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Propaganda und Wahrheit - Deutsche Oper Berlin

Propaganda und Wahrheit

Ein Gespräch mit den Regisseurinnen Julia Lwowski und Franziska Kronfoth

NIXON IN CHINA ist eine der wenigen Opern, die sich mit politischen Ereignissen der jüngeren Zeitgeschichte befassen: 1972 absolviert die US-Delegation um Präsident Richard Nixon einen mehrtägigen Besuch in der Volksrepublik China. Es ist das erste Aufeinandertreffen der beiden verfeindeten Mächte seit über einem Vierteljahrhundert – und ein Medienspektakel der Superlative. Die Oper, die John Adams und seine Librettistin Alice Goodman rund zehn Jahre nach dem Gipfeltreffen schufen, verdichtet historische Originaldokumente und Zitate zu einer klingenden Erzählung über moderne Mythen und die Macht der Bilder. Nun bringt die Deutsche Oper Berlin NIXON IN CHINA erstmals in einer szenischen Neuproduktion nach Berlin. Die beiden Regisseurinnen des Musiktheaterkollektivs Hauen und Stechen sprechen darüber, wie sie sich dem Werk nähern.

Wovon handelt „Nixon in China“ über das konkrete Ereignis des Staatsbesuchs hinaus?

Julia Lwowski: Es geht um das Kräftemessen zweier Giganten. Obwohl der neoliberale Imperialismus Amerikas und der ausbeuterische Kommunismus Chinas konträre politische Ideologien sind, ähneln sie sich doch in ihrer Brutalität. Beide Systeme haben viele Menschenleben gefordert. Zudem ist NIXON IN CHINA ein zutiefst amerikanisches Stück – von der Musik, die broadwayhafte Züge trägt, über die englische Sprache bis hin zur Zeichnung der Figuren. Auch wenn sich Libretto und Musik dabei immer wieder über die USA lustig machen, sind die Amerikaner*innen die Sympathieträger*innen. Die Schattenseiten der Protagonisten rücken dabei in den Hintergrund. Im Grunde geht es also um viel mehr als nur einen Besuch: Es geht um Lügen, Propaganda und das Hinterfragen von scheinbaren Wahrheiten.

NIXON gilt als Paradewerk der Minimal Music, auch wenn sich Adams Komposition mit Anleihen an die europäische Klassik und den Bigband Sound der Swing-Ära einer formalen Strenge entzieht. Die Musik ist mit ihren repetitiven Schichtungen und großen dramatischen Bögen sehr mitreißend. Man hat das Gefühl, beim Hören die Zeit, ja gar das ernsthafte Thema aus den Augen zu verlieren. Was bedeutet das für eure inszenatorische Arbeit? 

Franziska Kronfoth: Uns ist gleich zu Beginn aufgefallen, dass die Musik gewaltige Wellen schlägt und es sich vermutlich um musikalische Bilder für Macht handelt. Diese Gebilde, die sich schichtweise auftürmen, kann man mit einer Interpretation gar nicht so leicht ins Wanken bringen – vielleicht möchte man ihren Einsturz sogar verhindern. Das lässt einen in der Arbeit ziemlich erschrocken zurück. Da sich das Stück überhaupt nicht der Verantwortung der auftretenden Machthaber annimmt, ist es umso wichtiger, dass wir das in den Bildern auf der Bühne tun.

Wie setzt ihr das konkret um?

Franziska Kronfoth:  Indem wir an den Surrealismus anknüpfen, der vor allem im dritten Akt des Stücks angelegt ist. Wir inszenieren die Oper nicht auf eine dokumentarische Weise, sondern in verschobenen, überhöhten und monströsen Bildern. Diese Herstellung von Bildern mittels Video und Live-Kamera steht in Zusammenhang mit der Propagandamaschinerie, die hinter dem Staatsbesuch steckt. Wir versuchen diese Mittel der Propaganda für unsere Erzählung zu nutzen – für die Suche nach einer anderen Wahrheit, als sie vielleicht in dieser Oper und in den Geschichtsbüchern steht. Bestenfalls entsteht ein Nachdenken über Macht und Politik und darüber, was eine lebenswerte Gesellschaft ist.

Julia Lwowski: Zu Beginn der Arbeit hatten wir den Anspruch, alle in der Oper vorkommenden Informationen und historischen Andeutungen zu erzählen. Uns wurde schnell klar: Um das zu tun, bräuchte man wahrscheinlich mindestens zwanzig Opern und es würde auch nicht unserer Arbeitsweise entsprechen. Also haben wir uns innerhalb der historischen Konkretion Freiheiten gesucht: Wir nutzen den Humus der Geschichte, um das aufzuspüren, wo die Kamera nicht draufgehalten hat. Die Minimal Music mit ihren stetigen Wiederholungen hilft dabei, uns ein stückweit von der Vorlage zu emanzipieren.

Die auftretenden Figuren sind Personen des öffentlichen Lebens, Henry Kissinger ist erst vor einigen Monaten verstorben. Sind das Rollen, in die die Sänger*innen wirklich schlüpfen können? 

Julia Lwowski: Da es sich um jüngere Zeitgeschichte handelt, haben manche die historischen Ereignisse noch selbst erlebt oder zumindest darüber gelesen. Und es ist völlig klar, dass wir nicht die Illusion herstellen können und wollen, dass die Sänger*innen Richard Nixon, Mao Tse-tung oder Chiang Ch’ing sind. Darin unterscheidet sich die Arbeit radikal von einer Beschäftigung mit anderen Opern. Hier streifen sie die Rollen an und ab und dieses epische Moment ermöglicht uns, die vierte Wand zu durchbrechen und den Illusionsraum Bühne aufzulösen.

Was passiert im bereits angesprochenen dritten Akt und warum ist dieser so entscheidend für die gesamte Lesart des Stücks?

Franziska Kronfoth: Die Figuren geraten hier in einen zeitlosen Zustand, in dem sie ihren Erinnerungen und Gedanken nachhängen. Mao und Chiang Ch’ing erleben, wie sich das kommunistische China neu formiert. Richard und Pat Nixon erinnern sich an die Zeit, in der er im Südpazifikkrieg als Soldat stationiert war. Dieses private und apolitische Moment birgt eine große Problematik: Die Figuren werden aus der Verantwortung genommen und das Stück verliert sich in einer Poesie des Privaten, des Nachdenkens und Erinnerns. Aus ihrer Verantwortung möchten wir die Personen aber nicht entlassen und uns mit unserer Interpretation auf eine bestimmte Weise dagegenstellen.

Das Interview führte Carolin Müller-Dohle.

 

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