 Jahre später eine breite Rezeptionsgeschichte und auch ein Stück Berliner Kulturgeschichte: Das gemeinsame Singen der Passion und damit auch die Feier der „Passions-Werte“ trafen in jenen Jahren um 1829 auf die National-bewegung in Deutschland. So erscheint die Herausbildung einer bürgerlich-autonomen Kunstreligion in Berlin eng verknüpft mit den Aufführungen der Matthäus-Passion und bis heute gehören Bachs Passionen zum zentralen Repertoire großer Chöre und Chorvereine.
Für eine szenische Version der Matthäus-Passion interessiert Regisseur Benedikt von Peter die Frage nach der Bedeutung des Passionsgedankens für eine diverse Gesellschaft, in der die christliche Religion zunehmend an Relevanz verliert. Wie kann man heute das zentrale Passionsmotiv des Leidens verstehen? Wieviel Distanz entsteht bei einer Aufführung im säkularen Rahmen eines Opernhauses? Und welche Art von Gemeinschaft kann es geben?
Benedikt von Peter hat mit seinen Regiearbeiten in den letzten Jahren vor allem mit ungewöhnlichen Raumlösungen im Musiktheater auf sich aufmerksam gemacht und fokussiert in seinen Inszenierungen auf die jeweilige „Architektur eines Stückes“, die er aus der Komposition auf Bühne und Zuschauerraum zu übertragen sucht. Die schon von Bach doppelchörig angelegte Matthäus-Passion wird in diesem Sinne auf das gesamte Auditorium und die Hauptbühne ausgeweitet. Vier Orchester, mehrere Gruppen des Hauschores und Berliner Singvereine sind auf den gesamten Raum verteilt. Das Publikum sitzt sich gegenüber – im Zuschauerraum und auf einer Tribüne auf der Hauptbühne – und ist eingeladen, aktiv zu partizipieren und mitzusingen. Im säkularen Opernhaus wird so über eine performative Anordnung die Idee von Gemeinschaft als soziale Plastik erfahrbar.
Inmitten dieser Gemeinde findet das szenische Spiel des Evangeliumstextes statt: Kinder und Jugendliche übernehmen die Narration und tragen die Darstellung von Schmerz, Leid und Tod. Nah am Publikum und eingebettet in die musikalische Interpretation der Solist*innen. Die Zentralperspektive des Guckkastens wird so aufgehoben zugunsten eines gemeinsamen Rituals von Erwachsenen und Kindern, Laienchören und professionellen Künstler*innen mit je eigenen Perspektiven auf einen 2000 Jahre alten Text und dessen Wirkungsgeschichte.
Regisseur Benedikt von Peter hat in den letzten Jahren zahlreiche außergewöhnliche und mit Preisen ausgezeichnete Inszenierungen erarbeitet, u.a. am Theater Basel LES DIALOGUES DES CARMELITES und PARSIFAL, an der Staatsoper Hannover Luigi Nonos INTOLLERANZA 1960, LA TRAVIATA und DON GIOVANNI, an der Oper Frankfurt Lachenmanns DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN, am Theater Luzern u.a. Nonos PROMETEO. Von 2012 bis 2015 war er als Leitender Regisseur Musiktheater in Bremen engagiert. Ab 2016 leitete er als Intendant das Luzerner Theater. Seit 2020 ist er Intendant des Theater Basel.
Alessandro De Marchi gilt als einer der profiliertesten Aufführungspraxisspezialisten auf historischen und modernen Instrumenten. Sein Repertoire reicht von der Spätrenaissance bis zur modernen und zeitgenössischen Musik mit Schwerpunkt Barock, Wiener Klassik und Belcanto. Als leidenschaftlicher Verfechter von unbekannteren Werken hat sich Alessandro De Marchi für die Aufführung zahlreicher Kompositionen eingesetzt, etwa Carl Heinrich Grauns CESARE E CLEOPATRA, Johann Adolf Hasses CLEOFIDE oder Giovanni Battista Pergolesis L’OLIMPIADE. Seit 2009 ist er Künstlerischer Leiter der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Alessandro De Marchi dirigiert regelmäßig an den wichtigsten Opernhäusern Europas. An der Deutschen Oper Berlin ist er mit der Matthäus-Passion zum ersten Mal zu erleben.
Musikalische Leitung: Alessandro de Marchi
Inszenierung: Benedikt von Peter
Bühne: Natascha von Steiger
Kostüme: Lene Schwind
Video: Bert Zander
Licht: Roland Edrich
Chöre: Jeremy Bines
Kinderchor: Christian Lindhorst
Dramaturgie: Dorothea Hartmann
Evangelist: Sebastian Kohlhepp
Jesus: Padraic Rowan
Petrus: Hohepriester: Michael Bachtadze
Pilatus: Dean Murphy
Sopran: Elbenita Kajtazi
Alt: Annika Schlicht
Tenor: Kieran Carrel
Bass: Joel Allison
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Libretto von Tito Ricordi >>> Publikumspremiere: 19. Mai 2022 >>> Weitere Vorstellungen: 26. und 29. Mai sowie 1. und 3. Juni 2022
Nach der Inszenierung von Erich Wolfgang Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE, gewählt zur Wiederentdeckung des Jahres 2018 („Opernwelt“), setzt Christof Loy an der Deutschen Oper Berlin seine Auseinandersetzung mit unbekannteren Werken des beginnenden 20. Jahrhunderts fort. Im Mai 2022 folgt die Premiere von Franz Schrekers DER SCHATZGRÄBER. Bereits 2021 nahm Loy sich eine weitere Rarität vor: Riccardo Zandonais FRANCESCA DA RIMINI, die im Lockdown ihre Premiere als Live-Stream erlebte. Nun holen wir die Premiere mit Publikum nach. Für die Titelpartie kehrt Sara Jakubiak nach dem großen Erfolg der HELIANE für eine weitere Zusammenarbeit mit Christof Loy an die Deutsche Oper Berlin zurück.
Der 1883 geborene Riccardo Zandonai war Schüler Mascagnis und galt um 1910 als neuer Stern am italienischen Opernhimmel. Sein Verleger Tito Ricordi plante mit ihm eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie eine Generation früher sein Vater Giulio Ricordi mit dem jungen Puccini. Dafür scheute Ricordi keine Kosten und Mühen und erwarb für die neue Oper Zandonais die exorbitant teuren Rechte an einem der Skandalstücke der Zeit: Gabriele d’Annunzios fünfaktiges Drama „Francesca da Rimini“, uraufgeführt 1901 in Rom mit Eleonora Duse in der Titelrolle. Gabriele d’Annunzio hatte mit „Francesca da Rimini“ auf einen Stoff aus Dantes „Göttlicher Komödie“ zurückgegriffen, der im 19. Jahrhundert zum Lieblingsthema der Romantik gehörte. Grausame Leidenschaften, blutige Szenen in Bürgerkriegszeiten, ein in flagranti erwischtes ehebrecherisches Paar und seine todessehnsüchtige Liebe, schließlich finaler Doppelmord aus Eifersucht: Publikum und Presse waren gespalten, für die Künstler der Zeit wurde D’Annunzios „Poem aus Blut und Wollust“ jedoch mit seiner Ästhetik des Fin de Siècle zur Attraktion.
Der 31-jährige Riccardo Zandonai sah in dem Drama nun die Chance zu einer großdimensionierten Oper, für grelle Farbwechsel und eine musikalische Sprache, die unterschiedlichste Stile und Zeiten amalgamiert: Zwischen italienischer Belcanto-Tradition, Reminiszenzen an die Madrigale der Renaissance, der Härte des Verismo, präfaschistischen Marschrhythmen, Wagners TRISTAN als Vorbild und dem französischem Impressionismus eines Debussy findet Zandonai einen ganz eigenen Weg eines europäischen Musiktheaters.
Im Zentrum der Handlung stehen gleich drei Brüder, die sich in dieselbe Frau verlieben: Francesca aus dem Haus der Polenta in Ravenna wird von ihrer Familie aus strategischen Gründen an das Haus Malatesta in Rimini verheirtet. Doch der auserkorene Bräutigam Giovanni, alt und unansehnlich, wagt die Brautwerbung nicht selbst und schickt seinen attraktiven Bruder Paolo vor. Francesca verliebt sich in Paolo und unterschreibt den Ehevertrag. Im Haus Malatesta lebt sie fortan an der Seite eines ungeliebten Mannes und stürzt sich in eine leidenschaftliche Beziehung zu Paolo. Francesca erscheint als Opfer und Täterin zugleich, als todessehnsüchtig Liebende und machtvolle Verführerin, der auch noch der dritte Bruder des Hauses erliegt. Das gesamte Potential dieser Frauenfigur entfaltet sich als widersprüchlicher und komplexer Charakter „zwischen Rosen und Gewaltfantasien“ (Loy), zwischen Hingabe und zerstörerischen erotischen Kräften in einer grausamen und intriganten Männerwelt.
Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Ivan Repušić, Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters und der Deutschen Oper Berlin als Erster ständiger Gastdirigent eng verbunden. Gastverpflichtungen führten ihn darüber hinaus nach Essen, Hamburg, Oslo, Dresden, Tokio und alle wichtigen Or-chester und Opernensembles in Kroatien.
Christof Loy zählt zu den international bedeutendsten Opern- und Schauspielregisseuren und arbeitet für FRANCESCA DA RIMINI zum fünften Mal an der Deutschen Oper Berlin. Er inszenierte hier Verdis FALSTAFF und die Uraufführung von Andrea Lorenzo Scartazzinis EDWARD II. Die Regiearbeit von Janáčeks JENŮFA aus dem Jahr 2012 gewann als DVD-Aufnahme den 2. Platz in der Kategorie „Best Opera Recording“ bei den Grammy Awards. 2018 folgte mit Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE eine weitere von Publikum und Presse gefeierte Produktion, die inzwischen bei NAXOS auch als DVD vorliegt.
Von ihrem Stammhaus Oper Frankfurt aus eroberte Sara Jakubiak in den letzten Jahren die großen europäischen Bühnen. Sie gastierte als Eva in DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG bei den Opernfestspielen der Bayerischen Staatsoper in München, als Marietta (DIE TOTE STADT) in Hamburg und an der Komischen Oper Berlin, Marie (WOZZECK) an der English Natio-nal Oper in London, Agathe in Dresden und Polina aus Prokofjews DER SPIELER in Amsterdam.
Musikalische Leitung: Ivan Repušić
Inszenierung: Christof Loy
Bühne: Johannes Leiacker
Kostüme: Klaus Bruns
Chöre: Jeremy Bines
Dramaturgie: Dorothea Hartmann
Francesca: Sara Jakubiak
Giovanni lo Sciancato: Ivan Inverardi
Paolo il Bello: Jonathan Tetelman
Malatestino dall’Occhio: Charles Workman
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Libretto von Giorgio Battistelli frei nach dem gleichnamigen Film von Pier Paolo Pasolini >>> Uraufführung: 9. Juni 2023 >>> Weitere Vorstellung: 16. und 21. Juni 2023
Unter den Intellektuellen und Künstlern, die Ende der Sechzigerjahre die bür-gerliche Gesellschaft in Frage stellten, war der 1922 geborene Pier Paolo Pasolini sicherlich einer der radikalsten. In „Teorema“, das er 1968 sowohl als abendfüllenden Spielfilm wie in Romanform veröffentlichte, macht er seine Generalabrechnung mit der Bourgeoisie und zeigt eine großbürgerliche Familie, deren Alltag nur noch von erstarrten Konventionen beherrscht wird. Diese Ordnung wird durch einen Fremden zum Einsturz gebracht, dessen Gegenwart bei allen Mitgliedern der Familie ein Bedürfnis nach Liebe auslöst und dadurch einen Prozess der Selbstbefreiung in Gang setzt, der das familiäre Gerüst zum Einsturz bringt. Doch nur, wenn sie alle bürgerlichen Bindungen hinter sich lassen – so der Lehrsatz, das „Teorem“ Pasolinis – werden diese Menschen zu einer neuen Freiheit finden.
Als Film gehörte „Teorema“ schnell zu Pasolinis bekanntesten Werken und wurde bereits 1992 als Musiktheater im Rahmen der Münchener Biennale auf die Bühne gebracht. Der Komponist dieses Bühnenwerks, in dem die Sänger nur stumm agierten, hieß Giorgio Battistelli und zählt heute mit Opern wie RICHARD III. und zuletzt JULIUS CAESAR zu den bekanntesten italienischen Komponisten. Nun, 30 Jahre später, gestaltet Battistelli, der Pasolini noch selbst kannte, den Stoff als IL TEOREMA DI PASOLINI zur abendfüllen-den Oper.
„Im Musiktheater sieht Giorgio Battistelli die Möglichkeit, die verschiedenen Wirklichkeitsdimensionen künstlerisch zur Darstellung zu bringen, wie bruchstückhaft auch immer. Die große Unruhe und Unsicherheit unserer Zeit, sagt er, rühre daher, dass es uns nicht gelungen sei, die vielen unterschiedlichen Realitäten miteinander zu verbinden, und dass wir stattdessen ein Durcheinander geschaffen hätten, in dem eine Harmonie unmöglich geworden sei. Die Suche nach einer künstlerischen Darstellungsweise dieser Wirklichkeiten führte Battistelli zwangsläufig zur Einsicht: Das Konzept der Moderne ist eine Polyphonie. Sie ist nicht monodisch, sondern ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren. Mit Eklektizismus oder postmoderner Beliebigkeit hat das nichts zu tun. Die Aufgabe des Künstlers besteht für Battistelli darin, sich Rechenschaft abzulegen über die vielen Dinge, die passieren, und er folgert: Es gibt nicht nur eine Art – es gibt viele Arten, musikalisch zu denken. So wie es viele Arten gibt, unsere Welt zu sehen.“ (Max Nyffeler, Musikpublizist)
Für die Regie von IL TEOREMA DI PASOLINI zeichnet das britisch-irische Theaterkollektiv „Dead Centre“ verantwortlich, das in den letzten Jahren vor allem mit seinen Arbeiten im Schauspiel – so für die Schaubühne Berlin und das Wiener Burgtheater – Aufsehen erregt hat. Nach ihrem Operndebüt bei der Ruhrtriennale mit einer gefeierten Inszenierung von Olga Neuwirths BÄHLAMMS FEST arbeiten „Dead Centre“ nun erstmals an einem Opernhaus.
Als Vorbereitung auf IL TEOREMA DI PASOLINI präsentiert die Deutsche Oper Berlin zu Beginn der Spielzeit im Haus der Berliner Festspiele das Werk, mit dem der 1953 geborene Battistelli Anfang der Achtzigerjahre international bekannt wurde: Die Musik zur einstündigen „Experimentaloper“ EXPERIMENTUM MUNDI wird fast ausschließlich von 16 Handwerkern geliefert, die auf der Bühne ihren Berufen wie Maurer, Schuster und Bäcker nachgehen.
Musikalische Leitung: Daniel Cohen
Inszenierung: Dead Centre
Bühne, Kostüme: Nina Wetzel
Video: Sebastian Dupouey
Dramaturgie: Jörg Königsdorf
Lucia: Barbara Frittoli
Paolo: Davide Damiani
Emilia: Monica Bacelli
Ospite: Samuel Dale Johnson
Odetta: Meechot Marrero
Pietro: Andrei Danilov
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Komponiert für die Deutsche Oper Berlin, gefördert von der Ernst von Siemens Musikstiftung
Musiktheater von Marie-Ève Signeyrole und Keyvan Chemirani (Musik) >>> Uraufführung: 29. Oktober 2022 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellung: 31. Oktober; 1., 2. 3., 5. und 6. November 2022
Im Iran steht auf Homosexualität bis heute die Todesstrafe. Frauen müssen in der Öffentlichkeit ihr Haar verschleiern. Der Genuss von Alkohol ist gesetzlich untersagt und kann mit hohen Strafen geahndet werden. Nach der Islamischen Revolution 1980 wurde jede Musik, die als westlich galt, verboten. Auch wenn dies im Laufe der Jahre gelockert wurde, sind erzwungene Veranstaltungsabsagen und Auftrittsverbote bis heute an der Tagesordnung. Den Repressionen zum Trotz hat sich besonders über die letzten Jahre in der Hauptstadt Teheran eine vielschichtige Subkultur entwickelt. Das Nachtleben der Millionenmetropole spielt sich in einer Parallelwelt ab, in der man ständig dem Risiko ausgesetzt ist, den Missmut der Behörden auf sich zu ziehen.
Das Musiktheater NEGAR erzählt von Individuen, die mit den harten Regeln dieser widersprüchlichen Welt in Konflikt geraten: Die Französin Shirin reist nach Teheran und begegnet dort in einem Nachtclub der Sängerin Negar und deren Bruder Aziz, mit denen sie sich anfreundet. Dazwischen Shirin und Negar ein intimeres Verhältnis entsteht, sehen sie sich bald mit der unerbittlichen Gewalt des Staatsapparats konfrontiert. Um der Bedrohung zu entkommen, müssen sie alles hinter sich lassen.
Die französische Regisseurin Marie-Ève Signeyrole und der iranisch-französische Komponist Keyvan Chemirani schreiben mit NEGAR ein Musiktheater, das von der Liebe zwischen zwei Menschen als lebensbedrohlichem Politikum handelt und in dem Musik und Kunst zum Mittel der Rebellion werden. Für die Komposition verbindet Keyvan Chemirani verschiedene Kulturen und Stile: Musiker*innen mit traditionellen persischen Instrumenten spielen gemeinsam mit Orchestermitgliedern der Deutschen Oper Berlin. Sänger*innen des Opernensembles treffen auf Gäste wie die in Teheran aufgewachsene Künstlerin Golnar Shahyar, die die Musik ihrer persischen Heimat kombiniert mit Jazz und improvisiertem Gesang.
Die Regisseurin Marie-Ève Signeyrole arbeitete zunächst als Filmregisseurin und für das Schauspiel, ehe sie 2012 mit Janáčeks DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN ihre erste Operninszenierung auf die Bühne der Opéra Orchestre National Montpellier brachte. Ihr Deutschland-Debüt erfolgte 2019 mit der Inszenierung von LA DAMNATION DE FAUST an der Staatsoper Hannover, die für den FAUST-Preis nominiert wurde. Daneben entwickelte und realisierte sie eigene Musikprojekte, wie das partizipative Stück LA SOUPE POP und das sinfonische Projekt BABY DOLL, das von sieben französischen Orchestern zum Beethoven-Jahr 2020 in Auftrag gegeben wurde und im September 2020 an der Deutschen Oper Berlin mit großem Erfolg seine Premiere feierte. Zuletzt inszenierte sie an der Oper Dortmund die Deutsche Erstaufführung von Camille Saint-Saëns’ FRÉDÉGONDE, an der Semperoper Dresden TURANDOT, an der Opéra national du Rhin SAMSON ET DALILA und an der Bayerischen Staatsoper Haydns L’INFEDELTÀ DELUSA.
Keyvan Chemirani wurde in Paris geboren und wuchs in Manosque in den französischen Alpen auf. Schon als Kind wurde er von seinem Vater Djamchid Chemirani auf der Zarb unterrichtet; zusammen mit ihm und seinem Bruder Bijan Chemirani bildet er das Trio Chemirani, das weltweit mit persischer Percussionmusik konzertiert. Sein besonderes Anliegen, unterschiedliche Musikstile zu verbinden, ließ ihn Konzerte geben u. a. mit Hassan Tabbar, dem Ensemble Kudsi Erguner, Ken Zuckerman (Sarod), Socratis Sinopoulous (Kemenche), Stelios Petrakis (Lyra), Henri Tournier (Bansuri), Ross Daly, mit der mongolischen Sängerin Urna, Ali Reza Ghorbani und Dorsaf Hamdani, dem Trio Eric Marchand, mit Thierry Robin, Françoise Atlan, Juan Carmona und David Hykes. Inzwischen arbeitet Keyvan Chemirani zunehmend auch mit Jazzmusikern wie Sylvain Luc, Didier Lockwood, Renaud Garcia Fons und Louis Sclavis sowie mit Ensembles für Alte Musik wie dem Gilles Binchois Ensemble, La Chapelle Rhénane und der Cappella Mediterranea zusammen. Er hat zahlreiche Aufnahmen eingespielt, u. a. die Alben „Le Rythme de la parole“ (2004), „Le Rythme de la parole II“ (2005), „Battements au cœur de l’Orient“ gemeinsam mit Pandit Anindo Chatterjee (2007), „Melos“ (2012) und „Avaz“ (2014). Mit dem Ensemble La Chapelle Rhénane nahm er Heinrich Schütz’ „Psalmen Davids“ auf und mit der Cappella Mediterranea spielte er Falvettis „Il diluvio universale“ auf CD ein. Mit dem Louis Sclavis Quartet veröffentlichte Keyvan Chemirani das Album „Silk and Salt Melodies“ (2014).
Musik: Keyvan Chemirani
Inszenierung: Marie-Ève Signeyrole
Dramaturgische Beratung: Sonia Hossein-Pour
Bühne: Fabien Teigné
Kostüme: Yashi
Video: Laurent La Rosa
Dramaturgie: Dorothea Hartmann, Konstantin Parnian
Mit Katarina Bradic, Arianna Manganello, Dean Murphy, Golnar Shahyar, Julian Arsenault, Keyvan Chemirani & Ensemble „The Modal Experience“
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Koproduktion mit Opéra Orchestre National Montpellier
Eine Karaoke-Opernfilm-Performance für Kinder und Jugendliche ab 8 Jahren von Chez Company >>> Uraufführung: 3. März 2023 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen: 6., 9., 10.,11. [2x], 13., 14., 15.,16. März 2023
Warum nicht einfach mal das interaktive Element von Karaoke mit dem Medium Film mixen? Mit Kindern als Autor*innen und als Darsteller*innen? Und das an und mit einem Opernhaus, das mit seinen schier unerschöpflichen Möglichkeiten und vielen kreativen Mitarbeitenden weit die Türen öffnet? Die Theatermacher*innen von Chez Company entwickeln mit KARAOPER ihr erstes partizipatives Projekt und laden Kinder dazu ein, mit ihnen über die Zukunft zu träumen. Die KARAOPER ist ein Opernfilm, der federführend von Kindern gemacht wird und durch die Interaktionen des jungen Publikums im Moment der Aufführung erst seine Richtung bekommt.
Über mehrere Monate werden die teilnehmenden Kinder in verschiedenen Workshop-Phasen Themen und Visionen zum Thema Zukunft entwickeln und diese mithilfe des Produktionsteams sowie den Komponisten Thomas Kürstner und Sebastian Vogel in Musik, Text und Bewegung übersetzen. Wie soll unsere Zukunft aussehen? Welche Formen des Zusammenlebens sind zukünftig möglich? Aus dem gesammelten Material soll schließlich ein Film entstehen, bei dem die Jugendlichen federführend in der Erstellung des Drehbuchs, bei den Aufnahmen und beim Schnitt mitwirken. Das Opernhaus steht für die Dreharbeiten als großes Spielfeld zur Verfügung; von der Kostümabteilung über die Verwaltung bis zur Orchesterprobe.
Der Film, der im März 2023 in der Tischlerei zur Uraufführung kommt, wird in Kombination mit Live-Musiker*innen und Sänger*innen zu einem hybriden Opernerlebnis, bei dem das Publikum via Abstimmung über den jeweiligen Verlauf des Abends entscheiden kann. Angelehnt an die Praxis von Computerspielen bestimmt der Gedanke der Partizipation so auch während der Aufführungen das Spiel. Nach den Aufführungen in der Tischlerei soll das Projekt für Schulen adaptiert werden, so dass KARAOPER direkt ins Klassenzimmer kommt.
Nach THE MAKING OF BLOND realisieren die Theatermacher*innen von Chez Company ihr zweites Projekt an der Deutschen Oper Berlin: KARAOPER entwickeln Chez Company (Gesine Danckwart, Fabian Kühlein und Sabrina Zwach), die Komponisten Thomas Kürstner und Sebastian Vogel sowie die Bühnenbildnerin Julia Hansen zusammen mit Mitglieder des Sänger*innenensembles und des Orchesters der Deutschen Oper Berlin und vielen Kindern.
Gesine Danckwart entwickelt als Autorin, Regisseurin und Kuratorin Theater-, Film- und Kunstprojekte an Theaterhäusern und in freien internationalen Kontexten. Sie studierte in Berlin Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und gründete Anfang der 90er Jahre die freie Spielstätte Theaterdock, dort entstanden erste Performanceprojekte. Sie arbeitete u. a. am Burgtheater, Schauspielhaus Wien, Thalia Theater und Schauspielhaus Hamburg, Sophiensaele, HAU, Volksbühne, Maxim-Gorki-Theater, Schauspielhaus Köln und am Nationaltheater Mannheim. „UmdeinLeben“ hatte auf dem Filmfest München Premiere, von diversen Texten wurden Hörspiele realisiert. In China entstand „Ping Tang Tales“, das auch auf der Expo Shanghai gezeigt wurde. Weitere Arbeiten führten Gesine Dankckwart nach Südafrika, São Paulo und Ägypten. Ihre Texte sind in mehr als 15 Sprachen übersetzt.
Sabrina Zwach studierte Kulturwissenschaft und ästhetische Praxis in Hildesheim. Für „Weimar 99 – Kulturstadt Europas“ kuratierte sie eine Programmsparte. Sie leitete das „5. Festival Politik im Freien Theater“ in Berlin. Als Dramaturgin arbeitete sie u. a. mit Herbert Fritsch, Robert Borgmann, Mateja Koleznik, Simon Stone, Antu Nunes, Ersan Mondtag, capriconnection oder Anne Lenk. Sie war in verschiedenen Theaterleitungen tätig, so an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz unter Frank Castorf, am Berliner Ensemble oder am Burgtheater Wien. Sabrina Zwach schreibt für Theater und Film.
Die beiden Musiker, Komponisten und Performer Thomas Kürstner, 1972 in Weimar geboren, und Sebastian Vogel, 1971 in Magdeburg geboren, verbin-det eine enge Arbeitsbeziehung und Freundschaft. Sie studierten Musikwis-senschaft, Komposition und Germanistik in Halle, Dresden, Wien und Berlin. Theaterengagements führten sie nach Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, Zürich und Wien. Von 2001 – 2003 waren sie als musikalische Leiter am TAT in Frankfurt tätig, bevor sie als Hauskomponisten ans Wiener Burgtheater wechselten. Gemeinsam mit dem Regisseur Nicolas Stemann entwickelten sie das Kunstformat „Gefahr-Bar“: Prinzip ist, Veranstaltungen zu präsentieren, deren musikalisches und literarisches Material erst am Tag der Aufführung entsteht und deren Dauer möglichst die Probenzeit übersteigt. Sie erarbeiten auch Film- und Tanzmusiken sowie Lesungen, Hörbücher, Romanvertonungen, Kammer- und Vokalmusiken.
Künstlerische Leitung: Gesine Danckwart, Fabian Kühlein, Sabrina Zwach
Komponisten / Musik: Thomas Kürstner, Sebastian Vogel
Ausstattung / Set: Julia Hansen
Kamera / Schnitt: Henrik Aleith
Dramaturgie: Carolin Müller-Dohle, Evi Nakou
Gefördert im Programm JUPITER der Kulturstiftung des Bundes
Musiktheater von Franziska Angerer und Arne Gieshoff (Musik) >>> Uraufführung: 21. Juni 2023 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen: 22., 24., 26., 28., 30. Juni und 1. Juli 2023
„Der Bär ist seit ein paar Stunden weg, und seitdem warte ich, ich warte darauf, dass der Nebel sich auflöst. Die Steppe ist rot, die Hände sind rot, das geschwollene, zerrissene Gesicht gleicht sich nicht mehr. Wie in den Zeiten des Mythos herrscht die Ununterschiedenheit, ich bin diese undeutliche Form, deren Züge in den offenen Breschen des mit Blut und Sekreten verschmierten Gesichts verschwunden sind – es ist eine Geburt, da es ganz offensichtlich kein Tod ist.“ (Nastassja Martin, „An das Wilde glauben“)
Die französische Anthropologin Nastassja Martin begegnet auf einer ihrer Forschungsreisen in der Vulkanregion Kamtschatka einem Bären, der sie ins Gesicht beißt und schwer verwundet. Was sie als Anthropologin als langjährige Beobachterin und Begleiterin des indigenen Volkes der Ewenen zu dokumentieren und zu begreifen versucht, die animistische Verflechtung von Mensch, Tier und Umgebung, erlebt sie nun am eigenen Leib. Sie überlebt den Vorfall, doch sie wird fortan nicht mehr dieselbe sein. Für die Ewenen ist sie jetzt „matucha“, halb Frau, halb Bär. Doch neben dem Bären schreiben sich auch Andere in Martins Körper ein, eine schmerzhafte Genesungsprozedur führt sie in russische und französische Krankenhäuser. Ihr Körper ist in einer nicht enden wollenden Abfolge von Operationen einem ständigen Wandel unterzogen, ist kein geschlossenes System mehr, sondern zu einem „hybriden Knotenpunkt“ geworden.
Es ist dieser Begriff der Verwandlung, den Franziska Angerer und Arne Gieshoff zum Ausgangspunkt für ihr neues Musiktheater BÄR*IN nehmen. Entlang der autobiografischen Erzählung von Nastassja Martin erkunden sie mit einem Ensemble aus Musiker*innen, Sänger*innen, einem Performer und einer Schauspielerin Praktiken der Metamorphose und suchen nach einer Überwindung anthropozentrischer Denkweisen, in denen nur der Mensch aktiver Handlungsträger ist. Durch einen immersiven Zugang wird das Verhältnis zwischen Darsteller*innen und Publikum neu ausgelotet.
Im Rahmen dieser gemeinschaftlichen Praxis werden auch die Geschichten von Bären beschworen, deren Biografien eng mit der Stadt Berlin verwoben sind. Urs, Lotte, Vreni, Jette, Nante u.v.m.: Als lebende Verkörperung des Berliner Wappens wurden ab 1939 fünf Generationen von Bären in einem Zwinger am Köllnischen Park gehalten. Mit dem Tod von Schnute im Jahr 2015 endete die Tradition und der Bärenzwinger wurde zum Museum umfunktioniert. Nach einer umfassenden Recherche werden die Geschichten der Bären in Songtexten hörbar gemacht und so ihre Perspektive auf Berlin gezeigt. Die Stadtbären werden verkörpert von einer dreiköpfigen Band, die mit ihren Songs eine Reise durch die Berliner Geschichte populärer Musik – von der Ankunft des ersten Bären 1939 über den Tod des letzten Berliner Bären 2015 bis in die Gegenwart – beschreibt. Chanson, Neue Welle, Pop und Techno treffen auf die vielschichtige, von einem fünfköpfigen Ensem-ble gespielte Komposition von Arne Gieshoff.
Nach gemeinsamen Arbeiten am Staatstheater Darmstadt und am Landestheater Tübingen setzen Franziska Angerer und Arne Gieshoff mit BÄR*IN ihre enge Kooperation fort.
Franziska Angerer ist eine interdisziplinär arbeitende Musiktheater- und Schauspielregisseurin. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit Themen wie dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur, dem Ende des Anthropozäns, Zukunftswelten und postkolonialen Kontinuitäten. Neben performativen Arbei-ten hat sie bereits Opern- und Sprechtheaterregie geführt (u.a. IL FARNACE am Stadttheater Aschaffenburg und „Der gute Gott von Manhattan“ am Landestheater Tübingen) sowie Installationen konzipiert (zuletzt im Rahmen des SPIELART Festivals). Eindrücklich verbindet sie eine konzentrierte Sprachbehandlung mit Fragmenten des zeitgenössischen und klassischen Musiktheaterrepertoires und Tanz. Mit „Dichterliebe“ inszenierte sie am Staatstheater Darmstadt während der Corona-Pandemie ein filmisches Musiktheater und wurde dafür u.a. mit dem Dr. Otto-Kasten-Preis 2021 ausgezeichnet.
Die Werke des Komponisten Arne Gieshoff wurden von Ensembles wie dem DSO Berlin, dem Philharmonia Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra und dem Collegium Novum Zürich aufgeführt. Sein Schaffen reicht von instrumentalen Kompositionen für verschiedene Besetzungen bis zu installativen Projekten, die mit spezifischen Orten interagieren und Feldaufnahmen, interaktive Live-Elektronik sowie von Sänger*innen und Musiker*innen live erzeugte Klänge einbeziehen. Arne Gieshoffs Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet: Er war ein „London Philharmonic Orchestra Young Composer“ und wurde als Stipendiat der Mendelssohn Stiftung sowie für das Tanglewood Music Center ausgewählt. Darüber hinaus erhielt er den Royal Philharmonic Society Composition Prize sowie ein Europäisches Musikautorenstipendium der GEMA. Zum Ende seines Studiums wurde er mit dem President’s Award des Royal College of Music ausgezeichnet. Von 2015 bis 2017 war er Stipendiat der Hans Werner Henze-Stiftung. 2021 erhielt er den Darmstädter Musikpreis.
Komposition: Arne Gieshoff
Inszenierung: Franziska Angerer
Bühne, Kostüme: Valentina Pino Reyes
Dramaturgie: Carolin Müller-Dohle
Oper in fünf Akten von Giuseppe Verdi >>> Libretto von Eugène Scribe und Charles Duveyrier >>> In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> 3 Stunden 45 Minuten, eine Pause >>> Premiere: 20. März 2022 >>> Weitere Vorstellung: 26., 31. März und 3. April sowie 16., 19. und 25. Juni 2022
Unter den Opern aus Verdis Reifezeit ist die 1855 in Paris uraufgeführte LES VÊPRES SICILIENNES bis heute die am seltensten aufgeführte und steht im Schatten der zuvor geschriebenen „Trilogia popolare“ ebenso wie der späteren Werke. Erst in letzter Zeit wurden die besonderen Qualitäten des Werks wieder stärker gewürdigt: Denn Verdis erster Versuch, eine Grand Opéra in französischer Sprache zu schreiben, kennzeichnet eine Umorientierung von den romantischen Stoffen wie RIGOLETTO und IL TROVATORE hin zu den großen Historiendramen, die bis zur AIDA im Zentrum seines Schaffens stehen sollten. Für LES VÊPRES SICILIENNES stand ihm dabei mit Eugène Scribe der Autor zur Seite, der in den Jahrzehnten zuvor in Zusammenarbeit mit Komponisten wie Meyerbeer und Auber die Kunstform Grand Opéra maßgeblich entwickelt hatte. Und wie für Meyerbeer, dessen LE PROPHÈTE 1849 als Kommentar zur unmittelbar vorausgegangenen Revolution gelesen wurde, versorgte Scribe auch Verdi mit einem Stoff, der hinter seiner historischen Fassade einen Kommentar zu einem zentralen Thema französischer Machtpolitik verbarg: der seit 1830 betriebenen und immer wieder von blutigen Widerstandskämpfen und Erhebungen geprägten Eroberung Algeriens.
In LES VÊPRES SICILIENNES erzählen Verdi und Scribe in freier Anlehnung an die historischen Fakten die Geschichte eines Aufstands, der im 13. Jahrhundert die politische Landkarte des Mittelmeerraums schlagartig veränderte. Der Aufstand der Sizilianer gegen ihre französischen Besatzer im Jahr 1282 machte die Großmachtambitionen des Franzosen Charles d’Anjou zunichte und etablierte die Herrschaft des Hauses Aragon auf der Insel.
An der Deutschen Oper Berlin legt Olivier Py den tagesaktuellen Bezug Verdis und Scribes hinter dem historischen Stoff frei, indem er LES VÊPRES SICILIENNES in das Umfeld des algerischen Unabhängigkeitskampfes versetzt. Für Py hat Scribes Libretto als einzige künstlerische Stellungnahme eines französischen Intellektuellen dieser Zeit zum brutalen Vorgehen der Franzosen in Algerien einen besonderen Wert – konsequenterweise wird LES VÊPRES SICILIENNES an der Deutschen Oper Berlin in der französischen Urfassung und nicht in der lange vorherrschenden italienischen Version gespielt.
Mit LES VÊPRES SICILIENNES setzt auch der erste Gastdirigent der Deutschen Oper Berlin und Musikchef der Lyric Opera of Chicago, Enrique Mazzola, seine erfolgreiche Erkundung der Grand Opéra fort, in deren Rahmen er bereits Meyerbeers VASCO DA GAMA und LE PROPHÈTE erarbeitet hatte.
Alle aktuellen Informationen zu Werk und Besetzung finden Sie hier.
Marina Abramović: 7 DEATHS OF MARIA CALLAS, Premiere 8. April >>> Besetzungs-Highlights: PARSIFAL, UN BALLO IN MASCHERA und ELEKTRA >>> The Roaring Twenties: Konzert des Orchesters und der BigBand, Stargast: Ute Lemper am 1. April >>> Jahres-Pressekonferenz am 25. März 2022 um 10 Uhr
Wir freuen uns, Sie am 8. April endlich zur Berliner Premiere von Marina Abramovićs 7 DEATHS OF MARIA CALLAS einladen zu können, eine Koproduktion mit der Bayerischen Staatsoper, deren für April 2020 geplante Uraufführung nach mehrfachen Verschiebungen am 1. September 2020 vor 200 Zuschauer*innen stattfand. Nun endlich kommt die Arbeit am 8. und 10. April (an diesem Tag (Doppelvorstellung!) nach Berlin.
Der Tod der Hauptdarstellerin ist der Höhepunkt vieler großer Opern und Anlass zu den ergreifendsten Arien der Musikgeschichte. Daher musste auch Maria Callas in ihrer Karriere unzählige Male dramatisch auf der Bühne sterben. Die Aktionskünstlerin Marina Abramović ist seit ihrer Jugend von der Primadonna assoluta fasziniert. Wie Maria Callas ist auch Marina Abramović eine Künstlerin, bei der Kunst, Öffentlichkeit und Privatleben untrennbar miteinander verwoben sind und bei der der eigene Schmerz Thema der künstlerischen Auseinandersetzung ist.
Die seit den 70er Jahren aktive Performance-Künstlerin widmet der Opernikone ein eigenes Projekt: In 7 DEATHS OF MARIA CALLAS beleuchtet Marina Abramović exemplarisch sieben Partien der Callas: in LUCIA DI LAMMERMOOR, TOSCA, CARMEN, MADAMA BUTTERFLY, NORMA, LA TRAVIATA und OTELLO. In sieben Videos durchlebt sie, mit Hollywood-Star Willem Dafoe an ihrer Seite, die unterschiedlichen Tode als Analogie zu Maria Callas, die – so Abramović – letztendlich an gebrochenem Herzen starb. Ein Schmerz, den ihre große Liebe Aristoteles Onassis ihr zufügte und von dem sie sich nie erholte.
In 7 DEATHS OF MARIA CALLAS dekonstruiert Marina Abramović die Oper und fügt sie zusammen mit Elementen ihrer eigenen Performance-Kunst – als Hommage an eine der größten Sängerinnen aller Zeiten und an ein Leben für die Kunst.
Unter musikalischer Leitung von Yoel Gamzou singen Irene Roberts, Chiara Isotton, Mané Galoyan, Adela Zaharia, Flurina Stucki, Antonia Ahyoung Kim und Valeriia Savinskaia.
Eine Koproduktion mit der Bayerischen Staatsoper München, dem Teatro del Maggio Musicale Fiorentino, der Greek National Opera und der Opéra national de Paris.
Besetzungs-Highlights: PARSIFAL, UN BALLO IN MASCHERA und ELEKTRA
In den PARSIFAL-Vorstellungen am 2. und 6. April interpretiert Thomas Blondelle den Titelhelden, Anja Harteros Kundry, Stephen Milling Gurnemanz und Noel Bouley bzw. Thomas Johannes Mayer (6.4.) Amfortas. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein.
In UN BALLO IN MASCHERA, seiner Oper über das Attentat auf den schwedischen König Gustaf III., lotet Verdi eines seiner zentralen Themen aus: die Wechselwirkungen privater Leidenschaften und öffentlichen Handelns. Götz Friedrichs Inszenierung von 1993 verzichtet auf historisierende Opulenz und erzählt die Geschichte mit strenger Fokussierung auf die Hauptfiguren des Dramas, am 15. und 17. April zum letzten Mal auf dem Spielplan. Unter Leitung von Yi-Chen Lin am Pult sind u. a. Thomas Lehman (Graf René Anckarström), Anna Pirozzi (Amelia) und Meechot Marrero (Oscar) zu erleben.
Es dürfte derzeit wohl kaum eine überzeugendere Elektra geben als Catherine Foster. Am 21. und 24. April steht sie in ihrer Paraderolle neben Allison Oakes als Chrysothemis, Violeta Urmana als Klytämnestra und Tobias Kehrer als Orest auf der Bühne. Am Pult ist Ulf Schirmer zu erleben.
The Roaring Twenties: Konzert des Orchesters und der BigBand der Deutschen Oper Berlin, Stargast: Ute Lemper
Zum Thema der Musik der Zwanzigerjahre tun sich in diesem Konzert am 1. April das Orchester der Deutschen Oper Berlin und die BigBand zusammen, um Werke von Walter Braunfels, Eduard Künneke, Duke Ellington u. a. er-klingen zu lassen. Wir freuen uns, an diesem Abend als Special Guest die unvergleichliche Ute Lemper auf der Bühne begrüßen zu dürfen. Die musikalische Leitung hat Ernst Theis.
Jahres-Pressekonferenz am 25. März 2022
Zur Präsentation der Pläne für die Saison 2022/23 laden wir Sie herzlich für Freitag, den 25. März, um 10 Uhr ins Rangfoyer der Deutschen Oper Berlin ein!
4. Tischlereikonzert am 21. März um 20 Uhr Tischlerei >>> Gedenkkonzert für Alfons Hirsch, Max Nelken, Kurt Oppenheimer und Ernst Silberstein
In der Kammerkonzertreihe „Wider das Vergessen“ erinnern Mitglieder des Orchesters der Deutschen Oper Berlin an Musiker, die in Zeiten des Nationalsozialismus mit Berufsverboten belegt wurden, emigrieren mussten oder in den Vernichtungslagern getötet wurden. Der Abend erzählt deren Leben und Geschichten anhand von Musikstücken und persönlichen Dokumenten. Es liest die Schauspielerin Margarita Broich, Moderation: Benedikt Leithner, Solo-Pauker im Orchester.
Am 13. Januar 2019 wurde in einem ersten Konzert bereits Wladyslaw Waghalter, Max Rosenthal, Werner Lywen und Hans Kraus gedacht, am 21. März um 20 Uhr steht das Leben und musikalische Wirken von Alfons Hirsch, Max Nelken, Kurt Oppenheimer und Ernst Silberstein im Zentrum des Abends. Wir laden Sie schon heute herzlich dazu ein!
Alphons Hirsch 06.10.1892 – 12.03.1990
Alphons Hirsch war seit 1921 Mitglied der Bratschengruppe des Orchesters. Seine 1933 ausgesprochene Entlassung verzögerte sich, da er unter die zunächst geltende „Frontkämpferregelung“ für ehemalige Soldaten des Ersten Weltkriegs fiel. Da seine Frau Eva Hirsch schweizerische Staatsangehörige war, gelang beiden 1938 die Flucht nach Genf. Dort spielte Alfons Hirsch bis 1958 im „Orchestre de la Suisse Romande“.
Max Nelken 08.02.1881 – deportiert am 14.11.1941 nach Minsk
Max Nelken hatte seit der Gründung des Opernhauses im Jahre 1912 eine Stelle als zweiter Geiger. Er war auch als Geigenlehrer am Sternchen Konservatorium tätig. Mit seiner Ehefrau Edith Nelken wurde er am 14.11.1941 nach Minsk deportiert. Dort wurde er wahrscheinlich entweder bei Massentötungen im Juli 1942 ermordet oder starb bereits vorher infolge der schlechten Lebensbedingungen.
Kurt Oppenheimer 01.01.1890 – April 1945
Kurt Oppenheimer war seit 1912 Mitglied der ersten Geigen. Während seines Studiums an der Königlichen Hochschule für Musik Berlin war er Preisträger der renommierten Joseph-Joachim-Stiftung. Auch seine Entlassung verzögerte sich aufgrund der „Frontkämpferregelung“. Ab 1937 arbeitete er zunächst als Geigenlehrer an der Jüdischen Musikschule Holländer. Im Juni 1941 emigrierte er nach Uruguay. Dort wurde er Mitglied im Sinfonieorchester in Montevideo, mit dem er auch als Solist auftrat. Nach schwerer Krankheit starb er im April 1945.
Ernst Silberstein 15.10.1900 – 26.09.1985
Ernst Silberstein wurde 1923 stellvertretender und 1925 erster Solo-Cellist des Orchesters. Neben seiner Tätigkeit als Orchestermusiker war er ab 1929 Cellist im berühmten Streichquartett von Karl Klingler. Nach seiner Entlassung aus der Oper 1933 war es Ernst Silberstein dank der Fürsprache von Karl Klingler noch bis Anfang 1936 möglich, in Kammerkonzerten mit dem Quartett aufzutreten. Als ihm auch das untersagt wurde, emigrierte Silberstein im April 1936 nach New York. Dort war er ab 1937 im NBC-Sinfonieorchester unter der Leitung von Arturo Toscanini und an der Metropolitan Opera tätig, bevor ihn George Szell 1947 als Solo-Cellisten zum Cleveland Orchestra holte. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung 1967 und übte darüber hinaus bis 1975 sehr erfolgreich eine Lehrtätigkeit am Cleveland Instiute of Music aus.
Rued Langgaard; ANTIKRIST >>> Oper in zwei Akten (in einem Prolog und sechs Bildern) >>> Libretto vom Komponisten. Revidierte Fassung, BVN 192 (1930) >>> Premiere: 30. Januar 2022 >>> Weitere Vorstellung: 5., 9. und 18. Februar 2022
Mit Rued Langgaards ANTIKRIST setzt die Deutsche Oper Berlin ihre Beschäftigung mit weniger bekannten, wiederzuentdeckenden Opern der 1920er Jahre fort. Nach DAS WUNDER DER HELIANE und DER ZWERG gilt es, mit dem einzigen Bühnenwerk des dänischen Einzelgängers Langgaard eine echte Rarität zu heben. Langgaard arbeitete fast die gesamten 1920er Jahre an seiner Oper, die er nach einer ersten, von der Oper in Kopenhagen abgelehnten Fassung grundlegend überarbeitete. Diese Zweitfassung ist mit ihrem hochsymbolistischen Text, ihrer zwischen Spätromantik und Moderne changierenden Musik und auswuchernden Kraft eines der schillerndsten Opern-Experimente der 1920er Jahre.
Ohne echte Dialoge, vielmehr in monologischen Bildern erzählt Langgaard von der Ankunft des Antichristen: Im Prolog stellt Luzifer den Metaphern für den „wahren Christus“ Bilder des „Gegenchristus“, des Antichristen, gegenüber. Auf Geheiß der „Stimme Gottes“ werden diese phantasmagorischen Figuren auf die Menschheit losgelassen: In sechs Bildern, überschrieben mit „Das Unwegsamkeitlicht“, „Die Hoffart“, „Die Hoffnungslosigkeit“, „Die Begierde“, „Streit aller gegen alle“ und „Die Verdammnis“, offenbaren sich diese Versionen des Antichristen als: Mund, der große Worte spricht, Missmut, Große Hure, Lüge und Hass. Am Ende zerschlägt Gottes Stimme alle diese Antichristen und gibt der Menschheit das Ewige Licht zurück.
Langgaard war es mit seinem apokalyptischen Libretto durchaus Ernst: Er sah sich als Außenseiter in einer gottlosen Welt, voller Heuchelei, falscher Propheten und Antireligiosität. Für ihn waren Kunst und vor allem Musik tatsächlich die Lösung für eine neue und echte Verbindung zum Göttlichen. Dieser Kunstanspruch in der Nachfolge Wagners schlägt sich auch in der Musik nieder: Spätromantisch-satt scheut Langgaard nicht vor Pathos und großer Geste zurück. Dabei darf man die durchaus hörbaren Anklänge an Wagner und Strauss nicht als Epigonentum abtun, vielmehr weist Langgaards farbenreiche Partitur – die zu ca. fünfzig Prozent aus rein orchestralen Passagen besteht – mit expressionistischen Akzenten und konsequenten Radikalismen über ihre Zeit hinaus.
Ersan Mondtag gibt mit ANTIKRIST sein Berliner Operndebüt, das bereits im März 2020 hätte stattfinden sollen und pandemiebedingt verschoben werden musste. Mit Schrekers DER SCHMIED VON GENT sowie Weills DER SILBERSEE an der Oper Flandern, Antwerpen, hat Mondtag seine vielbeachteten ersten Musiktheaterinszenierungen gezeigt. Seine sinnliche Theatersprache, die starken Texten – wie u. a. Brechts BAAL am Berliner Ensemble – hochindividuelle Bildwelten entgegensetzt, korrespondiert auf ganz besondere Weise mit Langgaards überbordender Musiksprache. Gemeinsam mit Choreograf Rob Fordeyn, Solist*innen, einem Tanzensemble und dem Chor versucht er vor allem die Musik auf die Bühne umzusetzen. Neben Ensemblesolistinnen und -solisten wie Clemens Bieber, Flurina Stucki, Thomas Lehman, Irene Roberts und Andrew Dickinson sind Jordan Shanahan als „Hass“ und AJ Glueckert als „Tier in Scharlach“ zu erleben.
Informationen zu Werk, Inszenierung, Besetzung und Karten
Sechs Begegnungen mit Jani Christous „Project Files“ von Beat Furrer, Barblina Meierhans, Olga Neuwirth, Younghi Pagh-Paan, Samir Odeh-Tamimi und Christian Wolff >>> Uraufführung: 23. Januar 2022 in der Tischlerei
Eine Frau in Schwarz, ein Klangkontinuum, unterbrochen durch eine Explosion, Menschenmassen, die die Bühne stürmen, Verkehrsampeln, der ohrenbetäubende Gesang der Zikaden auf Chios in der Mittagshitze, das Spiel im Ensemble als Chiffre gesellschaftlicher Konstellationen, die Beschwörung des metaphysisch Anderen, Komponieren als Versuch eines Bruchs mit der musikalischen Syntax oder auch als „leichter Druck gegen die Sinngrenze“: Der Kosmos des griechischen Komponisten Jani Christou ist labyrinthisch verzweigt im Reichtum seiner suggestiven Bilder und Entwürfe. Er überschreitet das rein Musikalische hin zu einer Integration von Szene, Text und Bild und verlässt zugleich die Räume der Kunst, versteht das Politische und Soziale ebenso als kompositorisches Material wie er Kompositionen für konkrete Naturlandschaften und Kulturräume entwirft. Und er bleibt letztlich prophetischer Entwurf, ONCE TO BE REALISED:
Christou entwarf in seinen letzten Lebensjahren in knapp 130 einzelnen Skizzen eine Reihe noch zu komponierender Stücke. Nur wenige davon hat er jedoch vor seinem plötzlichen Tod bei einem Autounfall, 1970, an seinem 44. Geburtstag, ausarbeiten können. Der Großteil dieser visionären Entwürfe wurde in den knapp 50 Jahre seit seinem Tod nicht realisiert und erst jetzt werden sie zur Grundlage eines neuen Musiktheaters: Zusammen mit dem renommierten griechischen Regisseur Michail Marmarinos konfrontieren sich sechs Komponist*innen, die zu den profiliertesten Schöpfer*innen aktuellen Musiktheaters zählen, mit Christous Entwürfen. Sie begegnen ihnen mit ihrer eigenen Musiksprache, setzen sich ihnen aus und lassen sich inspirieren, um mit ihren eigenen Mitteln und ihrer eigenen Idee in die Zukunft fort- und weiterzuschreiben. Dabei entsteht ein Musiktheater, das archaisches Drama ebenso ist wie soziale Skulptur, das die Mächte des Mythos beschwört, um von einer musikalischen Praxis den Sprung in eine „Metapraxis“, im Sinne Christous, in ein metaphysisch Anderes zu schaffen. Es ist „Ausbruch aus der Syntax“, ein Anschlag auf die Logik im Verhältnis des Ausführenden zu seinen eigenen besonderen Ausdrucksmitteln.
Alle Informationen zu Werk, Inszenierung, den Mitwirkenden und Karten
Internationaler Kompositionswettbewerb in Kooperation mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Die Deutsche Oper Berlin gratuliert den Gewinnern des Internationalen Kompositionswettbewerbs NEUE SZENEN, den sie zum sechsten Mal in Kooperation mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler ausgeschrieben hatte und dessen Ergebnisse im April 2023 in der Tischlerei, der experimentellen Spielstätte der Deutschen Oper Berlin, uraufgeführt werden.
Die Gewinner*inner (Biografien s. u.) sind
Juta Pranulytė (Komposition)
Sina Fani Sani (Komposition)
Gérman Alonso (Komposition) / Fabrizio Funari (Libretto)
In diesem Jahr waren erstmals sowohl Komponist*innen allein als auch Teams aus Komponist*in und Autor*in aufgefordert, sich für die NEUEN SZENEN zu bewerben. Hierzu waren sie gebeten, mindestens ein aussagekräftiges Werk einzureichen, auf dessen Grundlage die Auswahl für die Aufträge für insgesamt drei Musiktheaterwerke vergeben wurden. Als dreiteiliger Musiktheaterabend werden sie im April 2023 in der Tischlerei zur Uraufführung kommen, inszeniert, gesungen und gespielt von Studierenden der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
Bis zum 28. Oktober 2021 gingen 119 gültige Bewerbungen ein, davon mehr als die Hälfte aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland. In mehreren Schritten ermittelten die Mitglieder der Jury – Prof. Gordon Kampe (Komponist), Robyn Schulkowsky (Perkussionistin und Komponistin), Gerhild Steinbuch (Autorin), Sebastian Hanusa (Dramaturg, Deutsche Oper Berlin) und Prof. Claus Unzen (Regisseur, Hochschule für Musik Hanns Eisler, Berlin) die interessantesten und aussichtsreichsten unter den eingesandten Einsendungen.
Biografien:
Die aus Litauen stammende Komponistin Juta Pranulytė begann ihre Ausbildung an der Hochschule „Versm“ in Vilnius und setzte dieses an der Hochschule für Chorgesang „Liepaites“ in Vilnius sowie an der Newman High School in Wisconsin fort. Im Anschluss studierte sie Komposition an der Litauischen Akademie für Musik und Theater, am Royal Conservatoire of Scotland und am Victorian College of the Arts der University of Melbourne/ Australien, bevor sie an die Kunstuniversität Graz wechselte, wo sie aktuell einen Master in Computermusik macht. Zudem studierte sie Kunstgeschichte an der Kunstakademie Vilnius. Juta Pranulytė besuchte die Darmstädter Ferienkurse und Meisterklassen bei ReMusik in Moskau und erhielt Stipendien unter anderem bei Voix Nouvelles Royaumont, für die Hallnäs Konstkoloni in Schweden, für Paroles & musique an der Opéra Orchestre National Montpellier, für die IMPULS. Academy for Contemporary Music und die Young Women Opera Makers Residency der Aix en Provence Academy.
Als größere Projekte entstanden in den letzten Jahren das audiovisuelle Werk „WATERS“ als site-specific Komposition für einen verlassenen Wasserspeicher in Vilnius (2018), „SWEET SWEAT“ für Blechbläser und Video (2019), entstanden für das Festival „Jauna Muzika” Vilnius und „7 days“ für 16 Stimmen und Kontrabass (2019), das durch das Ensemble Les Metaboles auf dem Festival Royaumont uraufgeführt wurde. Weitere musiktheatrale Arbeiten sind die Kammeroper „DIRT“ sowie Schauspielmusiken zu „King Lear“ und „Macbeth“ sowie zu „Kadujo.Genesis“, das in der Regie von Vlodimir Bochiarov in Vilnius und Kaliningrad zur Aufführung kam. Juta Pranulytės Musik ist auf mehreren Labels veröffentlich, unter anderem auf Anthologien des Music Information Centre Lithuania, bei der Lithuanian Composers' Union und zuletzt mit „LADA“ auf der CD „New Lithuanian Identities“ des Trios Agora.
Weitere Informationen: www.jutapranulyte.com
Der iranische Komponist Sina Fani Sani (*1990) wurde in Esfahan geboren und studierte zunächst klassische Gitarre sowie Komposition bei Golfam Khayam und Mehrdad Pakbaz an der Universität der Künste in Teheran. Von 2017 bis 2020 studierte er Komposition mit Claus Kühnl und Annesley Black am Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt am Main, aktuell macht er seinen Master in Komposition bei Gordon Kampe an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Er nahm erfolgreich im Iran an der Bundesuniversitätsaufnahmeprüfung „concours“ teil, war Teilnehmer der finalrunde beim Tehran Youth Festival 2015 und ist Mitglied der iranischen „National Elites Foundation“. Sina Fani Sani war Stipendiat des Patronatsvereins vom Dr. Hoch’s Konservatorium und ist Stipendiat des DAAD für das PROMOS Stipendienprogramm. Mit seiner Komposition „The Sodomites“ für drei Sopranstimmen und Elektronik wurde er für das 11. Musikfest in Livorno ausgewählt, mit den beiden Musiktheaterwerken „Die kluge Else“ und „Farewell Rituals“ nahm er 2021 an der Hamburger „akademie kontemporär“ teil.
Germán Alonso wurde 1984 in Madrid geboren und studierte Komposition am Real Conservatorio Superior de Música de Madrid, wo er mit Auszeichnung abschloss. Parallel dazu studierte er elektroakustische Komposition bei Alberto Bernal. Er setzte seine Studien fort am Strasbourg Conservatoire bei Mark André, im Rahmen eines Masters in Mixed Composition an der HEM in Genf bei Michael Jarrell, Luis Naon und Eric Daubresse sowie am IRCAM bei Mauro Lanza. Zudem hat er einen Master in Musikwissenschaften der Universität Paris VIII. Er besuchte Meisterklassen und Workshops bei unter anderem Alberto Posadas, Hèctor Parra, José María Sánchez-Verdú, Aureliano Cattaneo, Brian Ferneyhough und Yan Maresz und wurde für Domaine Forget’s „Musique Nouvelle“ in Quebec, das Programm „Voix Nouvelles“ der Fondation Royaumont in Paris, die „International Composer Pyramid“ in Canterbury und den European Musical Creation Workshop in Madrid ausgewählt.
Germán Alonsos Stücke wurden in Europa und Amerika unter anderem von Proyecto OCNOS, Le Nouvel Ensemble Moderne, Xasax, CrossingLines, Vertixe Sonora und den Ensembles Contrechamps, Vortex, Asko| Schönberg, der Grup Instrumental de València und dem Sigma Project gespielt. Er ist Preisträger des neunten Kompositionswettbewerbs „Città di Udine“, des Seminario Permanente de Composición de Valencia, des Kompositionswettbewerbs „Carmelo Bernaola“ und Finalist des Gaudeamus Preises 2013. Er erhielt Aufträge von der Ernst von Siemens Musikstiftung / dem Ensemble CrossingLines, dem Festival Archipel Genève, Vertixe Sonora, dem Institut Valencià de la Música und dne Encontre Internacional de Compositors of Mallorca.
Zuletzt brachte er zwei Musiktheaterwerke zur Uraufführung. Als Auftrag des Teatro Real und des Teatro de La Abadía in Madrid entstand MARIE, geschrieben auf ein Libretto von Lola Blasco und inszeniert von Rafael R. Villalobos, das im Januar 2021 seine Premiere feierte. Bereits im Mai 2019 kam die Oper THE SINS OF THE CITY OF THE PLAIN auf ein Libretto von Fabrizio Funari zur Uraufführung. Dieses fand im Espacio Turina in Sevilla statt mit dem Ensemble Proyecto OCNOS und dem Sänger Niño de Elche. Germán unterrichtet seit 2016 Orchestration am Conservatorio Superior de Castilla-La Mancha. Seine Partituren sind seit 2011 bei BabelScore verlegt.
Weitere Informationen: www.german-alonso.com
Der in Rom geborene Librettist, Drehbuch- und Theaterautor Fabrizio Funari studierte, fasziniert von den Strukturen und Regeln sprachlicher Kommunikation, Linguistik und orientalische Sprachen mit einem Schwerpunkt auf der Sprachphilosophie, bevor er seine akademische Ausbildung in London am University College of London und an der Goldsmiths University sowie in Peking, Madrid und Sevilla fortsetzte. Er beschäftigte sich dabei mit antinormativen darstellenden Künsten und Erzählungen und schrieb Libretti und Theaterstücke auf Englisch, Spanisch und Italienisch. Fabrizio Funari arbeitete mit Komponist*innen wie Germán Alonso, Niño de Elche, Martin Gaughan, Alessandro De Rosa, Kieron Smith und Marco Benetti und mit Festivals und Institutionen wie der Biennale di Venezia und den Akademien der Oper von Verona und La Treccani zusammen. Im Jahr 2021 macht er seinen Abschluss an der Renoir Cinema Academy, wo er bei einigen der renommiertesten Drehbuchautoren Europas studierte, darunter Mario Martone und Ugo Chiti.
Zu seinen aktuellen Arbeiten für das Musiktheater zählen „Tredici Secondi o Un Bipede Implume ma con Unghie Piatte“, produziert und uraufgeführt 2019 bei der Biennale di Musica di Venezia 2019, „The Overcoat“, basierend auf Nikolai Gogols Novelle „Der Mantel“, „Decameron Privato“, basierend auf dem Kapitel „Pietro da’ Vinciolo“ aus Giovanni Boccacios „Decamerone“, „Tancredi“, ein Opernvideo über Gender und häusliche Gewalt sowie „The Sins of the Cities of the Plain“, das als Auftrag des Istituto de las Artes y Culturas de Sevilla (ICAS) entstand und bei dem es sich um den ersten Operntext überhaupt handelt, der in Polari geschrieben ist, einer Geheimsprache der homosexuellen Community im viktorianischen Großbritannien, die insbesondere in London gesprochen wurde. Für das Theater entstanden darüber hinaus die Stücke „La Sfinge“ über die Beziehung zwischen einem älteren Mann und einem jungen männlichen Prostituierten, „Familia“ über die Dynamik innerhalb einer dysfunktionalen Familie und mit „Escargot“ ein Monolog über Liebe und Homosexualität. Im Jahr 2021 wurde mit „Si Esto Fuera Cine Sería un Drama“ Fabrizio Funaris erstes Musical über eine Gruppe von Drag-Queens „on the road“, im Teatro Central in Sevilla anlässlich von „Togayther“ uraufgeführt, im Jahr 2021 gewann sein Kurzfilm „BOOM“ den Preis der Jury und den für das beste Drehbuch beim Ettore Scola Festival. Zudem ist Funari künstlerischer Leiter von „The Librettist“, einer Vereinigung zur Förderung zeitgenössischer Librettist*innen, Komponist*innen und Opern sowie Autor und Koordinator von Opera Factor, einem neuen internationalen Opernnetzwerk, das von der Opernakademie Verona gefördert wird.
Weitere Informationen: www.fabriziofunari.com
Premiere: ANTIKRIST, Regie: Ersan Mondtag, am 30. Januar >>> Uraufführung: ONCE TO BE REALISED am 23. Januar, Tischlerei >>> Wiederaufnahmen: DER ZWERG und AIDA >>> RING-Zyklus 3: am 4., 5., 7. und 9. Januar
Die Premiere von Rued Langgaards ANTIKRIST musste im März 2020 pandemiebedingt kurzfristig abgesagt werden, nun hoffen wir, sie am 30. Januar 2022 nachholen zu können. Am Pult steht der Generalmusikdirektor der Staatsoper Hannover, Stephan Zilias, Regie führt Ersan Mondtag, dessen Schauspielinszenierungen schon mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurden und der mit Schrekers DER SCHMIED VON GENT sowie Weills DER SILBERSEE an der Oper Flandern zwei ebenfalls gefeierte Ausflüge ins Opernfach absolviert hat. Wir freuen uns auf sein deutsches Operndebüt, zu dem wir Sie schon heute herzlich einladen!
Langgaards monolithisches Werk entwirft ein endzeitliches Mysterienspiel, das dem Fin de Siècle huldigt mit einer Musik, die an Strauss und Wagner erinnert, aber auch Hindemith und Schönberg nicht verleugnet. Mit dabei die Sängerinnen und Sänger aus dem Ensemble Irene Roberts, Flurina Stucki, Valeriia Savinskaia, Clemens Bieber, Thomas Lehman u. a.
Außerdem laden wir am 13. Januar unter dem Motto Zwischen Apokalypse und Utopie – Rued Langgaard und die 1920er Jahre zu einem Gespräch mit dem dänischen Langgaard-Spezialisten Bendt Viinholt Nielsen, Stephan Zilias und Dramaturgin Carolin Müller-Dohle ein. Abgerundet wird der Abend durch die Präsentation von Kammermusik-werken des Komponisten.
Uraufführung: ONCE TO BE REALISED am 23. Januar, Tischlerei
Ebenfalls eine Produktion, deren Uraufführung schon mehrfach verschoben werden musste, ist die Koproduktion mit der Münchener Biennale ONCE TO BE REALISED, die nun für den 23. Januar in der Tischlerei geplant ist. Dabei handelt es sich um Sechs Begegnungen mit Jani Christous „Project files“ von Beat Furrer, Barblina Meierhans, Olga Neuwirth, Younghi Pagh-Paan, Samir Odeh-Tamimi und Christian Wolff in der Regie von Michail Marmarinos.
Der Kosmos des griechischen Komponisten Jani Christou ist labyrinthisch verzweigt im Reichtum seiner suggestiven Bilder und Entwürfe. Politisches und Soziales sind ihm ebenso kompositorisches Material wie er Musik für Naturlandschaften und Kulturräume entwirft. Sechs renommierte Komponist*innen waren eingeladen, sich mit Christous „Project files“ auseinanderzusetzen und ihre Sichten darauf zu realisieren.
Wiederaufnahme DER ZWERG und AIDA
Die Premiere von Zemlinskys DER ZWERG geriet im März 2019 zu einem Triumph für Dirigent Donald Runnicles und Regisseur Tobias Kratzer, in deren Produktion Tenor David Butt Philip und Schauspieler Mick Morris Mehnert in der aufgespaltenen Titelpartie glänzen konnten, ebenso wie Elena Tsallagova als Donna Clara und Emily Magee als Ghita. Die bei Naxos vorliegende DVD wurde für den Grammy 2020 nominiert – und jetzt kehrt die Produktion wieder zurück auf den Spielplan. Neu an der gegenwärtigen Besetzung ist die am Haus hoch geschätzte Heidi Stober – zuletzt begeisterte sie in Pınar Karabuluts Inszenierung von GREEK auf dem Parkdeck. Wir freuen uns auf ihr Debüt als Donna Clara, Vorstellungen am 15., 21. und 28. Januar.
Nachdem wir im Frühjahr 2020 einige Vorstellungen, die mit Audiodeskription eingerichtet und geplant waren, absagen mussten – bzw. später nur digital stattfanden –, können wir die ZWERG-Aufführungen am 21. und 28. Januar mit Audiodeskription – Live-Beschreibung über Funk-Kopfhörer – für Zuschauer*innen mit Sehbehinderung anbieten! Auch DIE ZAUBERFLÖTE am 16. Januar ist audiodeskriptiv zu erleben.
Verdis AIDA kehrt am 22. Januar zurück auf den Spielplan der Deutschen Oper Berlin, unter musikalischer Leitung von Leonardo Siri (22.1.) bzw. Giampaolo Bisanti (24., 29.1. sowie 4.2.) sind Guanqun Yu als Aida, Stefano la Colla als Radamès und Anna Smirnova als Amneris zu hören.
RING-Zyklus 3: am 4., 5., 7. und 9. Januar
Beginnen werden wir das neue Jahr vom 4. bis 9. Januar mit dem dritten kompletten RING-Zyklus unter Leitung von Sir Donald Runnicles, nachdem der zweite November-Zyklus sowohl auf rbbKultur ausgestrahlt
wurde – und in der Mediathek noch bis zum 15. Dezember nachgehört werden kann – als auch von Naxos in Zusammenarbeit mit dem rbb, unter Mitwirkung von NRK und Marquee TV, filmisch aufgezeichnet wurde.
Liederabend: Doris Soffel am 2. Dezember >>> - Sinfoniekonzert: Richard Wagner mit Anja Harteros am 4. Dezember >>> Besetzungs-Highlights: Giuseppe Verdis DON CARLO und UN BALLO IN MASCHERA sowie IL BARBIERE DI SIVIGLIA
Die große Mezzosopranistin Doris Soffel, die zuletzt an der Deutschen Oper Berlin in der preisgekrönten Uraufführung von Detlev Glanerts OCEANE begeisterte, gibt am 2. Dezember im Foyer einen Konzertabend mit Liedern von Gustav Mahler bis Kurt Weill.
Und schon zwei Tage später, am 4. Dezember, folgt eine weitere herausragende Solistin auf der großen Bühne, wenn Anja Harteros zusammen mit dem Orchester unter Leitung des Slowaken Juraj Valcuha ein ausgewähltes Wagner-Programm präsentiert. Erst im Sommer 2021 gab Anja Harteros an der Bayerischen Staatsoper ihr Debüt als Isolde und kehrt mit dem Finale dieser Partie, mit „Isoldes Liebestod“, nun an die Bismarckstraße zurück. Außerdem interpretiert sie Wagners „Wesendonck-Lieder“.
Besetzungs-Highlights DON CARLO, UN BALLO IN MASCHERA und IL BARBIERE DI SIVIGLIA
Im Dezember stehen endlich zwei der großen Verdi-Opern wieder auf dem Spielplan: DON CARLO und UN BALLO IN MASCHERA, beide in herausragenden Besetzungen. Regisseur Marcuro Arturo Marelli erzählt Verdis Drama um Macht, Inquisition und einen tragischen Vater-Sohn-Konflikt innerhalb eines Mauerlabyrinths, das vom Escorial inspiriert ist. In der Partie des Philipp steht Alex Esposito auf der Bühne, als Don Carlo Robert Watson, als Rodrigo Etienne Dupuis und als Großinquisitor Albert Pesendorfer – Nicole Car gestaltet Elisabeth von Valois und Yulia Matochkina Prinzessin Eboli. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von James Gaffigan. Vorstellungen am 5., 9., 15. und Dezember.
Und am 20., 22. und 29. Dezember kehrt Götz Friedrichs Inszenierung UN BALLO IN MASCHERA aus dem Jahr 1993 zurück auf den Spielplan, unter Leitung von Michelangelo Mazza. Wir freuen uns auf Yusif Eyvazov, der in der Partie des Gustav III. debütiert, Carlos Álvarez (Graf René Anckarström), Angela Meade (Amelia), Judit Kutasi (Ulrika), Meechot Marrero (Oscar) u. a.
Im Rahmen der Aufführung am 20. Dezember wird Kammersängerin Julia Varady die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Oper Berlin verliehen. Julia Varady stand selbst zum Saisonauftakt 1994/95 als Amelia in Götz Friedrichs Inszenierung auf der Bühne und wurde für ihre überzeugende Verkörperung von Presse und Publikum gefeiert. Ihre hohen Verdienste an diesem Haus werden nun mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft noch einmal gewürdigt.
Eine weitere herausragende Besetzung darf das Publikum mit Aigul Akhmetshina in Rossinis IL BARBIERE DI SIVIGLIA erwarten – die junge russische Mezzosopranistin hat bereits als Carmen das Publikum der Deutschen Oper Berlin begeistert. Vorstellungen finden am 30. Dezember und 2. Januar statt.
Und außerdem freuen wir uns sehr, dass das Ensemblemitglied Mané Galoyan gerade den 2. Platz beim Operalia Wettbewerb 2021 am Moskauer Bolshoi Theater gewonnen hat. Wir gratulieren herzlich!
Mit seinem welterklärenden Anspruch sowie durch seine schiere zeitliche Ausdehnung ist DER RING DES NIBELUNGEN die größte Herausforderung für jedes Produktionsteam. An der Deutschen Oper Berlin haben sich jetzt Sir Donald Runnicles und Stefan Herheim dieser Aufgabe gestellt, die Gedankenwelt von Wagners Tetralogie ins 21. Jahrhundert zu übersetzen. Getreu Schillers Diktum, der Mensch sei nur dort ganz Mensch, wo er spiele, entwickelt Herheim den Beginn der Tetralogie aus dem Akt des Spielens. Durch den spielerischen Vollzug des Mythos findet die Gesellschaft zu sich selbst und ihren Werten, die freilich nur solange gültig sind, wie das Spiel dauert, und deshalb immer wieder neu gefunden werden müssen. Folgerichtig mündet die Auffassung von Wagners Mythos in der GÖTTERDÄMMERUNG im Hier und Jetzt, weitet sich der Fokus von der Entwicklung einzelner Figuren hin auf die Gesellschaft als Ganze.
Für ihre Neuinterpretation des RING stehen Stefan Herheim und Sir Donald Runnicles herausragende Sängerdarsteller zur Verfügung: „Nina Stemmes Brünnhilde! Wenn der irrlichthaft funkelnde neue ‚Ring des Nibelungen‘ an Berlins Deutscher Oper dereinst Geschichte geworden ist, könnte diese Leistung immer noch nachglühen und als eine, die sich über alle Tageszufälle zu reiner, in tiefer Verletzlichkeit wie leuchtendem Widerstehen ergreifender Humanität erhebt. Im Durchleben einer ersten und einzigen großen Liebe findet die Sängerin Töne stolz befreiter wie zart einhüllender Wärme, erotisch und mütterlich in einem.“ – so die FAZ nach der Premiere der GÖTTERDÄMMERUNG. Neben Nina Stemme als wohl profiliertester Wagner-Sängerin der Gegenwart sind Clay Hilley als Siegfried, Elisabeth Teige als Sieglinde, Brandon Jovanovich als Siegmund, Thomas Blondelle als Loge, Markus Brück (DAS RHEINGOLD) und Jordan Shanahan als Alberich, Derek Welton (DAS RHEINGOLD) und Iain Paterson als Wotan / Der Wanderer, Annika Schlicht als Fricka, Ya-Chung Huang als Mime, Albert Pesendorfer als Hagen u. a. zu erleben.
Vielfach preisgekrönt, ist der Norweger Stefan Herheim einer der bedeutendsten Regisseure der Gegenwart: In seinen Arbeiten macht er immer wieder auch die ideengeschichtlichen Zusammenhänge und die Wirkungsgeschichte der jeweiligen Opern deutlich. Mit Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles steht ein ausgewiesener Wagner-Kenner am Pult des Orchesters der Deutschen Oper Berlin, der seine RING-Interpretationen an den Opernhäusern von Hamburg, Berlin, Wien, San Francisco, bei den BBC Proms in London, beim Edinburgh International Festival und an der MET New York nun mit einer Neueinstudierung an seinem Stammhaus fortsetzt.
Audiovisuelle Aufzeichnung und live-Hörfunkübertragung auf rbbKultur
Im Rahmen ihrer bereits mehrfach erfolgreichen Zusammenarbeit zeichnen die Deutsche Oper Berlin und Naxos als Produzent die beiden zyklischen Aufführungen des RING DES NIBELUNGEN im November 2021 audiovisuell auf. Neben der Deutschen Oper Berlin und Naxos sind als weitere Produktionspartner das Norwegische Fernsehen NRK, die Online Plattform MarqueeTV und der Rundfunk Berlin-Brandenburg beteiligt, der den zweiten Zyklus auch live im Hörfunk übertragen wird.
Nach Postproduktion der Aufzeichnung wird der RING DES NIBELUNGEN im Frühjahr 2022 in Deutschland in der ARD Mediathek und international auf MarqueeTV abrufbar sein sowie im norwegischen Fernsehen ausgestrahlt werden.
Im Herbst 2022 wird Naxos den RING-Zyklus in einer DVD bzw. Blu-ray Box veröffentlichen.
Naxos Audiovisual und die Deutsche Oper Berlin setzen mit diesem Großprojekt ihre Zusammenarbeit fort, in deren Rahmen bisher die Produktionen FRANCESCA DA RIMINI, HEART CHAMBER, die mit dem renommierten Opus Klassik ausgezeichnete Oper DAS WUNDER DER HELIANE sowie die für den GRAMMY Award 2021 nominierte Aufnahme von DER ZWERG entstanden sind.
Eine Produktion der Deutschen Oper Berlin und Naxos in Zusammenarbeit mit dem RBB, unter Mitwirkung von NRK und MarqueeTV.
am 27. November 2021 in der Deutschen Oper Berlin
Nachdem im vergangenen Jahr die festliche Operngala für die Deutsche AIDS-Stiftung pandemiebedingt nicht stattfinden konnte, freuen wir uns, diese Tradition der wohl schillerndsten Benefizveranstaltung im Berliner Kulturleben nun wieder aufnehmen zu können – wenn auch in einer veränderten Form. Das Galakonzert für die Deutsche AIDS-Stiftung versammelt am 27. November 2021 internationale Opernstars für einen guten Zweck in der Deutschen Oper Berlin. Die glamouröse Party nach dem Konzert kann in diesem Jahr zwar noch nicht wieder stattfinden; die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler werden das Publikum jedoch wie jedes Jahr begeistern und ein mitreißendes Programm präsentieren, moderiert von Max Raabe.
Auf Einladung des künstlerischen Leiters Alard von Rohr haben sich unter anderem Asmik Grigorian, wohl eine der begehrtesten Sopranistinnen auf europäischen Opernfestivals, die gerade als Senta in Bayreuth brillierte, sowie Pretty Yende, deren strahlender Sopran schon mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet wurde, zum Konzert angesagt. Mit Nicole Car und Etienne Dupuis steht ein Sängerpaar auf der Bühne, das in der Deutschen Oper Berlin schon mehrfach das Publikum begeisterte, so zuletzt in EUGEN ONEGIN. Jonathan Tetelman überzeugte in der viel gerühmten Streaming-Premiere von FRANCESCA DA RIMINI im März 2021 an der Seite von Sara Jakubiak und macht ein Wiedersehen umso erfreulicher. Und mit Alex Esposito steht ein Bass auf der Bühne, der u. a. als Leporello in DON GIOVANNI und als Titelheld in Massenets DON QUICHOTTE das Publikum zu viel Applaus hinriss.
Am Pult des Orchesters der Deutschen Oper Berlin steht die junge Dirigentin Keri-Lynn Wilson, die sich bereits an so renommierten Opernhäusern wie dem Royal Opera House Covent Garden, der Bayerischen Staatsoper, dem Bolschoi-Theater und der Wiener Staatsoper profiliert hat.
Aus den Erlösen des Gala-Konzerts fördert die Deutsche AIDS-Stiftung Projekte in Berlin, Deutschland und Südafrika. In Berlin unterstützt die Deutsche AIDS-Stiftung unter anderem ein Wohn-Pflegeprojekt in der Reichenberger Straße. Bundesweit werden Projekte zur Gesundheitsförderung und -information bezuschusst. In Südafrika berät der regionale Kooperationspartner HOPE Cape Town Familien zu HIV und AIDS. Er wendet sich vor allem an die Bewohner*innen der Townships rings um Kapstadt.
„Wir freuen uns sehr, dass 2021 wieder eine Benefizveranstaltung für die Deutsche AIDS-Stiftung in der Deutschen Oper Berlin stattfinden kann. Die Gala verbindet einen Abend wundervoller Musik mit einem guten Zweck. Unsere Stiftung benötigt die Erlöse dringend für die Förderung kommender Projekte. Außerdem bietet die Gala eine gute Plattform, erneut öffentlich über HIV und AIDS zu informieren. Information ist wichtig, um sich vor HIV zu schützen und Vorurteile zu überwinden,“ sagt Kristel Degener, die Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung.
„Ich freue mich, dass wir die Tradition der Galakonzerte zugunsten der Deutschen AIDS-Stiftung nach der letztjährigen Pause wiederaufnehmen und die Deutsche Oper Berlin damit ihren Beitrag für diese nach wie vor elementar wichtige Arbeit leisten kann. Und natürlich bin ich dankbar für die Möglichkeit, in einem vollen Haus das Publikum für den Reichtum des Opernrepertoires begeistern zu können – zumal das Erlebnis in diesem Fall einem guten zivilgesellschaftlichen Zweck dient. Machen Sie von diesem Angebot unbedingt Gebrauch!“ (Dietmar Schwarz, Intendant Deutsche Oper Berlin)
Bitte lassen Sie uns Ihre Pressekartenwünsche unter den angegebenen Kontakten wissen.
Premiere GÖTTERDÄMMERUNG am 17. Oktober >>> RING-Zyklen am 9., 10., 12., 14. sowie am 16., 17., 19., 21. November >>> mit Premiere SIEGFRIED im 1. Zyklus (am 12. November) >>> Einzelvorstellungen DAS RHEINGOLD und DIE WALKÜRE
Wir freuen uns sehr, für den 17. Oktober 2021 die Premiere GÖTTERDÄMMERUNG unter Leitung von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles und in der Regie von Stefan Herheim ankündigen zu können. Damit schließt sich der Zyklus, auch wenn die Premiere SIEGFRIED leider pandemiebedingt im April 2021 nicht vor Publikum stattfinden konnte und nun im Rahmen des 1. RING-Zyklus am 12. November nachgeholt wird.
Auch in der GÖTTERDÄMMERUNG steht mit Nina Stemme als Brünnhilde die wohl profilierteste Wagnersängerin der Gegenwart auf der Bühne. Als Siegfried ist der Neuseeländer Simon O’Neill zu erleben, als Hagen der Brite Gidon Saks, der an der Deutschen Oper Berlin zuletzt als Claggart in Brittens BILLY BUDD einen großen Erfolg feiern konnte.
Bereits in DAS RHEINHGOLD hat Stefan Herheim die zentrale Idee seiner Neuinszenierung des RING DES NIBELUNGEN bildkräftig etabliert: Getreu Schillers Diktum, der Mensch sei nur dort ganz Mensch, wo er spiele, entwickelt Herheim den Beginn der Tetralogie aus dem Akt des Spielens. Durch den spielerischen Vollzug des Mythos findet die Gesellschaft zu sich selbst und ihren Werten, die freilich nur solange gültig sind, wie das Spiel dauert, und deshalb immer wieder neu gefunden werden müssen. Folgerichtig mündet die Auffassung von Wagners Mythos als Basis eines immer wieder er-neuerten Spiels in der GÖTTERDÄMMERUNG im Hier und Jetzt.
Für die Erweiterung des bislang ganz auf die Entwicklung einzelner Figuren ausgerichteten Fokus auf die Gesellschaft zitiert die Bühne einen Ort, der zugleich eine Spiel-Stätte wie gesellschaftlicher Treffpunkt ist: Das Foyer der Deutschen Oper Berlin mit der eindrucksvollen Wolkenskulptur des amerikanischen Künstlers George Baker: „Alunos Discus“. Hier finden auch die Spielelemente ihren Platz, die in allen Teilen des RING immer wieder an die Grundvoraussetzung der Erzählung erinnern: der Konzertflügel als Ort der künstlerischen Inspiration, die Koffer als Symbol einer Flucht, die nur durch die Kunst aufgehalten wird, und das Seidentuch als einfachstes Zeichen für die Leichtigkeit und Magie des Spiels an sich.
Nachdem die fertig geprobte Neuinszenierung des SIEGFRIED im April nicht gezeigt werden konnte, kommt nun mit der GÖTTERDÄMMERUNG der letzte Teil von Wagners Bühnenfestspiel zur Premiere. Weitere Einzelvorstellungen finden am 24. und 31. Oktober statt.
Bevor die Zyklen im November starten, gibt es am 22. Oktober auch eine Vorstellung von DAS RHEINGOLD mit dem in der Premierenserie bereits höchst gepriesenen Trio Thomas Blondelle als Loge, Markus Brück als Alberich und Derek Welton als Wotan. Als Fricka glänzte Annika Schlicht.
Und auch DIE WALKÜRE ist am 29. Oktober noch einmal in einer Einzelvorstellung zu erleben – mit Elisabeth Teige als Sieglinde neben Brandon Jovanovich als Siegmund, John Lundgren als Wotan, Nina Stemme als Brünnhilde, Annika Schlicht als Fricka u. a.
Die beiden Zyklen finden am 9., 10., 12. und 14. sowie am 16., 17., 19. und 21. November statt. Innerhalb des 1. Zyklus kommt am 12. November SIEGFRIED zur Premiere mit Clay Hilley in der Titelpartie, Nina Stemme als Brünnhilde, Ya-Chung Huang als Mime, Iain Paterson als Der Wanderer u. a.
Zur Pressekartenbestellung:
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Kirsten Hehmeyer
Ltg. des Pressebüros
Deutsche Oper Berlin
hehmeyer@deutscheoperberlin.de
Tel. *49(0)30-34384 207
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Vorschau
Den Erfahrungen der letzten Monate geschuldet, haben wir unseren Saisonstart 2021/22 open air auf dem Parkdeck der Deutschen Oper Berlin geplant und laden bereits am 27. August zur Premiere von Mark-Anthony Turnages GREEK ein. Regie führt Pınar Karabulut, die seit 2020 als Hausregisseurin zum Leitungsteam der Münchener Kammerspiele gehört, und die musikalische Leitung liegt in den Händen von Yi-Chen Lin, seit der Saison 2020/21 als Kapellmeisterin am Haus tätig.
Für die erste Münchener Biennale beauftragte Hans Werner Henze 1988 den damals unbekannten, 28jährige Mark-Anthony Turnage, der durch seine kraftvolle Musiksprache aufgefallen war und bei Miles Davis wie bei Janáček oder Strawinsky Inspiration suchte, mit einer Uraufführung.
Eines seiner bekanntesten Stücke ist bis heute GREEK – eine Bearbeitung und Überschreibung des Ödipus-Mythos. Ödipus wird darin zu Eddy, der in einer Arbeiterfamilie im heruntergekommenen Londoner East End aufwächst und von einer sozial tief gespaltenen Gesellschaft geprägt ist.
Die durch die Pandemie eigenwillige Premierenreihenfolge des RING DES NIBELUNGEN lässt auf das gerade viel gerühmte RHEINGOLD am 17. Oktober die Premiere von GÖTTERDÄMMERUNG folgen, bevor sich – im Rahmen des ersten Zyklus – am 12. November SIEGFRIED anschließt. Generalmusikdirektor Donald Runnicles und Stefan Herheim, dem für seinen Einfalls- und Bilderreichtum vielfach Bewunderung gezollt wurde, haben auf jeden Fall starke Nerven bewiesen, unter den außergewöhnlichen Umständen den Marathonlauf unbeirrt fortzusetzen. Im November stehen zwei komplette Zyklen an und ein dritter im Januar.
Zwei Produktionen aus dem Jahr 2020 gilt es nun nachzuholen: zum einen, mit Premiere am 30. Januar, Rued Langgaards ANTIKRIST, ein Werk das sich allen Zuordnungen entzieht und zwischen Oper, Oratorium und szenischer Sinfonie changiert, zum anderen Marina Abramovićs 7 DEATHS OF MARIA CALLAS, eine internationale Koproduktion, die bislang nur an der Bayerischen Staatsoper vor extrem reduziertem Publikum in wenigen Vorstellungen gezeigt werden konnte. Am 8. und 10. April folgen nun endlich die Berliner Aufführungen mit Marina Abramović, einer erstrangigen Sängerinnenbesetzung und Willem Defoe im Film.
Für ANTIKRIST konnte der junge Regisseur Ersan Mondtag gewonnen werden, dessen hochindividuelle Bildwelten mit der überbordenden Musiksprache Langgaards korrespondieren dürften. Die musikalische Leitung hat der Generalmusikdirektor der Oper Hannover, Stephan Zilias.
Als fünfte Premiere im großen Haus folgt am 20. März LES VÊPRES SICILIENNES, Verdis erste für Paris geschriebene Grand Opéra, die hier in der französischen Urfassung erklingt. Die Interpretation dieses großen historischen Stoffes obliegt dem Team um Enrique Mazzola am Pult und Regisseur Olivier Py, die bereits bei Meyerbeers Grand Opéra LE PROPHÈTE gemeinsam einen packenden Zugriff gefunden haben. Mit Saioa Hernández als Hélène, Piero Pretti als Henri, Roberto Tagliavini als Procida und Thomas Lehman als Montfort dürfte eine exzellente Sängerbesetzung bereitstehen.
Christof Loy setzt mit Schrekers DER SCHATZGRÄBER seine Beschäftigung mit fast vergessenen Werken des beginnenden 20. Jahrhunderts fort und widmet sich außerdem mit der Kneipentochter Els einer weiteren ambivalenten und komplexen Frauenfigur – wie bereits in Korngolds WUNDER DER HELIANE und Zandonais FRANCESCA DA RIMINI. Für diese Produktion können Christof Loy und Marc Albrecht ihre fruchtbare Zusammenarbeit fortführen, die Partie der Els übernimmt Elisabet Strid und Daniel Johansson den Elis. Premiere ist am 1. Mai.
Und zum Ende der Saison, am 12. Juni, werden Jossi Wieler und Sergio Morabito ihre erste Neuproduktion für die Deutsche Oper Berlin vorstellen, mit Sir Donald Runnicles am Pult: Wagners DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG. Als Hans Sachs ist Johan Reuter zu erleben, als Walther von Stolzing Klaus Florian Vogt und in den Partie der Eva und des Beckmesser debütieren Rachel Harnisch sowie Philipp Jekal.
In der Tischlerei, dem Raum für experimentelles Musiktheater, starten wir gleich zu Beginn der Saison, am 24. September, mit der Uraufführung DIE VORÜBERLAUFENEN mit Musik von Andrej Koroliov und in der Regie von Theresa von Halle. Basierend auf dem gleichnamigen Prosastück Franz Kafkas beschäftigt sich die Produktion mit dem Thema Zivilcourage.
Das von Fritz Bornemann großartig entworfene Gebäude der Deutschen Oper Berlin feiert an diesem Tag sein 60. Jubiläum. Nicht nur der Zuschauerraum ermöglicht beste Sicht- und Klangerlebnisse, sondern auch die weiträumigen Foyers bieten ebenso dem Publikum Raum zur Zusammenkunft wie der Bildenden Kunst Präsentationsorte, sodass wir den Geburtstag mit einer Ausstellung der Künstlerin Ina Weber begehen wollen. Auf die Vernissage am 18. September folgen eine Reihe an Veranstaltungen, die sich der Besonderheit der Architektur im Kontext ihrer Zeit und ihrer Wirksamkeit bis in die Gegenwart widmen.
Open-Air auf dem Parkdeck
Premiere: 27. August 2021
Mark-Anthony Turnage
GREEK
Musikalische Leitung: Yi-Chen Lin
Inszenierung: Pınar Karabulut
Großes Haus
Premiere: 17. Oktober 2021
Richard Wagner
GÖTTERDÄMMERUNG
Musikalische Leitung: Donald Runnicles
Inszenierung: Stefan Herheim
Premiere: 12. November 2021
Richard Wagner
SIEGFRIED
Musikalische Leitung: Donald Runnicles
Inszenierung: Stefan Herheim
Premiere: 30. Januar 2022
Rued Langgaard
ANTIKRIST
Musikalische Leitung: Stephan Zilias
Inszenierung: Ersan Mondtag
Premiere: 20. März 2022
Giuseppe Verdi
LES VÊPRES SICILIENNES
Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Inszenierung: Olivier Py
Premiere: 8. April 2021
7 DEATHS OF MARIA CALLAS
Ein Opernprojekt von Marina Abramović
Musik von Marko Nikodijević sowie Szenen aus Werken
von Bellini, Bizet, Donizetti, Puccini und Verdi
Inszenierung: Marina Abramović
Musikalische Leitung: Yoel Gamzou
Koproduktion mit Bayerischer Staatsoper, Maggio Musicale Fiorentino, Greek National Opera, Opéra national de Paris
Premiere: 1. Mai 2022
Franz Schreker
DER SCHATZGRÄBER
Musikalische Leitung: Marc Albrecht
Inszenierung: Christof Loy
Premiere: 12. Juni 2022
Richard Wagner
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG
Musikalische Leitung: Sir Donald Runnicles
Inszenierung: Jossi Wieler und Sergio Morabito
Tischlerei
Uraufführung: 24. September 2021 in der Tischlerei
DIE VORÜBERLAUFENDEN
Musiktheater von Andrej Koroliov auf einen Text von Gerhild Steinbuch
Musikalische Leitung: Vicente Larrañaga
Inszenierung: Theresa von Halle
Uraufführung: 6. November 2021 in der Tischlerei
NEUE SZENEN V: 3 SCHEITERHAUFEN
Musiktheater in drei Teilen von Sara Glojnarić, Sergey Kim und Lorenzo Troiani
Libretti von Dorian Brunz, Peter Neugschwentner und Lea Mantel
Musikalische Leitung: Manuel Nawri
Inszenierung: Nora Krahl, Ana Cuéllar Velasco, Andrea Tortosa Baquero
Auftragswerke der Deutschen Oper Berlin und der Hochschule für Musik Hanns Eisler
Uraufführung: 23. Januar 2022 in der Tischlerei
ONCE TO BE REALISED
Sechs Begegnungen mit Jani Christous „Project Files“ von Beat Furrer, Barblina Meierhans, Olga Neuwirth, Younghi Pagh-Paan, Samir Odeh-Tamimi und Christian Wolff
Musikalische Leitung: Cordula Bürgi
Inszenierung: Michail Marmarinos
Koproduktion der Münchener Biennale mit der Deutschen Oper Berlin und dem Onassis Cultural Center Athen
Berliner Premiere: 21. Mai 2022 in der Tischlerei
LIEDER VON VERTREIBUNG UND NIMMERWIEDERKEHR
Musiktheater von Bernhard Gander
Libretto von Serhij Zhadan
Inszenierung: Alize Zandwijk
Koproduktion der Münchener Biennale mit der Deutschen Oper Berlin
GREEK >>> Mark-Anthony Turnage (*1960) >>> Oper in zwei Akten. Libretto von Mark-Anthony Turnage und Jonathan Moore nach Steven Berkoffs gleichnamiger Verstragöde (1980), basierend auf der Tragödie „König Ödipus“ des Sophokles >>> Premiere: 27. August 2021 Open-Air auf dem Parkdeck >>> Weitere Vorstellungen: 28. August, 3., 4., 5., 7. und 8. September 2021
Mit Mark-Anthony Turnages GREEK kommt der große antike Mythos von König Ödipus in der Gegenwart an. Zur Spielzeiteröffnung zeigt die Deutsche Oper Berlin das groteske, tragikomische Musiktheater als Open-Air-Spektakel auf dem Parkdeck, inszeniert von Pınar Karabulut, einer der aufregendsten Regisseurinnen der jüngeren Generation.
Für die erste Münchener Biennale beauftragte Hans Werner Henze 1988 einen damals unbekannten, jungen Komponisten mit einer Uraufführung: den 28-jährigen Mark-Anthony Turnage, der vor allem durch eine eigenwillige und kraftvolle Musiksprache aufgefallen war. Turnage jonglierte in seinen Instrumentalwerken mit unterschiedlichsten Farben und Stilen, suchte Inspiration ebenso bei Miles Davis wie bei Leoš Janáček oder Igor Strawinsky. Für seine erste Opernarbeit griff Turnage zu einem Text des umstrittenen Autors und Regisseurs Steven Berkoff. Der hatte sich in den 60er Jahren der britischen Dramatiker-Bewegung der „angry young men“ angeschlossen, schrieb über den Klassenkampf in der englischen Gesellschaft und brachte mit lautstarken und rohen Texten und einer schmutzigen, derben Sprache die sozialen Spannungen der Zeit auf die Bühnen der Londoner Fringe-Theater.
Eines seiner bekanntesten Stücke ist bis heute GREEK – eine Bearbeitung und Überschreibung des Ödipus-Mythos. Ödipus wird in GREEK zu Eddy, der in einer Arbeiterfamilie im heruntergekommenen Londoner East End aufwächst. Die Gesellschaft zeigt sich als eine sozial tief gespaltene: Rassismus, Gewalt und Massenarbeitslosigkeit prägen das Land und bilden den Hintergrund für die Geschichte von Eddys Suche nach sich selbst, nach der Freiheit und der Möglichkeit, aus seinem scheinbar schicksalhaft vorgezeichneten Leben auszubrechen. Dem antiken Ödipus bleibt nach dem Mord an seinem Vater und der Heirat der eigenen Mutter nur die Annahme dieses von den Göttern vorhergesagten Schicksals und das Eingeständnis seiner Schuld. Berkoffs Eddy hingegen setzt sich über Mythos, Schicksal und Moral hinweg: Hymnisch feiert er als „motherfucker“ die freie sexuelle Liebe mit seiner Frau und Mutter.
Der junge Mark-Anthony Turnage fand in dieser ebenso gesellschaftskritischen wie antibürgerlichen Ödipus-Bearbeitung die ideale Vorlage für seine eigenen unkonventionellen Vorstellungen von Oper. Berkoffs drastische Sprache, einer wilden Mischung von pathetischer Hochsprache und ordinärem Cockney-Slang, wurde zum Ausgangspunkt für eine ebenso kraftvolle und stilistisch disparate Partitur, die Elemente aus Jazz, Hiphop und sogar Fußball-Gesänge integriert.
Die Deutsche Oper Berlin wechselt für GREEK einmal mehr die Spielstätte: Das Parkdeck im Innenhof der Deutschen Oper hat sich als Aufführungsort mit einer hervorragenden Akustik etabliert. Nach den Produktionen ORESTEIA (2014) und DAS RHEINGOLD AUF DEM PARKDECK (2020) wird die raue Hinterhof-Architektur auch im Sommer 2021 für ein sommerliches Outdoor-Opernspektakel genutzt.
Mit Pınar Karabulut gibt eine der gefragtesten jüngeren Schauspielregisseurinnen ihr Debüt im Musiktheater. Mehrfach wurden ihre Arbeiten zum Festival Radikal Jung eingeladen; für ihre Inszenierung „Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute“ von Dirk Laucke erhielt sie den NachSpielPreis des Heidelberger Stückemarktes. Sie machte mit Inszenierungen u. a. am Schauspiel Köln, Volkstheater Wien und an der Volksbühne Berlin auf sich aufmerksam und gehört seit 2020 als Hausregisseurin zum Leitungsteam der Münchener Kammerspiele.
Die Musikalische Leitung liegt in den Händen der jungen Dirigentin Yi-Chen Lin, die ihr Dirigierdebüt mit dem Radio Symphonie Orchester Wien gab und nach Gastengagements beim Rossini Festival Pesaro sowie in den Opernhäusern von Lissabon und Bologna seit 2020 als Kapellmeisterin und Assistentin des Generalmusikdirektors an der Deutschen Oper Berlin wirkt.
Die Partie des Eddy übernimmt der Bariton Dean Murphy. In weiteren, wechselnden Rollen sind Heidi Stober, Irene Roberts und Seth Carico zu erleben, die dem Haus als Ensemblemitglieder oder regelmäßige Gäste eng verbunden sind.
Weitere Informationen zu Werk und Besetzung
DIE VORÜBERLAUFENDEN >>> Musiktheater von Andrej Koroliov auf einen Text von Gerhild Steinbuch. Nach einer Idee von Theresa von Halle basierend auf Franz Kafkas gleichnamigem Prosastück >>> Uraufführung: 24. September 2021 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen: 26., 28., 30. September sowie 2., 3., 5. und 7. Oktober 2021
DIE VORÜBERLAUFENDEN >>> Musiktheater von Andrej Koroliov auf einen Text von Gerhild Steinbuch. Nach einer Idee von Theresa von Halle basierend auf Franz Kafkas gleichnamigem Prosastück >>> Uraufführung: 24. September 2021 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen: 26., 28., 30. September sowie 2., 3., 5. und 7. Oktober 2021
Nachts kommt einem in einer Gasse ein Mann entgegengelaufen. Doch soll man ihn ansprechen, benötigt er Hilfe? In seinem kurzen Prosastück „Die Vorüberlaufenden“ beschreibt Franz Kafka eine Situation, die einen herausfordert zu überlegen, ob man eingreift – und für den Fall, dass man dies nicht tut, zumindest nach Rechtfertigungen hierfür verlangt. Denn auch wenn der Mann von einem zweiten verfolgt wird, „vielleicht haben diese zwei die Hetze zu ihrer Unterhaltung veranstaltet“, „vielleicht sind es Nachtwandler“ oder gar: „Vielleicht hat der erste Waffen?“ Aber sind das nicht alles nur Ausreden, um die eigene Komfortzone nicht verlassen zu müssen? Und kann man nicht ohnehin einmal fragen: „Dürfen wir nicht müde sein?“
Kafkas Text wirft in konzentriertester Form grundlegende Fragen auf zu Zivilcourage, Mitmenschlichkeit und zivilem Ungehorsam und ist hiermit Ausgangspunkt für das Musiktheater DIE VORÜBERLAUFENDEN. Für dieses hat Gerhild Steinbuch, fußend auf Kafkas Text, ein Libretto geschrieben, das einen mitnimmt in drei alltäglich vertraute Situationen: an einem Aussichtspunkt, einer Bushaltestelle und den Blick aus einer fahrenden Bahn werfend. Scheinbar Banales geschieht hier einschließlich kleiner, selbstverständlicher Gesten der Hilfsbereitschaft. Doch zunehmend spitzen sich die Situationen zu und in der Wiederholung und Permutation der Szenen wird das Harmlos-Banale zur existenziellen Herausforderung. Beobachter werden zu Beteiligten und die sich hinter Alltagsgesten verbergenden Maximen fordern Konsequenz des Handelns bis in einen Bereich des Politischen hinein, in dem er nicht mehr hilft, jener, wie Gerhild Steinbuch schreibt, „flauschige Mantel der Müdigkeit“.
DIE VORÜBERLAUFENDEN entstanden ausgehend von einer Idee der Regisseurin Theresa von Halle, die mit der Produktion ihr Debüt an der Deutschen Oper Berlin gibt und deren Arbeiten sich durch eine ganz eigene Verbindung von erzählerischen und bildstarken rauminstallativen Elementen auszeichnen. Ihr zur Seite steht der Komponist Andrej Koroliov. Er ist Mitbegründer sowie Pianist und Keyboarder des Hamburger Ensembles decoder und verbindet in seinen Stücken Klänge, die so wuchtig-brachial wie fein und klangsinnlich ausgehört sind, zu Texturen von hoher Plastizität und theatraler Wirkungsmacht. Und dies in Kompositionen, die sich mit Vehemenz und Scharfblick zur Welt verhalten, aus politischer, gesellschaftlicher oder auch individuell-existenzieller Perspektive.
NEUE SZENEN V: 3 SCHEITERHAUFEN >>> Musiktheater in drei Teilen von Sara Glojnarić, Sergey Kim und Lorenzo Troiani >>> Libretti von Dorian Brunz, Peter Neugschwentner und Lea Mantel >>> Uraufführung: 6. November 2021 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen: 7., 8. und 11. November 2021 >>> In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Der Hexenwahn ist der große Sündenfall der frühen Neuzeit, als quer durch Europa die Scheiterhaufen brannten und in Zeiten eines erschütterten Weltbildes und einer tiefen kulturellen und religiösen Krise vornehmlich Frauen als „Teufelsbuhlen“ auf grausame Art hingerichtet wurden. Die Zeiten sind vorbei. Doch auch heute noch erleben Frauen ihren persönlichen „Scheiterhaufen“, wenn die Abweichung von einer vermeintlichen Normalität Ausgrenzung und gesellschaftliche Sanktionen begründet.
Auf unterschiedlichste Art erzählen die drei Uraufführungen der NEUEN SZENEN von Frauen, die zu „Hexen“ werden oder als solche geächtet werden. So handelt Kein Mythos von einer lesbischen Jugendliebe in den letzten Jahren der DDR. Die beiden wurden von der Mutter der noch minderjährigen Karin entdeckt und die Liebe endete für Hannah mit einer Gefängnisstrafe. In Haut geht es um die Emanzipation einer Frau, die sich von männlichen Projektionen, Wünschen und Körperbildern befreit, indem sie im wörtlichen Sinne ihre Haut abwirft – oder dies zumindest in ihrem Inneren durchlebt. Und unser Vater | Vater unser zeigt zwei junge Frauen, die den Teufel beschwören, um sich aus dem repressiven System ihres letztlich von ihnen ermordeten Vaters zu befreien.
Entstanden sind die drei Stücke in Zusammenarbeit dreier junger Librettist*innen mit drei Komponist*innen, die im Rahmen eines Wettbewerbs im Sommer 2019 ausgewählt wurden und mit dem die Deutsche Oper Berlin zusammen mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler ihr Projekt NEUE SZENEN fortsetzt. Zum inzwischen fünften Mal entsteht dabei junges und aktuelles Musiktheater, das das Genre auf seine Gegenwärtigkeit hin befragt und in dem Studierenden der Regie-, Gesangs- und Instrumental-klassen der Hochschule für Musik Hanns Eisler ermöglicht wird, sich im Rahmen einer professionellen Musiktheaterproduktion in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin zu präsentieren.
Auftragswerke der Deutschen Oper Berlin und der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Richard Wagner: DER RING DES NIBELUNGEN >>> GÖTTERDÄMMERUNG >>> Premiere: 17. Oktober 2021, weitere Vorstellungen: 24. und 31. Oktober >>> SIEGFRIED >>> Premiere: 12. November (im Rahmen des Zyklus 1) >>> Zyklus 1: 9., 10., 12. und 14. November 2021 >>> Zyklus 2: 16., 17., 19. und 21. November 2021 >>> Zyklus 3: 4., 5., 7. und 9. Januar 2022
Auf den Anfang folgt nun das Finale. Nachdem gerade erst DAS RHEINGOLD seine verspätete Premiere feiern konnte, setzen Stefan Herheim und Sir Donald Runnicles den neuen RING DES NIBELUNGEN der Deutschen Oper Berlin in der neuen Spielzeit mit dem letzten Teil der Tetralogie, der GÖTTERDÄMMERUNG fort. Eine Reihenfolge, die nicht durch die Kunst, sondern durch Corona diktiert wurde: Im April 2020 wurde klar, dass weder die Proben noch die für Juni geplante Premiere von DAS RHEINGOLD realisierbar waren. (Da Proben unter freiem Himmel möglich waren, wurde am ursprünglichen Premierentermin eine halb-szenische Kurzfassung des Stücks auf dem Parkdeck der Deutschen Oper Berlin aufgeführt.)
Im September 2020 konnte als erstes RING-Teilstück DIE WALKÜRE ihre Premiere feiern. Die für Januar 2021 angesetzte Premiere des SIEGFRIED konnte weder zu diesem Zeitpunkt noch zum Ersatztermin im April 2021 stattfinden. Das Stück wurde jedoch bis zur Vorstellungsreife geprobt und soll nun seine Premiere im Rahmen der ersten Aufführung des Zyklus im November 2021 erleben. Im Juni 2021 erlebte mit genau einem Jahr Verspätung DAS RHEINGOLD seine begeistert aufgenommene Premiere.
Die Reaktionen auf die Premiere des RHEINGOLD zeigen, wie wichtig die Abfolge der einzelnen Werke für die Gesamtkonzeption von Stefan Herheim ist. Denn hier, im „Vorabend des Bühnenfestspiels“, führt der in Berlin beheimatete Regisseur die zentralen Elemente ein, die seine Sicht auf das Werk immer wieder vergegenwärtigen: Den Konzertflügel als Geburtsort der künstlerischen Inspiration, das Tuch, das als einfachstes aller Spielmittel fortwährend für Verwandlungen und Stimmungswechsel sorgt, und die Schar von Flüchtlingen, die durch das Spiel versuchen, ihre Identität zu finden.
Wagners Ziel, einen neuen Mythos zu schaffen, in dem die Menschen sich durch fortwährende Interpretation immer wieder selbst erkennen können, wird vom „Universalhistoriker am Regiepult der Fantasie“ (SZ) ganz direkt zum Thema gemacht und wird auch seine Sicht der beiden letzten Teile der Tetralogie prägen – des „heroischen Lustspiels“ SIEGFRIED, in dem Komik und Tragik, Märchenhaftes und Tiefenpsychologisches auf atemberaubende Weise miteinander verschmolzen werden, und der GÖTTERDÄMMERUNG, in der das Spiel im Hier und Jetzt anlangen wird.
Mit dem neuen RING schließt sich auch für den Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin, Sir Donald Runnicles, ein Kreis. Denn der RING stand nicht nur am Beginn der Weltkarriere des 66-jährigen Schotten, sondern auch am Beginn seiner Beziehung zur Deutschen Oper Berlin: Sein erstes Dirigat am Haus 2007 galt dem RING und führte zwei Jahre darauf zu seiner Ernennung zum Generalmusikdirektor.
SIEGFRIED: Weitere Informationen zu Werk und Besetzung
GÖTTERDÄMMERUNG: Weitere Informationen zu Werk und Besetzung
ONCE TO BE REALISED >>> Sechs Begegnungen mit Jani Christous „Project Files“ von Beat Furrer, Barblina Meierhans, Olga Neuwirth, Younghi Pagh-Paan, Samir Odeh-Tamimi und Christian Wolff >>> Uraufführung: 23. Januar 2022 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen: 25., 26. und 27. Januar 2022 >>> Premiere im Rahmen der Münchener Biennale: 7. März 2022 >>> Premiere in Athen: 15. April 2022 im Onassis Culture Centre
Eine Frau in Schwarz, ein Klangkontinuum, unterbrochen durch eine Explosion, Menschenmassen, die die Bühne stürmen, Verkehrsampeln, der ohrenbetäubende Gesang der Zikaden auf Chios in der Mittagshitze, das Spiel im Ensemble als Chiffre gesellschaftlicher Konstellationen, die Beschwörung des metaphysisch Anderen, Komponieren als Versuch eines Bruchs mit der musikalischen Syntax oder auch als „leichter Druck gegen die Sinngrenze“: Der Kosmos des griechischen Komponisten Jani Christou ist labyrinthisch verzweigt im Reichtum seiner suggestiven Bilder und Entwürfe. Er überschreitet das rein Musikalische hin zu einer Integration von Szene, Text und Bild und verlässt zugleich die Räume der Kunst, versteht das Politische und Soziale ebenso als kompositorisches Material wie er Kompositionen für konkrete Naturlandschaften und Kulturräume entwirft. Und er bleibt letztlich prophetischer Entwurf, ONCE TO BE REALISED:
Christou entwarf in seinen letzten Lebensjahren in knapp 130 einzelnen Skizzen eine Reihe noch zu komponierender Stücke. Nur wenige davon hat er jedoch vor seinem plötzlichen Tod bei einem Autounfall, 1970, an seinem 44. Geburtstag, ausarbeiten können. Der Großteil dieser visionären Entwürfe wurde in den knapp 50 Jahre seit seinem Tod nicht realisiert und erst jetzt werden sie zur Grundlage eines neuen Musiktheaters: Zusammen mit dem renommierten griechischen Regisseur Michail Marmarinos konfrontieren sich sechs Komponist*innen, die zu den profiliertesten Schöpfer*innen aktuellen Musik-theaters zählen, mit Christous Entwürfen. Sie begegnen ihnen mit ihrer eigenen Musiksprache, setzen sich ihnen aus und lassen sich inspirieren, um mit ihren eigenen Mitteln und ihrer eigenen Idee in die Zukunft fort- und weiterzuschreiben. Dabei entsteht ein Musiktheater, das archaisches Drama ebenso ist wie soziale Skulptur, das die Mächte des Mythos beschwört, um von einer musikalischen Praxis hin den Sprung in, im Sinne Christous, eine „Metapraxis“, in ein metaphysisch Anderes zu schaffen — und ist „Ausbruch aus der Syntax“, Anschlag auf die Logik im Verhältnis des Ausführenden zu seinen eigenen besonderen Ausdrucksmitteln.
Kompositionsaufträge der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale Koproduktion der Münchener Biennale mit der Deutschen Oper Berlin und dem Onassis Cultural Center Athen
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes
Kompositionsaufträge an Olga Neuwirth, Samir Odeh-Tamimi, Younghi Pagh-Paan und Christian Wolff finanziert von der Ernst von Siemens Musikstiftung
Mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung
Rued Langgaard: ANTIKRIST >>> Oper in zwei Akten (in einem Prolog und sechs Bildern) >>> Libretto vom Komponisten. Revidierte Fassung, BVN 192 (1930) >>> Premiere: 30. Januar 2022 >>> Weitere Vorstellung: 5., 9. und 18. Februar 2022
Mit Rued Langgaards ANTIKRIST setzt die Deutsche Oper Berlin ihre Beschäftigung mit weniger bekannten, wiederzuentdeckenden Opern der 1920er Jahre fort. Nach DAS WUNDER DER HELIANE und DER ZWERG gilt es, mit dem einzigen Bühnenwerk des dänischen Einzelgängers Langgaard eine echte Rarität zu heben. Langgaard arbeitete fast die gesamten 1920er Jahre an seiner Oper, die er nach einer ersten, von der Oper in Kopenhagen abgelehnten Fassung grundlegend überarbeitete. Diese Zweitfassung ist mit ihrem hochsymbolistischen Text, ihrer spätromantischen, changierenden Musik und auswuchernden Kraft eines der schillerndsten Opern-Experimente der 1920er Jahre.
Ohne echte Dialoge, vielmehr in monologischen Bildern erzählt Langgaard von der Ankunft des Antichristen: Im Prolog stellt Luzifer den Metaphern für den „wahren Christus“ Bilder des „Gegenchristus“, des Antichristen, gegenüber. Auf Geheiß der „Stimme Gottes“ werden diese phantasmagorischen Figuren auf die Menschheit losgelassen: In sechs Bildern, überschrieben mit „Das Unwegsamkeitlicht“, „Die Hoffart“, „Die Hoffnungslosigkeit“, „Die Begierde“, „Streit aller gegen alle“ und „Die Verdammnis“, offenbaren sich diese Versionen des Antichristen als: Mund, der große Worte spricht, Missmut, Große Hure, Lüge und Hass. Am Ende zerschlägt Gottes Stimme alle diese Antichristen und gibt der Menschheit das Ewige Licht zurück.
Langgaard war es mit seinem apokalyptischen Libretto durchaus Ernst: Er sah sich als Außenseiter in einer gottlosen Welt, voller Heucheleien, falscher Propheten und Antireligiosität. Für ihn waren Kunst und vor allem Musik tatsächlich die Lösung für eine neue und echte Verbindung zum Göttlichen. Dieser Kunstanspruch in der Nachfolge Wagners schlägt sich auch in der Musik nieder: Spätromantisch-satt scheut Langgaard nicht mit Pathos und großer Geste. Dabei darf man die durchaus hörbaren Anklänge an Wagner und Strauss nicht als Epigonentum abtun, vielmehr zeugt die farbenreiche Partitur – die zu ca. 50% aus rein orchestralen Passagen besteht – von einer selten zu findenden Wandlungsfähigkeit.
Ersan Mondtag gibt mit ANTIKRIST sein Berliner Operndebüt, das bereits im März 2020 hätte stattfinden sollen und pandemiebedingt verschoben werden musste. Mit Schrekers DER SCHMIED VON GENT in Antwerpen hat Mondtag seine vielbeachtete erste Musiktheaterregie gezeigt. Seine sinnliche Theatersprache, die starken Texten – wie u. a. Brechts BAAL am Berliner Ensemble – hochindividuelle Bildwelten entgegensetzt, korrespondiert auf ganz besondere Weise mit Langgaards überbordender Musiksprache. Gemeinsam mit Choreograf Rob Fordeyn, Solist*innen, einem Tanzensemble und dem Chor versucht er vor allem die Musik auf die Bühne umzusetzen. Neben Ensemblesolist*innen wie Thomas Blondelle, Flurina Stucki, Thomas Lehman, Irene Roberts und Seth Carico ist Michael König als „Tier in Scharlach“ zu erleben.
Die musikalische Leitung übernimmt Stephan Zilias, der seit der Spielzeit 2020/21 Generalmusikdirektor der Staatsoper Hannover ist.
Giuseppe Verdi: LES VÊPRES SICILIENNES >>> Oper in fünf Akten >>> Libretto von Eugène Scribe und Charles Duveyrier >>> Premiere: 20. März 2022 >>> Weitere Vorstellung: 26., 31. März sowie 3., 16., 19. und 25. April 2022
„Einen großartigen, leidenschaftlichen und originellen Stoff“ verlangte Verdi für die erste Oper, die er für die Pariser Opéra schreiben sollte. Was ihm der Starautor Eugène Scribe schließlich lieferte, war darüber hinaus ein Libretto von ähnlicher politischer Brisanz wie die Texte der Grand Opéras Giacomo Meyerbeers, mit dem Scribe zuvor für LES HUGUENOTS und LE PROPHETE zusammengearbeitet hatte. Denn wie diese behandelte LES VÊPRES SICILIENNES ein Thema, das zwar vordergründig historisch, zugleich aber auch hochaktuell war. Der unter dem Titel „Sizilianische Vesper“ bekannte Aufstand der Sizilianer gegen ihre französischen Besatzer 1282 ließ sich ohne weiteres mit dem prominentesten Expansionsprojekt Frankreichs um die Mitte des 19. Jahrhunderts kurzschließen: der 1830 begonnenen Eroberung und Kolonisierung Algeriens, die gleichfalls von kontinuierlichen, blutig niedergeschlagenen Aufständen begleitet war.
Dieser Bezug bildet auch den Ansatz für die Inszenierung des französischen Regisseurs Olivier Py, der an der Deutschen Oper Berlin bereits sein Gespür für den Umgang der Grand Opéra mit politischen Stoffen an Meyerbeers LE PROPHETE gezeigt hat: Die französische Besetzung Algeriens von der Zeit Verdis bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahr-hunderts bilden den Rahmen für seine Erzählung dieser Geschichte, mit der Verdi nach LA TRAVIATA und RIGOLETTO wieder den Fokus seiner Musikdramen erweitert: Nicht mehr nur um das Schicksal des Einzelnen, sondern um seinen Bezug zum Wohl und Weh ganzer Völker geht es in LES VÊPRES SICILIENNES, bedingungsloser Hass, Versöhnungswille und der Zwiespalt zwischen diesen Extremen bestimmt das Handeln der Hauptfiguren ebenso wie die Aktionen der Besatzer und der Unterdrückten.
An der Deutschen Oper Berlin wird das Werk, das lange im Schatten der anderen großen Verdi-Opern stand, nicht in der lange Zeit üblichen italienischen Adaption, sondern in der französischen Urfassung von 1855 aufgeführt. Am Pult steht der Erste Gastdirigent der Deutschen Oper Berlin, Enrique Mazzola, der bereits für seine Dirigate von Meyerbeers LE PROPHETE, VASCO DA GAMA und DINORAH enthusiastisch gefeiert wurde.
Marina Abramović: 7 Deaths of Maria Callas >>> Eine Koproduktion mit der Bayerischen Staatsoper München, dem Teatro del Maggio Musicale Fiorentino, der Greek National Opera und der Opéra national de Paris >>> Berliner Erstaufführung: 8. April 2022 >>> Weitere Vorstellungen: 10. April 15.00 und 19.00 Uhr 2022 >>> Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds
Zusehen und Mitleiden erwünscht: Der Tod der Hauptdarstellerin ist der Höhe-punkt vieler großer Opern und Anlass zu den ergreifendsten Arien der Musikgeschichte. Daher musste auch Maria Callas in ihrer Karriere unzählige Male dramatisch auf der Bühne sterben. Die Aktions-Künstlerin Marina Abramović ist seit ihrer Jugend von der Primadonna assoluta fasziniert. Wie Maria Callas ist auch Marina Abramović eine Künstlerin, bei der Kunst, Öffentlichkeit und Privatleben untrennbar miteinander verwoben sind und bei der eigener Schmerz Thema der künstlerischen Auseinandersetzung ist.
Die seit den 70er Jahren aktive Performance-Künstlerin widmet der Opernikone Callas nun ein eigenes Projekt: In 7 DEATHS OF MARIA CALLAS beleuchtet Marina Abramović exemplarisch sieben Partien der Callas und reduziert sie auf ihren musikdramatischen Kern sowie die spezielle Art des Sterbens der Protagonistinnen. In sieben Videos durchlebt sie, mit dem US-amerikanischen Schauspieler Willem Dafoe an ihrer Seite, die unterschiedlichen Tode als Analogie zu Maria Callas, die – so Abramović – letztendlich an gebrochenem Herzen starb. Ein Schmerz, den ihre große Liebe Aristoteles Onassis ihr immer wieder zufügte und von dem sie sich nie erholte.
In 7 DEATHS OF MARIA CALLAS dekonstruiert Marina Abramović die Oper und fügt sie zusammen mit Elementen ihrer eigenen Performance-Kunst – als Hommage an eine der größten Opernsängerinnen aller Zeiten und an ein Leben für die Kunst, das eine Trennung zwischen Privatleben und Profession verweigert.
Die im ehemaligen Jugoslawien geborene Marina Abramović hat die internationale Kunstszene und vor allem die Performance-Kunst seit den 1970er Jahren maßgeblich geprägt. Ihre Werke wurden u. a. aufgeführt im Centre Georges Pompidou in Paris, der Neuen Nationalgalerie in Berlin, dem Museum of Modern Art in New York, dem Guggenheim Museum und bei der Documenta. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter für ihr Werk „Balkan Baroque“ den Goldenen Löwen als beste Künstlerin der 47. Biennale di Venezia. Ihre Retrospektive „The Cleaner“ war von 2017 bis Januar 2020 in zahlreichen europäischen Metropolen zu sehen.
In den Videos des Abends ist an Abramovićs Seite der US-amerikanische Filmschauspieler Willem Dafoe zu sehen, u. a. bekannt für seine Darstellung von Vincent van Gogh in „At Eternity’s Gate“ und seine langjährige Mitgliedschaft in der Whooster Group. Bei der Berlinale 2020 war er im Wettbewerbs-film „Siberia“ zu erleben.
Die bekannten Arien werden ergänzt durch Neukompositionen des jungen serbischen Komponisten Marko Nikodijević. Sein Kompositionsstudium in Belgrad und Stuttgart ergänzte er durch Stipendien und Meisterkurse in u. a. Apeldoorn, Visby, Weimar, Amsterdam und Baden-Baden. 2013 erhielt er einen der Förderpreise für Komponisten der Ernst von Siemens Musikstiftung. 2014 wurde er mit dem Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie Nachwuchsförderung ausgezeichnet. In der Saison 2019/20 war er Composer in Residence beim RSB.
Die musikalische Leitung übernimmt Yoel Gamzou, der im Januar 2020 sein Debüt an der Deutschen Oper Berlin mit TOSCA gab. Seit der Saison 2017/18 ist er Generalmusikdirektor am Theater Bremen. Er ist künstlerischer Leiter und Chefdirigent beim 2006 gegründeten International Mahler Orchestra (IMO). Er ist Preisträger des ECHO Klassik Award 2017 in der Kategorie Nach-wuchskünstler des Jahres „Dirigent“ sowie des „ECF Princess Margriet Award for Culture“ der European Cultural Foundation.
Franz Schreker: DER SCHATZGRÄBER >>> Oper in einem Vorspiel, vier Akten und einem Nachspiel >>> Text vom Komponisten >>> Premiere: 1. Mai 2022 >>> Weitere Vorstellung: 6., 10., 14. Mai sowie 4. und 11. Juni 2022
Bereits zwei Mal hat Regisseur Christof Loy wenig bekannten Opern des beginnenden 20. Jahrhunderts an der Deutschen Oper Berlin zu einem erfolgreichen Comeback verholfen: Nach Erich Wolfgang Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE und Riccardo Zandonais FRANCESCA DA RIMINI folgt nun ein weiterer, lange vergessener Opernschatz: Franz Schrekers DER SCHATZGRÄBER, eine der wichtigsten Opern der 20er Jahre. Schon die Uraufführung 1920 in Frankfurt geriet zum Sensationserfolg, und es folgten allein in den nächsten fünf Jahren nicht weniger als 44 Inszenierungen an verschiedenen Häusern. Doch dann wurde es still um das beliebte Werk. Schrekers Opern schienen nicht mehr dem Zeitgeist zu entsprechen, mit dem Aufführungsverbot der Nationalsozialisten verschwanden die Partituren endgültig in den Schubladen. Und auch nach 1945 dauerte es lange, bis eine Schreker-Renaissance einsetzte – DER SCHATZGRÄBER jedoch hat es bis heute schwer.
Wie fast alle Libretti Schrekers stellt auch die Geschichte um Els und Elis die Frage nach dem Verhältnis von Fantasie und Realität, von Kunst und Leben: Seelenverwandt als einsame „Kinder von Traumkönigs Gnaden“ jagen Els und Elis unterschiedlichen Schätzen nach. Elis, der fahrende Sänger, spürt mit seiner Kunst in Gestalt einer magischen Laute Gold und Edelsteine auf, um die Menschheit zu beschenken. Die Kneipentochter Els hingegen, mutterlos aufgewachsen in einer brutalen Männerwelt, wird für ihr Ziel zur Lügnerin, Diebin und Mörderin: Sie schickt ihre Freier aus, um den Schmuck der Königin zu stehlen. Die ungeliebten Männer lässt sie sodann nach erfolgreicher Übergabe des Diebesguts skrupellos ermorden. Doch selbst der Besitz allen Goldgeschmeides stillt beider Verlangen nicht.
Und so geht es auch in dieser Schreker-Oper einmal mehr um das Sehnen selbst, das der Komponist als den eigentlichen „Schatz“ bezeichnet: „einen Traum von Glück und Erlösung“. Elis und Els verlieren sich in diesen Träumen, Erinnerungen und Ahnungen, in Liedern, in Musik. Ihre Geschichten geraten zum Traumspiel in einer Welt voller Gier, Mord und emotionaler Haltlosigkeit. Für Franz Schreker konnte nur die Kunst selbst die Erlösung bieten. In den Kriegswirren ab 1914 komponiert, ist die Partitur des SCHATZGRÄBER so auch Schrekers persönliches künstlerisches Credo in prächtigen spätromantischen Farben.
Christof Loy arbeitet für DER SCHATZGRÄBER zum sechsten Mal an der Deutschen Oper Berlin. Er inszenierte Verdis FALSTAFF und die Uraufführung von Andrea Lorenzo Scartazzinis EDWARD II. und die DVD-Aufnahme seiner JENŮFA gewann den 2. Platz in der Kategorie „Best Opera Recording“ bei den Grammy Awards. Mit DER SCHATZGRÄBER setzt Christof Loy seine Auseinandersetzung mit starken Frauenfiguren in unbekannten Werken des 20. Jahrhunderts fort: 2018 wurde seine Inszenierung von Erich Wolfgang Korn-golds DAS WUNDER DER HELIANE unter musikalischer Leitung von Marc Albrecht als „Wiederentdeckung des Jahres 2018“ von der Zeitschrift „Opernwelt“ ausgezeichnet und als beste DVD-Aufnahme (Label Naxos) mit dem OPUS KLASSIK gewürdigt. Im März 2021 folgte die wenig bekannte Oper FRANCESCA DA RIMINI von Riccardo Zandonai als Online-Premiere im Haus an der Bismarckstraße.
Marc Albrecht und die Deutsche Oper Berlin sind einander lange verbunden, nach spektakulären Produktionen wie Messiaëns SAINT FRANҪOIS D’ASSISE und Janáčeks DIE SACHE MAKROPULOS (2005) schlägt er mit DAS WUNDER DER HELIANE und nun DER SCHATZGRÄBER neue Kapitel in der Zusammenarbeit auf. Auf seine Zeit als Erster Gastdirigent am Haus von 2001 bis 2014 folgte eine weltweite Karriere, die ihn an die Opernhäuser von Mailand, Zürich, Bayreuth bis Amsterdam führte. Mehrfach arbeitete er dabei mit Christof Loy zusammen, u. a. 2008 für DIE BASSARIDEN (München), 2009 DER PRINZ VON HOMBURG (Theater an der Wien), 2014 ARABELLA und 2019 für TANNHÄUSER in Amsterdam.
Elisabet Strid gibt mit der Els ihr Debüt an der Deutschen Oper Berlin. Seit die Schwedin als Elisabeth (TANNHÄUSER) in Oslo auf sich aufmerksam machte, gehört sie zu den neuen internationalen Sopranstimmen im deutschen Fach. Zuletzt war sie als Sieglinde am Teatro Real Madrid, der Royal Opera Stockholm, GötenborgsOperan, Rheinoper Düsseldorf-Duisburg, Norske Opera Oslo und der Lyric Opera Chicago erfolgreich.
Als Schatzgräber und fahrender Sänger Elis kehrt Daniel Johansson an die Deutsche Oper Berlin zurück. Der Schwede zählt zu den führenden Tenören seiner Generation, Partien umfassen u. a. Cavaradossi (TOSCA), Rodolfo (LA BOHEME), Pinkerton (MADAMA BUTTERFLY), Lohengrin oder Narraboth (SALOME).
LIEDER VON VERTREIBUNG UND NIMMERWIEDERKEHR >>> Musiktheater von Bernhard Gander >>> Libretto von Serhij Zhadan >>> Berliner Premiere: 21. Mai 2022 in der Tischlerei >>> Weitere Vorstellungen: 22., 24., 25. und 26. Mai 2022 >>> Uraufführung im Rahmen der Münchener Biennale: 7. Mai 2022
Für die bereits vierte Koproduktion der Deutschen Oper Berlin mit der Münchener Biennale vertont der österreichische Komponist Bernhard Gander ein Libretto des ukrainischen Schriftstellers Serhij Zhadan und entwickelt in gemeinsamer Arbeit mit der Regisseurin Alize Zandwijk sowie Solist*innen des Ensemble Modern und der Deutschen Oper Berlin eine neue Oper. Als Auftragswerk der Münchner Biennale orientiert sich Ganders und Zhadans Musiktheater inhaltlich an der Thematik der kommenden Festivalausgabe: dem Freundschaftsbegriff.
In der Freundschaft begegnen sich „Gleichgesinnte freiwillig auf Augenhöhe“. Die Erwartungen, die sich mit Freundschaft verbinden, machen sie aber auch anfällig für große Enttäuschungen und Verletzung. Besonders kritisch wird es, wenn man von „Freundschaften“ unter so abstrakten Gebilden wie Staaten, Nationen oder Völkern spricht. Waren es in den letzten zweihundert Jahren das Alte Europa, die USA und die Sowjetunion, die auf „Freundschaft“ mit ihren Nachbarn bestanden, so verpflichtet sich neuerdings China mit vielfältigen Aktivitäten diverser Staaten in Afrika – und entlang der Grenzen Russlands gibt es eine ganze Reihe neuer alter Konflikte mit und um benachbarte „Freunde und Verwandte“.
In ihrer Uraufführung beschäftigen sich Gander und Zhadan mit den äußerst komplizierten Grenz- und Freundschaftslinien, die zwischen ehemals fest verbundenen Staaten verlaufen. Zhadan nimmt dazu die existenziellen Herausforderungen des russisch-ukrainischen Verhältnisses als Ausgangspunkt seines Librettos und entwirft darin eine geradezu exemplarische Grenzpostensituation inmitten eines kriegerischen Konflikts. Die dort auftretenden Figuren sehen sich mit der Frage konfrontiert, wie man sich für eine Sache entscheiden soll, wenn die kulturellen, historischen, politischen und individuell-biografischen Verhältnisse zu komplex und in sich widersprüchlich sind, als dass eine „richtige“ Entscheidung überhaupt noch gelingen kann.
Bernhard Gander ist ein etablierter Komponist der Neuen Musik und entzieht sich zugleich klaren Genrezuschreibungen. Er sprengt Gattungsgrenzen und erschafft durch die Verbindung von Neuer Musik und Heavy Metal auf formaler, klanglicher, gestischer und energetischer Ebene Werke von größter Plastizität und Ausdruckskraft. Ganders Werke wurden unter anderen im Wiener Konzerthaus, bei den Wiener Festwochen, beim Steirischen Herbst, den Klangspuren, Transart Bozen, bei den Donaueschinger Musiktagen, Wien modern, Musica Strasbourg, den Wittener Tagen für neue Kammermusik oder der Biennale München aufgeführt. Er ist Träger des Musikförderungspreises der Stadt Wien für Komposition 2004, des Erste-Bank-Kompositionspreises 2005, des SKE Publicity Preises 2009 und erhielt das Staatsstipendium für Komposition. Für „melting pot“, uraufgeführt bei den Wiener Festwochen 2012, erhielt Bernhard Gander den Ernst-Křenek-Preis.
Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991 zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw. Er debütierte als 17-Jähriger und publizierte zwölf Gedichtbände und sieben Prosawerke. Für „Die Erfindung des Jazz im Donbass“ wurde er mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis und mit dem Brücke-Berlin-Preis 2014 ausgezeichnet (zusammen mit Juri Durkot und Sabine Stöhr). Die BBC kürte das Werk zum „Buch des Jahrzehnts“. Zhadan lebt in Charkiw. Seine Werke werden bei Suhrkamp verlegt.
Die Schauspielregisseurin Alize Zandwijk bildete ab 1998 mit Guy Cassiers die künstlerische Leitung des Rotterdamer Ro Theater. Seit 2003 inszeniert sie regelmäßig in Deutschland, u. a. am Thalia Theater Hamburg und am Deutschen Theater Berlin. Am Theater Bremen gab sie in der Spielzeit 2012/13 ihr Debüt mit Dea Lohers „Das Leben auf der Praça Roosevelt“, es folgten u. a. Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ und Arne Sierens „Mädchen und Jungen“. Seit der Spielzeit 2016/17 ist sie leitende Regisseurin im Schauspiel am Theater Bremen und inszenierte u. a. Hauptmanns „Die Ratten“, Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“, den spartenübergreifenden Tanzabend „Golden Heart“ und „Amour“, Tom Lanoyes „Gas – Plädoyer einer verurteilten Mutter“, Tolstojs „Auferstehung“ oder „Mütter – Geschichten von Bremer Frauen aus aller Welt“.
Richard Wagner >>> DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG >>> Oper in drei Aufzügen >>> Libretto vom Komponisten >>> Premiere: 12. Juni 2022 >>> Weitere Vorstellungen: 18., 26., 29. Juni sowie 2. und 9. Juli 2022
Vor knapp 30 Jahren erlebte die Deutsche Oper Berlin zuletzt eine Premiere von Richard Wagners DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG. Nun kehrt die monumentale Oper zurück an das Wagner-Haus an der Bismarckstraße in einer Neuinszenierung von Jossi Wieler und Sergio Morabito, unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles.
Bereits in den 1840er Jahren skizzierte Richard Wagner die ersten Ideen für eine heitere Oper, die sich inhaltlich an das Künstlerdrama des 1845 uraufgeführten TANNHÄUSER UND DER SÄNGERKRIEG AUF WARTBURG an-schließen sollte: Der künstlerische Wettstreit ist Ausgangspunkt für ein Ideendrama über den Antagonismus von Alt und Neu, Stillstand und Fortschritt, Beharrung und Innovation. Erst 20 Jahre später jedoch war das Gegenstück zum TANNHÄUSER beendet, und die Partitur der MEISTERSINGER geriet zu einer der vielschichtigsten Kompositionen der Opernliteratur. In der gewaltigen Anlage von viereinhalb Stunden reiner Spieldauer greift Wagner zurück auf polyphone „altmeisterliche“ Techniken, verbindet Lieder und Choräle mit komplexer motivischer Arbeit und kreiert so einen ganz neuen Meistersinger-Ton. Der präsentiert sich schon im Vorspiel in strahlendem C-Dur und endet ebenso mit maximaler Klangpracht auf der finalen Festwiese. Am Schluss steht die Wiederherstellung des Bewährten, die „heile“ reine Welt, die Welt der Kunst und der „Kunstkenner“. Die Welt der MEISTERSINGER erweist sich als ein geschlossenes System, nicht nur in der von Wagner ironisierten, in ihrer Kunst pedantischen und regelkonformen Zunft der Meistersinger, sondern ebenso in der gesamten Stadtgesellschaft Nürnbergs: Das Neue – in Gestalt des Fremden Walther von Stolzing – kann keine revolutionäre Kraft entfalten, sondern wird in das System aufgenommen.
Für ihre Neuinszenierung suchen Jossi Wieler und Sergio Morabito, den Fragen nach den Mechanismen einer solchen hermetischen Kunstgesellschaft auf den Grund zu gehen. Kann die Kunst in einem konservativen, dogmatischen Umfeld ihre künstlerische Freiheit behaupten und welches system-sprengende Potential vermag sie dann zu entfalten?
Seit 1994 inszenieren Jossi Wieler und Sergio Morabito gemeinsam Musiktheater. Zahlreiche Auszeichnungen würdigten ihre Arbeiten: Ihre Inszenierung von ARIADNE AUF NAXOS bei den Salzburger Festspielen 2001 wurde zur „Aufführung des Jahres“ gekürt. 2002 und 2012 wurde das Duo zum „Regieteam des Jahres gewählt“, 2006 erhielten sie für DOKTOR FAUST und 2012 für DIE GLÜCKLICHE HAND / SCHICKSAL den Deutschen Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie „Beste Opernregie“, und ihre Produktion BERENIKE, KÖNIGIN VON ARMENIEN von Nicolo Jommelli wurde 2014 als „Ausgrabung des Jahres“ gefeiert. Die Inszenierungen entstanden in den oft überraschenden, subversiven und surreal-realistische Räumen der Ausstatterin Anna Viebrock, die seit 1994 mit Jossi Wieler und Sergio Morabito eine kongeniale künstlerische Partnerschaft verbindet. An der Deutschen Oper Berlin kam 2019 ihre Stuttgarter Erfolgsinszenierung von Bellinis LA SONNAMBULA als Neueinstudierung zur Premiere.
Die Partie des Hans Sachs übernimmt der dänische Bariton Johan Reuter, einer der profiliertesten Sänger an allen großen Bühnen weltweit. An der Deutschen Oper Berlin war er ebenfalls in zentralen Partien seines Fachs zu erleben, wie Verdis Nabucco, Barak in Strauss’ DIE FRAU OHNE SCHATTEN und der Titelpartie in Bergs WOZZECK. Im Herbst 2020 übernahm er kurzfristig die Partie des Wotan in der Neuproduktion DIE WALKÜRE.
Als Walther von Stolzing kehrt Klaus Florian Vogt an die Deutsche Oper Berlin zurück. Seit seinem triumphalen Debüt mit den MEISTERSINGERN 2007 bei den Bayreuther Festspielen ist er einer der herausragenden und weltweit gefragten Wagner-Tenöre.
Die Schweizer Sopranistin Rachel Harnisch, an der Deutschen Oper Berlin zuletzt in Aribert Reimanns L’INVISIBLE gefeiert, gibt als Eva ihr Rollendebüt. Ebenfalls mit einem Rollendebüt präsentiert sich als Beckmesser der junge Bariton Philipp Jekal, Ensemblemitglied seit 2018.
Rückblick: Spielzeit 2020/21
Die Corona-Lockerungen der ersten Monate der Spielzeit 2020/21 nutzte die Junge Deutsche Oper, um mit ihren Zielgruppen analog zu arbeiten. So konnte die Jugendproduktion LAUT! fortgesetzt und Ende Oktober mit 15 jugendlichen Spieler*innen erfolgreich in der Tischlerei aufgeführt werden. Die mobile Produktion EXPEDITION TIRILI brachte Musiktheater in Berliner Kitas und Musiktheaterpädagog*innen arbeiteten mit Schulklassen in Workshops.
Ab November 2020 arbeitete die Junge Deutsche Oper mit ihren Zielgruppen im digitalen Raum und schuf zahlreiche Formate, um weiterhin kulturelle Bildung in und außerhalb von Schule und Kita zu ermöglichen: Durch Aufzeichnungen und Livestreams erhielten Schulklassen und Familien Zugang zu Inszenierungen. Außerdem wurden unzählige Nutzer*innen über neue Videoformate erreicht, wie z. B. über die Reihe der digitalen Instrumentenvorstellung: Je ein*e Spieler*in des Kinderchores oder Kinderclubs besucht eine Instrumentengruppe des Orchesters und stellt gemeinsam mit den Musiker*innen das jeweilige Instrument und seine Rolle im Opernrepertoire vor. Die Videos wurden v. a. von Familien sowie von Grundschulklassen rezipiert.
Schulklassen und Kita-Gruppen nahmen an digitalen Workshop-Angeboten teil, so z. B. auch im Rahmen der Kooperation Theater und Schule (TUSCH): Die Klassen der Peter-Ustinov-Schule trafen sich in Workshops und einer Projektwoche mit Künstler*innen und Musiktheaterpädagog*innen. Das Ergebnis zeigten sie im März 2021 im digitalen TUSCH-Festival. Kita-Workshops (wie z. B. mit der Kita Kastanienallee im Rahmen von TUKI – Theater und Kita) fanden aufgrund der frühkindlichen Zielgruppe in öffentlichen Parks oder per Videochat statt, die Kommunikation mit den Kindern wurde per Briefpost aufrechterhalten.
Die insgesamt 25 Spieler*innen der Kinder- und Jugendclubs entwickelten über Monate hinweg ausschließlich in digitalen Formaten ihr neues Musiktheaterstück WIR & JETZT. Erst seit Anfang Juni 2021 kann die musikalische und theatrale Probenarbeit wieder im Opernhaus stattfinden, die in digitalen Vorstellungen am 26. und 27. Juni 2021 münden wird.
Diese Projektbeispiele zeigen, wie erfolgreich die Musiktheatervermittlung in der Pandemie fortgeführt wurde und wie stark die Angebote trotz vieler Einschränkungen und Hürden von den jungen Zielgruppen angenommen wurden.
Ausblick: Spielzeit 2021/22
In Zeiten der Stille während der letzten Monate hat die Junge Deutsche Oper auf besondere Momente zurückgeblickt und darauf, was diese für uns und unser junges Publikum bedeuten. Wir hielten an den Erinnerungen, an dem gemeinsamen Denken, Experimentieren, Gestalten, Proben und Auftreten fest und können es kaum erwarten, auf dem aufzubauen, was wir bisher erreicht haben.
An diesem Wendepunkt, an dem wir hinterfragen, wie die neue Normalität aussehen wird, fühlen wir uns wie in ZWISCHENWELTEN (Produktion 2018) und wir fragen uns wieder WER WÄRST DU, WENN…? (2018) – und ob unsere Welt immer wie unser NEULAND (2016) aussehen wird. Von allem, was wir gelernt und erlebt haben, wollen wir LAUT! bleiben und dafür sorgen, dass unser COMMON SOUND zu unserem kollektiven „Wir & jetzt" erklingt.
Die Junge Deutsche Oper wird in den ersten Monaten der Saison 2021/22 mit jungen Menschen – von Babys bis hin zu jungen Erwachsenen – mit ihren Familien, in der Schule, Kita oder in ihrer Freizeit erkunden, was sie an Musik, Oper und Musiktheater am meisten vermisst haben. Ein Programm mit vielseitigem Musiktheater- und Konzert-Repertoire erstreckt sich über die Hauptbühne und die Tischlerei und ergänzt die Vermittlungsarbeit der Jungen Deutschen Oper.
Wir bereiten uns darauf vor, die Schulklassen und Kitagruppen wieder in unseren Vorstellungen zu begrüßen und bei einer Führung hinter den Kulissen zu begleiten sowie unsere Künstler*innen und Mitarbeiter*innen kennenzulernen. Diese Erfahrung wäre nicht vollständig ohne eine partizipative und interaktive Vorbereitung auf Werk, Inszenierung, Bühnenbild und Musik.
Darüber hinaus fungiert die Junge Deutsche Oper im Herzen ihres Programms als Plattform für Experimente und Ausdrucksmöglichkeiten in den unterschiedlichen Elementen von Musiktheater. Aufbauend auf partizipatorischen, künstlerischen und pädagogischen Erfahrungen junger Menschen und Künstler*innen möchte die Junge Deutsche Oper einen kreativen Beitrag zum Gespräch darüber leisten, warum Musiktheater und Oper in Bezug auf das Leben der verschiedenen Gemeinschaften aller Altersgruppen in Berlin relevant und aktuell sein kann.
In Kitas und Schulen, in Jugendzentren und auf den Probebühnen der Deutschen Oper Berlin improvisieren Kinder und Jugendliche gemeinsam Theater, Poesie und Musik, entwerfen und bauen Kostüme und Bühnenbilder. Sie entwickeln Musiktheateraufführungen und Projektpräsentationen, die sie mit unserem Publikum im Opernhaus und in der ganzen Stadt teilen.
Wir hören zu, beobachten und reflektieren künstlerisch mit Stimme, Körper und Kopf gemeinsam über unser Leben. Stark ermäßigte Eintrittspreise für Schulgruppen und kostenlose, zielgruppengerechte Vermittlungsangebote sind Ausdruck unserer Überzeugung, dass Oper und Musiktheater für alle zugänglich sein müssen.
Vorstellungen und Konzerte für junges Publikum
Die Highlights der neuen Saison:
Expedition TIRILI ist unsere mobile Musiktheater-Inszenierung, die zwei Performer*innen in Berliner Kitas spielen. Gemeinsam mit Kindern im Altern von 3 bis 6 Jahren erforschen sie, wie die Kita klingt, und begegnen dabei auch dem einen oder anderen TIRILI.
DIE SCHNEEKÖNIGIN kehrt zurück! Über 8000 Zuschauer*innen ab 8 Jahren haben in der Uraufführungsserie 2019 mit Kay und Gerda mitgefiebert und am Ende den Sieg über die eiskalte Herrscherin bejubelt. Im Dezember 2021 feiern wir die Wiederaufnahme der erfolgreichen Kinderoper von Samuel Penderbayne in der Inszenierung von Brigitte Dethier.
In der Saison 2021/22 haben wir uns einen Platz in unserem Spielplan gesichert, damit unser junges Publikum aller Altersstufen Konzerte für Kinder besuchen kann. Die Babykonzerte für Kinder von 0 bis 2 kehren Juni 2022 in die Tischlerei zurück. Für Kita-Kinder spielen wir Knirpskonzerte, wir organisieren das Frühlingssingen mit dem Kinderchor und das Kinderkonzert mit dem großen Orchester auf der Hauptbühne.
Partizipative Projekte zum Mit- und Selbermachen
Die große Jugendproduktion, eine Musiktheater-Inszenierung, die von Jugendlichen und Profis gemeinsam entwickelt und in den Winterferien 2022 geprobt wird, mit Aufführungen in der Tischlerei im Februar 2022;
Unheimlich! für Kinder ab 8 bis 12 Jahren: Ein Herbstferien-Projekt in Kooperation mit dem Haus für Poesie. Die Kinder erfinden ihre eigenen Monster und schaurigen Gestalten gemeinsam mit dem Slampoeten Bas Böttcher. An Halloween (31. Oktober 2021) werden die im Projekt entstandenen Texte im Kinderkonzert „Unheimlich – Lieder und Dichter für Kinder“ vor-getragen – neben Texten von Arne Rautenberg und Musik von Sänger*innen der Deutschen Oper Berlin;
Das Osterferien-Musiklabor für Kinder ab 8 Jahren: Eine Woche lang im Frühjahr 2022 spielen, ausprobieren und Musik machen mit abschließender Werkstatt-Präsentation.
Und der Kinder- und Jugendclub, unsere kontinuierlichen Gruppen für Kinder (9 bis 12 Jahre) und Jugendliche (14 bis 18 Jahre), die ihr Theater selbst in die Hand nehmen und gemeinsam mit einer Theaterpädagogin und einer musikalischen Leiterin ihr eigenes Stück entwickeln, das im Juli 2022 in der Tischlerei aufgeführt wird.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Angebote zum Mitmachen für Familien.
Kooperationen stadtweit
Oper für und mit allen muss sich auch immer mal wieder aus ihrem Stammhaus raus bewegen. So kooperieren wir mit einem festen Stamm an Kitas und Schulen (Grund- und Sekundarschulen, Gymnasien und Oberstufenzentren) in verschiedenen Bezirken. Opernbesuche, Workshops für Schüler*innen, Lehrer*innen/Erzieher*innen, Probenbesuche und Künstler*innen-Gespräche in Theater oder Schule finden im Rahmen solcher Kooperationen auf regelmäßiger Basis statt. Besonders eng sind wir mit unserer Partnerschule im Rahmen von TUSCH (Theater und Schule) verbandelt, der Peter-Ustinov-Schule. Eine hohe Aufmerksamkeit im Bereich Schule gilt den Willkommensklassen. Mehrere Schulprojekte pro Spielzeit realisieren wir gemeinsam mit der Initiative Rhapsody goes Opera für Musiktheater in Schulen.
Wir bilden und unterhalten feste Nachbarschafts-Netzwerke mit Jugend- und Familienzentren sowie Einrichtungen für geflüchtete Kinder, Jugendliche und Familien in unserem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf; über den ebenfalls in der Nachbarschaft angesiedelten Partner Laughing Hearts e. V. erreichen unsere Angebote Kinder und Jugendliche in Kinderheimen und Einrichtungen des betreuten Jugendwohnens berlinweit.
In einem neuen, von der Heinz und Heide Dürr Stiftung geförderten Projekt namens Opern-Familien bauen wir in der Saison 2021/22 unsere Vernetzung mit verschiedenen Nachbarschaften in der Umgebung des Opernhauses weiter aus: Gemeinsam mit Familienzentren und deren Trägern entwickeln wir ein Programm zur frühkindlichen kulturellen Bildung im Kontext Familie.
Die Junge Deutsche Oper wird gefördert von der Karl Schlecht Stiftung.
Kontakt:
Leitung Junge Deutsche Oper
Tel.: 030 343 84 – 534
nakou@deutscheoperberlin.de (ab August 2021)
www.deutscheoperberlin.de/jungedeutscheoper
Vorabend des Bühnenfestspiels DER RING DES NIBELUNGEN >>> In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 2 Stunden 30 Minuten (keine Pause) >>> Premiere am 12. Juni 2021 um 19.30 Uhr in der Deutschen Oper Berlin >>> weitere Vorstellungen am 15., 19., 22., 25. und 27. Juni 2021. >>> Mit Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin e. V.
Über ein Vierteljahrhundert lang arbeitete Wagner an der Verwirklichung seiner Idee, der Menschheit einen neuen Mythos zu schenken, in dem sie sich immer wieder spiegeln und erkennen sollte. Und wie jeder welterklärende Mythos beginnt auch der RING DES NIBELUNGEN in einer Vor-Zeit, in der die Weichen für alles Folgende gestellt wurden. In dieser Vor-Zeit spielt der Vor-Abend des RINGS, und nicht Menschen bevölkern in DAS RHEINGOLD die Bühne, sondern Wesen, die die Vorstel-lungen der nachfolgenden Menschheit über Kultur und Natur verkörpern: Zwerge und Riesen, Götter und Nymphen. Hier wird das titelgebende Gold zum Machtinstrument umgeschmiedet, hier werden die Fundamente einer Gesellschaftsordnung gelegt, die am Ende des letzten RING-Abends krachend einstürzen wird.
Nachdem die Premiere des neuen RHEINGOLD im vergangenen Juni nicht stattfinden konnte, kann die Neuinszenierung von Stefan Herheim nun endlich am Urgrund des Geschehens ansetzen. In seiner zyklischen Konzeption setzt der norwegische Regisseur bei dem Wesen des Mythos als immer wieder neu zu füllendes Erklärungsmuster an: Im Akt des Spiels finden sich Menschen zusammen und versuchen so, die Gründe für ihre Existenz zu finden. Mit einfachsten, sich durch die Magie des Theaters jedoch immer wieder verändernden Mitteln gewinnt das große Spiel um Macht und Liebe Gestalt. Ebenso behauptet die Musik in Gestalt eines Konzertflügels ihre zentrale Stellung als Ort der Imagination, an dem sich die Grenze zwischen Schöpfer und Schöpfung immer wieder kunstvoll verwischt.
Mit den langjährigen Ensemblemitgliedern Thomas Blondelle, Markus Brück, Derek Welton, Tobias Kehrer, Andrew Harris, Thomas Lehman und Annika Schlicht kann die Deutsche Oper Berlin eine Besetzung bieten, die schon beim halbszenischen RHEINGOLD im letzten Pandemie-Sommer auf dem Parkdeck für große Begeisterung sorgte.
Eine szenische Installation >>> In deutscher Sprache, keine Übertitel >>> Dauer: ca. 70 Minuten (keine Pause) >>> Uraufführung in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin am 8. Juni 2021 >>> Weitere Vorstellungen am 9., 10., 11. und 12. Juni
Hallo? Spricht hier jemand oder singt ihr schon? Wer sagt hier, wo es langgeht? Wem wird zugehört? Warum sind wir das, was wir sind? Welche Held*innen prägen uns? Und hier in der Oper: Wer hat die Macht? Die Regisseurin? Die Autorin? Die Dirigentin? Oder womöglich alle gemeinsam? Sind Noten wichtiger als Worte? Wer bestimmt, was die Sänger*innen tragen und wie die Haare liegen? Ist die Oper eine Mensch-Maschine? In künstlerischen Prozessen und Werken bildet sich neben der Kunst auch immer eine Machtstruktur ab. Und während sich künstlerische Fragestellungen stets und sichtbar erweitern und erneuern, scheinen die Strukturen dahinter festgefahren.
Mit THE MAKING OF BLOND hinterfragen die Theater- und Medienmacher*innen von Chez Company gemeinsam mit Mitgliedern aus den Ensembles der Deutschen Oper Berlin Rollen und Bilder von Held*innen in der Oper und kreuzen diese mit ihrer Lebensrealität. So kommen sie zu der Frage, was eine Figur und eine Rolle heute bedeutet für die Konstruktion von Identitäten, wie es Ausdruck ist von Machtverhältnissen und was es über das Verhältnis der Geschlechter besagt, auf, hinter und abseits der Opernbühne.
THE MAKING OF BLOND bildet Recherche ab. Welche Geschichten werden wie auf der Opernbühne erzählt. Was haben Frauen und Männer überhaupt zu sagen und gibt es mehr als heterosexuelle Mann-Frau-Beziehungen? Sind die Kleider geschlitzt und die Haare gefärbt, wie erzählen wir heute auf der Bühne und auch als Publikum etwas über Gender und über unseren Sex?
Dies geschieht im Rahmen einer gut einstündigen szenischen Installation in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin, der experimentellen Spielstätte des Hauses, die qua Programm ein Ort des zeitgenössischen Musiktheaters ist, an dem immer wieder auch das Repertoire wie die Arbeits- und Produktionsstrukturen des Repertoirebetriebs an einem Opernhaus künstlerisch thematisiert und hinterfragt werden. In THE MAKING OF BLOND tut dies die freie Produktionsgruppe Chez Company, bestehend aus der Autorin und Regisseurin Gesine Danckwart, der Dramaturgin Sabrina Zwach und dem Sound- und Mediendesigner Fabian Kühlein zusammen mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Julia Hansen sowie den beiden Komponisten und Musikern Thomas Kürstner und Sebastian Vogel.
Gemeinsam haben sie mit den beiden Tenören Burkhard Ulrich und Jörg Schörner – beide langjährige Ensemblemitglieder der Deutschen Oper Berlin – eine Recherche zu Sängerfächern und Rollenbildern unternommen. Sie haben fachtypische und fachfremde Musik ausgewählt, die, begleitet von einem Streichquartett aus Mitgliedern des Orchesters der Deutschen Oper Berlin, erklingen werden – von der Schlussszene aus SALOME über einen Auszug aus Bachs „Matthäus-Passion“ bis hin zu Kunstliedern der Deutschen Romantik.
Die Musikausschnitte werden mit Texten und Szenen konfrontiert, in denen Fiktion und Dokumentarisches ebenso verschmelzen wie theatrales Spiel und ein Blick in den vermeintlich privaten Schutzraum der Künstlergarderobe, und öffnen somit den Blick auf das innere Räderwerk der Maschine Oper. Diese läuft unerbittlich und ungerührt, selbst wenn die alles bestimmende Stimme der Partitur längst begonnen hat, die eigene Rolle zu hinterfragen – und vielleicht sogar, wenn die Menschen längst das Haus verlassen haben.
THE MAKING OF BLOND ist der zweite Teil eines gemeinsamen Projekts von Chez Company, dem Wiener Burgtheater und der Deutschen Oper Berlin. Als erster Teil entstand am Wiener Burgtheater gemeinsam mit Caroline Peters „Theblondproject“ als Theaterinstallation, die sich aus genuin feministischem Blick mit Rollenzuschreibungen und Rollenkonstruktion blonder Frauen auseinander-gesetzt hat. Nun wird dieser Prozess an der Deutschen Oper fortgesetzt mit einem geweiteten Blick auf Rollenkonstitution und Machtstrukturen und zugleich einer thematischen Engführung, ausgehend vom Mikrosoziotop eines großen Opernhauses.
Eine Kooperation von Chez Company, Burgtheater Wien und Deutscher Oper Berlin, gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes
CHEZ NU
Kommt ein Avatar an die Bar …
12. Juni 2021, im Anschluss an die Vorstellung von THE MAKING OF BLOND
Tischlerei der Deutschen Oper Berlin und per interaktivem Stream auf www.chez-company.org
Von und mit: Gesine Danckwart, Thomas Kürstner, Fabian Kühlein, Sebastian Vogel, Sabrina Zwach und als besonderer Gast mit Jörg Schörner – sowie mit Julia Hansen, Can Elbasi und Skadi Schulz
Im Anschluss an die Vorstellung von THE MAKING OF BLOND feiert das Spättalkieformat CHEZ NU Premiere: Eine kollektive Fragerunde mit Charakter (Tenor) im Chez Nu. Und das sind hoffentlich wieder mal wir alle. Live – oder hybrid, Hauptsache Chez.
In den letzten zwei Jahren hat sich Chez Company mit Identität und Geschlechterrollen beschäftigt. Natürlich eigentlich lebenslang. Gezeigt haben wir „Theblondproject“ 2019 im Kasino, einer Spielstätte des Burgtheaters in Wien. Diese performative Installation entstand aus einem Interviewmarathon. Wir haben Themen überführt und fortgesetzt in einem Hörspiel und sind nun an die Oper gelangt: THE MAKING OF BLOND. Die Höhe des Diskurses muss sich oft mit den Niederungen des echten Lebens synchronisieren! Da sind wir wieder bei uns und auf unsere Lebenswirklichkeit zurückgeworfen. Wo stehen wir eigentlich wirklich?
Um diese Frage weiterzutreiben und künstlerische Umsetzungen zu finden, arbeiten wir mit einem Avatar. Wir haben ihn/sie in Wien auf die Straße gelassen und in Berlin kommt er/sie wieder zu uns zurück, wie ein Bumerang. Wir befragen ihn/sie und fragen uns, was wäre unser besseres Ich, unser Stellvertreter*in und was würde er/sie tun?
„Chez Nu – Kommt ein Avatar an die Bar!“ ist die modifizierte, diskursive Auseinandersetzung um die Uraufführung „Theblondproject“.
Open air auf dem Parkdeck: Jazz-Festival & ATZE Musiktheater: Beethoven – Ein Leben >>> im großen Haus: Premiere: DAS RHEINGOLD (Runnicles/Herheim) am 12. Juni ... Best of DON CARLO & Best of LA FORZA DEL DESTINO >>> Uraufführung in der Tischlerei: THE MAKING OF BLOND
Da Kulturveranstaltungen open air bei Fortbestehen von stabilen Inzidenzwerten unter 100 wieder möglich sind, freuen wir uns, Sie zu den Erzählkonzerten der Jazz-Formationen unseres Orchesters vom 4. bis 6. Juni auf das Parkdeck der Deutschen Oper Berlin einladen zu können.
Die Veranstaltungen im Einzelnen:
4. Juni um 20 Uhr: Herz der Finsternis. Eine Reduxfassung des Weltliteraturklassikers von Joseph Conrad als Jazzmelodram mit der BigBand der Deutschen Oper Berlin, Rezitation: John von Düffel
5. Juni um 20 Uhr: A Midsummer Night’s Dream. Auszüge aus Shakespeares Komödie werden umrahmt von urbanem NuJazz, Groove-Jazz und Swing von der JazzCombo, Rezitation: Yara Blümel, Jens Schnarre
6. Juni um 15 und 18 Uhr: Das Dschungelbuch. Christian Brückner liest Ausschnitte aus Rudyard Kiplings Klassiker der Abenteuerliteratur, die Big-Band spielt dazu Jungle Jazz, komponiert von Martin Auer.
Atze Musiktheater zu Gast: Beethoven – Ein Leben: ab 13. Juni
Beethoven – Ein Leben ist ein historisches Künstlerportrait für Erwachsene und Kinder ab 10 Jahren, inszeniert von Theaterleiter Thomas Sutter und mit Musik von Sinem Altan für Kammerorchester, Band und Chor. Das Publikum ist eingeladen auf eine musikalische Reise 251 Jahre zurück in die Zeit der Französischen Revolution: Wer war der Mensch Beethoven? Wie konnte er trotz Hörverlust komponieren? Wie prägte Beethoven die Gesellschaft und für welche Ziele und Ideale lebte er?
Die Uraufführung findet am 13. Juni um 19 Uhr statt. Für Pressekarten wenden Sie sich bitte an Frieda Grube: f.grube@atzeberlin.de
Premiere DAS RHEINGOLD am 12. Juni
Bei Wiederaufnahme des Spielbetriebs unter Bedingungen des Pilotprojekts (Schachbrettmuster, mit Maske und negativem Testergebnis) freuen wir uns, Sie am 12. Juni zur Premiere des lang erwarteten RHEINGOLD unter musikalischer Leitung von Sir Donald Runnicles und in der Regie von Stefan Herheim einladen zu können. Geplant für den Juni 2020, wurde der neue RING DES NIBELUNGEN dann Ende September 2020 mit der WALKÜRE in ungewohnter Reihenfolge gestartet, um jetzt den Vorabend endlich nachholen zu können.
Im Zentrum von Stefan Herheims Neuinszenierung steht die Beschwörung des Mythos als Versuch der Menschen, sich die Welt immer wieder neu zu erklären und die eigene Existenz durch das Spiel zu begreifen.
Mit Derek Welton als Wotan, Thomas Blondelle als Loge, Markus Brück als Alberich, Annika Schlicht als Freia, Judit Kutasi als Erda u. a. Weitere Vorstellungen am 15., 19., 22., 25. und 27. Juni.
Zwei Mal „Best of“: Verdis DON CARLO und LA FORZA DEL DESTINO
Am 11. und 13. Juni präsentieren wir in einer knapp zweistündigen konzertanten Fassung ein Best of DON CARLO mit Yosep Kang, Davide Luciano, Patrick Guetti, Dinatra Alieva, Anita Rachvelishvili u. a. Durch den Abend führt der Schauspieler Ulrich Matthes.
Und am 17. und 18. Juni folgt ein Best of LA FORZA DEL DESTINO mit Liudmyla Monastyrska, Roman Burdenko, Russell Thomas, Jana Kuru-cová, Ante Jerkunica, Misha Kiria u. a.
THE MAKING OF BLOND von Gesine Danckwart – in der Tischlerei
Gemeinsam mit den Tenören Burkhard Ulrich und Jörg Schörner haben die Performer*innen um „Chez Company“ eine Recherche zu Sängerfächern und Rollenbildern unternommen und fachtypische wie fachfremde Musik ausgewählt – von der Schlussszene aus SALOME über einen Auszug aus Bachs „Matthäus-Passion“ bis hin zu Kunstliedern der Romantik. Die Uraufführung findet am 8. Juni statt, weitere Vorstellungen vom 9. bis 12. Juni in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin.
Der Vorverkauf für alle genannten Vorstellungen beginnt am 27. Mai. Sollten sich aufgrund steigender Inzidenzwerte, nicht erteilter Genehmi-gung und/oder anderslautender Vorgaben des Senats unsere Pläne ändern müssen, würden die erworbenen Tickets selbstverständlich rückerstattet.
Wegen der knappen Platzkapazitäten bitten wir Sie herzlich um Verständnis, dass die Pressekarten ausschließlich den berichtenden Kolleg*innen vorbehalten sind und wir nur eine Karte (keine Begleitkarten) reservieren können. Und wer nicht tagesaktuell die Premieren rezensiert, den bitten wir, ggfs. auf eine der Folgevorstellungen auszuweichen.
Bei den gestern, am 10. Mai, in einer feierlichen Zeremonie digital verliehenen International Opera Awards wurde die Deutsche Oper Berlin für die „Beste Uraufführung des Jahres“ ausgezeichnet. Geehrt wurde Detlev Glanerts OCEANE unter musikalischer Leitung von Sir Donald Runnicles und in der Regie von Robert Carsen, eine Produktion, die im April 2019 ihre Uraufführung feierte. Mit Maria Bengtsson fand die Titelpartie ihre kongeniale Besetzung. Die Wiederaufnahme muss Pandemie bedingt vom Herbst 2021 auf Januar 2023 verschoben werden.
Regisseur Robert Carsen wurde darüber hinaus mit dem Opera Award als „Bester Regisseur“ ausgezeichnet: herzliche Gratulation auch an ihn!
Dass Lise Davidsen als „Beste Sängerin“ geehrt wurde, freut uns umso mehr, als sie im September/Oktober 2020 als Sieglinde in der Premierenserie der WALKÜRE in der Regie von Stefan Herheim und unter musikalischer Leitung von Sir Donald Runnicles auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin begeisterte.
Und die in der Kategorie „Junge Sängerin“ ausgezeichnete Vasilisa Berzhanskaja hat während ihres Engagements an der Deutschen Oper Berlin von 2017 bis 2019 Partien wie Rosina in IL BARBIERE DI SIVIGLIA und Marchesa Melibea in IL VIAGGIO A REIMS interpretiert und für großen Jubel gesorgt.
Für den Chor der Deutschen Oper Berlin freuen wir uns über die Nominierung als „Bester Chor“!
Allen Geehrten und Nominierten unseren herzlichen Glückwunsch!
Premiere SIEGFRIED auf noch unbestimmten Termin verschoben >>> Vom 8. bis 11. April: Alexander von Zemlinskys DER ZWERG als Video on Demand mit Audiodeskription
Die Deutsche Oper Berlin befindet sich mit strengem Testkonzept in den Endproben zu Richard Wagners SIEGFRIED und bereitet damit die Fortsetzung des neuen RINGS unter musikalischer Leitung von Sir Donald Runnicles und in der Regie von Stefan Herheim vor. Leider kann auch diese Premiere, die für den 18. April geplant war, aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation nicht stattfinden und muss auf einen noch unbestimmten Termin verschoben werden. Clay Hilley steht in den Proben als Titelheld auf der Bühne, an der Seite von Ya-Chung Huang als Mime, Iain Paterson als Der Wanderer, Markus Brück als Alberich sowie Nina Stemme als Brünnhilde u. a. Wir teilen Ihnen den neuen Premierentermin mit, sobald er absehbar ist.
Ebenfalls verschoben wird damit der für den 30. April in der Tischlerei angekündigte Termin in der Reihe „Aus dem Hinterhalt: Macht der Künste“ zur Premiere von SIEGFRIED mit Sofia Portanet, Mitgliedern des Ensembles der Deutschen Oper Berlin sowie Musikerinnen und Musikern des Orchesters.
Vom 8. April 15 Uhr bis zum 11. April 15 Uhr (Startzeit) bieten wir auf unserer Website Alexander Zemlinskys DER ZWERG unter musikalischer Leitung von Donald Runnicles und in der Regie von Tobias Kratzer als Video on Demand an. Besonderheit bei diesem Angebot ist die neu eingerichtete Audiodeskription für Menschen mit Sehbehinderung. Diese Aufzeichnung liegt als DVD bei NAXOS vor. Wir danken NAXOS und Förderband e. V. Kulturinitiative Berlin herzlich für die Unterstützung.
In der Titelpartie steht David Butt Philip an der Seite von Schauspieler Mick Morris Mehnert als seinem Alter Ego. Elena Tsallagova interpretiert die Partie der verwöhnten Prinzessin Donna Clara und Emily Magee die der Ghita
„Pilotprojekt Testing“ pausiert weiter >>> Wagners RIENZI: Video on Demand vom 1. bis 4. April
Da der Senat mit Blick auf die Inzidenzen das „Pilotprojekt Testing“ weiterhin pausieren lässt, können wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider keinen Ersatztermin für die am 4. April geplante Publikumspremiere von Riccardo Zandonais FRANCESCA DA RIMINI ankündigen. Wir bedauern das sehr!
Wir werden Sie hoffentlich nach den Ostertagen über Ersatztermine informieren können. Ticketinhaber*innen, die es vorziehen, schon jetzt ihre Karten zu stornieren, bieten wir dazu die Gelegenheit und erstatten natürlich den Kaufpreis. Dafür steht auf der Website ein Rückerstattungsformular zur Verfügung. Der für den 4. April gebuchte Schnelltest-Termin im Testzentrum verfällt automatisch.
Über die Ostertage bieten wir vom 1. April 15 Uhr bis 4. April 15 Uhr (Startzeit) Philipp Stölzls viel gerühmte, bildmächtige Inszenierung von Richard Wagners RIENZI, DER LETZTE DER TRIBUNEN als Video on Demand an. Unter dem Dirigat von Sebastian Lang-Lessing interpretiert Torsten Kerl die Titelpartie, an der Seite u. a. von Camilla Nylund als Irene, Kate Aldrich als Adriano und Ante Jerkunica als Steffano Colonna. Der Stream verfügt wahlweise über englische und deutsche Untertitel und auch die Programmhefttexte bieten wir auf unserer Website in Deutsch und Englisch an. Wir danken Unitel für die Möglichkeit, die Aufzeichnung, die auch als DVD vorliegt, streamen zu dürfen.
Wir wünschen Ihnen erholsame Ostertage und hoffen, uns bald wieder mit einer Einladung in die Deutsche Oper Berlin bei Ihnen melden zu können.
Wir freuen uns, dass nun auch die Uraufführungsproduktion von Chaya Czernowins HEART CHAMBER als DVD und Blu-ray beim Label NAXOS vorliegt. Darauf enthalten sind sowohl die Gesamtaufnahme des am 15. November 2019 in der Deutschen Oper Berlin uraufgeführten Werks als auch ein 90-minütigen Dokumentarfilm zur Genese der Produktion. In diesem Film führt der renommierte Berliner Dokumentarfilmer Uli Aumüller, der auch für den Videomitschnitt der Oper verantwortlich zeichnet, in die Entstehung des Werkes ein und eröffnet faszinierende und sehr persönliche Einblicke in die Probenprozesse mit dem Regisseur Claus Guth, dem Dirigenten Johannes Kalitzke, der Komponistin Chaya Czernowin, dem SWR Experimentalstudio und dem Solistenensemble mit Patrizia Ciofi, Dietrich Henschel, Noa Frenkel, Terry Wey, Frauke Aulbert, dem Kontrabassisten Uli Fussenegger, dem Ensemble Nikel und dem Orchester der Deutschen Oper Berlin.
Im Hinblick auf den komplexen Raumklang, auf den die Komposition Chaya Czernowins angelegt ist, bietet die Blu-ray Disc mit dem optional wählbaren Dolby Atmos Tonformat ein besonders intensives Raumklangerlebnis an. Dieses relativ neue Tonformat lässt den Klang tatsächlich aus allen Richtungen, sozusagen in 360°, differenziert hörbar werden. Von den Nutzern, die über die dafür erforderliche (und recht neue) Abspieltechnik (noch) nicht verfügen, können die Blu-rays und die DVDs auch in den bewährten Formaten Dolby Surround und Stereo erlebt werden. Eine Hörfunkfassung strahlte Deutschlandfunk Kultur aus.
Rezensionsexemplare bestellen Sie ggfs. bitte bei Salvatore Pichireddu, Presse und PR bei NAXOS: sp[at]naxos.de.
Nach der enthusiastisch aufgenommenen Streamingpremiere von Carlo Rizzis und Christof Loys Interpretation der Rarität FRANCESCA DA RIMINI von Riccardo Zandonai freuen wir uns, am 4. April um 18 Uhr eine Vorstellung der Oper vor Publikum anbieten zu können. Der Online-Vorverkauf dafür startet am 18. März um 9 Uhr, die Tickets kosten 25 €. Damit ist die Deutsche Oper Berlin Teil des Berliner Pilotprojekts Testing, mit dem ein Testlauf für die Öffnung von Kultur- und Wirtschaftsveranstaltungen für ein getestetes Publikum durchgeführt werden soll. Deshalb ist es für alle Zuschauer bindend, sich am Tage der Veranstaltung in einem der kooperierenden Zentren auf das Coronavirus testen zu lassen – dies gilt auch für bereits Geimpfte oder Genesene.
Zum Procedere:
Alle Besucher*innen erwerben im Vorverkauf ein personalisiertes Ticket und müssen am Tag der Veranstaltung einen SARS-CoV-2-Antigen-Test in einem der teilnehmenden Testzentren durchlaufen. Bei Eintritt weisen die Besucher*innen ihr tagesaktuelles negatives Test-Ergebnis, ihr personalisiertes Ticket sowie ihren Personalausweis vor. Die SARS-CoV-2-Antigen-Testung ist für das Publikum im Rahmen des Pilotprojekts kostenfrei. Die Besucher*innen erhalten nach dem Ticketkauf einen Link zu den teilnehmenden Testzentren und buchen dort eigenständig ihren Testtermin. Während der Veranstaltung sind das Tragen eines medizinischen Mund-Nasenschutzes oder einer FFP2-Maske sowie die Einhaltung der geltenden Hygieneregeln vorgeschrieben.
Um unserem Publikum eine faire Chance auf den Erwerb von Tickets zu bieten, bitten wir um Verständnis, dass unser Pressekartenkontingent in diesem Falle den berichtenden Kolleginnen und Kollegen vorbehalten bleibt und wir ausschließlich Einzelkarten reservieren. Bitte teilen Sie uns ggfs. bis zum 24. März Ihren Kartenwunsch mit, nach erfolgter Bestätigung senden wir Ihnen einen Link zu den teilnehmenden Testzentren zu, bei denen Sie möglichst zügig Ihren Termin buchen können.
Wir bedanken uns herzlich für Ihr Verständnis!
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel,
sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister Müller,
sehr geehrte Frau Senatorin Pop,
sehr geehrter Herr Senator Dr. Lederer,
wir wenden uns im Vorfeld zu Ihrem erneuten Zusammentreffen am 3. März mit folgendem Appell an Sie:
Räumen Sie der Kultur im Rahmen der Öffnungsszenarien den Platz ein, den die Studienlage zum Infektionsgeschehen für ZuschauerInnen in Theatern und Konzerthäusern legitimiert und den das Grundrecht auf Kunstfreiheit dringend erforderlich macht. Wir fordern, die von uns geleiteten Institutionen zum nächstmöglichen Zeitpunkt, auf jeden Fall aber in Gleichklang mit dem Einzelhandel zu öffnen.
Ermöglichen Sie unserem Publikum, den Schülerinnen und Schülern Berlins und den Berliner Bürgerinnen und Bürgern den risikominimierten, da durch sichere Hygienekonzepte regulierten und kontrollierten Besuch unserer Kultur- und Bildungsstätten. Übereinstimmende Untersuchungen der TU Berlin, des Fraunhofer Instituts und des Bundesumweltamtes haben bestätigt, dass die Hygienekonzepte der Kultureinrichtungen die geringsten Infektionsrisiken im öffentlichen Raum garantieren.
Unsere Kulturinstitutionen mussten schon im November und Dezember des letzten Jahres bei einem „Lockdown Light“ ohne spürbaren Effekt für das Infektionsgeschehen schließen. Ende März werden fünf Monate ohne Publikum hinter uns liegen. Mit dem an diesem Montag veröffentlichten Leitfaden für die Rückkehr von Kultur und Sport wurde ein von 20 ExpertInnen erarbeitetes, fundiertes Konzept vorgelegt.
Als Generalmusikdirektoren und IntendantInnen kämpfen wir unter Berücksichtigung des momentanen Infektionsgeschehens, im kontinuierlichen Austausch mit ExpertInnen und bei ständiger Weiterentwicklung und Anpassung von Hygienemaßnahmen
- um das Fortleben der sozialen Rezeption von Kunst,
- um die Fortführung einer künstlerischen Auseinandersetzung in der Gesellschaft und
- für ein Wiederaufleben Berlins als Metropole der Kunst und Musik.
Mit hoffungsvollen Grüßen
Generalmusikdirektoren / Chefdirigenten:
Daniel Barenboim – Staatskapelle Berlin
Christoph Eschenbach – Konzerthausorchester Berlin
Vladimir Jurowski – Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Kirill Petrenko – Berliner Philharmoniker
Ainars Rubikis – Orchester der Komischen Oper Berlin
Sir Donald Runnicles – Orchester der Deutschen Oper Berlin
Robin Ticciati – Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
IntendantInnen:
Klaus Dörr – Volksbühne Berlin
Ulrich Khuon – Deutsches Theater Berlin
Barrie Kosky – Komische Oper Berlin
Shermin Langhoff – Maxim Gorki Theater
Sebastian Nordmann – Konzerthaus Berlin
Oliver Reese – Berliner Ensemble
Anselm Rose – Rundfunk Orchester und Chöre Berlin
Matthias Schulz – Staatsoper Unter den Linden
Dietmar Schwarz – Deutsche Oper Berlin
Christiane Theobald – Staatsballett Berlin
Georg Vierthaler – Generaldirektor Stiftung Oper in Berlin
Guntbert Warns – Renaissance-Theater Berlin
Martin Woelffer – Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater
Andrea Zietzschmann – Berliner Philharmoniker/Philharmonie Berlin
Mit Riccardo Zandonais FRANCESCA DA RIMINI setzt Christof Loy seine Auseinandersetzung mit wenig bekannten Werken des beginnenden 20. Jahrhunderts an der Deutschen Oper Berlin fort. Die Premiere am 14. März 2021 unter musikalischer Leitung von Carlo Rizzi und mit Sara Jakubiak in der Titelpartie wird um 19 Uhr live gestreamt auf deutscheoperberlin.de und takt1.de >>> Die Aufzeichnung steht auf beiden Plattformen 3 weitere Tage kostenfrei als Video on Demand zur Verfügung, danach ist sie auf takt1.de abrufbar (gebührenpflichtig). >>> Wir danken unseren Kooperationspartnern NAXOS, Deutschlandfunk Kultur und takt1.
2018 hatte Christof Loy Erich Wolfgang Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE gemeinsam mit Marc Albrecht am Pult und Sara Jakubiak in der Titelpartie auf die Bühne der Deutschen Oper Berlin gebracht – eine Produktion, die gleich doppelt ausgezeichnet wurde: als „Wiederentdeckung des Jahres 2018“ von der Zeitschrift „Opernwelt“ und die DVD-Aufzeichnung des Labels NAXOS mit dem OPUS KLASSIK als beste „Operneinspielung 20./21. Jahrhundert“.
Nun folgt eine weitere Zusammenarbeit von Christof Loy und Sara Jakubiak für Riccardo Zandonais FRANCESCA DA RIMINI. Auch hier steht das Psychogramm einer selbstbewussten, unangepassten Frau im Zentrum, die sich jeglichen moralischen und gesellschaftlichen Zwängen entzieht.
Der 1883 geborene Riccardo Zandonai war Schüler Mascagnis und galt um 1910 als neuer Stern am italienischen Opernhimmel. Sein Verleger Tito Ricordi plante mit ihm eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie eine Generation früher sein Vater Giulio Ricordi mit dem jungen Puccini. Dafür scheute Ricordi keine Kosten und Mühen und erwarb für die neue Oper Zandonais die exorbitant teuren Rechte an einem der Skandalstücke der Zeit: Gabriele D’Annunzios fünfaktiges Drama „Francesca da Rimini“, uraufgeführt 1901 in Rom mit Eleonora Duse in der Titelrolle. Gabriele D’Annunzio hatte mit „Francesca da Rimini“ auf einen Stoff aus Dantes „Göttlicher Komödie“ zurückgegriffen, der im 19. Jahrhundert zum Lieblingsthema der Romantik gehörte. Grausame Leidenschaften, blutige Szenen in Bürgerkriegszeiten, ein in flagranti erwischtes, ehebrecherisches Paar und seine todessehnsüchtige Liebe, schließlich finaler Doppelmord aus Eifersucht: Publikum und Presse waren gespalten, für die Künstler der Zeit wurde D’Annunzios „Poem aus Blut und Wollust“ jedoch mit seiner Ästhetik des Fin de Siècle zur Attraktion.
Der 31-jährige Riccardo Zandonai sah in dem Drama nun die Chance zu einer großdimensionierten Oper, für grelle Farbwechsel und eine musikalische Sprache, die unterschiedlichste Stile und Zeiten amalgamiert: Zwischen Reminiszenzen an die Madrigale der Renaissance, der Härte des Verismo, präfaschistischen Marschrhythmen, Wagners TRISTAN UND ISOLDE als Vorbild und dem französischem Impressionismus eines Debussy findet Zandonai einen ganz eigenen Weg eines europäischen Musiktheaters.
Im Zentrum der Handlung stehen gleich drei Brüder, die sich in dieselbe Frau verlieben: Francesca aus dem Haus der Polenta in Ravenna wird von ihrer Familie aus strategischen Gründen an das Haus Malatesta in Rimini verheiratet. Doch der zukünftige Bräutigam Giovanni, alt und unansehnlich, wagt die Brautwerbung nicht selbst und schickt seinen attraktiven Bruder Paolo vor. Diese Täuschung nicht ahnend, verliebt sich Francesca in Paolo und unterschreibt den Ehevertrag. Im Haus Malatesta lebt sie fortan an der Seite eines ungeliebten Mannes und stürzt sich in eine ambivalente Beziehung zu Paolo zwischen Wut und glühender Liebe. Francesca erscheint als Opfer und Täterin zugleich, als todessehnsüchtig Liebende und machtvolle Verführerin, der auch noch der dritte, sadistisch veranlagte Bruder der Familie erliegt. Das gesamte Potenzial dieser Frauenfigur entfaltet sich als widersprüchlicher und komplexer Charakter, zwischen Hingabe und zerstörerischen Kräften – immer auf der Suche nach dem eigenen Seelenfrieden, den Francesca erst im gemeinsamen Liebestod mit Paolo finden kann.
Die Produktion der Deutschen Oper Berlin entstand unter strengen Hygieneauflagen und täglichen Testungen der Beteiligten. So konnten Abstände reduziert und auf Mund-Nasen-Bedeckungen der Darsteller*innen verzichtet werden. Das Orchester der Deutschen Oper Berlin spielt in voller Stärke, ebenfalls durch Hygienemaßnahmen und tägliche Testungen abgesichert. Der Chor ist szenisch nicht eingesetzt, er wird live aus dem Orchesterprobensaal auf die Bühne übertragen.
Die Texte des Programmhefts dieser Produktion stehen auf der Landing Page in Deutsch und Englisch zur Verfügung.
Für weitere Infos stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Wir freuen uns über Ihr Interesse,
Ein integrierter Ansatz für Kultur und Sport
20 renommierte Experten und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen haben ein gemeinsames modulares Konzept mit Blick auf eine kontrollierte Rückkehr von Zuschauern und Gästen zu Veranstaltungen entwickelt
Bundesweite Unterstützung durch mehr als 40 führende Einrichtungen und Organisationen aus den Bereichen Kultur und Sport
Ein umfangreiches und differenziertes Basiskonzept könnte zunächst eine Nutzung von 25 bis 40 Prozent der Gesamtkapazität an den Veranstaltungsorten ermöglichen – weitere Maßnahmen wie fachärztliche Hygienekonzepte und umfassende Teststrategien könnten auch mehr Gäste und Zuschauer zulassen
Eine breit angelegte Initiative aus Experten und Wissenschaftlern sowie Kultur und Sport hat ein umfassendes Konzept vorgelegt, das die Teilnahme von Zuschauern und Gästen an kulturellen und sportlichen Veranstaltungen unter strengen Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen wieder ermöglichen könnte. Mit ihrem Konzept präsentieren die etwa 20 beteiligten Wissenschaftler und Experten sowie mehr als 40 Kultur- und Sportinstitutionen erstmalig einen branchenübergreifenden, datenbasierten Ansatz und damit einen differenzierten Beitrag zur Diskussion um angemessene Wege aus dem Lockdown. Das Konzept entstand unter Mitwirkung von namhaften Experten unter anderem aus den Fachbereichen Infektiologie und Virologie, Raumlufttechnik, Gesundheitsökonomie, Sportmedizin und Kultur sowie Rechtswissenschaften.
Umfangreiches und differenziertes Maßnahmenpaket ermöglicht kontrollierte Öffnung
Der Ansatz stellt verschiedene Modelle sowohl für Indoor- als auch für Outdoor-Veranstaltungen vor. Diese basieren jeweils auf einem Basiskonzept und können mittels weiterer Schritte ausgebaut werden, um die Zahl der Zuschauer und Gäste pro Veranstaltung schrittweise zu erhöhen.
Basiskonzept:
Indoor: Eckpunkte für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen umfassen unter anderem die Erstellung eines Hygiene- und Infektionsschutzkonzeptes, eine Gesamtauslastung von maximal 25-30 Prozent zur Einhaltung der allgemeinen Abstandsregeln, personenbezogene Tickets zum Kontaktmanagement, eine durchgehende Maskenpflicht, ein Ausschankverbot von alkoholischen Getränken bei Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern sowie ein dezidiertes Konzept zur An- und Abreise von Zuschauern und Gästen.
Outdoor: Für Freiluftveranstaltungen geht das Konzept bei vergleichbaren Maßnahmen von einer möglichen Auslastung von 35 bis 40 Prozent der Kapazität aus. Im Amateur- und Breitensport schlagen die Autoren zudem eine „Bagatelluntergrenze“ vor, die bei Veranstaltungen mit ausreichend Flächen eine Sonderregelung vorsieht. Bei Einhaltung der Maskenpflicht und eines erweiterten Abstands sowie Kontaktmanagement durch technische Lösungen wie Apps könnten personenbezogene Tickets in diesem Bereich damit überflüssig werden.
Sowohl für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen als auch für Freiluftveranstaltungen sieht das Basiskonzept zudem bestimmte Sitzplatzschemata vor, die die Einhaltung der Mindestabstände gewährleisten. Das Basiskonzept kann mit vertretbarem Aufwand und mit begrenzten finanziellen Ressourcen von jeder Spielstätte bei der Entwicklung eines Hygienekonzeptes umgesetzt werden. Das könnte insbesondere auch kleineren Einrichtungen in Kultur und Sport einen pragmatischen Weg zurück in einen geregelten Vorstellungs- und Spielbetrieb ermöglichen.
Fachärztliche Hygienekonzepte: An Indoor-Veranstaltungsorten mit großen Räumen und moderner Lüftungstechnik sowie ebenso bei Outdoor-Veranstaltungen ist – über das Basiskonzept hinaus – auch eine höhere Zuschauerzahl machbar. Für eine weitere Erhöhung der Auslastung empfehlen die Autoren ein fachärztliches Hygienekonzept als einheitlichen Standard.
„Maximalmodell“ mit Teststrategie: Auf Basis neuer Diagnostikmöglichkeiten soll die Erweiterung der Zugangsmöglichkeit zu Veranstaltungen umgesetzt werden – bis hin zu einer möglichen Vollauslastung von Opern, Konzerten und Sportereignissen. Zu diesem Zweck könnte die Kultur- und Sportbranche unter anderem Zuschauern und Gästen einen Antigentest am Veranstaltungsort zur Verfügung stellen sowie digitale Portale zur Unterstützung des Kontaktmanagements fördern.
Mitwirkende im Autorenkreis u. a.:
Marcel Altenburg, MSc MA, Prof. Dr. Lutz Fritsche, Prof. Dr. Barbara Gärtner, Dr. Florian Kainzinger, Prof. Dr. Martin Kriegel, Prof. Dr. Tim Meyer, Prof. Dr. Peter Raue, Prof. Dr. Wolfgang Schade, Dr. Georg-Christian Zinn
(vollständige Liste aller Mitwirkenden im Leitfaden)
Pressekontakt:
Ulrich Deupmann
Partner
Brunswick Group GmbH
StudieKulturSport@brunswickgroup.com
Trotz der durch die Corona-Pandemie bedingten Absage der ursprünglich für den 7. November geplanten 27. Festlichen Operngala für die Deutsche AIDS-Stiftung bleibt der Sendeplatz auf 3sat am 28. November um 20.15 Uhr erhalten.
Der rbb hat dafür eine Sendung produziert, in der Höhepunkte aus 26 Jahren AIDS-Gala zu erleben sind. Zu den mitwirkenden Solist*innen gehören neben vielen anderen Piotr Beczala, Montserrat Caballé, Javier Camarena, Joyce DiDonato, Marylin Horne, Simone Kermes, Olga Peretyatko, Thomas Quasthoff, Neil Shicoff und Rolando Villazón. Insgesamt fünf Dirigenten leiten das Orchester und den Chor der Deutschen Oper Berlin, unter ihnen Sir Donald Runnicles, Christian Thielemann und Enrique Mazzola. Die Moderationen von Loriot und Max Rabe sowie aktuelle Interviewpartner wie Sir Donald Runnicles, Simone Kernes und Gesundheitsminister Jens Spahn begleiten das musikalische Programm. Durch die Sendung führt die Moderatorin Nadine Heidenreich. Der rbb strahlt diese Sendung am 2. Dezember um 0.15 Uhr aus.
Die Deutsche Oper Berlin strahlt in Rot: Im Rahmen der gemeinsamen Aktion, mit der Deutschlands Theater und Orchester am 30. November ein Zeichen der Verbundenheit mit ihrem Publikum setzen, wird das Haus an diesem Tag um 17 Uhr in rotes Licht getaucht. Die Aktion wird auf dem Götz-Friedrich-Platz, vor dem Weihnachtsbaum, von Klängen des Blechbläserensembles der Deutschen Oper Berlin begleitet: Die Lichter bleiben an, auch wenn die Musik draußen spielt.
Ab dem 1. Dezember starten wir den digitalen Adventskalender: täglich öffnet sich ein Fenster und lässt Sie die Vielfalt, die Oper ausmacht, entdecken! Virtuose Arien und dramatische Chorszenen, tragische und heitere Momente, Hits und Raritäten –von uns für unser Publikum ausgesucht.
Grammy-Nominierung für die DVD-Aufnahme von Alexander Zemlinskys DER ZWERG unter musikalischer Leitung von Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles
Die Deutsche Oper Berlin freut sich über die Grammy-Nominierung in der Kategorie „Best Opera Recording“ von Alexander Zemlinskys DER ZWERG mit dem Orchester und Chor der Deutschen Oper Berlin unter Sir Donald Runnicles.
In der Titelpartie sorgte David Butt Philip in der Premiere im März 2019 für große Begeisterung, Mick Morris Mehnert war sein Alter Ego als Schauspieler. Elena Tsallagova interpretierte die Partie der verwöhnten Prinzessin Donna Clara und Emily Magee die der Ghita.
Die von Erwin Stürzer (Naxos) und Matthias Henneberger (Deutsche Oper Berlin) produzierte und bei Naxos erschienene Aufnahme der viel gerühmten Inszenierung von Tobias Kratzer entstand in der Videoregie von Götz Filenius.
Die renommierten Grammy-Awards werden am 31. Januar 2021 in Los Angeles verliehen. Die Nominierten wurden am 24. November von der National Academy of Recording Arts and Sciences bekannt gegeben.
Informationen zu SIEGFRIED, MAKING OF BLOND (Tischlerei), FRANCESCA DA RIMINI, ONCE TO BE REALISED (Tischlerei) u. a.
Im Interesse einer größeren ‚Durchführungssicherheit‘ haben wir uns entschlossen, die Premiere von SIEGFRIED, die für den 24. Januar 2021 geplant war, auf den 18. April 2021 zu verschieben. Damit würde die mit der WALKÜRE im September 2020 gestartete Neuproduktion des RINGs unter musikalischer Leitung von Sir Donald Runnicles und in der Regie von Stefan Herheim mit SIEGFRIED fortgesetzt, bevor am 12. Juni 2021 DAS RHEINGOLD folgt. Den Abschluss des Zyklus bildet dann am 17. Oktober 2021 die Premiere von GÖTTERDÄMMERUNG.
Die ursprünglich für den 25. April vorgesehene Neuproduktion der MATTHÄUS-PASSION wird auf eine spätere Saison verschoben.
Die für den März geplanten Premieren: THE MAKING OF BLOND von Gesine Danckwart am 5. März in der Tischlerei und FRANCESCA DA RIMINI am 14. März (Musikalische Leitung: Carlo Rizzi, Regie: Christof Loy) hoffen wir, realisieren zu können.
Die Koproduktion mit der Münchener Biennale ONCE TO BE REALISED, die im Juni 2020 hätte Premiere in der Tischlerei haben sollen, hat mittlerweile wichtige Probenphasen durchlaufen und wird am 3. April 2021 ihre Uraufführung in München erleben, bevor sie am 16. April in der Tischlerei Premiere feiern wird. Bei dem Projekt von Michael Marmarinos handelt es sich um ein Musiktheater in sechs Teilen nach Jani Christou von Beat Furrer, Barblina Meierhans, Olga Neuwirth, Samir Odeh-Tamimi, Younghi Pagh-Paan und Christian Wolff.
Den aktuellen Spielplan mit Repertoirevorstellungen und Konzerten werden wir nach Maßgabe der gegebenen politischen Bestimmungen kurzfristiger bekanntgeben.
Wir freuen uns, mitteilen zu können, dass der Stiftungsrat der Stiftung Oper in Berlin den Vertragsverlängerungen von Dietmar Schwarz, Sir Donald Runnicles und Thomas Fehrle zugestimmt hat.
Der Vertrag von Herrn Schwarz, Intendant der Deutschen Oper Berlin seit der Spielzeit 2012/ 2013, wurde bis zum 31. Juli 2025 verlängert. Damit ist der Stiftungsrat dem Wunsch von Herrn Schwarz nach einer dreijährigen Vertragsverlängerung gefolgt.
Die Verträge von Sir Donald Runnicles, seit 2009 Generalmusikdirektor des Hauses, und Thomas Fehrle, kaufmännischer Geschäftsführer seit 2011, wurden jeweils um fünf Jahre bis 2027 verlängert.
Der Senator für Kultur und Europa sowie Stiftungsratsvorsitzende Dr. Klaus Lederer: „Die Leitungsspitze Schwarz/ Runnicles/ Fehrle hat die künstlerische und wirtschaftliche Entwicklung der Deutschen Oper Berlin in den letzten Jahren maßgeblich geprägt und vorangetrieben. Ich freue mich, dass der Stiftungsrat den Vertragsverlängerungen zugestimmt hat und die erfolgreiche Arbeit des Leitungstrios damit fortgesetzt werden kann."
Dietmar Schwarz: „Der momentane Lockdown nährt zwangsläufig Besorgnisse um die Zukunft der Kulturinstitutionen in Deutschland. Umso mehr freut es mich, dass der Berliner Senat mit unserer Vertragsverlängerung ein klares Zeichen an das Publikum wie an die Beschäftigten des Hauses gegeben hat. Mit dieser Basis haben wir jetzt eine Planungssicherheit auch für die Zeit nach Corona."
#KulturVerbindetAlle mit Profi¬sänger*innen aus vier Berliner Chören am 24. Oktober um 12.30 Uhr auf dem Gendarmenmarkt
Die Corona-Zeit hat viele persönliche Kontakte auf ein Minimum reduziert. Gemeinsame emotionale Kulturerlebnisse gibt es gerade viel zu wenig, das Verbindende unserer kulturellen Vielfalt ist mancherorts ausgebremst. Aber genau das brauchen wir: Dafür möchte die Aktion #KulturVerbindetAlle ein Zeichen setzen und lädt am 24. Oktober um 12.30 Uhr zu einem A-cappella-Demo-Konzert auf den Gendarmenmarkt.
Auf Initiative von Mitgliedern des Chors der Deutschen Oper Berlin versammeln sich Sängerinnen und Sänger aus den Chören der Staatsoper Unter den Linden, der Deutschen Oper Berlin, der Chorsolisten der Komischen Oper Berlin und des RIAS Kammerchor Berlin, um – in gebotenem Abstand – mit dieser gemeinsamen Aktion das Verbindende des Gesangs mit Nachdruck erlebbar zu machen. Stücke aus der Opern- und Konzertliteratur stehen ebenso auf dem Programm wie Volkslied und Kanon.
Grußbotschaft von Antje Vollmer, ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages:
„Die Aktion #KulturVerbindetAlle ist zugleich tief menschlich, aber auch politisch. Denn was in den Corona-Zeiten droht, verloren zu gehen, ist das Gemeinsame, das Verbindende, das, was in einer Gesellschaft ein Wir-Gefühl schafft. Das ist ja die gemeinsame Wurzel aller Kreativität, dass ich einen Zugang zu einem Anderen, zu einem offenen Ohr suche, der mir hilft, meine Einsamkeit zu sprengen. Gemeinsames Singen schafft Lebensfreude, Energie, geteilte Traurigkeit und auch elektrisierende Begeisterung. Es vergewissert uns, dass wir nicht allein sind, sondern gehört, gesehen und gefühlt werden – dass wir lebendig sind! Das ist eine tolle Botschaft an das Publikum, das die Theater, Konzerte und Opern schmerzlich vermisst, aber auch an die Tapferkeit einer ganzen Stadt. Kultur verbindet alle. So soll es bleiben!“
Highlights im November 2020 (neuer Plan!) >>> Zwei zusätzliche WALKÜRE-Vorstellungen am 13. und 15. November >>> Endlich wieder Chor: Verdis REQUIEM (konzertant) >>> Rossinis DER BARBIER VON SEVILLA (szenisch!) >>> Vorschau Dezember: Besetzungs-Highlights und Familienprogramm
Zwar sind wir alle in den Opernhäusern noch weit von einem Normalbetrieb entfernt, trotzdem war die Premiere von DIE WALKÜRE am 27. September ein wichtiges Signal für die Musik- und Theaterwelt und das Beharren auf der Relevanz unserer Kunstform. Ermuntert durch die große Kartennachfrage und ermöglicht durch den ohnehin neu aufzusetzenden November- und Dezemberspielplan gibt es am 13. und 15. November zwei zusätzliche WALKÜRE-Vorstellungen. Lise Davidsen ist, wie in der Premiere, als Sieglinde zu erleben, neben Johan Reuter als Wotan, der zuletzt hier am Haus Alban Bergs Wozzeck interpretierte. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Generalmusikdirektor Donald Runnicles.
Endlich wieder Chor: Verdis MESSA DA REQUIEM (konzertant)
Zweites Highlight im November ist die Rückkehr des herausragenden Chores der Deutschen Oper Berlin auf die Bühne, und zwar in Verdis MESSA DA REQUIEM in einer konzertanten Fassung. Nachdem wochenlang nur Proben in kleinen Stimmgruppen stattfinden konnten, gab es am 21. September endlich wieder eine Probe mit allen Chormitgliedern; dafür trafen sich die Sängerinnen und Sänger bei gutem Spätsommerwetter auf dem Park-deck des Hauses (Foto anbei, Copyright: Marcus Lieberenz). Am 27. und 28. November also ist der Chor zu erleben in MESSA DA REQUIEM mit Eleonora Burrato (Sopran), Clémentine Margaine
(Mezzosopran), Attilio Glaser (Tenor) und Günther Groissböck (Bass). Am Pult: Donald Runnicles.
Zurück zu szenischem Repertoire: DER BARBIER VON SEVILLA
Szenisch kehrt am 7. und 8. November Rossinis DER BARBIER VON SEVILLA zurück auf die Bühne, mit der jungen russischen Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina in der Partie der Rosina, Philippe Talbot/Matthew Newlin als Graf Almaviva und Thomas Lehman/Dean Murphy als Figaro. Unter musikalischer Leitung von Daniel Carter spielt das Orchester mit den Musiker*innen auf Abstand, während die Chorpartien von den Solist*innen übernommen werden. (Weitere Vorstellungen am 26. Dezember um 14.00 und 19.30 Uhr.)
Vorschau Dezember: Besetzungs-Highlights
Ebenfalls szenisch ist am 3. und 6. Dezember Puccinis MADAMA BUTTERFLY zu erleben, mit Starsopranistin Asmik Grigorian als Cio Cio San. Gerade erst wurde sie an der Wiener Staatsoper für ihr Debüt in der Partie gefeiert, umso mehr freuen wir uns, sie jetzt dem Berliner Publikum präsentieren zu können. Als Pinkerton gibt der junge US-amerikanische Tenor Joshua Guarrero sein Hausdebüt, am Pult steht John Fiore.
In ebenso herausragender Besetzung zeigen wir am 9. und 12. Dezember Puccinis TOSCA: mit Sondra Radvanovsky in der Titelpartie, Joseph Calleja als Cavaradossi und Carlos Álvarez als Scarpia. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Donald Runnicles.
Und – last but not least – präsentieren wir in einer festlichen Verdi-Wagner-Gala am 18. Dezember u. a. Sondra Radvanovsky, Annalisa Stroppa, Amartuvshin Enkhbat und Günther Groissböck.
Angebote für Familien und Kinder
Für Familien und Kinder nehmen wir in der Tischlerei die vielgerühmte Inszenierung von DIE SCHNEEKÖNIGIN mit Hanna Plaß in der Titelrolle und Martin Gerke als Kay und Sophia Körber als Gerda wieder auf. Dafür bieten wir sowohl Schulvorstellungen am Vormittag (7., 9., 10., 15., 16., 17.12.) an als auch Familienvorstellungen am Nachmittag (19., 20., 22, 23., 25., 27.12.).
Die neue Kapellmeisterin Yi-Chen Lin gibt in den Vorstellungen von Humperdincks HÄNSEL UND GRETEL am 11., 13., 25. und 27. Dezember ihren Einstand am Pult der Deutschen Oper Berlin. Als Hänsel sind alternierend Irene Roberts und Annika Schlicht zu erleben, als Gretel Meechot Marrero und Alexandra Hutton.
Und für alle NUSSKNACKER-Fans gibt es am 4., 12., 21. und 22. Dezember in der Reihe „Kinder tanzen“ eine gekürzte Fassung des Weihnachtsklassikers.
Für sämtliche Vorstellungen im November und Dezember beginnt der Vorverkauf am 5. Oktober.
Erster Tag des Bühnenfestspiels DER RING DES NIBELUNGEN >>> In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln >>> Dauer: 5 Stunden 45 Minuten (zwei Pausen) >>> Premiere am 27. September 2020 um 16.00 Uhr in der Deutschen Oper Berlin >>> weitere Vorstellungen am 1., 4., 8., 11. Oktober.
Bis heute ist DIE WALKÜRE das populärste Teilstück des RING DES NIBELUNGEN. Nicht nur, weil das bereits 1870, sechs Jahre vor Fertigstellung der Tetralogie, uraufgeführte Werk mit dem Walkürenritt die berühmteste aller Wagner-Melodien überhaupt enthält, sondern auch, weil hier Verzweiflung, Liebe und Mitgefühl als Triebkräfte menschlichen Handelns am unmittelbarsten zum Ausdruck kommen. Denn während der Vorabend des RINGS, das RHEINGOLD, den Göttern
vorbehalten ist, richtet sich der Fokus im ersten Aufzug der WALKÜRE auf zwei Menschen: das Geschwisterpaar Siegmund und Sieglinde, die in der Liebe zueinander einen Ausweg aus ihrem von Flucht, Elend und Unterdrückung geprägten Leben suchen. Ihr Tabubruch ist es, der die nur noch mühsam von den Göttern aufrecht erhaltene Ordnung in Frage stellt und auch die Titelfigur, die Walküre Brünnhilde, gegen dieses alte System Partei ergreifen lässt.
Mit DIE WALKÜRE beginnt nun, nach der Corona-bedingten Verschiebung von DAS RHEINGOLD auf Juni 2021, der neue RING DES NIBELUNGEN der Deutschen Oper Berlin in der Regie von Stefan Herheim und unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Donald Runnicles. Zentral für die Herangehensweise Herheims ist der aus dem griechischen Theater übertragene Gedanke Wagners, dass die Gesellschaft durch den Akt des Spiels immer wieder zu einem neuen Konsens über ihre Werte und Ziele findet. Es sind geistig, aber auch in ganz praktischem Sinne heimatlose Menschen, die sich in seiner Sicht des RINGS auf der Bühne zusammenfinden und durch das Annehmen und Ausagieren der Rollen versuchen, ihre eigene Existenz zu verstehen. Beständig durchdringen sich die Vergegenwärtigungs- und Überwältigungskraft des Musikdramas und die Distanz der Spielsituation, das „Gemachte“ des Kunstwerks.
Für die Neuproduktion der WALKÜRE kann die Deutsche Oper Berlin dabei auf eine Phalanx der bedeutendsten Wagner-Interpret*innen unserer Tage zurückgreifen: Neben Nina Stemme in der Titelpartie der Brünnhilde und Lise Davidsen als Sieglinde sind unter anderem der schwedische Bassbariton John Lundgren als Wotan und der Tenor Brandon Jovanovich als Siegmund zu erleben.
John Lundgren, geboren und aufgewachsen in Schweden, wurde noch während seines Studiums an der Opernakademie in Kopenhagen Ensemblemitglied am dortigen Königlichen Theater. Gastengagements führten ihn u. a. an die Opernhäuser von Leipzig, Hamburg, Berlin, London, Amsterdam, Stockholm, Göteborg, Oslo, Zürich, Peking und Tokio sowie zu den Bregenzer und den Bayreuther Festspielen. Zu seinem Repertoire gehören Partien wie Jochanaan (SALOME), Jago (OTELLO), Baron Scarpia (TOSCA), Don Pizarro (FIDELIO), Tomski (PIQUE DAME), Alberich/Wotan (DER RING DES NIBELUNGEN), Telramund (LOHENGRIN), Amfortas (PARSIFAL), Barak (DIE FRAU OHNE SCHATTEN) und die Titelpartien in DER FLIEGENDE HOLLÄNDER und NABUCCO. Für Sommer 2020 war John Lundgren als Alberich für die geplante und dann abgesagte Neupro¬duktion des RING bei den Bayreuther Festspielen angekündigt. Im Frühjahr 2021 wird er Hans Sachs in DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG an der Königlichen Oper Stockholm interpretieren.
Es war eine der letzten großen Premieren vor der Schließung der Bühnen, in der Lise Davidsen an der Seite von Jonas Kaufmann auf der Bühne des Royal Opera House in Covent Garden, London stand: am 1. März 2020 wurde sie in der FIDELIO-Neuproduktion unter Antonio Pappano und in der Regie von Tobias Kratzer frenetisch gefeiert. Aber auch für ihre erste Wagner-Partie, Elisabeth in TANNHÄUSER, die sie an der Oper Zürich, an der Bayerischen Staatsoper und in Bayreuth sang, wurde ihr von der Presse bescheinigt, eine „Jahrhundertstimme“ zu sein. Die junge Norwegerin debütierte nach ihrem Doppelgewinn des Operalia Gesangswettbewerbs und des Königin-Sonja-Musikwettbewerbs 2015 an der Oper Frankfurt und gastiert seitdem an den großen internationalen Häusern. Im Sommer hätte sie Sieglinde in der RING-Neuproduktion bei den Bayreuther Festspielen singen sollen, ein Debüt, auf das wir uns jetzt an der Deutschen Oper Berlin freuen.
Der aus Billings/Montana stammende Brandon Jovanovich studierte an der Northern Arizona University und an der Manhattan School of Music. Er ist Gewinner zahlreicher Preise, darunter der Richard Tucker Award, und gastierte u. a. an der Metropolitan Opera in New York, am Royal Opera House Covent Garden in London, dem Teatro alla Scala in Mailand, der Wiener Staatsoper, der Opéra National de Paris und der San Francisco Opera. Sein Repertoire umfasst Partien wie Tambourmajor (WOZZECK), Énée (LES TROYENS), Hermann (PIQUE DAME), Prinz (RUSALKA), Sergej (LADY MACBETH VON MZENSK), Florestan (FIDELIO), Walther von Stolzing (DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG) sowie die Titelpartien in PARSIFAL und LOHENGRIN, für die er auch an der Deutschen Oper Berlin schon gefeiert wurde. Zuletzt sang er in Berlin Samson in SAMSON UND DALILA unter dem Dirigat von Daniel Barenboim.
Die vollständige Besetzung sowie weitere Informationen zum Werk
Dokumentarisches Musiktheater >>> Mit Musik von Morton Feldman, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Franz Schubert und Richard Strauss >>> Arrangiert von Michael Wilhelmi >>> Dauer: 2 Stunde 30 Minuten (eine Pause) >>> In deutscher und englischer Sprache >>> Premiere am 2. Oktober 2020 in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin >>> weitere Vorstellungen am 3., 12., 13., 15. bis 18. Oktober 2020
Der Zustand des Waldes wird derzeit viel diskutiert: Trockenheit, Brände, Borkenkäferbefall, Diskussionen über Aufforstung und Abholzung bestimmen nicht mehr nur Fachdiskurse, sondern sind längst im Alltagsgespräch angekommen. Doch wie sieht es tatsächlich aus? Welche unterschiedlichen Positionen gibt es? Welche Rettungsstrategien werden derzeit diskutiert?
Diese Fragen waren Anlass für die Regisseurin Anna-Sophie Mahler und ihr Team, Gespräche mit zwei Pilzforscherinnen, einem Pflanzenneurobiologen, einem Philosophen, der zu Pflanzenbewusstsein forscht, zwei Waldhistorikern, einem Förster und einem Ökophysiologen zu führen. Erkenntnisse und Ideen aus diesen Interviews fließen nun in einen dokumentarischen Musiktheaterabend ein, bei dem das Lernen und Wissen über Kommunikationsstrukturen in der Natur auf unser von der Romantik des 19. Jahrhunderts geprägtes Wald-Ideal trifft. Liedromantik von Schumann und Schubert sowie Chorliteratur von Brahms und Mendelssohn Bartholdy kommen dabei zu Gehör.
Szenischer Ausgangspunkt in der Tischlerei ist dabei ein Langzeitexperiment der TU München im Experimentierforst bei Freising: Dort wird über mehrere Jahre die Auswirkung von Trockenstress auf die Wälder untersucht. Gemeinsam mit den Wissenschaftler*innen betritt das Publikum in der Tischlerei nun diese Experimentierplots, lernt über Ernährungssysteme und Kommunikationsstrukturen und nimmt dabei nach und nach die Perspektive der vermeintlich stummen Natur ein. Die Verwandlung gipfelt in der finalen Verklärung aus Richard Strauss‘ Oper DAPHNE.
Nach der Pause erwartet die Zuschauer*innen eine Steigerung der Perspektive: Morton Feldmans „Triadic Memories“ ist ein außergewöhnliches Stück für Klavier solo. 1981 entstanden, handelt es sich um ein Spätwerk Feldmans, das einerseits von der ihm typischen Reduktion und Offenheit lebt, andererseits einen sehr klaren Aufbau und Spannungsbogen besitzt. So können sich Kommunikationsstrukturen von Bäumen, pflanzliche Netzwerke und subkutane Verbindungen des ersten Teiles in Feldmans Musik spiegeln, aber es bleibt auch Raum für die Dystopie des toten Waldes.
Anna-Sophie Mahler ist sowohl im Schauspiel wie auch in der Oper zu Hause. Ihre Inszenierung von „Mittelreich“ an den Münchner Kammerspielen wurde 2016 zum Theatertreffen eingeladen, Operninszenierungen erarbeitete sie am Theater Bremen, an der Bayerischen Staatsoper oder zuletzt am Staatstheater Stuttgart, wo sie einen Mehrspartenabend zu Brecht/Weills „Todsünden“ gemeinsam mit Peaches entwickelte. Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt liegt aber auch in den dokumentarischen Formen von Musiktheater.
Michael Wilhelmi studierte Mathematik, Philosophie und Komposition in Leipzig und Berlin. Die Verknüpfung von wissenschaftlichem und künstlerischem Schaffen lässt sich in zahlreichen seiner Arbeiten beobachten. Eine besondere Kooperation verbindet ihn mit David Marton, aber ebenso arbeitete er mit Babara Weber, Claudia Meyer, Anna-Sophie Mahler, Robert Wilson, Christoph Schlingensief und Christoph Marthaler zusammen.
Die vollständige Besetzung und weitere Informationen zum Werk
Wagners DIE WALKÜRE >>> Premiere WALDESRUH in der Tischlerei >>> Lieblingsstücke live auf der großen Bühne >>> TOSCA und FALSTAFF konzertant >>> Best of CARMEN
Wir arbeiten weiter auf die Premiere von Wagners DIE WALKÜRE am 27. September hin und bieten Ihnen im Oktober vier weitere Vorstellungen der Neuproduktion an, und zwar am 1., 4., 8. und 11. Oktober. Da die Platzkapazität nach wie vor sehr begrenzt ist, bitten wir die Kolleg*innen, die nicht tagesaktuell berichten, auf eine der Folgevorstellungen auszuweichen. Ohnehin bitten wir um Verständnis, dass die Pressekarten ausschließlich den berichtenden Kolleg*innen vorbehalten sind und wir nur eine Karte (keine Begleitkarten) reservieren können. Der Vorverkauf für alle Termine beginnt am 14. September um 12 Uhr. Die Premiereneinladung mit weiteren Details senden wir Ihnen in den kommenden Tagen zu.
Premierenverschiebungen / neuer Termin für DAS RHEINGOLD
In Folge der weitreichenden Programmausfälle und -umstellungen durch die Covid-19-Pandemie können wir Ihnen schon heute mitteilen, dass die Premiere von Verdis SIMON BOCCANEGRA, die für den 22. November 2020 angekündigt war, auf die Saison 2022/23 verschoben wird. Und die für Mitte Juni 2020 geplante und dann abgesagte Premiere von DAS RHEINGOLD als Auftakt zum neuen RING unter künstlerischer Leitung von Generalmusikdirektor Donald Runnicles und Regisseur Stefan Herheim soll am 12. Juni 2021 nachgeholt werden. Die ursprünglich für den Tag angekündigte Premiere von FIDELIO wird ebenfalls in die Saison 2022/23 verschoben.
Premiere WALDESRUH. Ein Zeltlager ohne Bäume – mit Morton Feldman am 2. Oktober in der Tischlerei
Die Regisseurin Anna-Sophie Mahler entwickelt Produktionen häufig in erweiterten Teams mit Künstler*innen und Wissenschaftler*innen. Für WALDESRUH wird das so generierte Recherchematerial verwoben mit Chorliteratur der Romantik, Waldliedern und Neukompositionen von Michael Wilhelmi. Es entsteht ein musikalisches Dokumentartheater über den Wald, das in einer Aufführung von Morton Feldmans „Triadic memories" gipfelt. Die Premiere findet am 2. Oktober statt, weitere Vorstellungen am 3., 12., 13., 15. bis 18. Oktober.
Lieblingsstücke live I und II am 9. / 24. (I) bzw. 10. / 22. Oktober (II)
Die „Lieblingsstücke" waren die Antwort des Ensembles der Deutschen Oper Berlin auf Corona, um mit dem Publikum auch weiterhin das Erlebnis des Gesangs teilen zu können. Jetzt gibt es die erfolgreiche digitale Serie live auf der großen Bühne: Zur Klavierbegleitung präsentieren die Sängerinnen und Sänger zwei Programme mit Ausschnitten aus großen Opern von Mozart bis Strawinskij.
TOSCA (23. Oktober) und FALSTAFF (30. / 31. Oktober) konzertant
Die an den großen Häusern in London, New York, Wien, Mailand und München gefragte Sopranistin Malin Byström gibt ihr Hausdebüt als Floria Tosca, wenn auch leider nicht szenisch wie geplant, sondern in einer konzertanten Fassung. Die Oper erklingt unter dem Dirigat von Nicholas Milton ohne Kürzungen, mit Fabio Sartori und Roman Burdenko an ihrer Seite, die Chöre werden von der Hinterbühne aus übertragen.
Der junge georgische Bass Misha Kiria hat im Haus an der Bismarckstraße das Publikum schon als Bartolo, als Don Alfonso und als melancholisch-komischer Lord Sidney in IL VIAGGIO A REIMS hinzureißen gewusst. Jetzt freuen wir uns auf seine Verkörperung des Falstaff, dem er als Dreh- und Angelpunkt der verwirrenden Kleinstadt-Posse selbst in der konzertanten Fassung unter Leitung von Ivan Repušić Überzeugungskraft verleihen wird. An seiner Seite sind Thomas Lehman (Ford), Annette Dasch (Alice Ford), Annika Schlicht (Mrs. Quickly) u. a. zu erleben.
Best of CARMEN am 25. Oktober
Mit der russischen Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina präsentieren wir Ihnen in der Titelpartie eine außerordentlich interessante Newcomerin, die im Haus an der Bismarckstraße bereits an der Seite von Anna Netrebko in ADRIANA LECOUVREUR zu erleben war. Im Rahmen des Konzerts erklingen Arien und Ensembles aus Bizets Meisterwerk.
Das vollständige Oktober-Programm entnehmen Sie bitte unserer Website,
OPUS-KLASSIK, der deutsche Klassikpreis, geht in zwei Kategorien an Künstler/Werke der Deutschen Oper Berlin
Wir freuen uns, dass Detlev Glanert für seine Oper OCEANE in der Kategorie „Komponist des Jahres“ des OPUS KLASSIK ausgezeichnet wird. Die Auftragskomposition der Deutschen Oper Berlin wurde am 28. April 2019 unter musikalischer Leitung von Generalmusikdirektor Donald Runnicles uraufgeführt, die Titelpartie interpretierte Maria Bengtsson. Die Aufführung liegt auch als CD in einer von der Deutschen Oper Berlin und dem Label Oehms Classics produzierten Aufnahme vor.
In der Kategorie „Operneinspielung 20./21. Jahrhundert“ wird die von der Deutschen Oper Berlin und dem Label Naxos produzierte DVD-Aufnahme von Erich Wolfgang Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE unter musikalischer Leitung von Marc Albrecht als beste Einspielung des Jahres ausgezeichnet. Die Produktion hatte am 18. März 2018 in der Regie von Christof Loy und mit der brillanten Sara Jakubiak in der Titelpartie Premiere. Die nächsten Vorstellungen an der Deutschen Oper Berlin stehen für Mai und Juni 2021 auf dem Programm.
Die Preisverleihungen finden am 18. Oktober 2020 im Konzerthaus Berlin statt.
Wir gratulieren den Preisträgern herzlich!
Ludwig van Beethoven / Yom: BABY DOLL. Eine Flucht mit Beethovens 7. Sinfonie >>> 7. Sinfonie in A-Dur op. 92 Musikalische Zwischenspiele von Yom >>> Dauer: 1 Stunde 50 Minuten (keine Pause) >>> Uraufführung am 4. September 2020 um 19.30 Uhr in der Deutschen Oper Berlin >>> weitere Vorstellungen am 6. (15.00 und 19.30 Uhr) und 7. September (19.30 Uhr) >>> Ausführender Produzent: Orchestre de chambre de Paris, Koproduzenten: Philharmonie de Paris, Cité Musicale – Metz, Auditorium – Orchestre national de Lyon, Opéra Orchestre national Montpellier Occitanie, Opéra de Rouen Normandie, Fondation Calouste-Gulbenkian de Lisbonne
Am 13. März hätte die neue Arbeit der Pariser Regisseurin, Filmemacherin und für den Faust-Preis Nominierten Marie-Ève Signeyrole in der französischen Stadt Metz herauskommen sollen – dem Tag, als alle Theater in Frankreich geschlossen wurden. Nun erlebt BABY DOLL an der Deutschen Oper Berlin am 4. September seine Uraufführung: ein interdisziplinäres Konzert-Projekt, in dem deutsche Sinfonik auf jiddische Klezmer-Musik trifft, Stimmen von nach Europa geflüchteten Frauen mit Tanz und Video¬einspielungen kommunizieren. BABY DOLL. Eine Flucht mit Beethovens 7. Sinfonie ist ein Abend zwischen Sinfoniekonzert und Klezmer-Session, zwischen Tanz, Dokumentartheater und Video-Installation mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin, dem Klezmer-Komponisten Yom (= Guillaume Humery) und weiteren Gästen unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Donald Runnicles.
Die aktuelle Besetzung und alle weiteren Infos zum Stück finden Sie >>> hier
Auszug aus einem Interview von Dorothea Marcus mit Marie-Ève Signeyrole für die
Deutsche Oper Berlin:
DM: Marie-Ève Signeyrole, was verbindet Beethovens 7. Sinfonie mit dem zeitgenössischen Thema von Flucht und Migration? Politisch aufgeladen wurde sie ja schon nach der Entstehung 1812, sie wurde als „Sinfonie gegen Napoleon“ interpretiert, eine Art Siegesfeier über ihn. Hat das für Sie eine Rolle gespielt?
MES: Nicht, was konkrete Anspielungen auf Napoleon betrifft. Aber der Geist des Krieges ist für mich in der 7. Sinfonie sehr präsent. Ich denke beim Hören an Menschenjagden, an brennende Städte unter Bomben. Ich verstehe unsere Arbeit in BABY DOLL aber nicht als politischen Kommentar, sondern eher als ein lebendiges Werkzeug, um das Bewusstsein zu erhellen. Nicht, um beim Publikum Mitleid zu erzeugen, sondern um mit ihm die Perspektive von Menschen zu teilen, die internationale Konflikte buchstäblich am eigenen Körper austragen. Ich will, auch im Geist von Beethovens Humanismus, ein Licht auf die Reise von Migranten nach Europa werfen, eine gemein¬same Emotion auslösen. Leider kann man da nicht im Geringsten von „Sieg“ oder „Siegesfeier“ sprechen. Es ist vor allem ein harter Kampf: sowohl das konkrete Land als auch das kollektive Bewusstsein des Europäers überhaupt zu erreichen.
DM: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Klezmer-Musiker Yom? Wie verliefen die Proben?
MES: Die Zusammenarbeit mit ihm war das pure Glück. Eine innere Notwendigkeit. Seine Musik spricht von Wanderungen, Nomadentum, Entwurzelung. Im Dialog mit Beethoven ergeben sich Harmonien, aber auch Missklänge. Die Idee war, ein Kunstwerk zu schaffen, das im Namen aller Verschwundenen spricht, deren Namen wir nie erfahren werden. Die Musik trägt die Idee von zwei Kontinenten in sich, die miteinander reden, kämpfen, sich versöhnen, verraten. Zu Beginn hatte ich bereits die Struktur der Arbeit geschrieben, Yom ergänzte das mit musikalischen Vorschlägen, und so bauten wir in eine Art Pingpong-Spiel gemeinsam den musikalischen Rahmen, bis wir in der dritten Phase mit sehr sensiblen Musikern live während der Proben improvisierten. Es ist eine lebendige und organische Struktur geworden, jede Vorstellung klingt anders. Ich kannte Yom durch seine Alben und auch, weil er wie ich in verschiedenen Stilen arbeitet: Klezmer, Elektro, Klassik und Zeitgenös-sisches… und wie ich liebt er, daraus neue Welten zu schaffen und Linien zu suchen, die Musik und Spiritualität vereinen.
DM: Warum haben Sie den Titel BABY DOLL gewählt für ein Stück, dass Flucht thematisiert?
MES: Ich wollte einen Titel, der mit dem Thema Migration spielt, aber nicht mit dem Wort. Der Begriff BABY DOLL ruft viele Assoziationen auf, etwa an den Skandalfilm von Elia Kazan aus dem Jahr 1956 – die Geschichte eines jungen Mädchens, das von einem alten Mann verführt wird. Es ist eine Referenz an die vielen sehr jungen Frauen, die die Flucht nach Europa auf sich nehmen. Baby Doll ist eine Puppe, oft sind die Flüchtenden so jung, dass sie noch ihre Puppen mitnehmen könnten. Babydoll heißt auch das Nachthemd, das sie benutzen, um glauben zu lassen, dass sie schwanger sind, um auf der Reise nicht vergewaltigt zu werden, oder auch das Kind, das während der Reise geboren oder im Bauch getragen wird. 20 Prozent der geflüchteten Frauen sind oder werden schwanger auf der Flucht. Es ist ein Wort, das Leichtigkeit suggeriert, aber in Wirklichkeit Abgründe hat – und einen ironisch-zynischen Beiklang.
Anders als geplant, aber mit 17 Vorstellungen >>> Open Air und konzertant auf der großen Bühne sowie der Premiere BABY DOLL. Eine Flucht mit Beethovens 7. Sinfonie
Wir sind froh, unserem Publikum nach den langen opernlosen Wochen seit dem 12. Juni sechs Vorstellungen eines halbszenischen RHEINGOLD auf dem Parkdeck bieten zu können, bevor am 30. Juni die Sommerpause beginnt. Und da zu vermuten ist, dass die Abstandsgebote und Vorsichtsmaßnahmen uns auch zu Beginn der neuen Saison begleiten, haben wir – einstweilen für die Wochen vom 21. August bis 26. September – einen neuen Spielplan erstellt, der diesen Bedingungen Rechnung trägt. Über die Realisierung der für den Fortgang der Saison geplanten Produktionen informieren wir Sie ab Mitte August, wenn der dann gesteckte Rahmen sich klarer abzeichnet.
Die Vorstellungen im August finden auf dem Parkdeck, also unter freiem Himmel statt. In die Saison starten wir am 21. August mit drei weiteren Vorstellungen des RHEINGOLD in der von Jonathan Dove für 22 Musiker orchestrierten und gekürzten Fassung der Birmingham Opera Company. Weiter geht es dann mit zwei Jazz-Produktionen der BigBand der Deutschen Oper Berlin für Erwachsene und für Kinder: Am 25. und 26. August laden die Musiker*innen zu einer großen Duke-Ellington-Hommage ein, die von Rezitationen durch Schauspieler Maximilian Held ergänzt wird. Für Kinder entsteht eine neue Fassung von Rudyard Kiplings Dschungelbuch, gelesen von Christian Brückner und mit Musik von Martin Auer, zu erleben am 29. und 30. August.
Im September bieten wir konzertante, gekürzte Aufführungen von Repertoirewerken sowie die Premiere einer Inszenierung der französischen Regisseurin Marie-Ève Signeyrole, die Beethovens 7. Symphonie zum Ausgangspunkt eines grenzüberschreitenden Konzert-Projekts gemacht hat: Deutsche Sinfonik und jiddische Klezmer-Musik begegnen sich, und aktuelle Berichte von nach Europa geflüchteten Frauen treffen auf Beethovens Anspruch eines weltumspannenden Humanismus. BABY DOLL. Eine Flucht mit Beethovens 7. Sinfonie ist ein Abend zwischen Sinfoniekonzert und Klezmer-Session, zwischen Tanz, Dokumentartheater und Video-Installation mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin, dem Klezmer-Komponisten Yom und weiteren Gästen unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Donald Runnicles. Die Produktion entstand unter Federführung des Orchestre de Chambre de Paris und wurde für die Cité Musicale Metz premierenreif geprobt, bis der Lockdown Mitte März die Uraufführung vereitelte.
Weiter geht es am 12. und 13. September mit einer Verdi-Gala, in der Auszüge aus MACBETH und NABUCCO konzertant präsentiert werden. Mehr als die Hälfte seiner Opern schrieb Giuseppe Verdi in dem Jahrzehnt zwischen 1840 und 1850. Die Gegenüberstellung seiner beiden bekanntesten Werke aus dieser Zeit, die im Zentrum der Verdi-Gala stehen, zeigt auf faszinierende Weise die Entwicklung von Verdis musikdramatischer Charakterisierungskunst, gerade weil die Hauptpartien in NABUCCO und MACBETH für ganz ähnliche Stimmen geschrieben sind: Sind die beiden Titelrollen die ersten großen Beispiele für den Verdi-Bariton, stellen die Abigaille im NABUCCO und die Lady Macbeth mit ihrem unbedingten Machtwillen dämonische Gegenbilder zu den zarten, hilflosen Sopranfrauen der romantischen Oper dar. Im Gala-Konzert werden diese charismatischen Bühnenfiguren von zwei Ausnahmesängern gestaltet: Der junge mongolische Bariton Amartuvshin Enkhbat feierte bei seinem Debüt an der Deutschen Oper Berlin in der Titelpartie des NABUCCO einen triumphalen Erfolg, die spanische Sopranistin Saioa Hernández hat sich seit ihrem Debüt an der Mailänder Scala 2018 mit der Odabella in ATTILA weltweit als Interpretin der großen dramatischen Verdi-Partien profiliert. Ihnen zur Seite stehen Irene Roberts, Marko Mimica, Patrick Cook und das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Roberto Rizzi Brignoli.
Am 19. und 20. September laden wir zu einem Best of AIDA unter musikalischer Leitung von Giampaolo Bisanti ein. Dass Verdis AIDA eine der meistgespielten Opern ist, hat nicht nur mit dem legendären Triumphmarsch zu tun, sondern auch mit Arien wie „O patria mia“, „Celeste Aida“ oder dem Schlussduett „O terra addio“. Als Aida ist die junge russische Sopranistin Elena Stikhina zu erleben, die als Preisträgerin des Operalia-Wettbewerbs für Aufsehen sorgte und in kürzester Zeit die großen Bühnen weltweit eroberte. Judit Kutasi begeisterte mit ihrer Amneris u.a. schon in der Arena di Verona und ist eine der gefragten Erdas (DAS RHEINGOLD) sowie Lauras (LA GIOCONDA), so auch an der Deutschen Oper Berlin. Und Jorge de León, häufiger Gast im Haus an der Bismarckstraße, leiht seinen tenoralen Glanz dem ägyptischen Feldherrn Radames.
Mit LA GIOCONDA schrieb Amilcare Ponchielli Musikgeschichte: Das Werk erzählt von einer Sängerin, genannt „La Gioconda“, „die Heitere“, die sich opfert, um dem von ihr unglücklich geliebten Enzo ein neues Leben mit einer bereits verheirateten Frau zu ermöglichen – Laura, der Frau des venezianischen Politikers Alvise Badoero. Es ist zentrales Meisterwerk der italienischen Oper zwischen Verdi und Puccini, zwischen Melodramma und Verismo, melodiensatt und zugleich dramatisch zupackend. Und es ist jene Oper, deren populärste Nummer mit dem „Tanz der Stunden“ ausgerechnet die Ballettmusik des dritten Aktes ist. Diese erklingt in der konzertanten Aufführung Best of LA GIOCONDA am 25. und 26. September neben weiteren Ausschnitten, darunter etwa Giocondas Arie „Suicidio!“ oder Enzos „Mare e ciel“. Als Enzo wird mit Joseph Calleja einer der gefragtesten Tenöre unserer Zeit zu erleben sein. An seiner Seite steht mit dem Bariton Roman Burdenko als sein intriganter Gegenspieler Barnaba ein ebenfalls regelmäßiger Gast im Haus an der Bismarckstraße – neben zwei jungen Sängerinnen, die zu den aufstrebenden Stars der Opernwelt zählen: Judit Kutasi als Laura sowie in der Titelpartie die jungen russische Sopranistin Irina Churilova. Es spielt das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Ivan Repušić, als Moderator führt Jörg Schörner durch den Abend.
Da die behördlichen Bestimmungen entsprechend des aktuellen Infektionsgeschehens in Bewegung sind, starten wir am 22. Juni zunächst mit dem Vorverkauf für den Monat August, der Vorverkauf für September beginnt am 17. August.
Vom 30. Juni bis 12. August befindet sich die Deutsche Oper Berlin in Ferien – selbstverständlich melden wir uns dann kurzfristig mit aktuellen Informationen und hoffen sehr, Sie und unser Publikum zu einem wieder umfänglicheren Vorstellungsangebot bei steigender Platzkapazität begrüßen zu dürfen!
Wir wünschen Ihnen einen erholsamen Sommer